Im Test! Ni no Kuni: Der Fluch der Weißen Königin Remastered

  • Titel Ni no Kuni: Der Fluch der Weißen Königin Remastered
    Japan 20. September 2019
    Bandai Namco Entertainment
    Nordamerika 20. September 2019
    Bandai Namco Entertainment
    Europa 20. September 2019
    Bandai Namco Entertainment
    System PlayStation 4, PC, Nintendo Switch (Port)
    Getestet für PlayStation 4, Nintendo Switch
    Entwickler Level-5
    Genres JRPG
    Texte
    Deutschland
    Vertonung Nordamerika Japan

    Bildmaterial: Ni no Kuni: Der Fluch der Weißen Königin Remastered, Bandai Namco / Level-5

    Vielen Spielen trauert man nach, dass man sie zum Release verpasst hat und nun aufgrund älterer Konsolengenerationen nur schwer in den Genuss kommt, das Spiel noch einmal nachzuholen. Zu diesem Zweck bringen Entwickler und Publisher besonders erfolgreiche Spiele als Remaster heraus. In die Riege der Remaster reiht sich nun auch Ni no Kuni: Der Fluch der Weißen Königin ein.

    Erstmals 2011 in Japan und zwei Jahre später in Europa erschienen, bekommen PlayStation-4-Spieler nun eine Remaster-Version des Titels spendiert. Hier werden technische und vor allem grafische Verbesserungen gegenüber dem Original versprochen.

    Ni no KuniDoch auch Nintendos Hybridkonsole, Nintendo Switch, bekommt eine eigene Version von Ni no Kuni. Zwar handelt es sich hierbei nicht um die Remastered-Version, allerdings hat es seine Vorzüge, das Abenteuer in Studio-Ghibli-Optik auch unterwegs zu erleben. Wir haben uns beide Versionen zur Brust genommen und verraten euch unter anderem die Unterschiede zwischen beiden Versionen.

    Mama, bitte wach auf!

    Die Geschichte von Ni no Kuni dreht sich um den kleinen Jungen Oliver, der mit seiner liebevollen Mutter im friedlichen Örtchen Motorville lebt. Allerdings überschlagen sich die Ereignisse dermaßen, dass sich Olivers Mutter für ihren Sohn opfert und verstirbt. Nicht nur im Spielprinzip sind Emotionen stark verankert, auch die gezeigten Szenen lassen kein Auge trocken.

    Um den Tod seiner Mutter zu verarbeiten, flieht Oliver in eine Parallelwelt. Zusammen mit seinem von Tränen zum Leben erwachten Stofftier Tröpfchen, dem Großfürst der Feen höchstpersönlich, muss er das Land von den fiesen Machenschaften des Dunklen Dschinns Shadar und der Weißen Königin Kassiopeia befreien. Dadurch erhofft er sich, seine Mutter in der realen Welt wiederbeleben zu können.

    Ni no KuniDenn das Besondere an der Fantasiewelt ist, dass sich jede Person aus der realen Welt in dieser wiederfindet. Die dicke Katze vom Nachbarsladen wird zum König von Katzbuckel, eine merkwürdige Nachbarin zur treuen Kampfgefährtin. Die Auswirkungen in der einen lassen sich auch in der anderen Welt spüren.

    Lernen, mit seinen Emotionen umzugehen

    Die Botschaft des Spiels lässt mir jedes Mal das Herz stocken. Oliver kann zunächst nicht mit dem Tod seiner Mutter umgehen, weint sogar ganze drei Tage lang. Doch mit der Reise in die Fantasiewelt wird er reifer und lernt mit der Zeit, mit dem Tod seiner Mutter umzugehen.

    Wer hier nah am Wasser gebaut ist, der lässt ganze Sturzbäche aus seinen Augen laufen. Ni no Kuni trumpft mit einer wirklich rührenden Story auf, die meiner Meinung nach sogar die Story seines Nachfolgers um Weiten übertrumpft.

