Im Test! The Witch and the Hundred Knight

  • Wer den Namen Nippon Ichi Software hört, wird diesen sicherlich zuerst mit der Disgaea-Serie verbinden. Im Portfolio des japanischen Entwicklers befinden sich aber auch andere Titel, die einen ganz anderen Weg einschlagen und frischen Wind in das Angebot bringen.

    2011 kündigte die Firma einen düsteren Titel an, der sich von den Strategie-Rollenspielen abheben und eine neue Spielerfahrung bieten sollte. Hinter der Entwicklung von The Witch and the Hundred Knight steckt das Prinny Team. Geplant war die Veröffentlichung für Juni 2012 in Japan, jedoch wurde das Datum mehrmals verschoben und schließlich war es sehr ruhig um das Spiel.

    Glücklicherweise verschwand der Titel nicht auf einem Scheiterhaufen, sondern im April 2013 wurde aus heiterem Himmel das finale Datum für die Veröffentlichung genannt. Bereits im Juni 2013 gab es eine positive Nachricht für eine europäische Lokalisierung und seit dem 21. März (und somit fast einen Monat vor der Walpurgisnacht) machen die Hexe und ihr Ritter die heimischen Konsolen unsicher.

    Hat sich die lange Wartezeit gelohnt? Für euch haben wir uns in den trostlosen Sumpf gewagt und der Hexe gedient. Erwartet euch nur ein fauler Zauber oder ein mystisches Abenteuer, in einer Welt voller magischer Wesen, deren Untergang ihr einläuten dürft?

    Riesenhund und Krötengrütze, ich lebe in einer Sumpfpfütze

    Der Sumpf sieht wenig einladend aus.

    Es war einmal eine Hexe namens Metallia (japanischer Name Metallica), die in ihrem Sumpf gemeinsam mit ihrem Diener Arlecchino, lebte. Aus einem bestimmten Grund konnte die Hexe ihr Reich nicht verlassen und keinen Besuch empfangen. Die giftigen Gase, die sich aus dem schwammigen Wasser entwickeln, sind tödlich für alle ungeschützten Lebewesen.

    Nun bezeichnete Metallia sich selbst als eine mächtige Hexe, doch gefangen in ihrem Sumpf war es ihr unmöglich, den anderen Hexen ihre Kräfte zu demonstrieren. Als einziger Ausweg bliebt eine Erweiterung ihres Reiches und da sie den Ort nicht verlassen konnte, beschwor sie den legendären Helden, den Hundred Knight.

    Nur durch seine Fähigkeiten sah sie einen Weg, den Sumpf zu vergrößern. Zu ihrer großen Enttäuschung entpuppt sich der Hundred Knight als ein kleiner Wicht mit einer fehlenden Persönlichkeit und einer geringen Intelligenz. Ein folgsamer Diener, nur alles andere als ein legendärer Kämpfer.

    Metallia blieb nicht viel übrig und schickte das magische Wesen hinaus in die Welt, denn ihr selbst bleibt nicht mehr viel Zeit, um ihre Macht zu beweisen. Der Hundred Knight muss die schützenden Säulen in den Gebieten der Welt zerstören, dabei stellen sich ihm jedoch viele Gefahren in den Weg. Neben zahlreichen Monstern trifft er auf die anderen Hexen, die versuchen, die Ausbreitung des Sumpfes zu verhindern. Wird er seiner Herrin gehorchen oder ihr dunkles Geheimnis aufdecken?

    Ziegenbart und wilder Tiger, Hundred Knight schlägt alle nieder

    Verabschiedet euch in diesem Spiel von dem Ablauf eines Strategie-Rollenspiels, The Witch and the Hundred Knight ist ein reines Action-Rollenspiel. In Echtzeit tötet der Hundred Knight, den ihr durch das gesamte Spiel steuert und nicht die Hexe Metallia, erbarmungslos seine und ihre Gegner.

    Hundred Knight kämpft gegen alles und jeden.

