Im Test! Triangle Strategy für Steam Deck

  • Titel Triangle Strategy
    Japan 13. Oktober 2022
    Square Enix
    Nordamerika 13. Oktober 2022
    Square Enix
    Europa 13. Oktober 2022
    Square Enix
    System Nintendo Switch, PC
    Getestet für PC – Steam Deck
    Entwickler Artdink
    Genres SRPG
    Texte Deutschland Nordamerika Japan
    Vertonung Nordamerika Japan

    Es ist wahrlich kein Geheimnis, dass ich eine große Schwäche für portables Gaming habe. Es gab wohl kaum ein Spiel, bei dem ich nicht nach einem Switch-Port verlangt habe. Denn die Option in nur wenigen Sekunden in und aus einem Spiel zu tauchen, wann und wo immer ich will, macht mein Leben einfach schöner. Ihr könnt euch also sicher gut vorstellen, mit wie viel Eifer ich dem Release des Steam Decks entgegen gefiebert habe. Und als ich dieses kleine Ding endlich in Händen gehalten habe, war ich wirklich überwältigt.

    Eine neue und alte Ära

    Deshalb habe ich mich dazu entschieden, öfters neue PC-Portierungen von klassischen und weniger klassischen japanischen Rollenspielen etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Hier geht es natürlich um Dinge wie Performance, Steuerung und generelle grafische Qualität. Warum das nötig ist, fragt ihr euch?

    Ganz einfach, weil Konsolen-exklusive Titel mit jedem Jahr seltener werden und mittlerweile so gut wie jedes Spiel für den PC erscheint. Kleine italienische Klempner und ihre grünen Freunde mal ausgenommen. Und wessen Knie werden nicht schwach, wenn er die (fast) ganze Welt der japanischen Videospiele immer und überall in den Händen halten kann?

    Eine ganz einfache Auflistung der Fakten und deren Bewertung soll es hier aber auch nicht werden, dafür sind unsere fantastischen, nicht allzu weit in der Vergangenheit liegenden Reviews da. Nicht selten werde ich aber auch Titel direkt auf Steam Deck testen und ein ausführliches Review dazu schreiben, weshalb die Notwendigkeit eines solchen „Port-Tests“ logischerweise entfällt. Hier nehme ich mir daher etwas mehr Freiheit mal mehr, mal weniger sinnvolle Vergleiche zu ziehen und generell meine persönliche Meinung in größerem Umfang in die Absätze zu zaubern.

    Der Herbst unserer Träume

    Bereits mehrfach habe ich den Square-Enix-Mammut-Herbst angesprochen, aber anscheinend reicht es nicht einen Haufen Spiele, die sich an eine ziemlich ähnliche Zielgruppe richten, in weniger als drei Monaten zu veröffentlichen. Denn nur wenige Tage nach Valkyrie Elysium und vor Star Ocean: The Divine Force dürfen Fans sich auf den ehemals Switch-exklusiven Titel Triangle Strategy und NEO: The World Ends with You „freuen“.

    Mit Voice of Cards: The Beasts of Burden und The DioField Chronicle hatte ich bereits die Möglichkeit, zwei Square-Enix-Titel auf Herz und Nieren für Steam Deck zu testen. Beide Titel konnten mich sehr positiv überraschen, da trotz fehlender offizieller Verifizierung keine Abzüge in Sachen Spielbarkeit und Performance aufgefallen sind. Zudem war Ersteres vollständig mit dem Touchscreen spielbar, was ein essentielles Feature dieser Spielereihe ist. Nun wühle ich, wie es in meiner Profession manchmal notwendig ist, in den Organen von Triangle Strategy herum und beantworte die spannende Frage, welcher Handheld die Oberhand beheld!

    Das zweifelsohne von Final Fantasy Tactics und Tactics Ogre inspirierte Taktik-Rollenspiel erschien am 4. März dieses Jahres zur Freude aller Fans der oben genannten Klassiker, denn sowohl optisch als auch spielerisch passt das Wort „Kopie“ wesentlich besser als „Inspiration“. Aber ist das wirklich so furchtbar? Es ist ja nicht so, dass dieses kleine Genre von Ablegern überlaufen ist. Was vielleicht weniger schlau imponiert ist die Tatsache, diesen Port kurz nach The DioField Chronicle und sehr kurz vor dem Tactics-Ogre-Remaster zu veröffentlichen.