    Auch die einzelnen Schicksale der Bewohner bedienen sich des Kernelements Emotionen. Viele Bewohner müssen durch verschiedene Emotionen „geheilt“ werden, ansonsten sind sie innerlich zerbrochen und werden als Wesen zwischen den Lebenden und Toten eingeordnet. Negative Emotionen wie Wut und Trauer lassen sich nicht von allein kurieren, sondern können nur durch die Hilfe anderer Menschen, in dem Falle Oliver, verschwinden.

    Der Fingerabdruck von Studio Ghibli

    »Das Artwork der Welt von Ni no Kuni ist einfach nur märchenhaft und schmiegt sich gut an die emotionale Geschichte. Die vielen verschiedenen Orte laden zum Erkunden ein.«

    Auch das Artwork der Welt von Ni no Kuni ist einfach nur märchenhaft und schmiegt sich gut an die emotionale Geschichte. Die vielen verschiedenen Orte laden zum Erkunden ein und fühlen sich oft wie ein Spaziergang durch den Märchenwald an. Man spürt förmlich den Wind, der durch das Laub pfeift und die Gräser zum Wippen bringt.

    Der Cel-Shading-Look gepaart mit den Anime-Figuren in Knuddeloptik ergeben eine harmonische Symbiose. Dies liegt vor allem an Studio Ghibli, die ihre Handschrift mehr als deutlich in der Spielwelt verewigt haben. Es wirkt so, als würde man sich direkt in einem interaktiven Film des Studios befinden.

    Auch die Städte strotzen nur so voller Detailverliebtheit und wirken dank routinierter Tagesabläufe der einzelnen Bewohner belebt. Es gibt keine stille Ecke, überall tummeln sich Menschen, Katzen und andere Bewohner, die auf ein Gespräch mit euch aus sind.

    Selbst die Charaktermodelle an sich tragen zur Belebtheit der Welt bei. Auch die Verbündeten- und Monstermodelle sind gut gelungen und fügen sich in die offene Spielwelt ein. Offen allerdings nur so lange, bis ihr einen Dungeon betretet, denn diese sind zwar ebenfalls sehr liebevoll gestaltet, dies kann aber nicht von ihrem schlauchartigen Aufbau ablenken.

    Technisch hat die PS4-Version die Nase vorn

    Auf der Standard-Version für PlayStation 4 werden 1080p und 60 Frames pro Sekunde versprochen, während die Pro-Version eine 4K-Auflösung bietet. Die 60 Frames pro Sekunde erreicht Ni no Kuni allerdings nicht immer. Besonders bei aufwendigeren Zwischensequenzen, in der Oberwelt oder in Kämpfen knickt die Bildrate ein.

    Besonders die vom Studio Ghibli animierten Zwischensequenzen wirken ruckelig und verzerrt, da sie eben wie andere Filme und Clips des Studios mit nur 24 Bildern pro Sekunde aufgenommen wurden und dementsprechend ablaufen. Doch in allen anderen Belangen macht die Standard-Version eine gute Figur und bleibt bei einer stabilen Bildrate.

    Im Gegensatz zur damaligen PS3- und auch aktuellen Switch-Version stechen in der Remastered-Version einzelne Details nun deutlicher ins Auge, da die Texturen durch einen Schärfefilter aufpoliert wurden. Bei Steinplatten kann man beispielsweise nun die einzelnen Fugen erkennen, wo man in der PS3-Version nur matschige Texturen erblicken konnte.

    Ohrgasmus

    Ähnlich wie durch die Grafik und das Artdesign zieht sich auch durch den Soundtrack der rote Faden namens Studio Ghibli. Für ein Spiel solcher Ordnung und solcher Relevanz für das Animationsstudio hätte kein anderer Komponist als Joe Hisaishi in Frage kommen können.

    Die sanften und doch starken Stücke, die er bereits seit über 30 Jahren schreibt, sind unzertrennlich mit den größten Animations-Klassikern verbunden. Dieselbe Sorgfalt und Liebe wurde nun auch in dieses Videospiel investiert und der Soundtrack zählt dadurch zweifelsohne zu den größten Stärken von Ni no Kuni: Der Fluch der Weißen Königin.