    Das Spiel beginnt mit der Beschwörung des Hundred Knights, welche euch gleichzeitig als Tutorial dient. In diesem Abschnitt befindet ihr euch in einer fremden Dimension und erlernt die Grundlagen der Steuerung. Anschließend landet ihr in Metallias Haus, welches euch als Basis dient. An diesem Ort befinden sich der Speicherpunkt, ein kleiner Laden und die Möglichkeit, den Schwierigkeitsgrad jederzeit zu ändern. Die weiteren Funktionen erklären wir im späteren Teil des Reviews.

    Die weiteren Gebiete erreicht ihr über die Weltkarte. Per Menü bestimmt ihr das nächste Ziel und der Hundred Knight begibt sich automatisch an diesen Ort. Dann trennt euch nur ein längerer Ladebildschirm (der immer einen Tipp zum Spiel anzeigt) von dem Abenteuer. Unser kleiner Held mag ein Wicht sein, aber seine Ausrüstung kann sich durchaus sehen lassen. Gleichzeitig trägt er fünf verschiedene Waffen in seinen Händen. Als Waffentypen stehen Schwerter, Hämmer, Lanzen, Speere und Stäbe zur Auswahl. Ihr entscheidet, ob der Hundred Knight von jeder Art ein Werkzeug ausrüstet oder mehrere Waffen einer Gattung verwendet.

    Das System mag einfach klingen, mit der Zeit merkt man jedoch, wie raffiniert das Waffenmenü gestaltet ist. Zunächst besitzt jeder Gegner unterschiedliche Schwachpunkte und nach jedem Schlag wird euch angezeigt, ob die getragene Waffe effektiv ist oder nicht. Die Waffentypen haben generell ähnliche Eigenschaften, je nach Gattung, doch einige spezielle Arten heben sich mit ihren Attributen ab und erzielen dadurch eine komplett andere Wirkung.

    Betrachtet ihr eine Waffe im Menü, seht ihr ein Zeichen, das mit Punkten (von 1 bis 4) ausgestattet ist. Kombiniert ihr die Waffen nach einer logischen Zahlenreihenfolge (zum Beispiel 1,2,3,4), ergeben sich Kettenangriffe, mit denen ihr einen höheren Schaden erzielt. Alle Waffen gehören zu einem Grad, wie etwa gewöhnlich, selten, episch oder legendär. Kämpft ihr einige Zeit mit einem Werkzeug, erhöht sich das Level und die Angriffskraft verstärkt sich. Je nach Grad werden andere Stufen erreicht – so ist bei einer gewöhnlichen Waffe bei Stufe zehn Schluss, eine legendäre erhöht sich bis Level 90.

    Neben den Waffen trägt der Hundred Knight zwei Gegenstände, die seine Verteidigung erhöhen und zwei Accessoires, die Resistenzen verbessern. Über eine Schnelltaste wechselt ihr (außer während eines aktiven Kampfes) bequem seine Ausrüstung.

    Die normalen Angriffe summieren sich zu einem Kombo-Angriff. Möchtet ihr eine stärkere Attacke verwenden, werden AP-Punkte verbraucht. Normalerweise stehen drei AP-Balken zur Verfügung, wobei ein Abschnitt pro eingesetzter Technik aufgebraucht wird. Die benötigten Punkte für diese Leiste werden durch das Besiegen der Gegner automatisch aufgeladen.

    Hat er keine Lust, weicht er elegant aus.

    Im Verlauf des Spiels erhält der Hundred Knight eine Unterstützung durch magische Wesen, die sich Tochkas nennen. Vorrangig dienen sie dazu, um verschiedene Rätsel zu lösen, aber auch im Kampf sind sie nützlich. Eine Bombe sprengt Hindernisse und Feinde in die Luft, ein Käfig fängt Gegner ein und sorgt für besondere Gegenstände, ein Pfeil trifft Schalter, die weit entfernt sind und Mini-Ritter kämpfen mit euch in der Schlacht.

