Titel | God Eater 3 |
11. Juli 2019 | |
Bandai Namco Entertainment | |
12. Juli 2019 | |
Bandai Namco Entertainment | |
12. Juli 2019 | |
Bandai Namco Entertainment | |
System | PlayStation 4, Nintendo Switch, PC |
Getestet für | Nintendo Switch |
Entwickler | Marvelous First Studio |
Genres | Action-RPG |
Texte |
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Vertonung |
Bildmaterial: God Eater 3, Bandai Namco
Vor fast zehn Jahren startete die God-Eater-Saga für PlayStation Portable. Die oft zu Unrecht als Monster-Hunter-Klon gelabelte Reihe musste hart kämpfen, um sich eine eigene Identität zu schaffen. Doch mit der Zeit konnte sie viele Fans für sich gewinnen. Mit dem dritten Ableger sollte nun endgültig der Sprung auf die stationären Konsolen getan werden. Doch nun kehrt die beliebte Monsterjagd-Reihe wieder zu ihren Wurzeln zurück und beglückt Spieler, die ihre Konsole gerne unterwegs mitnehmen. Wie gut der Port und seine Extras sind, das erfahrt ihr hier!
Wer sich ein genaues Bild über die Geschichte und das Gameplay verschaffen will, der kann unser Review zum originalen Release von God Eater 3 lesen. Dieser Test konzentriert sich hauptsächlich auf die neuen Inhalte und die ein oder andere Stärke bzw. Schwäche der Switch-Version.
Geteilte Freude ist doppelte Freude
Eines vorweg: Inhaltlich hat sich beim Port für Nintendo Switch nicht allzu viel verändert. Die vielen nötigen Updates, welche die Entwickler nach dem Release veröffentlicht haben, sind allesamt auf der Cartridge vorhanden. Lediglich auf ein exklusives neues Feature können sich die Besitzer der Hybrid-Konsole freuen: auf einen lokalen Koop-Multiplayer.
Wenn es etwas gab, was die Laufzeit und den Spielspaß um einiges hätte erhöhen können, dann war es genau dieses Feature. Mit Freunden auf Aragami-Jagd zu gehen macht die kurzen Missionen so viel aufregender und unterhaltsamer. Die Tatsache, dass man wirklich überall dazu in der Lage ist, ist nur das Tüpfelchen auf dem i.
»Die grafischen Downgrades sind ein absolut akzeptabler Preis für eine solch stabile Performance.«
Generell profitiert God Eater 3 massiv von der Portabilität. Die kurzen Ausflüge in die Aschelande und die repetitiven Besuche in der Basis scheinen fast so, als wären sie einst dafür gedacht unterwegs genossen zu werden. Grafisch müssen sich Fans hier auf einige kleine Abstriche vorbereiten.
Es zeigt sich mal wieder, dass die Switch technisch klar im Nachteil im Vergleich mit den anderen stationären Konsolen ist. Besonders im Docked-Modus fallen auf dem großen Bildschirm unsaubere und unscharfe Texturen auf.
Zudem werden Zwischensequenzen und Gameplay von so einigen Treppchen heimgesucht. Das scheint aber ein kalkulierter Kompromiss der Entwickler gewesen zu sein, da die Framerate nicht in die Knie zu zwingen ist. Spielt sich auch noch so viel Epik und Drama auf dem Bildschirm ab, bleibt sie auf stabilen 30 Bildern pro Sekunde.
Selbst im Online-Koop-Modus und den brachialen 8-Spieler-Raids läuft das Geschehen stets flüssig ab. Die grafischen Downgrades, die auch nur im direkten Vergleich stärker auffallen, sind ein absolut akzeptabler Preis für eine solch stabile Performance. Im Handheld-Modus fallen die Downgrades sogar noch weniger auf, jedoch ist das Bild hier ein wenig nebelig.
Mehr ist immer besser
Zu den neuen Inhalten, die seit dem Release per Patch hinzugefügt wurden, zählen selbstverständlich eine Vielzahl von neuen und schrecklichen Aragami, die es zu vernichten gilt. Auch der Charakter-Editor profitierte in den vergangenen Monaten von neuen Kleidungsstücken, Frisuren und weiteren Extras. Nun ist der Spieler wirklich in der Lage seinen optimalen Anime-Hauptcharakter zu erschaffen. Neben veränderten Status-Werten wurden noch viele neue Angriffe hinzugefügt.
