Ich habe Stellar Blade dank der DLCs jetzt nochmal beendet und sogar noch einmal auf Platin gebracht.
Und was soll ich sagen? Es ist immer noch ein fantastisches Spiel! Es trifft für mich genau den Sweetspot zwischen klassischem Action-Game und Soulslike, der alle meine Nerven kitzelt. Es hat wie ein Action-Game verschiedene Combos und hat dank der Beta-Fähigkeiten auch ein sehr offensives Vorgehen, gleichzeitig bietet es aber auch ein vergleichsweise langsames, methodisches Kampfsystem, bei der man mit Bedacht angreifen und verteidigen sollte. Auch die begrenzte Heilung, die sich nach jedem Checkpoint auflädt und die auch eine gewisse Zeit zum Einsatz braucht, erinnert an das Soulslike-Genre.
Und die Mischung geht für mich einfach voll auf, auch deshalb, weil die Gegner und ihre Angriffe extrem variantenreich sind und jeder Gegnertyp genügend Angriffsmuster hat, um mich auf Trab zu halten.
Natürlich glänzt es am besten gegen die tollen Bosse, die eine wirklich angenehme Schwierigkeitskurve haben - sie sind anspruchsvoll, ohne dabei aber in Frust auszuarten, man muss hier nicht stundenlang grinden, damit man einen Boss endlich legt. Nur die letzten Bosse übertreiben meiner Ansicht nach etwas und benötigen einiges an Anstrengung, aber zur Not gibt es ja noch einen Story-Schwierigkeitsgrad.
Und etwas, dass mir erst jetzt auffiel und dass ich mittlerweile wirklich wertschätze: Es gibt einfach KEINE versteckte zweite Energieleiste bei den Bossen. Egal, bei welchem Boss, ihr müsst nur die eine Energieleiste runterkloppen und das war´s, was wirklich angenehm transparent ist. Mehrere Phasen gibt es trotzdem, diese sind aber alle über diese Energieleiste verteilt. Es gibt nur eine Ausnahme der Regel, aber diese Phase des Bosses ist eher ein emotionaler Moment, der Boss macht nicht viel und die Phase wird bei jedem weiteren Versuch eh übersprungen also zählt das nur so semi.
Abgerundet wird das Kampfsystem noch vom gelungenen Leveldesign, intelligente, oftmals sehr vertikal gestaltete lineare Levels wechseln sich mit offeneren Arealen ab, bei denen der Großteil der Sidequests stattfindet. Diese kann man schnell überspringen, wenn man nur der Story folgen möchte, aber ich finde, gerade in Verbindung mit den Sidequests lohnt es sich.
Vor allem die Wüste möchte ich hier positiv hervorheben, weil sie mehrere Elemente vereint. Im Westen gibt es eine horizontale, weite Fläche, bei der man Points of Interest suchen muss, welche aber doch recht gut aus der Ferne zu erkennen sind, sodass es sich hier wie eine sehr dicht ausgestattete Mini-Open World anfühlt, im Osten eine zerstörte Stadt, bei der man genauer suchen muss, um die versteckten Winkel oder Wege auf die Dächer zu finden. Es ist somit eines einer liebsten offeneren Areale der letzten Zeit.
Insgesamt stimmt die Abwechslung im Spiel auch, immer wieder gibt es kleine Puzzles oder Geschicklichkeitseinlagen, die das Geschehen schön auflockern, sodass die Areale nicht nur zu stumpfen Kampfkorridoren verkommen. Und wow, in den Puzzles quatscht mir nicht nach zwei Minuten mein Gefährte die Lösung des Rätsels ans Ohr, weil mich das Spiel für zu blöde hält, mal selbst was rauszufinden. Revolutionär!!!
Aber auch sonst passt das Leveldesign, wie schon gesagt sind sie oftmals sehr vertikal gestaltet, was die Entwickler auch nutzen, um einige Geheimnisse wirklich clever zu verstecken, einige davon hatte ich in meinem allerersten Durchgang doch glatt übersehen!
