Die World Health Organisation will in der Neuauflage ihres Registers für Krankheiten die „Gaming Disorder“ aufnehmen, die Videospielsucht also. Man wertet sie als psychische Störung und damit als Krankheit. Dass Videospiele süchtig machen können, darüber herrscht in der Wissenschaft größtenteils Einigkeit. Auch darüber, dass Videospielsüchtige grundsätzlich Hilfe brauchen. Der Vorstoß der WHO wird trotzdem kontrovers diskutiert.
Der Deutschlandfunk zitiert mit Prof. Matthias Brand einen der Befürworter:
„Es hilft dabei, die Grundlagen-Mechanismen der Störung besser zu verstehen, wenn man entsprechende Forschungsgelder auch für diese Störungen zur Verfügung gestellt bekommt. Das heißt, es hilft sowohl auf der rein wissenschaftlich akademischen Ebene als auch insbesondere auf der Ebene der Betroffenen, um die es geht, um die besser diagnostizieren und therapieren zu können.“
Gegner des Vorstoßes wie Dr. Antonius van Rooij halten die Aufnahme von Videospielsucht als Krankheit für verfrüht. „Ich und eine Reihe anderer Wissenschaftler halten das für verfrüht, weil die Evidenz noch nicht stark genug ist“, sagte er gegenüber dem Deutschlandfunk.
Es gäbe einerseits nicht genügend Studien, die eine solche Klassifizierung zulassen. Andererseits sei noch unklar, wie Videospielsucht mit anderen Krankheiten wie der Depression zusammenhängen würde. Es gäbe durchaus die These, dass die Videospielsucht vielmehr eine Art Bewältigungsmechanismus für andere Krankheiten ist, als eine eigenständige Störung.
Antonius van Rooij führt aber auch eine andere Gefahr ins Feld, nämlich die Stigmatisierung von Spielern, die nur zeitweise kaum von Videospielen loskommen.
„Wir sorgen uns um Panikmache in den Medien. In einigen Ländern werden Videospiele schon jetzt eher kritisch gesehen. Wir glauben, es könnte als generelles Argument gegen Video- und Computerspiele eingesetzt werden. ‚Schau, das ist eine Sucht, eine Störung, das kann nicht gut für dich sein‘.“
Welche Auffassung vertretet ihr?
via Deutschlandfunk