    80 % Story, 20 % Gameplay, 100 % Balancing-Probleme

    Wie bei seinen spirituellen Vorgängern dreht sich die Geschichte von Triangle Strategy um Reichtum, Macht und Ruhm (nur ohne Piraten). Es gilt ein Schlachtfeld aus politischen Minen klug zu umschiffen, die richtigen Minen zu entschärfen und dabei einige ausgewählte detonieren zu lassen. Solche, auf Politik zentrierte, Geschichten haben es nicht immer einfach, da es in kürzester Zeit eine komplett neue Welt, die verschiedenen Fraktionen und ihre Motivationen vorzustellen gilt. Wie schon bei The DioField Chronicle, wird dafür ein Großteil der Geschichte in Exposition investiert, die sich vor allem zu Beginn des Spieles sehr in die Länge ziehen kann.

    Mir war nicht bewusst, wie viel Geschichte und wie wenig Gameplay in den ersten zehn Stunden zu erwarten waren. Teilweise verging über eine Stunde ohne auch nur einen Kampf. Das liegt nicht nur an den teils lang gezogenen Dialogen, den unnötig langen Pausen, den zahllosen Ladebildschirmen zwischen meist nur kurzen Dialogen und den überflüssigen Mapmarkern, die nur dazu dienen, den nächsten Dialog zu starten.

    »Was vielleicht weniger schlau imponiert ist die Tatsache, diesen Port kurz nach The DioField Chronicle und sehr kurz vor dem Tactics-Ogre-Remaster zu veröffentlichen.«

    Hier hätte ein besseres Balancing wahre Wunder bewirkt, denn so muss man sich durch die ersten Stunden praktisch „durchkämpfen“, ohne tatsächlich zur Waffe greifen zu müssen. Dafür wird aber eine durchaus spannende Geschichte erzählt, getragen von einer im Herzen guten Heldentruppe, die gezwungen wird, in Krisensituationen schwere Entscheidungen zu treffen.

    Ambivalenz ist das Wort

    Das ist ein Grund, wieso mir die Story in The DioField Chronicle besser gefallen hat. Die Geschichte an sich war zwar wesentlich kürzer und linearer, aber im Zentrum standen Charaktere, deren Motive bis zum Ende ein Geheimnis geblieben sind und deren Dynamik untereinander wesentlich elektrisierender war.

    Mal abgesehen von der Tatsache, dass die überragende englische Lokalisation und Synchronisation das Endergebnis auf ein völlig neues Level gehoben hat. Leider wirken die englischen Sprecher von Triangle Strategy oft gelangweilt und überzeugen nur selten, trotz der vielen, vielen, vielen Dialoge.

    Was die restliche Soundabteilung angeht, so hat Triangle Strategy ganz klar die Nase vorn. Denn der Soundtrack bietet unzählige tolle, orchestrierte Stücke, die mit ihrer Vielfalt glänzen. Ich kann jedem nur empfehlen sich die Stücke von Akira Senju auch mal abseits des Spieles anzuhören, da hier einige wunderbare Perlen dabei sind (z. B. The Goddess Smiles).

    Die eine „Goldene Route“

    Während The DioField Chronicle mit seinen Kämpfen einen Echtzeit-Weg eingeschlagen hat und sich vor allem an Anfänger des Genres richtete, kümmert sich Triangle Strategy eher um die etwas fortgeschritteneren Fans des SRPG-Genres. Kein Wunder, denn es tritt nicht nur in große Fußstapfen, sondern zieht dabei dieselben Schuhe an.

    Selbst auf dem normalen Schwierigkeitsgrad wird man sehr oft von den Feinden in die Enge gedrängt und muss die Kämpfe komplett von vorne, mit einer etwas intelligenteren Strategie, beginnen. Das ist natürlich ein Hauptpfeiler des Genres, aber bei teilweise sehr langen Kämpfen ist das auch schon mal frustrierend. Vor allem, da man im ersten Durchgang noch nicht viele Möglichkeiten hat, ordentlich zu grinden und seine Truppen zu verstärken.

