Glück und Gottesgunst

  • Hallo miteinander.


    Vor allem RPGler dürften schon über das Attribut Glück in Spielen gestolpert sein. In der Regel ist es dafür zuständig die Wahrscheinlichkeit eines krititschen Angriffs oder einer Verfehlung auszuwürfeln. Dadurch soll das eigentlich berechnbare Spiel unberechenbarer und somit spannender für den Spieler werden. Zumal es auch realistisch ist, wenn Kämpfe nicht vollkommen von Figuren, sondern auch von Umwelt und dem Zufall mitbestimmt werden. Kein Ding in meinen Augen.
    Etwas absurder wird es dann für mich, wenn man den Wert Glück selbst bestimmen und skillen kann, ihn sogar nicht vernachlässigen darf. Sehr schlimm in den alten Fallout - Teilen zum Beispiel. War dort das Glück zu gering waren gleich Ausweich- und Trefferquote merklich betroffen. Zumal es ein wenig lächerlich ist den eigenen Glücksparameter zu verbessern. Einen fluktuierenden im Hintergrund oder festen (der vielleicht maximal durch Anhänger erhöht wird) fällt weniger aus der Rolle.


    Ganz kritisch wird es, wenn göttliche Gunst zählt. Es ist in meinen Augen kein Problem, wenn man von höheren Wesen oder deren Heiligtümern Boni oder eine Reaktion bekommt, aber wenn auch hier wieder vor allem veränderbare Berechnungen laufen, die Glück und Unglück passiv mitbestimmen ist das schon blöd. In Dragon Commander hat so ein System zum Beispiel die Siegeschancen der Kämpfe beeinflusst. Wer eine Politik tat, die den Göttern nicht gefiel war man schon mal um 10-15% Siegeswahrscheinlichkeit gehemmt.


    Wie seht ihr diese Parameter?

    Angeklagter: "Ich erhebe Einspruch!"
    Staatsanwalt: "Sie erheben Einspruch? Wieso?"
    Angeklagter: "Mir ist nichts besseres eingefallen."
    Richter: "Einspruch stattgegeben!"
    Staatsanwalt: "Aber Exzellenz. Dem soll stattgegeben werden?"
    Richter: "Mir ist auch nichts besseres eingefallen..."

    : aus "Die Marx Brother im Krieg" ("Ducksoup").

  • Darf man so etwas eigentlich noch hinterfragen? Fällt das nicht seit Jahrzehnten unter diesen berühmten Artikel "Die Attribute des Rollenspiels sind unantastbar"? Ich sage: Warum eigentlich nicht! Dass sich Attribute wie Stärke, Geschick oder Magie verbessern lassen, war ja irgendwie immer nachvollziehbar. Wer oft mit der großen Keule zuschlägt, muss ja zwangsläufig auch irgendwann stärker werden. Wer ständig mit dem Schwert an- oder aufgeschlitzt wird, entwickelt Widerstandskräfte. Selbes Prinzip griff im wirklichen Leben übrigens auch bei euren Großmüttern, falls sie oft genäht, sich dabei in den Zeigefinger gepiekst und somit eine zentimeterdicke Hornhautschicht entwickelt haben. Paradox find ich dagegen allerdings, dass derjenige, der in meinem Spiel alles zu Klump schlägt, solange es in der Lage ist, nen Schatten zu werfen, von mir nen Zuschlag auf die Intelligenz bekommt. Und dabei finde ich nicht die Entscheidung paradox, ihm Intelligenz zu geben, denn das schien ja ganz dringend nötig. Ich meine: womit begründet sich dieser Anstieg? Vielleicht hab ich in diesem Moment auch gegen die innere Logik des Spiels verstoßen, aber es ist möglich. Da darf man dann auch ruhig mal ganz kurz FF2 loben, das in der automatischen Verteilung der Attribute in seiner Logik sehr konsequent war. Leider konnte der Spieler eben schnell konsequenter werden.


    Wie auch immer, Glück ist ja ne ziemlich passive Sache. Die Vorstellung, man könne Glück erlernen oder eine Erkenntnis daraus schließen, nachdem man davon betroffen war, erscheint irgendwie ziemlich abwegig. Wobei das auch nun wieder nicht bedeutet, dass es nicht funktionieren kann. Vielleicht sollten wir das beobachten. Sind die großen Abräumer in den Casinos dieser Welt wirklich alle Systemspieler, oder haben sie Glück geskillt? Weiß man nicht. Aber ernsthaft, prinzipiell hab ich keine Probleme mit diesem Attribut. Vor allem nicht im Bereich Fantasy. Vielleicht nimmt man den Begriff etwas weniger wörtlich und denkt sich etwas wie "Eingebung" daraus. Der Zeitpunkt, der für einen Angriff besonders günstig ist, Positionierung auf dem Schlachtfeld und was auch immer.


    Ist wie mit der Religion, die sollte man auch nicht immer so wörtlich nehmen. Erwiesenermaßen können ein paar Dinge nicht ganz wie beschrieben abgelaufen sein. Allerdings wissen wir auch, dass alles, was in der Bibel steht, stimmt. Nachdem man ein paar Skelette der Dinosaurier fand und die Kirche richtigstellte, dass Adam und Eva zusammen mit den Dinos im Garten Eden lebten, war meine Welt wieder in Ordnung. Denk es nicht kaputt. Die Parameter, auf die sich das Glück auswirkt, sind ja immer ganz schlüssig.