Titel | Valkyrie Elysium |
29. September 2022 | |
Square Enix | |
29. September 2022 | |
Square Enix | |
29. September 2022 | |
Square Enix | |
System | PlayStation 5, PlayStation 4 |
Getestet für | PlayStation 5 |
Entwickler | Soleil |
Genres | Action-Rollenspiel |
Texte | |
Vertonung |
JRPG-Fans, die bereits um die Jahrtausendwende herum ihrem Hobby frönten, werden vermutlich nicht um Valkyrie Profile herumgekommen sein. Das JRPG für PlayStation vereinte seinerzeit rundenbasierte Kämpfe mit Timing-Elementen und Platformer-Sequenzen. Abgerundet von einer kreativen Erzählweise und Designentscheidungen, erkämpfte sich der Titel die Gunst vieler SpielerInnen und KritikerInnen. Und auch heute noch blicken Fans zufrieden auf Valkyrie Profile zurück, das im Laufe der Zeit noch mit einer Fortsetzung und weiteren Ablegern zur Serie ausgebaut wurde.
13 Jahre nach dem letzten Konsolenableger steht nun ein neuer Serieneintrag ins Haus. Entwickler Soleil schreibt sich auf die Fahne, die betagte Valkyrie-Reihe mit Valkyrie Elysium in die Moderne zu tragen. Aus JRPG wird dabei kurzerhand ein Action-Rollenspiel, das neue SpielerInnen und Fans der Serie gleichermaßen erfreuen soll. Ob das auch gelungen ist, erfahrt ihr im folgenden Test.
Aushilfe als Weltenretter
Der Asgardische Krieg ließ die Welt in Trümmern zurück. Die meisten Tiere, Menschen und sogar Götter fielen der Katastrophe zum Opfer. Auch am obersten Gott – Allvater Odin – ging der tobende Konflikt nicht spurlos vorbei. Geschwächt nutzt er seine schwindende Kraft, um göttliche Kriegerinnen – die Walküren – zu erschaffen, die an seiner statt die Ordnung wiederherstellen sollen. Denn während der Krieg vorüber ist, wirft bereits ein größeres Unheil seinen Schatten auf die Welt: Ragnarök.
Hier kommen wir ins Spiel. Wir schlüpfen in die Rolle einer anmutigen Walküre und bereisen – auf Geheiß unseres Schöpfers Odin – Midgard. Unsere Mission: Die Welt vor ihrem drohenden Ende bewahren. Natürlich ist das leichter gesagt als getan. Anstelle von Menschen und Tieren, streifen nun nämlich allerhand dämonische Schergen durch das verwüstete Land.
Und dann ist da noch eine mysteriöse Walküre, die offenbar nicht viel von Odins Plänen hält und uns das Leben schwer macht. Wir haben also alle Hände voll zu tun!
Auf dem Schlachtfeld zu Hause
Für all die Anstrengungen wollen wir natürlich gewappnet sein. Entsprechend begrüßt man uns zum Einstieg mit einem Tutorial, das uns mit den grundlegenden Mechaniken des Titels vertraut macht.
Und weil sich Valkyrie Elysium als typisches Action-RPG präsentiert, lernen wir hier allem voran, wie wir unser Schwert schwingen. Die Kämpfe stellen nämlich den Kern der Spielerfahrung dar – im Laufe unseres Abenteuers lassen wir fiese Schergen zu Hunderten ins Gras beißen.
Wir steuern die Walküre in der Third-Person-Ansicht und messen uns in Echtzeit mit unseren Feinden. Dazu stehen uns ein leichter und ein schwerer Angriff, sowie – ihr habt es erraten – diverse magische Angriffe zur Verfügung. Letztere basieren auf verschiedenen Elementen, von denen wir im Gefecht strategisch Gebrauch machen. Alle Feinde, die uns auf unserer Reise begegnen, besitzen nämlich ihrerseits eine Affinität für ein bestimmtes Element. Ebendiese zu unseren Gunsten auszunutzen, ist der Schlüssel zum Sieg.
Treffen wir beispielsweise auf einen feurigen Schergen, sind wir gut damit beraten, ihm mit Eis-Zaubern zuzusetzen. So sorgen wir im Bestfall für eine „Elementare Zerstörung“, die unseren Gegner in einen gehemmten oder gar kampfunfähigen Zustand versetzt. Der perfekte Zeitpunkt, um ordentlichen Schaden auszuteilen.
