Nintendo sagt man gerne nach, in Sachen „Online-Infrastuktur“ so einiges verschlafen zu haben. Das hat natürlich gute Gründe. Reggie Fils-Aimé, ehemaliger Präsident von Nintendo of America und weiterhin auf Dauer-Promo-Tour für sein neues Buch, sprach im GeekWire-Podcast (via Nintendo Everything) über das Thema.
Laut Fils-Aimé sei es ein Thema gewesen, von dessen Wert man die Zentrale in Japan von Europa und Nordamerika aus ständig versucht habe, zu überzeugen. Einerseits habe Nintendo die Dinge schon immer „anders angegangen“, Innovationen entwickelt und weniger versucht, die Stärken anderer auszunutzen. Man war der Ansicht, das lokale, gemeinsame Spielen ist wichtiger. „Couch Play“ nannte man das laut Reggie Fils-Aimé intern.
Das Online-Multiplayer-Spiel wurde natürlich trotzdem populärer und Nintendo musste sich Gedanken darüber machen, „um in dieser Form des Spiels zu brillieren“. „Und ehrlich gesagt hat das Unternehmen eine Weile gebraucht, um das durchzudenken und etwas zu entwickeln, von dem sie glaubten, dass es sich grundlegend von anderen Spielen unterscheidet und auf neue Weise einen Mehrwert bietet“, so Reggie.
Ein Schlüsselspiel sei laut Reggie Smash Bros. gewesen, der erste Teil der „Antwort“ von Nintendo war dann Splatoon. „Das Unternehmen denkt immer darüber nach, wie es auf einzigartige Weise in diese Märkte eintreten und seine eigenen Stärken ausspielen kann“, so Reggie. Und er ist wohl der Meinung, spätestens mit Splatoon sei das auch gelungen.
Doch da ist noch die andere Seite „und hier geht es um einige kulturelle Unterschiede“, so Reggie. „Kulturell gesehen, sah das Unternehmen keine großen Chancen im Online-Bereich. Es war ein Bereich, in dem Amerika und Europa ständig versuchten, das Unternehmen in Japan über den Wert des Online-Spiels aufzuklären und in die Online-Infrastruktur zu investieren, was getan werden musste, damit das Erlebnis ein positives war“, blickt Reggie zurück.
Microsoft habe hier besonders viel investiert, das sei auch heute noch der Fall. „Die westlichen Teile des Unternehmens haben immer wieder darauf gedrängt, die Entwicklung voranzutreiben und in die Infrastruktur zu investieren, und ich bin sicher, dass diese Diskussion auch heute noch geführt wird.“
In letzter Zeit hatte der ehemalige Nintendo-Präsident viel zu sagen. Er gab Einblicke über seine Gefühle beim Tod von Satoru Iwata, erzählte eine interessante Geschichte rund um den Launch der Wii in Amerika und verriet, woran die Lokalisierung von Mother 3 (nicht) scheiterte.
Bildmaterial: Splatoon 3, Nintendo