    Es ist beeindruckend, wie jeder Track sofort ein warmes Gefühl in der Brustgegend erzeugt, das normalerweise nur mit Ghibli-Nostalgie in Verbindung gebracht wird. Jeder, der mit der Musik der Filme vertraut ist, wird ohne Zweifel auch diesen Soundtrack dort zuordnen können, aber zeitgleich weiß man auch sofort, dass es sich um ein Lied aus genau diesem Spiel handelt. Von dem unvergesslichen Thema der Weltkarte bis hin zum Gänsehaut- und Tränen-Garant des letzten und natürlich vokalen Stückes, welches über die Credits eingespielt wird.

    Hisaishi schafft es wieder und wieder Musik zu kreieren, die im Kopf und im Herzen bleibt. Eine solche Behandlung erhalten nur die wenigsten Videospiele. Ganz zu schweigen von der offensichtlichen Weltklasse des Tokyo Philharmonic Orchestra. Die Soundabmischung erlaubt es uns, jedes Instrument einzeln zu differenzieren und die fantastischen Partituren dadurch noch mehr zu genießen.

    Kinder an die Macht?

    »Joe Hisaishi schafft es wieder und wieder Musik zu kreieren, die im Kopf und im Herzen bleibt. Eine solche Behandlung erhalten nur die wenigsten Videospiele.«

    Während der Soundtrack über jeden Zweifel erhaben ist, wird die Synchronisation nicht jedem gefallen. Im Hauptmenü kann sich der Spieler zwischen der japanischen und englischen Synchronisation entscheiden. Wie sonst auch passt Erstere absolut perfekt zum Setting, zur Optik und natürlich auch zu den Charakteren. In Japan ist es nie ein Problem, Kinder zu synchronisieren. Meistens übernehmen erwachsene Frauen diese Parts und glänzen mit einer absolut überzeugenden Performance.

    Im Englischen wurde auch darauf geachtet, dass jede Stimme zur Optik und zum Charakter der einzelnen Personen passt. Das ist den Entwicklern auch sehr gut gelungen. Vor allem das Spiel mit den Akzenten passt hervorragend zur Ghibli-Magie und zaubert mehr als nur einmal ein Lächeln auf das Gesicht der Spieler. Ob es nun der maßlos überzogene walisische Akzent von Tröpfchen oder das Rumgemuhe der Kuhlifin ist, die Sprecher geben sich alle Mühe, um auch die Synchronisation über alles zu stellen, was die Konkurrenz zu bieten hat.

    Audiovisuell passen die Stimmen also sehr gut, dennoch haben die jüngeren Sprecher Schwierigkeiten, einige Szenen so rüberzubringen, wie es nötig wäre. Sie schaffen es also nicht immer, den richtigen Ton zu treffen. Was zum einen an den sehr simplen Dialogen liegt, mit denen sie zu kämpfen haben, an dem Alter der Sprecher, aber auch an der Inszenierung, die einige Male zu schnell durch die synchronisierten Abschnitte rast.

    Diese sind generell etwas zu kurz gehalten und viele Dialoge werden nur als Text angezeigt. Nichtsdestotrotz fügt sowohl die englische als auch die japanische Synchronisation ihren Teil zur einzigartigen und unvergesslichen Atmosphäre von Ni no Kuni: Der Fluch der Weißen Königin bei.

    Hier sollte auf jeden Fall die Lokalisation erwähnt und gelobt werden. Überall in der großen und bunten Welt sind humorvolle Wortspiele versteckt, die einen ebenfalls zum Lachen bringen. Jedes Monster, ob nun im Englischen oder im Deutschen, hat einen passenden und witzigen Namen. Ähnliches gilt für die vielen Orte, die man besucht und Charaktere, die man trifft. Es wäre wirklich schön, eine solche Sorgfalt und Leidenschaft bei der Lokalisierung auch in anderen großen Projekten zu sehen.

    Ich mag Züge

    Der Aspekt, bei dem sich die Geister am stärksten scheiden, ist zweifelsohne das Kampfsystem. Das Hybrid-System kombiniert Kernelemente von Echtzeit- und rundenbasierten Kampfsystemen. Aus einem Kreisel-Menü sucht man sich die gewünschte Aktion aus, die der Kämpfer ausführen soll.