Ordentlich austeilen tun auch die sogenannten Einherier. Das sind die Seelen von KriegerInnen, die wir im Laufe unseres Abenteuers um uns scharen. Ihrerseits ExpertInnen verschiedener Elemente, rufen wir die Einherier im Kampf zur Hilfe und profitieren von entsprechendem elementaren Waffenschaden. So können wir selbst größeren Feindesgruppen die Stirn bieten.
Dynamische Kämpfe mit Stolpersteinen
All das kann in den ersten Spielstunden erstmal etwas überwältigend wirken. Um in Kämpfen die Oberhand zu behalten, gilt es nicht nur die diversen Mechaniken zu verinnerlichen, sondern ebenso in der Hitze des Gefechts abzurufen. Nicht selten werden wir nämlich mit großen Feindesscharen konfrontiert, die diverse elementare Affinitäten aufweisen. Um hier am längeren Hebel zu bleiben, müssen wir die Situation stets rasch analysieren und den Einsatz verschiedener Waffen, Einherier und Zauber koordinieren. Haben wir da aber einmal den Dreh raus, entsteht regelmäßig ein toller Spielfluss, der in dynamischen Gefechten resultiert.
»Haben wir einmal den Dreh raus, entsteht ein toller Spielfluss, der in dynamischen Gefechten resultiert. Schade nur, dass diese Dynamik von diversen Stolpersteinen in ihrem Potenzial ausgebremst wird.«
Schade nur, dass diese Dynamik von diversen Stolpersteinen in ihrem Potenzial ausgebremst wird. Um den Angriffen unserer Feinde auszuweichen, stehen uns etwa – neben der Flucht zu einem anderen Feind via Seelenkette – eine Abwehrhaltung und der gängige Ausweichschritt zur Verfügung. Beide Fähigkeiten belohnen uns zudem mit einem Zeitfenster zum Konter, wenn wir sie unmittelbar vor Kontakt mit dem Gegner ausführen. So weit, so gut. Leider bleiben feindliche Angriffe oftmals aber so undurchsichtig, dass der Ausweichschritt oder die Abwehr misslingt. Hier spielt zudem der Umstand mit rein, dass wir Animationen inmitten von Kombos nicht durch ein Ausweichen abbrechen können. Entsprechend unbefriedigend fühlt es sich also an, wenn wir in längeren Komboangriffen verhaftet werden und dann noch feindliche Hiebe kassieren.
Zu allem Überfluss bekämpfen wir neben unseren Feinden auch immer mal die Kamera. Dieser fällt es nämlich regelmäßig schwer, uns einen Überblick über das Kampfgeschehen zu geben. Das Ergebnis sind zuweilen chaotische Gefechte, in denen wir vorsorglich in Sicherheit rollen, um möglichen Angriffen aus dem Off zu entkommen.
Vergleichbaren Genrevertretern ist es in der Vergangenheit einfach deutlich besser gelungen, solche frustrierende Stolperfallen zu vermeiden. Ein potenziell tolles Kampfsystem präsentiert sich uns so lediglich als solide. Schade.
Rudimentäres Abenteuer
Kämpfen wir grad nicht mit dämonischen Schergen, durchstreifen wir die verwüsteten Ländereien von Midgard. Zu Beginn eines jeden Kapitels steuern wir dazu von Walhalla eines von einer Handvoll Gebieten an – darunter Burgruinen, ein Wald und ein verschneites Gebirge. Klingt erstmal nach Abwechslung – die gibt es aber allenfalls visuell. Alle Gebiete fühlen sich nämlich strukturell identisch an. Wir bereisen stets sehr abgesteckte Karten, die nur minimalen Raum zur Erkundung lassen. Alle paar Meter konfrontieren wir dabei eine Feindesgruppe, ehe wir uns zum nächsten Wegpunkt aufmachen. Sackgassen abseits des Weges belohnen uns mit Schatzkisten oder sogenannten Hohlblüten, von denen es eine bestimmte Anzahl pro Gebiet gibt.
Stichwort Hohlblüten: Das Sammeln der Blümchen kann ziemlich lästig werden. Sämtliche Fundorte sind von vornherein auf der Karte verzeichnet, sodass wir diese lediglich abarbeiten und kaum Bedarf besteht, selbst zu erkunden. Jetzt könnte man sagen: „Warum überhaupt die Zeit mit Sammelgegenständen verschwenden?“ Und grundsätzlich würde ich zustimmen. Allerdings ist das Sammeln aller Blüten eine Voraussetzung für eines der vier Enden des Spiels. Und die bieten nicht zuletzt unterschiedliche Bosskämpfe.