    Leider ist die Beschwörung dieser Wesen umständlich gestaltet (zuerst bestimmt ihr das Tochka mit der R2-Taste und dem linken Stick, anschließend ruft ihr es mit L1 und der Quadrat-Taste), sodass ihr die normalen Feinde hauptsächlich mit den Waffen besiegen werdet, da dieser Weg schneller funktioniert. Ruft ihr ein Tochka, werden Elemente verbraucht, deren Anzahl ihr vor dem Namen eines magischen Wesens entnehmen könnt. Diese laden sich nach wenigen Kämpfen wieder schnell auf. Die Tochkas unterstützen euch nicht auf Dauer, eine Anzeige, die sich mit der Zeit und durch erlittenen Schaden reduziert, gibt ihre restliche Zeit an.

    Unser Held greift nicht nur an, er kennt eine Schutzhaltung, die dafür sorgt, dass verheerende Attacken der Gegner weniger Schaden anrichten und es gibt die Funktion Mystical Dodge. Weicht ihr einer feindlichen Attacke rechtzeitig aus, verfärbt sich der Bildschirm schwarz-weiß und die Monster bewegen sich in Zeitlupe. Der Hundred Knight wird nicht behindert und kann in den kurzen Augenblicken seine Feinde vernichten.

    Für den Sieg verdient ihr Erfahrungspunkte, Mana, Shell (die Währung), Anima und Bonuspunkte. Für jeden Besuch in einem Gebiet existiert eine Bonusleiste, die euch anzeigt, welche Gegenstände ihr gewinnen könnt, wenn ihr ausreichend Bonuspunkte einsammelt. Erst wenn ihr den Bereich über eine Säule verlasst, werden die Extras und Erfahrungspunkte ausgezahlt.

    Müll und Gegner, ein junger, Hundred Knight hat immer Hunger

    The Witch and the Hundred Knight wäre sicherlich ein ganz anderes Spiel geworden, hätte Nippon Ichi Software das GigaCals-System nicht entworfen. Dieses Element sorgt für die Strategie im Spiel, mit der ihr die Gebiete erkundet und die Kämpfe bestreitet.

    Die GigaCals bilden eine Art Begrenzung für euch. Jede Aktion (ob Kampf, Verteidigung oder Laufen) verbraucht Ausdauer, die durch einen Kreis dargestellt wird. Befindet sich der Wert im gelben Bereich, ist alles in Ordnung, rot bedeutet, dass unser kleiner Held kurz vor dem Zusammenbruch steht, der allerdings schnell durch den Verbrauch von GigaCals regeneriert wird. Ihr startet immer mit 100 GigaCals in einem Gebiet, die sich mit der Zeit reduzieren.

    Dieser Magen muss gefüllt werden.

    Eine kleine Karte oben rechts zeigt immer die Umgebung, die ihr zuerst aufdecken müsst, wobei auch Kalorien verbraucht werden. Selbst wenn ihr nur steht, wird Energie benötigt(außer ihr öffnet einen Menübildschirm, dann wird die Zeit angehalten).

    Der Hundred Knight ist unsterblich und aus diesem Grund werdet ihr nie ein Game Over erleben, allerdings sollten die Kalorien nicht auf null sinken, denn dann werden seine Lebenspunkte verbraucht und anschließend ist er nicht mehr in der Lage zu kämpfen, sondern wird in die Basis geschickt.

    Aus diesem Grund sollten die GigaCals immer aufgefüllt werden, auch weil sie die Lebensenergie dauernd regenerieren. Es stehen verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl. In jedem Gebiet befinden sich Säulen, die nicht nur für die Handlung einen Zweck haben. Befindet ihr euch in der Nähe einer Säule, hört ihr ein Summen und habt ihr eine entdeckt, öffnet sie sich durch mehrere Schläge und erblüht. In diesem Zustand ist die Säule aktiv und ihr habt Zugriff auf ihre Funktionen.

    Durch die Kämpfe werden Grades verdient und mit diesen könnt ihr die GigaCals auffüllen und andere Attribute (wie Stärke, Verteidigung, Lebenspunkte etc.) zeitweise, bis zum Verlassen des Dungeons, steigern. Wurden mehrere Säulen in einem Gebiet aktiviert, dienen sie als Punkte für eine Teleportation. Außerdem ist es möglich, die Basis, also Metallias Haus oder die Weltkarte zu betreten, damit die Kalorien wieder komplett hergestellt werden und ihr abspeichern könnt.

