Bildmaterial: Mortal Kombat 11, Warner Bros. / NetherRealm Studios
Update: In einer früheren Version des Artikels hieß es in der Überschrift, Walmart würde gewalttätige Videospiele aus den Geschäften entfernen lassen. Das ist natürlich nicht richtig, auch wenn es zeitweise wohl vereinzelt geschah. Die Anweisungen gelten für Demo-Stände, Werbung und Events für gewalttätige Spiele, nicht für die Spiele selbst. Wir entschuldigen uns.
Dass Videospiele nicht zum ersten Mal für Verbrechen verschiedenster Art (mit-)verantwortlich gemacht werden, ist bekannt. Anlässlich der Schießereien in El Paso, Texas, und Dayton, Ohio, bei denen insgesamt 22 Menschen getötet und 52 verletzt wurden, stellte Donald Trump erneut die Vermutung auf, dass auch gewaltvolle Videospiele Schuld am Handeln der Täter sein könnten.
Man müsse die gesellschaftliche Glorifikation von Gewalt stoppen und Rassismus sowie Fanatismus und White Supremacy verurteilen, so Trump. Der US-Präsident sprach außerdem davon, zukünftig stärker mit sozialen Netzwerken zusammenzuarbeiten um potenzielle Täter schneller zu identifizieren.
Die Mental-Health-care-Gesetze sollen außerdem reformiert und Waffen für Personen, welche als Bedrohung für die Gesellschaft identifiziert wurden, schwerer zugänglich gemacht werden.
Etwaige Werbung werden komplett entfernt
Der US-amerikanische Einzelhandelskonzern Walmart versucht nun die Initiative zu ergreifen. Die Angestellten erhielten eine interne Mitteilung welche darauf hinweist, dass Werbung für Spiele, in denen Gewalt und Aggressivität vorkommen, entfernt werden solle. Das bedeutet: keine Werbung jeglicher Art für „gewalttätige Videospiele“. Etwaige Aufsteller, Hinweise und im Geschäft spielbare Demos müssen verschwinden.
Events, welche für Combat- und Third-Person-Shooter werben, sollen ebenfalls umgehend abgesagt werden. Außerdem sollen jegliche Produkte, die den entsprechenden Genres angehören, aus dem Warenangebot genommen werden. Ebenfalls betroffen sind Filme sowie Werbung für die Jagdsaison.
Waffen werden weiterhin uneingeschränkt verkauft
Auch wenn es keinerlei Hinweise darauf gibt, dass zwischen den Tätern und Videospielen eine tragende Verbindung existiert, scheint es doch wiederholt einfacher zu sein die Schuld auf ein Kunst-Medium zu übertragen anstatt sich mit den offensichtlicheren Problemen auseinanderzusetzen.
Das dachte sich auch ein Walmart-Mitarbeiter, welcher die Mitteilung kurzerhand entsorgte. Außerdem gab er an, dass sein Arbeitgeber weiterhin nichts gegen den Waffen- und Munitions-Verkauf im Geschäft unternehmen würde.
Die Aufrufe aus verschiedensten Richtungen, dass Walmart den Handel von Waffen stoppen soll, wurden lauter. Der Konzern gab jedoch bekannt, dass keine Änderungen zum Verkauf solcher geplant sind.
Negative Auswirkungen auf die Spiele-Industrie
Trotz der Tatsache, dass es nachgewiesen keinen Zusammenhang zwischen den neusten Amokläufen und Videospielen gibt, zeigten sich nach der Ansprache von Trump bereits erste Auswirkungen auf die Aktien verschiedener Publisher. Darunter Take-Two Interactive und Activision sowie EA. Selbst Zynga, Herausgeber von mobilen Casual-Titeln wie FarmVille, hat Abzüge zu verbuchen.
Organisationen wie ESA und IGDFA halten gegen
Die ESA, kurz für Entertainment Software Association, veröffentlichte ein Statement. In diesem wurde unter anderem darauf hingewiesen, dass Milliarden Menschen weltweit Videospiele konsumieren. Und zwar ohne, dass irgendeine andere Nation über 250 Massenschießereien (seit Anfang des Jahres) zu verkraften hatte.
Tatsächlich haben Videospiele in der Gesellschaft immer mehr Positives beizutragen. Neben dem gängigen Spaß- und Erholungsfaktor sowie dem Kommunizieren mit Freunden, entwickeln sich Spiele auch immer mehr zu praktischen Helfern in Forschung, Pädagogik und Bildung sowie in medizinischen Therapien und mehr.
Die IGDFA-Stiftung, welche sich für faire Arbeitsverhältnisse und mehr Diversität in Entwicklerstudios einsetzt, betonte, dass es umfassende Untersuchungen gibt, welche aufzeigen, dass es keinen Zusammenhang zwischen Videospielen und radikalisierter Gewalt gibt.
Alle Jahre wieder
Bereits 2018, nach dem Amoklauf an einer Schule in Parkland, Florida, mit 17 Toten, gab es ein Treffen zwischen dem US-Präsidenten und Vertretern der Videospiel-Industrie. Teilnehmer waren unter anderem die ESA, Take-Two Interactive und Bethesdas Mutterfirma ZeniMax Media. Auch im Fall Parkland gab Trump Videospielen die Mitschuld an der Tragödie.
Kurz danach wurde, zum Entsetzen der Industrie, ein Video mit gesammelten, gewalttätigen Szenen aus Videospielen auf dem offiziellen YouTube-Account des Weißen Hauses hochgeladen.
Um zu zeigen, dass Videospiele nicht nur aus Gewalt, sondern eben aus wesentlich mehr Facetten bestehen und eine wunderbare Vielfalt zu bieten haben, antwortete die Organisation ‚Games for Change‘ mit einer Zusammenstellung diverser Spielszenen, welche diesen Fakt stützen und zeigen sollten, wie vielschichtig das Medium sein kann und ist.
via GamesIndustry, Vice