Der Haken: Verpassen wir mal eine Blüte und schließen das Kapitel ab, bleibt uns nichts anderes übrig, als es nochmal zu starten. Und dann reicht es nicht aus, das vergessene Blümchen einzusammeln und ins wohlige Walhalla zurückzukehren. Nein, ihr müsst das Kapitel erneut abschließen, damit ihr alle erspielten Gegenstände auch euer Eigen nennen dürft. Vor allem vor dem Hintergrund, dass ein Kapitel gerne mal über 60 Minuten in Anspruch nehmen kann, ist dies eine der Designentscheidungen, die fast sadistisch anmuten. In jedem Fall ist es aber eine freche Art der Spielzeitstreckung.
Mittel zum Zweck
Schätze am Wegesrand belohnen uns meist nur mit Tränken, von denen wir lediglich eine Handvoll mit uns tragen können. Sind die Taschen voll, bleibt die Truhe eben unberührt zurück. Eine Reserve-Funktion abseits unseres Inventars gibt es nämlich nicht. Na gut. Besser bewachte Schatzkisten bedenken uns da schon mit sinnvolleren Belohnungen – so etwa Ambrosia, das unsere Lebensenergie, Künste- oder Seelenleiste permanent erhöht.
»Unsere Aufgaben sind ganz offensichtlich das notwendige Mittel zum Zweck, um eine Monsterkeilerei mit der nächsten zu verbinden.«
Hier und da variieren unsere Ziele übrigens ein wenig – etwa, wenn wir bestimmte Gegenstände suchen, die wir mithilfe unserer Konzentrationsfähigkeit ausfindig machen. Hierbei lotsen uns hübsche Schmetterlinge den Weg zum gesuchten Objekt. Eine völlig überflüssige Mechanik, sind die Gebiete doch so linear, dass man zwangsläufig über das Questziel stolpert. Unsere Aufgaben sind ganz offensichtlich das notwendige Mittel zum Zweck, um eine Monsterkeilerei mit der nächsten zu verbinden. Und das ist grundsätzlich in Ordnung, wenn Valkyrie Elysium hier nicht so repetitiv und uninspiriert wäre. Nach einem Kapitel haben wir im Kern – zumindest an dieser Front – alles gesehen. Diverse Nebenaufgaben machen hier keine Ausnahme.
Die zahlreichen Begegnungen mit Monstern auf dem Weg versorgen uns immerhin mit allerhand Seelen, die wir sowohl zur Verbesserung unserer diversen Waffen als auch zur Stärkung unserer Walküre nutzen. So investieren wir in drei Talentbäume und steigern unsere Werte oder erlernen gar neue Fähigkeiten. Gut gerüstet stellen wir uns dann in jedem Kapitel einem visuell opulenten Bossgegner, der unser Können auf die Probe stellt.
Auf normalem Schwierigkeitsgrad sind wir dabei selten überfordert, auf höheren wird es schon knackiger. Allerdings allem voran wegen der oben beschriebenen Kränkeleien. Ein Spieldurchlauf nimmt etwa 15 bis 20 Stunden in Anspruch. Widmen wir uns zusätzlich allen optionalen Inhalten, darf man nochmal ein paar Stunden oben drauf legen.
Es war einmal… vorhersehbar
»Valkyrie Elysium erzählt die einfache Geschichte einer kühlen Walküre, die den Befehlen ihres Schöpfers stoisch folgt und dabei charakterlich die meiste Zeit blass bleibt.«
Der ernüchternde Eindruck setzt sich auch im Hinblick auf die Story fort. Valkyrie Elysium erzählt die einfache Geschichte einer kühlen Walküre, die den Befehlen ihres Schöpfers stoisch folgt und dabei charakterlich die meiste Zeit blass bleibt. Die Einherier bringen jeweils etwas Charakter in die Gruppe, über die Genre-typischen Stereotypen geht es aber kaum hinaus.
Entwicklungen und Wendungen sehen wir auf viele Kilometer Entfernung heranrollen. Ähnlich wie die Erkundung der Welt, schien auch die Handlung des Spiels nicht die höchste Priorität bei der Konzeption und Entwicklung zu genießen. Das macht die Geschichte von Valkyrie Elysium nun nicht zur absoluten Vollkatastrophe. Aber eben auch zu nicht mehr als dem nötigen Kleber zwischen den Kapiteln. Erwartet nicht, groß überrascht oder mitgerissen zu werden – der Fokus liegt klar auf den Kämpfen.