    Alternativ gibt es Gegenstände, die nicht nur die Lebensenergie, die AP und den Zustand Gift heilen, sondern auch die Kalorien regenerieren. Leider ist die Anzahl dieser Items, die unser Held tragen kann, ziemlich begrenzt. Weiterhin besitzt er die Fähigkeit, seine Feinde zu fressen, wenn vorher ein großer Teil ihrer Lebenspunkte abgezogen wurde. Dafür muss der Gegner mit der R1-Taste anvisiert werden. Leider wird jedes Monster von Ballaststoffen, in diesem Fall Müll begleitet, die sich im Magen des Hundred Knights einnisten.

    Zum Glück dienen die Feinde als Snack für zwischendurch.

    Der Magen ist eine Besonderheit, denn alle Gegenstände, die ihr in einem Durchgang findet, landen zuerst in diesem Bereich und ihr habt keinen Zugriff auf die Items. Erst in der Basis würgt der Hundred Knight seine Beute aus, was uns visuell erspart wird, und landet in eurem Inventar.

    Zuerst ist der Platz sehr begrenzt, später findet ihr Steine, die das Volumen des Magens erweitern. Die Gegenstände sind in diesem Bereich nicht ganz in Sicherheit, denn verliert der Held seine Lebenspunkte, verschwinden zehn Prozent des Inhaltes. Wird man in die Basis gezwungen, wenn alle GigaCals und Lebenspunkte aufgebraucht sind, verliert man alle gesammelten Gegenstände und 50 Prozent der Erfahrungspunkte.

    Sammelt die Gegenstände mit Bedacht ein, denn ist euer Magen voll, wird kein weiteres Objekt aufgenommen und es ist auch nicht mehr möglich, einen Feind zu fressen. In den Dungeons habt ihr keinen Zugriff auf die Verwaltung des Magens und könnt keine Gegenstände aus diesem manuell entfernen oder tauschen. Zwar gibt es Items, die euch erlauben, Müll oder ein bestimmtes Item zu vernichten, allerdings findet ihr diese sehr selten.

    Ene mene miste, es rappelt in der Kiste

    Die Dungeons in The Witch and the Hundred Knight sind riesig und nicht immer werdet ihr einen Bereich direkt erkunden können. Neben den zahlreichen Gegnern, die euch oft in Horden angreifen und eine kurze Respawn-Rate besitzen, gibt es immer wieder Dörfer, in denen NPCs wohnen. Die Interaktion mit ihnen fällt leider sehr spartanisch aus, sie erzählen euch wenige Worte, jedoch halten sie manchmal wertvolle Hinweise für euch parat.

    Die Weltkarte beherbergt viele Gebiete.

    Interessanter ist das Feature Witch Domination. Der Hundred Knight kann Häusern einen Besuch abstatten (wobei er immer rausgeworfen wird) oder diese überfallen. Visiert ihr eine Hütte an, wird die Stufe des Bewohners und der Familienschatz angezeigt. Seid ihr stärker, stehen die Chancen gut, dass ihr durch den Überfall den Schatz stehlen könnt.

    Leider wird nicht das Innere eines Hauses während des Kampfes gezeigt, sondern das Gefecht läuft automatisch ab und ihr beobachtet das Geschehen nur von außen. Hat der Hundred Knight den Schatz erobert, steht euch ein erneuter Besuch zur Auswahl, wobei ein weiterer Gegenstand, Erfahrungspunkte, Mana oder eine Regeneration als Belohnung winken.

    Allerdings solltet ihr euch immer überlegen, ob ihr ein Witch Domination vollzieht, denn je mehr Überfälle ausgeführt werden, desto höher steigt das Karma. Ein hoher Wert, der auch steigt, wenn ihr einen NPC angreift, sorgt dafür, dass euch die Bewohner hassen und euch attackieren, sobald ihr ein Dorf aufsucht. Eure Schläge machen ihnen nichts aus, aber sie senken eure Lebensenergie und damit auch die GigaCals. Bestimmte Schlüsselgegenstände erhaltet ihr nur durch Witch Domination.