    Dabei läuft der Kampf jedoch weiter und da die Platzierung der Charaktere bestimmt, ob sie einen Gegner treffen oder von ihm getroffen werden, muss also auch darauf ein Auge geworfen werden. In einigen Menüs und während des Kämpfer-Wechsels läuft das Geschehen nicht weiter. Dennoch kann es eine Weile dauern, bis man zwischen den Charakteren wechselt.

    Da Timing eine große Rolle bei den Kämpfen spielt, nervt es, dass diese Aktion trotz angehaltener Zeit zu lange dauert und zu umständlich designt ist. Zudem benötigt das Kreisel-Menü zu viel Zeit, weshalb sich das gesamte Kampfsystem träge anfühlt.

    Während der Gefechte unterstützen sogenannte Vertraute das Team. Kleine Monster, die man sammeln und im Kampf nutzen kann. Jeder Charakter und jedes Monster hat andere Statuswerte und Fähigkeiten. An sich ein bekanntes und erprobtes System, aber der Charakterwechsel ist so umständlich, sodass sogar das simple Verteidigen nervig werden kann.

    Leider tut die eher unterdurchschnittliche Parter-KI ihr Bestes, um die vielen Kämpfe ein wenig unangenehmer zu machen. Besonders frustrierend ist es, wenn Partner zwischen dem Spielercharakter und seinem anvisierten Gegner stehen, sodass jeder Schlag daneben geht. Zudem führt der simple Knopfdruck im Menü nicht dazu, dass der Charakter einmal angreift oder abwehrt. Jede Aktion wird eine bestimmte Zeit lang durchgeführt.

    Wenn es dann darum geht, während eines Angriffes schnell in den Verteidigungsmodus zu wechseln, sind das viel zu viele Knopfdrücke und zu viel Zeit, die vergeht. Hier hätten die Entwickler definitiv noch einmal Hand anlegen können, um das Kampfsystem beim Remaster etwas reaktiver zu machen und die KI zu überarbeiten. Nichtsdestotrotz kann und wird man mit den vielen kleinen Monstern und den Kämpfen seinen Spaß haben, auch wenn es zu langsam ist.

    Abwehr ist überbewertet

    »Abseits der Hauptgeschichte gibt es natürlich ordentlich was zu tun. Hier und da gilt es einige Rätsel zu lösen, verlorene Gegenstände zu finden, Herzen zu flicken…«

    Ni no Kuni: Der Fluch der Weißen Königin ist ein JRPG durch und durch. Dazu zählen natürlich all die Stärken, die mit dem Genre einhergehen, aber auch die vielen Schwächen. So sieht man nach weit über zehn Stunden noch Tutorials über den Bildschirm flimmern zu Aktionen, die definitiv schon früher nützlich gewesen wären.

    Am seltsamsten ist die Tatsache, dass man bereits einige Stunden mit Partner-KIs kämpfen muss, bevor man die Fähigkeit erhält, kollektiv in den Verteidigungs-Modus zu wechseln. Eine Aktion, die in den vielen Bosskämpfen zuvor von größtem Nutzen gewesen wäre.

    Generell ist das Spiel ein wenig zu einfach. Die unzähligen kleinen Biester, gegen die man auf der Weltkarte oder in den Dungeons kämpfen muss, sind nur selten eine Herausforderung. Kämpft man jedoch gegen Bossgegner, so gilt es, sich optimal vorzubereiten, denn hier wird (zumindest am Anfang) die gesamte Truppe nicht selten besiegt. Mit Fortschreiten der Geschichte werden die Feinde zwar stärker, doch nicht genug, um mit der Progression der Charaktere mitzukommen. Dadurch wird das Spiel mit der Zeit sogar noch einfacher.

    Abseits der Hauptgeschichte gibt es natürlich ordentlich was zu tun. Hier und da gilt es einige kleine, aber clevere Rätsel zu lösen, verlorene Gegenstände zu finden, Herzen zu flicken und natürlich Monster zu besiegen.