    Tatsächlich ist Triangle Strategy so konzipiert, dass man es mehrfach durchspielen muss, um es vollständig genießen zu können. Zum einen wären da die multiplen Endings mit der sogenannten „Goldenen Route“. Zum anderen sieht man erst ab dem zweiten Durchgang die Eigenschaften des Hauptcharakters, die einen Einfluss auf wichtige Entscheidungen im Spiel und somit auf das Ende haben. Hier hat man dann auch genug Items und Möglichkeiten, seine Truppen deutlich zu verstärken.

    An sich ist das ein gut etabliertes System, welches bereits in vielen Videospielen genutzt wird. Der unglaublich langsame Anfang und das generell languide Story-System haben mir aber die Lust genommen, weitere Durchgänge zu wagen.

    HD-2D-OK

    Dabei macht das Gameplay sehr viel Spaß. Jede Truppe im Kampf unterscheidet sich und bringt ihre eigenen Vor- und Nachteile mit sich. Und in Sachen Updates hat man das System im Vergleich zu Tactics Ogre zum Beispiel deutlich vereinfacht. Viele strategische Elemente wie zum Beispiel Höhenunterschiede und Element-assoziierte Aktionen und Reaktionen haben bei The DioField Chronicle gefehlt, was die Schlachten bei Triangle Strategy deutlich spannender macht. Leider liegen diese Schlachten oft zu weit auseinander.

    Nun aber zu den oben bereits erwähnten Herz und Nieren. Dank der mittlerweile bereits unglaublich beliebten HD-2D-Optik läuft Triangle Strategy auf Steam Deck in absolut perfekten 60 FPS, selbst auf den höchsten grafischen Einstellungen. Diese sorgen natürlich auch für ein wesentlich schärferes Bild als noch auf Nintendo Switch, wo das Spiel mit vielen matschigen Texturen und 30 FPS zu kämpfen hatte.

    Nun sich stellt die äußerst gut aussehende Frage, ob die 60 FPS bei so einem Spiel überhaupt nötig sind und die Antwort ist: Jein. Aufgrund der rundenbasierten Natur der Kämpfe fällt hier kaum auf, ob man das Spiel in 30 oder 60 FPS spielt. Da man aber auch die ein oder andere Stadt erkunden darf, lohnt es sich dann doch kurz ins Steam-Deck-Menü zu gehen und das FPS-Cap zu erhöhen. Hier wird der Unterschied nämlich sehr deutlich.

    Man kann die 60 FPS natürlich auch dauerhaft eingestellt lassen, was jedoch zu stark auf Kosten des Akkus geht. Während meiner Spiele-Sessions hat das Rauf- und Runterschrauben der FPS bei vollem Akku zu einer Laufzeit von bis zu fünf Stunden geführt. Und als kleiner Bonus kann man auch den Touchscreen nutzen, wobei die normale Controller-Steuerung die deutlich angenehmere Variante darstellt.

    Triangle Strategy ist ganz klar JPGames-verified!

    Ich weiß, dass ein direkter Vergleich der beiden Plattformen nicht fair ist, aber ich tue es trotzdem. Die PC- und damit einhergehend die Steam-Deck-Version von Triangle Strategy ist Nintendos kleiner Hybrid-Konsole in allen Belangen überlegen. Sei es die höhere Bildwiederholungsfrequenz, die deutlich schöneren Texturen, die kürzeren (aber immer noch zu frequenten) Ladezeiten oder der größere Bildschirm.

    Das Spiel hat sich eindeutig den Titel „verified“ verdient. Bedeutet das nun, dass man nochmal zugreifen muss, wenn man das Spiel schon hat? Nein. Diese Portierung ändert natürlich nichts an den fundamentalen Stärken und Schwächen des Spiels. Sie beweist aber einmal mehr, dass Triangle Strategy tatsächlich mit einer portablen oder einfacher zugänglichen Konsole im Hinterkopf designed wurde. Die lang gezogenen Story-Passagen benötigen nämlich viel Ausdauer und noch mehr Pausen.

    Wer noch nicht in den Genuss dieses Strategie-Rollenspiels gekommen ist, der kann unseren ausführlichen Test lesen und ohne zu zögern auf PCs zugreifen. Die nächsten großen Rabatte lassen hier ja meist nicht lange auf sich warten. Wer jedoch nur Lust auf ein einziges SRPG in nächster Zeit hat, der sollte vielleicht einige Tage länger warten und mit Tactics Ogre: Reborn einen wahren Pionier des Genres erleben.