Diese kleinen Updates sind ein netter Bonus, adressieren jedoch nicht die Schwächen von God Eater 3, welche wir in unserem originalen Review angesprochen hatten. Andere jedoch tun genau dies!
Die unzähligen Balance-Updates, die sowohl Spieler als auch Aragami betreffen, sorgen generell für ein runderes Gesamterlebnis und damit einen wesentlich flüssigeren und spaßigeren Spielablauf. Das Kampfsystem geht etwas angenehmer von der Hand, obgleich die unnötig überladene Steuerung weiterhin eine der größten Schwächen darstellt.
Auch die zusätzlichen Story-Missionen sind, aufgrund der Kürze der Spieldauer, ein willkommener Bonus. Diese Episoden sind nach erstmaligem Durchspielen der Hauptgeschichte zugänglich und bieten weitere NPC-Interaktionen und Gegner. Leider bleibt auch mit diesen der Story-Modus zu abgehackt um den Charakteren und der Welt genug Zeit zum Atmen und Wachsen zu geben.
Leere Blätter sind langweilig
Auch die eigentliche Geschichte zählt nicht gerade zu den Stärken von God Eater 3. Vielmehr wirft sie ein Licht auf die vielen Fallgruben, in welche Entwickler oft fallen. Die größte davon ist wohl der stumme Hauptcharakter. Als Grund für einen solchen Helden geben die Entwickler oft an, dass sich der Spieler so besser in das Geschehen hineinversetzen kann. Ein leeres Blatt lässt sich besser mit den eigenen Worten beschriften.
»Die Zwischensequenzen sind eine Aneinanderreihung von Melodrama, Stereotypen und großen Ausschnitten.«
Der Charakter-Editor soll dieses Gefühl natürlich noch verstärken. Betrachtet man jedoch die Rolle und die Interaktionen des Hauptcharakters mit den NPCs und der Welt, dann wird schnell klar, dass ein stummer Protagonist nichts weiter ist als eine Ausrede keinen guten Charakter schreiben zu müssen.
Wenn der stumme Held alle nur anschweigt und die NPCs ihn ausschließlich anreden und um ihn herumtanzen, dann zerstört das jede Immersion, die dadurch, laut Entwickler, erreicht werden soll. Zumal jeder Spieler einen anderen Charakter besitzt und in den verschiedenen Situationen anders gehandelt und reagiert hätte.
Menschen verfügen über die einzigartige Gabe, sich in die Gefühlswelt von jemand anderem hineinzuversetzen. Wenn die Entwickler einen nachvollziehbaren, menschlichen, komplexen und interessanten Hauptcharakter erschaffen würden, dann könnten sich vermutlich weit mehr Spieler in dessen Lage versetzen und mit ihm mitfühlen, als wenn dieser sich durch die Gegend schweigt.
Die größten und memorabelsten Momente der Spiel- und auch Filmgeschichte sind sorgfältig konstruiert und geschehen auf den Schultern von geliebten Charakteren, die mit ihrer Persönlichkeit die Herzen der Menschen erobert haben. Ein stummer und ausschließlich passiver Protagonist wird dazu kaum in der Lage sein.
Melodrama und Stereotypen
Wie viele andere japanische Rollenspiele besitzt God Eater 3 eine faszinierende Rahmenhandlung. Das ist oft eine Stärke der Fernost-Spiele. Die Kreation neuer Welten mit eigenen Gesetzen, Rassen und Gefahren.
Leider wird vor allem den Dialogen und Charakteren (in diesem Fall den NPCs) weitaus weniger Sorgfalt geschenkt. Die Zwischensequenzen sind eine Aneinanderreihung von Melodrama, Stereotypen und großen Ausschnitten. Jeder Charakter lässt sich in einer minimalen Anzahl von Wörtern zusammenfassen, niemand besitzt Ecken und Kanten oder entwickelt sich wirklich weiter.
Nichtsdestotrotz tun sowohl die japanischen als auch die englischen Synchronsprecher ihr Bestes, den Charakteren Leben einzuhauchen. Erstere Sprachausgabe ist, wie so oft auch, die qualitativ hochwertigere. Sie passt besser zur Anime-Optik und dadurch, dass man die Dialoge nicht direkt versteht, werden sie etwas erträglicher. Dennoch haben auch die englischen Sprecher eine gute Arbeit geleistet.