    Diese Nebenaufgaben sind sehr simpel gehalten, motivieren aber dennoch, da die Belohnungen sich fast immer lohnen und mit jeder erfolgreich ausgeführten Mission erhält das Team Stempel auf der Gilden-Karte. Ist so eine Karte komplett voll, können überaus nützliche Fähigkeiten erlernt werden. Darunter eine, die es dem Spieler erlaubt, schneller über die Weltkarte zu laufen oder segeln.

    Während viele Spieler diesen Missionen mit Vergnügen nachgehen, so macht sich dennoch das Gefühl breit, dass hier einiges an Potential verschenkt wurde. Interessante Nebencharaktere, welche man nur kurz trifft, hätten mehr ins Rampenlicht gerückt werden können.

    Leider wird der Spieler bei diesen Missionen auch viel zu stark an die Hand genommen. Jedes Rätsel wird praktisch vom Spiel selbst gelöst, sodass man nur auf die vorgegebenen Knöpfe drücken muss, anstatt sich zum Beispiel Gedanken zu machen, welche Eigenschaft den Personen fehlt, die ein gebrochenes Herz haben. Dadurch verkommen viele Aufgaben nur zum stupiden Knöpfe-Hämmern.

    Hinzu kommen noch die Vertrauten-Aufzucht, die Alchemie und natürlich das Casino. Außer Ersterem sind diese Abschnitte mehr oder weniger optional, aber wenn man sich hineinsteigert, können unzählige Stunden vergehen. Was auch daran liegt, dass jedes Element von Ni no Kuni: Der Fluch der Weißen Königin ein audiovisueller Genuss ist und stets zum Setting und der Atmosphäre passt.

    Ein Ausflug ins Studio Ghibli (PlayStation 4)

    Ihr zählt zu dem Personenkreis, die Ni no Kuni zu PlayStation-3-Zeiten verpasst haben? Das ist keine Schande, wenn ihr diesen Meilenstein denn nun nachholt. In vielen Belangen übertrumpft Der Fluch der Weißen Königin sogar seinen Nachfolger. Seine wohl größte Stärke liegt in der herzzerreißenden Story, die mehr als einmal zu Tränen rührt. Bis zum Ende wünscht man sich einfach nur, dass der kleine Oliver seine Mutter wieder in die Arme schließen kann.

    Doch auch das Artwork, der Sound und die Grafik überzeugen auf ganzer Linie. Dies liegt nicht zuletzt am berühmten Studio Ghibli, das alles zu einem tränenreichen und emotionalen Abenteuer werden lässt, was es anfasst. Wer hier zur PlayStation-4-Version greift, kann die märchenhafte Welt in gestochen scharfer Grafik erleben und so noch mehr in die Fabelwelt abtauchen. Lediglich das Kampfsystem hinkt seinem Nachfolger etwas hinterher, doch all die positiven Aspekte können dies aufwiegen.

    Die Magie von Studio Ghibli (Nintendo Switch)

    Ni no Kuni: Der Fluch der Weißen Königin ist ohne jeglichen Zweifel ein audiovisuelles Meisterwerk. Nur bei den wenigsten Spielen spürt man die Leidenschaft und die Liebe, die in dieses Projekt geflossen ist. Die Einflüsse von Level-5 und Studio Ghibli sind klar und deutlich zu sehen und sind zu einem fantastischen Videospiel verschmolzen, das jeder gespielt haben muss.

    Die unschuldige und herzerwärmende Geschichte, das bekannte und geliebte Artdesign, der atemberaubende Soundtrack und die phänomenale Lokalisation sprühen vor Herz und können mit Leichtigkeit über die Mängel des Kampfsystems hinwegtrösten. Der Nintendo-Switch-Port ist dabei gut gelungen. Das Spiel büßt auch auf dem kleinen Bildschirm nichts von seinem einzigartigen Charme ein.

