Im Test! Yu-Gi-Oh! Early Days Collection ist der pure Nostalgietrip, hat aber kleine Mankos

    • Neu
    • Offizieller Beitrag
    Titel Yu-Gi-Oh! Early Days Collection
    Japan 27. Februar 2025
    Konami
    Nordamerika 27. Februar 2025
    Konami
    Europa 27. Februar 2025
    Konami
    System Nintendo Switch, Windows PC (Steam)
    Getestet für Nintendo Switch
    Entwickler Digital Eclipse
    Genres Kartenspiel, Brettspiel
    Texte
    Deutschland Nordamerika Japan
    Vertonung

    Im Jahr 1996 begann mit dem von Kazuki Takahashi gezeichneten Manga Yu-Gi-Oh! der Aufstieg des Königs der Spiele. Seitdem verfolgen wir die Abenteuer rund um Yugi Muto nicht nur auf Papier, sondern auch in diversen Anime-Serien, Filmen und Spielen. Was simpel anfing, wuchs über die Jahre zu einem immer komplexeren Kartenspiel heran, das in physischer Form bis heute Millionen von Fans begeistert.

    Die Yu-Gi-Oh! Early Days Collection feiert nun mit ganzen vierzehn Spielen die Anfänge der Reihe auf dem Game Boy bis zum Game Boy Advance. Neben den klassischen Kartenspielen sind dabei auch Spin-offs wie Dungeon Dice Monsters vertreten. Mit neu hinzugefügten Features soll das Spielerlebnis für die heutige Zeit angenehmer gestaltet werden. Was euch erwartet und ob die Kollektion einen Blick wert ist, erfahrt ihr hier im Test.

    Ein Blick in die Vergangenheit

    Direkt als ich die Collection starte, werde ich mit einem Auswahlkarussell begrüßt, das mich zurück in die Vergangenheit katapultiert. Ein Bild einer Game-Boy-Spielehülle begrüßt mich, darunter die Informationen 1998, deutsche Sprachausgabe und der Titel des Spiels: Duel Monsters. Hier hat die Videospielreihe ihren Anfang genommen, unter dem Namen, den das Yu-Gi-Oh!-Kartenspiel innerhalb des Serienuniversums trägt.

    Und zum allerersten Mal kann ich dieses Spiel erleben, denn damals erschien es nur in Japan. Mit einem einzelnen Tastendruck kann ich sogar auf verschiedene Sprachversionen wechseln. Ein weiterer Tastendruck öffnet das Menü für Verbesserungen, das für jedes Spiel der Sammlung individuell zugeschnitten ist.

    In Duel Monsters kann ich damit beispielsweise gleich zu Beginn alle Karten freischalten. Gerade für die ältesten Spiele der Reihe eine willkommene Option, da ein Großteil der Spielzeit damals noch aus Grinding bestand. Immer wieder müssen dieselben Duellanten besiegt werden, für jeden Sieg winkt eine Karte, die mal mehr oder weniger hilfreich ist, um das eigene Deck weiter zu verstärken.

    Die Spiele sind nach ursprünglichem Erscheinungsjahr sortiert.

    Ich lächle gerührt über die Einfachheit des Spiels. Es gibt noch keine Effektmonster, Fallenkarten oder Feldzauber. Von Ritualbeschwörungen sind wir noch einige Jahre entfernt und alle modernen Mechaniken wie Pendel-Monster, Synchros oder XYZs sucht ihr in dieser Sammlung vergeblich. Es gibt noch nicht einmal Beschwörungskosten, dafür aber eine ganze Reihe an Fusionen, die ich durch Ausprobieren nach und nach entdecke.

    Von 1998 bis 2005

    Ich gehe zurück in die Übersicht und blättere zum letzten Spiel. Day of the Duelist: World Championship Tournament 2005, erschienen für Game Boy Advance im Jahre 2005. Eine Welle der Nostalgie rollt über mich hinweg. Das ist das Spiel, das ich damals am meisten gespielt habe. Die Originalversion enthielt drei echte Spielkarten, die ich bis heute noch besitze. Ich blättere durch die restlichen Spiele und bleibe an einem Eintrag mit dem Namen Duel Monsters 6: Expert 2 hängen.

    Duel Monsters 6: Expert 2 ist das einzige Spiel der Sammlung, das rein japanisch ist.

    Dieser Titel ist 2001 nur in Japan erschienen, aber anders als die anderen Japan-exklusiven Titel steht dieser Titel nur mit japanischen Texten zur Verfügung. Sofern man sich mit den Effekten der Karten nicht auskennt, kommt man mit diesem Titel also eher schwieriger zurecht als mit dem Rest. Immerhin die beigefügte Anleitung ist in englischer Sprache verfügbar. Da das Spiel aber im Wesentlichen inhaltlich identisch zu Yu-Gi-Oh! Worldwide Edition: Stairway to the Destined Duel ist, kommt die Frage auf, wieso es überhaupt inkludiert wurde.

