Eigentlich wäre an dieser Stelle ja bereits alles gesagt, allerdings sind die DLCs von Witcher 3 so umfangreich, dass sie noch jeweils einen eigenen Absatz verdient haben, finde ich. Der erste DLC ‚Hearts of Stone‘, den ich auch zuerst gespielt habe, erzählt die Geschichte von einem Mann mit dem Namen Olgierd, der sich mit dunklen Mächten eingelassen hat und nun den Preis dafür zahlt. Geralts Begegnung mit ihm findet eigentlich eher zufällig – durch einen Monster-Auftrag – statt, doch schon bald gerät auch Geralt in Kontakt mit den bösen Mächten, mit denen Olgierd einst aneinander geriet und muss sich diesen stellen. Der DLC bietet also eine ganz neue, eigene ‚Main Story‘, die auch als solche gekennzeichnet ist, aber von der Geschichte des Grundspiels gänzlich losgelöst ist. Sie fügt sich also eher wie eine sehr, sehr umfangreiche Side Quest in das Spiel ein. Neben dieser Main Quest gibt es auch noch ein paar neue Side Quests, die es zu entdecken gibt, sowie ein „neues“ Gebiet, das es zu erkunden gilt. Ich setze „neues“ in Anführungszeichen, da es sich hierbei eigentlich eher um eine Erweiterung eines schon bekannten Gebiets handelt, das man im Rahmen des Grundspiels auch ziemlich frei betreten kann, allerdings merkt man am rapiden Level-Anstieg der Gegner dann sehr schnell, dass man hier nicht richtig ist. Tatsächlich waren die Gegner sogar nach Abschluss des Grundspiels ziemlich hart, obwohl ich (mal wieder) überlevelt war. Ich habe den Schwierigkeitsgrad dann tatsächlich auch schon bald von „normal“ auf „easy“ runter gesetzt, da ich keine großen Ambitionen hatte, mich nach über 100 Stunden Spielzeit nochmal intensiv mit dem Kampfsystem auseinanderzusetzen. So ging der DLC von der Schwierigkeit her dann auch sehr gut von der Hand. Was die Main Story anbelangt, gefiel mir Hearts of Stone ebenfalls sehr gut, bis auf wenige Längen im Mittelpart (z.B. ein quälend langes Hochzeitsfest). Man hat direkt gemerkt, dass sehr viel Zeit und Mühe in diesen DLC geflossen ist und wer das Grundspiel gemocht und gespielt hat, wird auch hier sicherlich auf seine Kosten kommen. Im Endeffekt ist es natürlich „more of the same“, aber man lernt einige neue Charaktere kennen, es gibt ein paar neue Gegnertypen und Bosse, neue Gebiete und Orte und eine neue, interessante Geschichte. Auch die Inszenierung einiger Main Quest-Abschnitte gefiel mir hier ausgesprochen gut (Stichwort: Gemälde).
Und als sei das noch nicht genug gewesen, hat CD Project RED mit dem zweiten DLC – Blood and Wine – sogar nochmal eine Schippe drauf gelegt, sowohl hinsichtlich des Umfangs auch als hinsichtlich der allgemeinen Qualität, wie ich fand. Der zweite DLC bietet eine gänzlich neue Map, die den großen Maps im Grundspiel in nichts nachsteht: Es gibt wieder eine neue Main Quest, es gibt über 30 neue Sidequests, dutzende Erkundungsmöglichkeiten, neue Skill-Möglichkeiten, neue Gegnertypen usw. Tatsächlich war das DLC-Gebiet von Blood and Wine (Toussaint) auch mein Favorit unter allen Gebieten – das Hauptspiel eingeschlossen –, einfach vom ganzen Flair und Design her. Stilistisch ist es wirklich unfassbar schön; so viel Spaß am reinen Rumlaufen/-reiten und Umschauen hatte ich zuletzt in Ghost of Tsushima. Doch bevor ich mich im Schwärmen verliere, noch ein paar Worte zur Main Story von Blood and Wine: Eines Tages wird Geralt von den Männern der Herzogin von Toussaint in ihr Königreich bestellt, um in ihrem Auftrag ein Monster zu erledigen, das systematisch einige ihrer höchstrangigen Ritter ermordet. Geralt nimmt den Auftrag an und begibt sich nach Toussaint, wo er auf der Jagd nach dem Monster schon bald einem alten Freund wiederbegegnet, dessen Namen ich aus spoiler-technischen Gründen an dieser Stelle lieber nicht verrate Schon bald zeichnet sich ab, dass Geralts Jagd auf die Bestie von Toussaint sich – Überraschung – als wesentlich komplizierter und vertrackter erweist, als zunächst gedacht. – Hinsichtlich der Main Story gefiel mir persönlich Blood and Wine unter’m Strich ähnlich gut wie der erste DLC. Herausgestochen haben hier meiner Meinung nach aber die Charakter-Beziehungen und -Interaktionen: Die Geschichte von Blood and Wine ist deutlich stärker in Geralts Vergangenheit verankert, was man auch merkt, finde ich. Ein Highlight war für mich persönlich aber das Erkunden der neuen Region. Nachdem ich spezifisch nach einer Map im Grundspiel das Gefühl hatte, dass mein Erkundungsdrang nun doch allmählich verebbt, hat Toussaint mich in dieser Hinsicht nochmal mitgerissen und motiviert, wirklich alles mitzunehmen.
Ich glaube, es ist schon eine Weile her, dass ich so einen langen Review geschrieben habe, aber bei 135 Stunden Spielzeit ist das vielleicht auch nicht ganz unangemessen – Witcher 3 hat wirklich einiges zu bieten, wie man sieht, und es gibt einiges dazu zu sagen. Ich persönlich bin sehr froh, dass ich dieses Mammutprojekt nun angegangen bin und es auch bis zum Schluss durchgehalten habe, ohne zwischendurch die Lust zu verlieren, denn für mich hat es sich wirklich gelohnt Meine Strategie, mich nicht in dem Spiel zu „verbeißen“, ist dabei auch völlig aufgegangen: Ich habe parallel zu Witcher 3 immer noch ein anderes Spiel gespielt, das irgendwie als Ausgleich fungiert hat, z.B. weil es eher kurz bzw. kürzer war, ein ganz anderes Genre oder ein anderes Kampfsystem bedient hat. Mal war Witcher 3 mein „Hauptspiel“, das ich zu 70-80% der Zeit gespielt habe, zeitweise war Witcher 3 auch mein „Nebenspiel“, das ich eher zu 20-30% gespielt habe. Aber ich bin immer dran geblieben und habe nie den Faden verloren, habe es auch nie für länger als 2-3 Tage liegen lassen. Ich denke, wenn ich nochmal so einen Brocken angehe, werde ich wieder dieselbe Strategie verfolgen, aber bis zum Release des nächsten Witcher-Titels wird es sicherlich noch 2-3 Jährchen dauern, mindestens Und ich glaube, ich konzentriere mich nun auch erst einmal auf etwas „kleinere“ Projekte, so im Maßstab unter und um 50 Stunden haha. Ich kann Witcher 3 auf jeden Fall jedem empfehlen, der Fantasy-Rollenspiele mag und den Atem hat, so ein umfangreiches Spiel durchzuhalten bzw. der keine Hemmungen hat, den Side-Content liegen zu lassen, denn wenn wir rein von der Main Story reden, dann könnte man das Grundspiel bestimmt auch schon nach 50 Stunden abschließen. Aber mir hat auch der Side-Content Spaß gemacht, insofern war ich hier nie in Versuchung