    In der Basis hilft euch die Hexe, indem sie eure Wünsche erfüllt. Als Einsatz verlangt sie Anima und Mana – stellt ihr sie zufrieden, erhöht sie die Stufen eurer Waffen, reduziert das Karma, stärkt und schwächt die Gegner oder verteilt besondere Extras. Im Laufe des Spiels gewinnt der Hundred Knight Facets, die unterschiedliche Fähigkeiten und Stärken besitzen. Er kann ein Haupt-und zwei Sub-Facets anlegen, um die verschiedenen Eigenschaften zu kombinieren.

    Neben den Säulen und Feinden warten verschiedene Truhen auf den Helden. Es gibt zufällige Schätze (Normal und Silber) und schwarze Boxen, die nur einmal geöffnet werden können und ihren festen Standort auf der Karte haben. Daneben liegen Objekte auf den Boden, die sich durch ein Funkeln bemerkbar machen und auch die Feinde hinterlassen Beute.

    Herzlichen Glückwunsch, ihr habt ein Haus überfallen.

    Bis zur Mitte des Spiels werdet ihr wahrscheinlich keine großen Probleme mit den Gegnern und Bossen haben. Die Endgegner sind zuerst keine große Herausforderung. In einem solchen Kampf seht ihr zwei Balken – gelb steht für die Lebensenergie, blau für ihre Deckung.

    Befindet sich der blaue Balken unten, so bietet sich eine ideale Chance für einen Angriff, dennoch solltet ihr mit Vorsicht walten, da in diesen Augenblicken eine starke Attacke vorbereitet wird. Als Trumpf wird für drei AP Chaos Revelation ausgeführt. In diesem Zustand werden alle Attribute des Hundred Knights verstärkt, allerdings werden viele GigaCals verbraucht und erst, wenn alle Kalorien erschöpft sind, normalisiert sich unser kleiner Held wieder.

    Ab der Mitte des Spiels steigt der Schwierigkeitsgrad gewaltig und die Bosse lassen sich nur durch die richtige Taktik vernichten. Die normalen Gegner werden ebenfalls sehr hinterhältig und die Fallen, die ganz plötzlich auftauchen, häufen sich. Wenn ihr geschickt seid, lockt ihre eure Feinde in die Fallen oder lasst sie gegeneinander kämpfen. Die KI der Feinde ist intelligent und sehr aggressiv eingestellt. Schon aus der Ferne bemerken sie den Hundred Knight, greifen ihn in Gruppen an, belegen ihn mit Zustandsveränderungen und saugen an seiner Lebensenergie. Zudem verfolgen sie ihn, sofern er sich in ihrer Reichweite befindet.

    Jedes Monster besitzt eine Anzeige, die euch seine Gefühle verrät. Sind sie wütend, erhöht sich ihre Angriffskraft, fürchten sie sich vor euch, sterben sie vor Angst und hinterlassen keine Belohnungen. Besitzt das Monster einen Spitznamen in seiner Bezeichnung, habt ihr einen Notorious vor euch, der mit einer hohen Wahrscheinlichkeit einen seltenen Gegenstand hinterlassen wird.

    Hokus Pokus und owei, das ist der reinste Grafikbrei

    The Witch and the Hundred Knight bietet eine Mischung aus einer 2D- und 3D-Grafik. Die Szenen in Metallias Haus werden in einer bunten 2D-Umgebung präsentiert. Die Figuren sind detailliert gestaltet, allerdings fehlt es ihnen an verschiedenen Emotionen und Ausdrücken.

    Die Hexe und ihr Hündchen.

    Schlechter sieht es mit der 3D-Grafik aus, die in den Dungeons auf euch wartet. Zwar sind die Gegenden üppig gestaltet, aber die Effekte der Angriffe und Zauber sind sehr schwach ausgestattet und die Sprites für die Gegner wiederholen sich sehr häufig(eine Umfärbung ist noch lange keine spannende Veränderung). Das Geschehen verfolgt ihr aus einer schrägen Vogelperspektive, wobei ihr nicht immer die Gesichter der Charaktere erhaschen könnt, was gar nicht so schlecht ist, denn Feinheiten erkennt man nicht.

