Das Ende ist eine passende Überleitung, auch zu dem Grund, warum der Beitrag verhältnissmässig lang wird. Wie eingangs erwähnt handelt es sich beim vorliegenden Buch nämlich um den Abschlussband der Reihe, weshalb von vornherein die Frage bestand, wie bzw. ob es überhaupt einen passenden Abschluss gibt. Dazu muss erwähnt werden, dass die Star Trek Literatur Ende letzten Jahres rigoros und recht kurzfristig abgeschlossen wurde, da der etablierte Kosmos nicht mehr mit dem übereinstimmt, der vor allem in Picard, aber auch Lower Decks und Prodigy gezeigt wurde. Man darf von der Entscheidung nun halten, was man will, aber es ist ohne Zweifel.....schade, dass ein seit 20 Jahren bestehendes und sich permanent weiterentwickelndes Universum, in dem tatsächlich auch Ereignisse mit weitreichenden Folgen die Regel sind, die NICHT am Ende des Abenteuers wieder rückgängig gemacht werden, sondern weiterbestehen und den gesamten Status Quo ändern, kurzerhand als "Güldet nicht mehr, weg damit!" abgestempelt wird und man allen Ernstes wieder zu 08/15-Füllern zurückkehrt, die irgendwo zu Zeiten einer TV-Serie angesiedelt sind, die zum Teil seit bald 30 Jahren beendet ist. Zwar gab es als Finale einen letzten Dreiteiler, der wohl auch ein ziemliches Blutfest darstellt, aber wie üblich beschränken sich die großen Ereignisse auf TNG, DS9 und Titan, sodass dieser Voyager-Band auch tatsächlich das abschließende Abenteuer darstellt.
So richtig kann man die Frage nach einem zufriedenstellenden Finale nicht beantworten, denn dafür müsste man wissen, wann die Autorin über den Abschluss informiert wurde. Im Nachwort erwähnt sie, dass sie zwei Jahre am Buch gearbeitet hat, erschienen ist das Ding im Oktober 2020, demzufolge kann man davon ausgehen, dass der Großteil schon stand, als man ihr die Hiobsbotschaft überbrachte und es zu spät war, noch entsprechende Änderungen vorzunehmen. Gleichzeitig muss natürlich auch bedacht werden, dass die Reihe an sich keine durchgehende Handlung hat, die man zu einem großen Ende und Finale hätte bringen müssen. Deutlich wird das plötzliche Absägen der Serie nur an der bereits erwähnten Nancy Conlon, deren Krankheit sich praktisch durch die ganze Reihe zieht und deren Bewusstsein nach der Hälfte des Buches in ein Hologramm transferiert wird, wodurch sich spontan weitere Probleme ergeben, sprich eine spontane Amnesie hinsichtlich Harry und ihrer Tochter. Da das ganze Drama letztlich sehr schnell und kurzfristig aufgelöst wird, kann man davon ausgehen, dass sich die Geschichte noch über mindestens einen weiteren Band hätte erstrecken sollen. Schade drum ist es übrigens nicht, weil man den ganzen Akt schon ewig und drei Tage mit sich herumschleppt.
Der Abschluss selber, der sich auf den letzten 40 Seiten präsentiert, wird wohl für gespaltene Meinungen sorgen, aber meiner Meinung nach hat man das Beste draus gemacht. Wie erwähnt, es gab keinen roten Faden, der ein Finale brauchte. Man hätte die Expedition einfach fortsetzen oder sich irgendeinen Grund aus den Fingern ziehen können, um die Schiffe zurück in den Alpha-Quadranten zu schicken. Stattdessen schließt sich die Voyager den Mystery-Aliens auf eine mehrjährige Forschungsreise in eine neue Galaxie an, während der Rest der Flotte den ursprünglichen Auftrag im Delta-Quadranten fortsetzt. Die Besatzung wechselt munter unter den Schiffen hin- und her, Paris und Torres etwa verlassen die Voyager um zeitnah auf die Erde zurückzukehren, damit ihre Kinder sicher aufwachsen können, Harry bleibt auf der Voyager und ist deprimiert. In einem eigentlich ziemlichen Bitch-Move erklärt Conlon nämlich sofort nach ihrer Heilung, dass sie Harry nie wirklich geliebt hat und nur mit ihm zusammen war, weil sie immer ihren baldigen Tod vor Augen hatte. Nachdem das Problem gelöst wurde, lässt sie ihn und ihre gemeinsame Tochter eiskalt stehen und macht sich aus dem Staub, wobei sie deutlich sagt, keine Lust aufs Muttersein zu haben. An sich total daneben, aber weil Harry im Buch genervt hat, fand ich's cool. Ah, und Janeway und Chakotay heiraten. Der Roman findet damit dann doch einen für mich passenden Abschluss der bisherigen Handlung, beginnt aber gleichzeitig eine neue Reise. Die dann halt nicht mehr gezeigt wird.
Im großen und ganzen fand ich die komplette Reihe nur mittelmässig. Die Idee mit der Rückkehr in den Delta-Quadranten fand ich sehr gelungen, da auf diese Weise etliche Geschichten der TV-Serie wieder aufgegriffen und weitergeführt werden konnten. Auch den Erzählstil selbst mochte ich. Man hat keine durchlaufende Geschichte, allerdings auch keine alleinstehenden Abenteuer. Stattdessen gibt es Handlungsbögen, die sich über zwei, drei Bücher ziehen und deshalb auch in grösserem Maße erzählt werden können.
Leider muss man aber auch sagen, dass die Serie an sich ihr Potential kaum ausgenutzt hat. Vor allem fand ich es fast schon entsetzlich zu lesen, wie ein Großteil der neuen Charaktere sehr flott entfernt wurde, um sozusagen den alten Status Quo der TV-Serie wieder herzustellen. Auch Teil der ursprünglichen Mission, die Folgen des Destiny-Dreiteilers für den Delta-Quadranten zu untersuchen, wurde praktisch sofort fallen gelassen. Man hätte sehr viel mehr aus den Büchern machen können, wirklich getraut hat man sich aber nie und auch davon abgesehen kommen viele Romane nicht über ein OK hinaus. Entsprechend wenig hat mich dann auch dieser Band als Finale der Reihe berührt. Und das, obwohl Voyager immer mein Favorit im TV war.