Insgesamt war mir echt kaum langweilig während des Spiels. Auch sonst gibt es reichlich zu tun wie ein kleines, spaßiges Angelminispiel und dank des Nikke-DLC noch ein paar Deckungsshooterpassagen. Nichts davon ist jetzt supertief oder interessant, aber als Abwechslung zu den Schnetzeleien taugt es allemal.
Ich finde lediglich, dass das Spiel zu viele Sidequests hat. Nicht falsch verstehen, da sind schon ein paar nette Quests dabei, gerade die Quests der besonderen NPCs wie Kaya oder Enya sind echt erlebenswert und bieten auch spielerisch immer mal wieder ne nette Abwechslung wie zusätzliche Bosse (meist schwerere Varianten von bekannten Bossen) oder nochmal kleinere Geschicklichkeitseinlagen oder Rätsel. Aber es sind dann oft so viele, dass sie dem Pacing des Spiels schaden, was schade ist. Gerade die linaren Gebiete nochmal abzuklappern kann da schonmal nerven. Beim ersten Besuch eines größeren Gebietes fügen sich die Sidequests noch sehr gut ein, weil ich den Ort nebenbei erkunde, aber wenn ich ein Gebiet dann noch ein drittes Mal ablatschen darf, wird es dann doch mal eintönig. Schade, hier wäre weniger mehr gewesen. Ich würde generell empfehlen, vielleicht nur Quests zu machen, die ihr direkt in Xion annehmen könnt und Quests auf dem schwarzen Brett wegzulassen, das tut dem Pacing ganz gut.
Immerhin müsst ihr einen Ort wirklich nur für Sidequests noch mal besuchen, wer nur der Handlung folgt, der freut sich darüber, dass man Orte innerhalb der Hauptstory wirklich niemals zweimal besuchen muss. Tatsächlich ist das Ganze dann sogar eine recht kurze Erfahrung, wer sich auf die Hauptgeschichte konzentriert, kann locker in 8-10 Stunden durch sein, mit Erfahrung (oder gar New Game Plus) kann das Ganze sogar mal in die Fünf-Stunden-Marke rutschen. Daher empfehle ich einen guten Mix aus Sidequests und Hauptstory für das beste Spielerlebnis. Macht die "wichtigen" Quests ohne schwarzes Brett für das, wie ich finde, bestes Spielerlebnis.
Ansonsten... die Story ist... ok, aber sicher nichts Besonderes. Sie hat den einen oder anderen okay ´ischen Twist und sie hat Lily, was auf jeden Fall hilft, aber sie sticht auch nicht hervor. Bis auf Lily ist keiner der Charakere sonderlich symphatisch und alles plätschert für sich vor sich hin.
Aber das ist okay, das Spiel ist für mich ein Gameplay-First-Titel. So ein wenig wie Resident Evil. Die Handlung ist da, sie kann unterhalten und mehr ist es auch nicht.
Die Präsentation gefällt mir auch. Bin zwar sonst nicht so der Fan vom Unreal Engine-Look, aber Stellar Blade setzt ihn gekonnt ein und viele der üblichen Probleme wie ein oftmals sehr unruhiges Bild sind hier kaum bis gar nicht vorhanden. Und hey, die Frisuren der Charaktere sehen hier nicht aus wie schlechte Perücken, hurra!
Der Soundtrack ist auch fantastisch. Er hat zwar sehr starke Inspirationen von Nier, das ist klar, setzt aber auch auf eigene Akzente und hat einige Rock- oder Pop-Elemente die Nier fehlen, sodass er auch eigenständige Noten mit sich bringt.
Und hey... mehr OSTs wie Nier schaden ja eh nie, oder? 
Also ja, insgesamt liebe ich Stellar Blade immer noch. Es mag nur eine durchschnittliche Handlung haben, aber das Gameplay ist absolute Spitzenklasse. Und mehr brauche ich hier eigentlich auch gar nicht.
Kann den zweiten Teil echt nicht mehr erwarten!
Und jetzt werde ich noch einmal das große Vorbild Nier Automata spielen und schauen, wie ich mittlerweile zu dem Spiel stehe. Meine Ansicht bislang steht bei "okay bis gut", aber vielleicht sehe ich auch bald das Meisterwerk, dass viele andere dadrin sehen.