    Die Bewegung der Figuren wirkt sehr hölzern, es gibt keine fließenden Animationen. Die Konturen der Objekte und der Umwelt sind schwammig, sie vermischen sich und bilden Schlieren, die erst einmal nicht schön aussehen, sondern durchaus das Auge stören und Kopfschmerzen bereiten, vor allem, wenn der Untergrund hell ist, fallen diese Fehler sehr ins Gewicht und trüben den Spielspaß.

    Die Gestaltung der Gebiete ist sehr unterschiedlich, auch wenn man sich zu Beginn vor allem in Waldgebieten aufhält. Hier verdecken die Bäume öfter die Sicht, was allerdings durch die bequeme Steuerung der Kamera mit dem rechten Stick schnell behoben werden kann. Später dürft ihr Städte, Gebirge und eine gigantische Wüste erkunden. Ist viel auf dem Bildschirm los, ruckelt das Spiel gelegentlich.

    Mit der Musik punktet das Action-Rollenspiel allerdings wieder. Fans der Disgaea-Serie werden viele Grundlagen der Stücke erkennen. Jedes Gebiet hat seinen poppigen Sound, zwischendurch gibt es mystische Klänge oder gefühlvolle Hintergrundmusik. Die wichtigsten Szenen sind vertont, es steht eine japanische und eine englische Synchronisation zur Auswahl. Der Hundred Knight redet nicht, sondern gibt nur Geräusche von sich, die an eine Mischung aus einem Pokémon, Kirby und einem Mogry erinnern.

    Ein Zauber benötigt seine Zeit

    Möchtet ihr euch in das Abenteuer stürzen, solltet ihr viel Geduld mitbringen. The Witch and the Hundred braucht einige Stunden bis zu seiner Entfaltung. Zuerst wirkt das Kampfsystem recht simpel, doch hat man erst einmal alle Feinheiten freigeschaltet und verinnerlicht, bemerkt man erst, wie vielfältig die Auswahl ist.

    Es stehen nicht nur unzählige Waffen mit verschiedenen Eigenschaften zur Verfügung, sondern auch die Einstellung der Gegner ändert sich später und es passiert durchaus, dass ihr fünf Waffen angelegt habt, aber nur eine von diesen überhaupt Schaden verursacht. Aus diesem Grund solltet ihr immer flexibel sein und die Werkzeuge wechseln.

    Die Gebiete sind sehr riesig und zum Teil benötigt ihr Stunden für eine komplette Erkundung. Eine Prozentzahl gibt euch den aktuellen Stand der aufgedeckten Karte an. Ihr kämpft nicht nur die ganze Zeit stupide gegen die Feinde, sondern müsst auch kleinere Rätsel lösen, die euch den Weg versperren. Oft müsst ihr einen Schalter finden und diesen auf verschiedene Arten aktivieren, manchmal benötigt ihr aber auch einen besonderen Gegenstand.

    Die Handlung ist sehr düster und Metallia selbst trieft vor gehässigen und boshaften Bemerkungen. Nicht jeder wird die gemeine Figur mögen, dennoch hebt sie sich von den gewöhnlichen Protagonisten sehr ab, was durchaus seinen Reiz hat. Die Szenen sind zum Teil sehr gewalttätig und triefen vor schwarzem Humor, der wirklich sehr fies ist. Eine Hexe wird in ein Tier verwandelt und soll mit ihrer Gattung Nachwuchs zeugen, es werden Leute bei lebendigem Leib gefressen und zerfetzt, Ausdrücke werden in Ton und Text zensiert.

    Ein negativer Aspekt ist die Grafik und auch die storybezogenen Figuren wirken zunächst sehr oberflächlich. Die Entwicklung benötigt ihre Zeit, vielleicht ein wenig zu lange, denn bis man die Mitte erreicht hat, vergehen einige Stunden. Wer sich jedoch mit dem Kampfsystem und den GigaCals bis dahin anfreunden kann, wird eine Mischung aus Dungeon Crawler und Rogue-like mit riesigen Gebieten erleben, durch die man sich stundenlang kämpfen kann.