    Während viele auf dem großen Bildschirm das Zauberei-Kompendium und die vielen interessanten Geschichten darin vernachlässigt haben, bietet Nintendos kleiner Hybrid die perfekte Möglichkeit, dieses Werk vollständig durchzuarbeiten. Man kann sich zuhause oder in der Bahn gemütlich hinsetzen und nach Herzenslust durch das alte Buch und seine vielen Geschichten blättern.

    Nur ganz selten bemerkt man einige Performance-Probleme, die in den Kämpfen auftreten können. Auffälliger sind die Details, die in der Ferne nachladen. Ansonsten läuft das Spiel komplett flüssig und sieht fantastisch aus. Ni no Kuni: Der Fluch der Weißen Königin ist ein Stück Videospielgeschichte und bleibt es auch heute noch!

    Story

    Ein kleiner Junge verliert auf tragische Weise seine Mutter und lernt im Verlaufe der Geschichte, mit diesem Verlust umzugehen. Wer hier nicht weint, hat ein Herz aus Stein!

    Gameplay

    Hybrid-Kampfsystem mit kleinen Monstern zum Sammeln und Aufziehen. Macht Spaß, ist jedoch weder besonders responsiv noch besonders anspruchsvoll. Partner-KI unterdurchschnittlich.

    Grafik

    Die matschigen Texturen der Switch- bzw. ursprünglichen PS3-Version werden auf PS4- und PS4-Pro-Konsolen durch den Schärfefilter gejagt. Technisch hat die PS4-Version hier die Nase vorn.

    Sound

    Atemberaubender und Gänsehaut-induzierender Soundtrack von Ghibli-Legende Joe Hisaishi, eingespielt vom weltberühmten Tokyo Philharmonic Orchestra. Ein Genuss. Japanische und englische Synchronisation überzeugen, auch wenn Letztere einige Male daneben greift.

    Sonstiges

    Große und wunderschöne Weltkarte lädt zum Entdecken ein. Viele kleine Nebenmissionen, ein Casino, Alchemie, Monster-Aufzucht. Hier schlägt das JRPG-Herz in jeder Hinsicht und unzählige Stunden höher.
  • Generell ist das Spiel ein wenig zu einfach. Die unzähligen kleinen Biester, gegen die man auf der Weltkarte oder in den Dungeons kämpfen muss, sind nur selten eine Herausforderung. Kämpft man jedoch gegen Bossgegner, so gilt es, sich optimal vorzubereiten, denn hier wird (zumindest am Anfang) die gesamte Truppe nicht selten besiegt. Mit Fortschreiten der Geschichte werden die Feinde zwar stärker, doch nicht genug, um mit der Progression der Charaktere mitzukommen. Dadurch wird das Spiel mit der Zeit sogar noch einfacher.

    Nein, es ist nicht zu einfach (Teil 2 übrigens auch nicht) - gerade zu Beginn ist die Lernkurve relativ steil, weil ständig neue Spielelemente eingeführt werden. Wer in JRPGs nicht einigermaßen bewandert ist, sieht da kaum Land - es sei denn, er wählt den einfachen Schwierigkeitsgrad.
    Klar, man muss nicht groß herumsuchen, weil einem stets angezeigt wird, wo man als nächstes hin muss, aber dafür sind die Bosskämpfe (wie im Bericht erwähnt) bisweilen recht knackig und können aufgrund ihrer Häufigkeit mitunter fast etwas lästig werden. Man darf nicht außer Acht lassen, dass es sich hier um ein Spiel handelt, das im Kern eine kindliche Zielgruppe ansprechen soll und vor diesem Hintergrund ist es definitiv nicht zu leicht.

