Entwicklung von Games

  • So bevor mein Post mit dem Thread gelöscht wird.
    Man kann sich hier zu dem Thema gerne austauschen.



    So pauschal lässt sich das Ganze nicht beantworten.

    Der Prozess der Spieleentwicklung ist gerade bei großen Firmen sehr umfangreich.


    Ich will versuchen mal etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Dazu sei gesagt, dass ich nicht in der Videospielentwicklung tätig war. Ich habe allerdings in einem ähnlichen Feld gearbeitet, in welche die Prozesse des Ganzen ungefähr gleich Ablaufen und zwar in der Video- und Filmproduktion.

    Die Entwicklungszeit der Spiele ist oft an das dahinter stehende Budget geknüpft. Man kann vereinfacht sagen: je größer das Budget ist das dem Spiel zur Verfügung steht, desto länger wird die Entwicklungszeit wahrscheinlich dauern.

    Aus der Filmbranche kann ich sagen das von der Konzeptphase bis zum Beginn der Produktion einige Zeit ins Land gehen kann.


    Wie es abläuft

    Ich versuche auf Bereiche einzugehen die nicht allgemein bekannt sind


    Das Konzept

    Erst einmal geht der Entwickler mit einem Konzept zu einem Publisher oder einem anderen Geldgeber und versucht für seine Idee Begeisterung zu wecken. Das beinhaltet im Regelfall ein grobes Storyboard beziehungsweise ein groben Verlauf, in welche Richtung das Ganze gehen soll, gegebenenfalls auch schon Konzeptzeichnungen und eine kleine Präsentation.

    Zu der Arbeit gehört dann immer noch eine kleine Marktanalyse, wie viele Einheiten man plant zu verkaufen und wie man sich im Vergleich zur Konkurrenz sieht. Als kleines Beispiel: wenn ich ein RPG entwickle, lege ich den Publisher Daten vor, z.B. wie gesättigt ist der Markt jetzt mit RPGS? Wie gesättigt wird er wahrscheinlich sein zu der Zeit wenn das Spiel erscheinen soll? Welche Zielgruppe spreche ich an und wie hoch ist dementsprechend die Käuferschicht, die ich anspreche? Et cetera PP.


    Money Money

    Erstmal müssen entsprechende Gelder und Sponsoren an Bord geholt werden. Das ist in der Videospielentwicklung ähnlich wie in der Filmbranche. Dort gibt es diverse Fördergelder von diversen Ländern. Diverse Sponsoren, die mit Produktplatzierungen im Spiel das Budget zusätzlich unterstützen. So wie generelle finanzielle Mittel die bereitgestellt werden müssen. Sei es nun durch Publisher, den Entwickler selbst oder die Aktionäre des Unternehmens. Außerdem muss das finanzielle Risiko abgewogen werden. Dieses steigt natürlich mit höherem Budget.



    Zwischenstand

    Jetzt möchte an diesem Punkt sicherlich jemand einwerfen, ja, aber das hat doch noch gar nichts mit der Entwicklungszeit zu tun? Wir sind doch noch in der Findungsphase? Jetzt ist es aber so, dass gerade auch bei der Beantragung von Fördergeldern und dem Sammeln von finanziellen Mitteln oft bereits zu diesem Zeitpunkt bekannt wird, dass sich ein Spiel in Entwicklung befindet obwohl mit der Entwicklung an sich noch gar nicht begonnen wurde. Da taucht ein Markenrechtseintrag auf oder ein Eintrag auf Bewilligung von Fördermitteln und schon wissen die Leute, dass das Ganze losgehen soll ohne dass bereits irgendwas passiert ist. Das ist natürlich nicht immer der Fall. Es kann natürlich auch sein, dass mit der Entwicklung bereits parallel begonnen worden ist.

    Jedoch kann ich anhand meiner persönlichen Erfahrung sagen, dass bei der Beantragung solcher Fördergelder meist noch keine richtige Arbeit in das Projekt gesteckt worden ist. Zumal die Bewilligung des Ganzen ja auch immer noch etwas dauert.


    Der Weg ist das Ziel

    Hier kommen wir jetzt an den Punkt wo die Entwicklung von Spielen und die Produktion von Videos und Filmen etwas auseinandergehen. Es gibt zwar die Parallele, dass man sowohl bei Filem als auch Spielen im Laufe der Produktion das eine oder andere ändert, z.B.sich für neue Szenen entscheidet, andere rausstreicht und Dialogzeilen umschreibt und Ähnliches. Dies ist aber in der Spielproduktion deutlich ausgeprägter. Gerade in der Alpha Phase der Entwicklung ist es oft so, dass bestimmte Features ganz neu geschrieben werden, gänzlich verschwinden oder einfach nicht so funktionieren wie der Entwickler sich das ursprünglich vorgestellt hat.


    Schwierige Vergleichbarkeit

    Spiele lassen sich auch generell in ihrer Entwicklungszeit relativ schwer miteinander vergleichen. Viele Spiele bieten heutzutage eine cineastische Darstellung mit aufwendigen Videosequenzen, Vertonung, Motion-Capturing und mehr. Das braucht natürlich deutlich mehr Zeit, als wenn man nur mit reinen Textboxen ohne Vertonung arbeiten würde. Zwar läuft die Entwicklung des eigentlichen Spiels parallel weiter, allerdings muss das Ganze natürlich am Ende auch getestet und entsprechend in das Spiel eingebaut werden.

    Dazu kommen dann natürlich auch noch Faktoren wie: was leistet die Engine, die man benutzt? Ist es eine eigene Engine, ist es eine lizenzierte Engine, wie viele Elemente müssen tatsächlich von Hand platziert werden? Etcetera.

    Ein prominentes Beispiel wäre da die Unreal Engine. Diese ist in ihrer Weltgestaltung so komfortabel, dass sich mit den Standard Assets fotorealistische Umgebungen sehr gut schaffen lassen ohne alles kleinteilig selbst setzen zu müssen. Da hätte es dann ein Spiel der Marke Gothic mit seiner Hand gebauten Welt deutlich schwerer in einer Engine, die das Ganze in dem Umfang nicht zulässt.


    Die Unterschiede

    Wenn ich an dieser Stelle tatsächlich versuche einen Vergleich anzustellen mit Spielen die ein ähnliches Budget haben, ähnlich aufwendig waren und ähnlich viele Features boten, dann lässt sich im Regelfall ein Unterschied immer nur dann feststellen, wenn man sich die Qualitätssicherung des Ganzen anguckt. Und das ist auch oft der Punkt an dem gespart wird.

    Bei der Qualitätssicherung lässt sich einiges an Zeit sparen wenn man diese komplett überspringt. Überspringt oder entsprechend eindampft.



    Abschließend lässt sich sagen, dass eine Vergleichbarkeit der Entwicklungszeit von Titeln verschiedener Studios schwer bis unmöglich ist, da dies so viele Faktoren enthält wie Studiogröße ,wie viele Manager das ganze absegnen müssen, die Teamgröße, Personalplanung (welche Mitarbeiter sind noch wie lange an anderen Projekten eingebunden) und so weiter. Es gibt so viele Faktoren, dass der Versuch das Ganze zu vergleichen eigentlich totaler Quatsch ist.