Woran man jedoch definitiv gefallen finden wird, ist der atemberaubende Soundtrack von Komponist Go Shiina. Fans der beiden ersten God-Eater-Ableger sind bereits hochqualitative Soundtracks gewöhnt. Doch dieses Mal wurden alle Erwartungen übertroffen, zumindest wenn man sich diese in aller Ruhe anhört und eine Schwäche für orchestrale und chorale Epik hat.
Go Shiina, Go!
Leider lässt die Implementierung der brachialen Stücke oft zu wünschen übrig. Alle anderen Effekte überlagern den Soundtrack. Erst wenn man sich die Stücke einzeln anhört, wird deren Qualität deutlich. Go Shiina versteht, dass ein Soundtrack mehr sein muss als eine Aneinanderreihung von Hintergrundmusik.
Ein Spieler sollte beim Hören bestimmter Melodien, Harmonien oder gar Instrumentenkombinationen sofort an das dazugehörige Spiel denken.
Ein Soundtrack muss die DNA eines Spieles beinhalten und das ist dem Komponisten bei dieser Reihe zweifelsohne gelungen. Dieses Mal hat sich Go Shiina statt auf viele Elektrostücke und häufige Genre-Wechsel fast komplett auf Chor und Orchester verlassen. Dadurch könnten alteingesessene Fans enttäuscht werden, doch die Qualität der Kompositionen ist über jeden Zweifel erhaben.
Sowohl die spannenden neuen Arrangements der bekannten Melodien als auch die komplett neuen Kreationen überzeugen und haben Ohrwurm-Qualität. Um sich von dieser Qualität selbst zu überzeugen, reichen die ersten paar Takte des emotionalen „The Spirit´s Pulse“ oder allein der brachiale Auftakt zu „Tomorrows Ties“, welches sich mit der Zeit stetig weiterentwickelt.
Leider muss man beim genauen Hinhören die Soundabmischung kritisieren. Die Lautstärke und Klangklarheit von Chor und Orchester könnten wesentlich besser abgestimmt und optimiert sein. Am Ende ist es wieder schade, dass ein solch fantastischer Soundtrack, der sogar die großen traditionellen JRPG-Serien in den Schatten stellt, in einem Spiel zu finden ist, das nicht so viel Wert auf seine Charaktere und Geschichte legt.
Am Gameplay an sich hat sich selbstverständlich nichts geändert, trotz der Portierung. Die spannenden und wilden Kämpfe machen richtig Spaß, sind fordernd und lohnend zugleich. Natürlich kann es bei den überladenen Menüs und generellen Gameplay-Optionen Stunden dauern, bis man sich komplett zurechtfindet, aber dank der Masse an Waffen und Möglichkeiten des Aragami-Tötens wird jeder Spieler seinen ganz eigenen Stil finden.
Mit den vielen Patches der letzten Monate kamen zudem einige neue Missions-Typen hinzu, die noch einige Zeit an die Konsole fesseln können. Doch auch wenn diese ausgefallene Namen wie Zertifikations-, Angriffs oder Zeitspiel-Missionen besitzen, so handelt es sich bei allen Modi um ein und dieselbe Spielweise. Ab in die monotonen und repetitiven Arenen und Aragami schlachten.
God Eater to go!
God Eater 3 ist ein wirklich spaßiges Erlebnis. Das galt auch schon vor den vielen kostenlosen Patches, die den Inhalt nochmals um einiges erweitert haben. Besonders die zusätzlichen Story-Missionen und die Balancing-Updates waren bitter nötig und haben die Erfahrung viel angenehmer gemacht. Alleine dafür würde sich ein zweiter Durchgang lohnen.Der Nintendo-Switch-Port ist den Entwicklern ebenfalls gelungen.
Die grafischen Abstriche sind ein absolut akzeptabler Kompromiss für die stabile Performance. Außerdem ist die God-Eater-Reihe wieder da, wo sie einst angefangen hat: unterwegs in den Händen der Spieler. Der exklusive lokale Koop-Modus bringt zudem viele Stunden Spielspaß mit sich. So muss ein Port sein: Die beste grafische Qualität, die eine stabile Framerate möglich macht, alle Extras und Updates, die seit dem originalen Release erschienen sind, und exklusive Modi, die sich jeder wünscht. Der phänomenale Soundtrack von Go Shiina ist da nur das Horn auf dem grausamen Aragami.