    "Death and Loss - those calling to me
    Funeral Life is my endless Agony"
    (F. Blanc)

    Einmal editiert, zuletzt von Kelesis ()

  • @Kelesis
    Gebe dir da Recht, fand es zwar durchaus machbar und wurde selbst zum Großteil erst gegen Ende gefordert, viele sind aber generell mit dem Kampfsystem gar nicht wirklich zurecht gekommen (zumindest habe ich das von mehreren so mitgeteilt bekommen)
    Ich mag das Spiel aber sehr nur leider ist mir aktuell der Preis dafür einfach zu hoch angesetzt zumal der Cel-Shading Look auch noch nicht so krass gealtert ist wie manch anderes Spiel, daher hast jetzt keine Eile den Titel nochmal ins Regal zu stellen
    Hoffe aber das sich dieses mal ein paar Leute mehr mit dem Kampfgeschehen anfreunden können weil das Spiel insgesamt halt viel Charme versprüht und die Aufmerksamkeit ruhig nochmal verdient^^

  • Ich habe den ersten Teil noch nicht gespielt, den zweiten habe ich zwar, aber auch noch nicht angefasst. Da weiß ich gerade nicht, ob ich mir zuerst noch den ersten Teil holen und spielen soll, bevor ich mit dem zweiten anfange.
    Kann man mir sagen, ob die Reihenfolge egal ist oder doch eine Rolle spielt?

  • @Chefe13524
    Also geschichtlich haben die Spiele nichts miteinander zu tun, lediglich ein Katzenkönigreich kommt in beiden Spielen vor aber auch das ist meiner Erinnerung nach nicht dasselbe, aber halt eine grobe Gemeinsamkeit wenn man denn eine nennen müsste
    Wenn Teil 2 für dich reizvoll genug ist kannst du eigentlich auch bedenkenlos zuerst mit dem Beginnen da sich auch das Gameplay in beiden Spielen voneinander unterscheidet sodass jedes Spiel durch bestimmte Mechaniken schon für sich allein stehen kann
    Gut sind in meinen Augen beide, genauso hat jeder Teil dann auch seine eigenen Stärken und gelegentlich kleinere, aber verzeihbare Fehlerchen die zu verschmerzen sind
    Aber um dich da nicht großartig zu beeinflussen rate ich dir eher nur es ruhig zu spielen wenn du Lust und Laune dazu hast da es unabhängig von Teil 1 gezockt werden kann, bleibt nur noch dir viel Spaß zu wünschen^^

  • Ich kann mich noch gut erinern, dass ich nach 80 Stunden Ni No Kuni von der immer gleichen Kampfmusik nur noch genervt war. Das war damals einer meiner größten Kritikpunkte. Ich gehe mal davon aus, dass sich in der Remastered nichts geändert haben wird.

  • Ich kann mich noch gut erinern, dass ich nach 80 Stunden Ni No Kuni von der immer gleichen Kampfmusik nur noch genervt war. Das war damals einer meiner größten Kritikpunkte. Ich gehe mal davon aus, dass sich in der Remastered nichts geändert haben wird.

    Klar, die meisten Kampfmusiken nerven ab einem gewissen Punkt, weil in JRPGs halt erfahungsgemäß viel gekämpft wird. NNK ist da keine Ausnahme.
    Den Soundtrack als Ganzes finde ich jetzt nicht so umwerfend wie der Verfasser dieses Testberichts, aber er zählt mit Sicherheit zu den herausragenden Spielesoundtracks der PS3-Ära (die musikalisch nicht zu den überwältingendsten Phasen der Videospielsgeschichte gehört).

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    Funeral Life is my endless Agony"
    (F. Blanc)

    2 Mal editiert, zuletzt von Kelesis ()

  • Leider tut die eher unterdurchschnittliche Partner-KI ihr Bestes, um die vielen Kämpfe ein wenig unangenehmer zu machen.

    Haha, ja das stimmt :D
    Mit dem Kampfsystem selber hatte ich nie Probleme, wie andere. Ich mochte die Familiars und das Entwickeln sehr. Wenn mich damals etwas richtig genervt hatte, dann war es genau das - die dämliche KI der Mitstreiter. Ich kann mich noch erinnern, dass ich eine Bosskampf praktisch alleine bestreiten musste, weil die anderen Charaktere einfach nur zu dämlich waren und wohl wirklich meinen Untergang geplant hattenXD


    Achja, und bis heute werde ich wohl nicht verstehen, warum man Mark in Phil umbenannt hatte :huh: Die einzige Erklärung, die ich finden kann, ist das Philmobile besser klingt als Markmobile.