    Frischen Wind bringen Witch Domination und die Reaktion der NPCs auf den Hundred Knight, auch wenn die Interaktionen selbst sehr schwach ausfallen. Der Held kann nicht sprechen, sondern beantwortet Fragen nur mit einer Geste, die je nach Entscheidung eine andere Reaktion hervorruft. Das Kampfsystem zeigt leider erst ab der Mitte des Spiels sein volles Potential und eine strategische Tiefe.

    Das Hauptspiel nimmt ca. 30 bis 35 Stunden in Anspruch, es gibt verschiedene Enden und ein New Game Plus. Als Scherz hat sich der Entwickler erlaubt, jedes Kapitel mit einem kurzen Abspann zu versehen, sodass man denkt, eine Anime-Serie zu schauen. Leider bietet das Spiel nur englische Bildschirmtexte.

    Story: düster, schwarzer Humor und geheimnisvoll, die jedoch erst sehr spät interessant wird

    Gameplay: unzählige Waffen, wobei fünf gleichzeitig getragen werden und für unterschiedliche Kombinationen sorgen, Tochka-System zur Unterstützung, GigaCals sorgen für taktische Tiefe

    Grafik: 2D-Umgebung ist bunt, detailliert, besitzt nur wenige verschiedene Gesichtsausdrücke, 3D-Grafik fällt sehr schlecht aus, verschwommene und unscharfe Konturen, Animationen sehr steif, Effekte wirken sehr billig, dafür sind Dungeons üppig gestaltet

    Sound: poppig, mystisch, erinnert an Disgaea, englische und japanische Synchronisation

    Sonstiges: riesige Gebiete, erfrischende Features, wie Witch Domination und Reaktionen der NPCs auf euer Verhalten, New Game Plus-Funktion, verschiedene Enden

    Ganze News lesen

  • Sehr guter Test! Wenn es auf der PS3 weniger RPG's geben würde, hätte ich hier zugeschlagen. Vermutlich sogar zur Limited Edition aus den USA; so wird es nun wahrscheinlich lediglich ein Budget-Kauf.
    Die ganze Oberwelt hätte man anders gestalten und designen müssen, dann wäre das Spiel sicherlich viel ansprechender gewesen, denn der Rest stimmt ja NIS-typisch.


    Englische Texte sind bei solch einem Nischenspiel schon gut genug. Ich bin froh das NISA solche Spiele überhaupt heraus bringt.

  • Hm. Wäre meine LE nicht bereits versandt, würde ich auch nach diesem Test vorerst von einem Erwerb absehen. Vermutlich also Annahme verweigert und auf detailliertere EInsichten bzw. den NIS–typischen 20–€–Drop warten. Schade eigentlich.

  • Schönes Review :).
    Ich bin aktuell auch gerade mit diesem Spiel beschäftigt und ich habe eine Menge Spass damit. Ich habe gerade Kapitel 7 beendet und die Story wird wirklich interessant und ich will wissen, wie es weitergeht. Ich hätte mir auch die LE gekauft, wenn man sie hier hätte kaufen können.


    Das Spiel ist sicher nicht perfekt, aber es ist für JRPG-Fans sicher keine schlechte Wahl, ich bereue den Kauf kein bisschen.

  • Wirklich schöner Test! Freu mich schon sehr auf das Spiel.
    Meine SE wurde erst vor zwei Tagen verschickt. Hoffentlich kommt sie bald und landet nicht noch beim Zoll. War das erste Mal, dass ich direkt was bei NIS bestellt hab.

  • Ich habe das Spiel jetzt mit 100% und der Platintrophäe abgeschlossen. Ich habe jetzt nicht wegen den Trophäen alles gespielt, weil die kommen ja praktisch alle mit dem Storyfortschritt, sondern wegen der Story.
    Wen die Story wirklich interessiert, der muss unbedingt das "Bad-Ending" erreichen, die andern beiden Endings sind total unbefriedigend. Für das Bad-Ending geht das Spiel auch ziemlich lange weiter, der Schwierigkeitsgrad steigt erheblich an, aber viele Storylücken und Fragezeichen werden so geklärt :).