    Zum Schluss kann ich nur meine Freude darüber aussprechen, dass immer mehr alte und neue japanische Spiele ihren Weg auf den PC finden und dank des Steam Decks kann jetzt jeder für einen ziemlich akzeptablen Startpreis diese gigantische Plattform sein Eigen nennen und all diese tollen Spiele zu Hause und unterwegs genießen.

    Dieses kleine Ding konnte mir dieses Jahr schon so manche Wünsche erfüllen, wie zum Beispiel die gesamte Final-Fantasy-XIII-Trilogie am Stück zu spielen. Und eines kann ich euch dazu sagen: Auf so viel Wahnsinn war ich nicht vorbereitet. Nach meinem kurzen Krankenhaus-Aufenthalt, aufgrund der Kopfplatzwunde und Gehirnerschütterung, die ich mir beim Spielen durch zu vieles gegen den Kopf schlagen verursacht habe, wird es auch dazu einen Artikel geben. Der wird jedoch ganz anders aussehen als dieser hier.

    Story

    Wie es beim Genre so üblich ist, stehen Krieg, Strategie und Politik eindeutig im Vordergrund. Die etwas blasse, gutherzige Heldentruppe muss ein Minenfeld nach dem anderen umschiffen. Spannend, aber viel zu lang.

    Gameplay

    Wer seine erfolgreichen Vorbilder so kopiert, kann nicht viel falsch machen. Aber seid gewarnt. Auf jeden Kampf folgt eine Flutwelle an langen Dialogen und Ladebildschirmen.

    Grafik

    HD-2D in all seiner Pracht. Mit 60 FPS und weitaus schöneren Texturen hat die PC-Version eindeutig die Nase vorne.

    Sound

    Fantastischer Soundtrack, der auch abseits vom Spiel begeistern kann. Leider gilt das nicht für die oft gelangweilten Synchronsprecher, schade.

    Sonstiges

    Wie gemacht für Steam Deck! Aber selbst das hilft nicht über die langweilige Exposition und die endlos langen Passagen, in denen man sich einfach nur durch die Dialoge klickt. Ein zweiter Durchgang ist von den Entwicklern angedacht, aber so bitte nicht.

    Bildmaterial: Triangle Strategy, Square Enix, Artdink

  • Netter Test! Wenn ich es nicht schon für die Switch hätte, hätte ich es mir vielleicht auch auf Steam geholt ^^"
    Auf den Test FFXIII Trilogie, die immer noch auf meiner To-spiel-Liste steht, bin auch mal gespannt...Ich hab die Trilogie sogar schon für Steam..da bin ich echt mal auf den Steam-Deck-Test gespannt ^^

    Yuriko-toki.png

    ~Make of thyselves that which ye desire. Be it a Lord. Be it a God. But should ye fail to become aught at all, ye will be forsaken. Amounting only to sacrifices.~

    • Offizieller Beitrag

    Bin auch lange am überlegen, ob ich mir nicht auch Steam Deck zulegen sollte. Vielleicht kommt ja noch eine bessere Version.

    Es kommt garantiert ein Nachfolger. Bei Valve arbeitet man bereits daran.
    Und obwohl es ein paar Dinge gibt, die auf jeden Fall geupdated werden müssen (OLED-Bildschirm, bessere Kühlung, größerer Akku), so könnte ich mit meinem Deck aktuell kaum glücklicher sein. Zusätzlich zu den ganzen Japano-Spielen kann man zum Beispiel God of War, Witcher 3, Horizon oder Spiderman komplett flüssig auf der kleinen Maschine zocken. Ein Nachfolger braucht es im Moment noch nicht ^^


    Das Ding scheint auch ein riesiger Erfolg zu sein, immerhin ist es seit dem Release nicht mehr aus den Top 5 der Steam-Sales gefallen, wenn ich mich nicht irre.

  • Ehm, ich würde echt gerne wissen, ob man Genshin Impact darauf spieken kann?


    Gerade mal kurz geschaut: Genshin Impact ist nicht im Steam Store verfügbar, insofern gibt es zumindest keinen einfachen Weg, das auf dem Deck zu spielen. Wahrscheinlich müsste man Windows installieren + Epic Games Launcher usw.