So auch im kostenfreien Update, das im November erscheinen soll und das wir leider nicht vorab testen konnten. Dieses soll die Walküre Hilde spielbar machen und neben weiteren Schwierigkeitsgraden auch einen Time-Attack-Modus liefern. Fans der Kämpfe dürften hier also gut bedient werden.
Grundsolide Technik
Und wie stellt sich Valkyrie Elysium technisch an? Grundsätzlich solide. Der Titel erfreut uns etwa mit tollen Charaktermodellen. Insbesondere unsere Protagonistin strotzt vor Detailreichtum. Selbiges lässt sich nur bedingt von der Welt behaupten, die zwar hier und da hübsche Panoramen in einem eigenen Stil mit stärkeren Konturen präsentiert, häufig aber auch trist und farbarm bleibt. Auch die Texturen decken ein großes Spektrum von detailliert bis verwaschen ab.
Hinsichtlich der Performance begeistert die PS5-Version mit 60 Bildern pro Sekunde – eine Wohltat in hektischen Gefechten. Leider gerät die Framerate zuweilen ins Stottern, allerdings nie in einer Häufigkeit, als dass es sich auf die Spielbarkeit auswirken würde.
Auf auditiver Ebene begleitet uns der atmosphärische Soundtrack von Motoi Sakuraba, der bereits das Original musikalisch untermalte. Der Fokus des Spiels auf die Kämpfe findet dabei auch im Soundtrack Beachtung. Sakuraba lässt seine Stücke nämlich in (den häufigen) Gefechtssituationen bemerkenswert geschmeidig in entsprechende Kampfthemen übergehen. Besondere Spitzen bieten sich dafür selten, werden aber auch nicht vermisst.
Die SprecherInnen beider – japanischen und englischen – Tonspuren leisten ebenso einen durchweg guten Job. Etwas aus der Zeit gefallen wirkt allerdings der Umstand, dass keine Lippensynchronität besteht. Vor allem in Kombination mit den detaillierten Charaktermodellen mutet dies etwas befremdlich an.
Neben den beiden Tonspuren bietet Valkyrie Elysium übrigens diverse Sprachoptionen für die Bildschirmtexte an – darunter auch Deutsch. Größere Patzer erlauben sich die Texte dabei erfreulicherweise nicht. Kleinere Fehler, die hier und da auftauchen, sind zu vernachlässigen.
Ein holpriger Walkürenritt
Mit Valkyrie Elysium sollte die Valkyrie-Serie in die Moderne getragen werden. Und in gewisser Weise hat Entwickler Soleil dieses Ziel auch erreicht. Immerhin tauschte man das rundenbasierte Kampfsystem gegen flottere Echtzeit-Action aus und unterstreicht dabei die andauernde Verlagerung des Genres. Ob man diese Entscheidung nun begrüßt oder ablehnt, ist wohl eine klassische Geschmacksfrage.
In jedem Fall präsentiert Valkyrie Elysium ein dynamisches Kampfsystem, das uns mit einem tollen Spielfluss belohnt, wenn wir uns erstmal an alle Mechaniken gewöhnt haben. Schade nur, dass diverse Stolpersteine diesen grundsätzlich guten Eindruck immer wieder schmälern. Das Fehlen von „Animation Canceling“, undurchsichtige Zeitfenster zum Ausweichen, eine bockige Kamera – all das zerstört die Spielerfahrung zwar nicht, trübt sie aber unnötig.
Trotzdem: Es sind die Kämpfe, die mich bei Valkyrie Elysium bei der Stange hielten. Abseits dieser begrüßen uns nämlich lediglich Storyeinschübe und Erkundungspassagen, die allenfalls Mittel zum Zweck sind und als notwendiger Kleber dienen, um eine Kampfsequenz mit der nächsten zu verbinden. Versteht mich nicht falsch – ich hatte Spaß mit Valkyrie Elysium. Ich habe aber auch keine große Verbindung zum Original – ein Umstand, den ich übrigens baldmöglichst ändern möchte. Fans des Originals sei aber geraten, ihre Erwartungen herunterzuschrauben. Valkyrie Elysium ist kein besonders kreativer oder gar experimenteller Genre-Hybrid. Es ist einfach ein solides Action-RPG. Ist man damit zufrieden, kann man eine gute Zeit mit dem Titel haben.
Ich empfehle in jedem Fall, vorab in die Demo-Version zu schauen. Die lässt euch gute zwei Stunden reinschnuppern, einen guten Eindruck vom Spiel gewinnen und euren Speicherstand in die Vollversion übertragen.
Story
Gameplay
Grafik
Sound
Sonstiges
Bildmaterial: Valkyrie Elysium, Square Enix, Soleil