    Anleitungschaos

    »Es gibt keine Möglichkeit, zwischen verschiedensprachigen Anleitungen zu wechseln.«

    Die meisten Spiele sind in der japanischen, englischen oder europäischen Version verfügbar, es stehen also einige Sprachen zur Auswahl, was ein großer Pluspunkt ist. Vor allem, dass rein japanische Titel wie das erste Duel Monsters für die Kollektion übersetzt wurden, finde ich super. Allerdings sind die Anleitungen zu den einzelnen Spielen nicht optimal umgesetzt. In den meisten Fällen stimmt die Sprache der Anleitung mit der Sprache überein, die man zu Spielstart gewählt hat. In vielen Fällen wird aber auch einfach nur die englische Anleitung angezeigt. Und im Falle der europäischen Version von Dungeon Dice Monsters steht nur die französische und niederländische Anleitung zur Verfügung.

    Für jedes Spiel gibt es eine Anleitung, hier beispielsweise die von Destiny Board Traveler.

    Es gibt keine Möglichkeit, zwischen verschiedensprachigen Anleitungen zu wechseln. Das ist ein Punkt, über den man sich streiten könnte, da die Spiele natürlich auch ohne Anleitung funktionieren. Dennoch sind diese auch ein großer Bestandteil des Spielerlebnisses, da es im Gegensatz zu heutigen Spielen noch keine Ingame-Tutorials gibt, die Steuerung und Gameplay erklären. Mit guten Englischkenntnissen stellt dies natürlich keine Hürde dar, denn durch die Inklusion der amerikanischen Spielversionen steht immer auch eine englische Anleitung zur Verfügung.

    Ein individuelles Erlebnis

    Ein weiterer Pluspunkt ist die anpassbare Steuerung, die ich nach Belieben umstellen kann. Hinzu kommen noch Spielereien wie Bildschirmgröße (standardmäßig wird das originale Seitenverhältnis der Spiele verwendet), ein Bildschirmrahmen sowie Filter, die einen TV oder LCD-Bildschirm simulieren. Da bei manchen Spielen die interne Speicherfunktion nicht mehr greift, lässt sich über das Menü mit den Spieloptionen auch jedes Spiel einzeln speichern und laden.

    Wie in anderen Kollektionen darf auch hier natürlich eine Rückspulfunktion nicht fehlen. Damit gehören versehentlich gedrückte Tasten wortwörtlich der Vergangenheit an. Dies öffnet allerdings auch Pandoras Büchse der Versuchungen, denn allzu schnell ist man verleitet, einen Spielzug rückgängig zu machen, der sich als suboptimal erwiesen hat. Vermutlich ist die Funktion deswegen auf eine Minute beschränkt, ein langes Duell lässt sich dadurch nicht komplett ungeschehen machen.

    Bis zu eine Minute lässt sich mit der Rückspultaste ungeschehen machen.

    Die Rückspulfunktion lädt allerdings auch zum Experimentieren ein, um verschiedene Spielzüge auszutesten und ist daher eine willkommene Ergänzung, die vor allem für Einsteiger ansprechend sein dürfte. Auch der Schnelldurchlauf hat sich bei mir bewährt, da er das Spielgeschehen deutlich beschleunigt und die Wartezeiten zwischen Zügen dadurch stark reduziert. Gerade bei den älteren Titeln merkt man nämlich, wie träge die einzelnen Aktionen und Animationen ausgeführt werden.

    Viele Spiele, wenig Abwechslung

    Ganze vierzehn Titel stehen zur Auswahl und doch fühlt sich die Kollektion stark eingeschränkt an. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die meisten Spiele sich sehr ähnlich spielen. Zwischen Duel Monsters 1 und 2 beispielsweise merkt man kaum einen Unterschied, außer dass der zweite Teil in Farbe und wesentlich langsamer von den Tasteneingaben her ist. Auch der inhaltliche Aufbau bietet nur wenig Abwechslung, da viele Spiele der Kollektion noch keine Handlung aufweisen, sondern lediglich darin bestehen, gegen Duellanten aus dem Anime anzutreten und diese jeweils fünfmal zu besiegen.

    Die Spin-offs wie Monster Capsule oder Destiny Board Traveler lockern den immergleichen Trott etwas auf, spielen sich aber natürlich auch ganz anders als das Kartenspiel. Insgesamt zeigt die Kollektion eine gute Historie der Handheldspiele auf, aber einige der Konsolentitel wie Forbidden Memories oder Duelists of the Roses hätten die Kollektion gut ergänzt und das Gefühl der Monotonie noch weiter entschärft.

    Online-Modus und fehlende Funktionen

    Zu guter Letzt möchte ich noch kurz auf den Online-Modus eingehen, in dem man gegen andere antreten kann. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung steht hier nur Yu-Gi-Oh! Duel Monsters 4: Battle of Great Duelists zur Verfügung. Ihr könnt in Schnell-Matches gegen Unbekannte antreten oder per Einladung gezielt mit anderen spielen. Vor Kampfbeginn könnt ihr euch aus allen im Spiel enthaltenen Karten ein Deck zusammenstellen. Die Kampfergebnisse werden allerdings nirgends festgehalten. Es gibt keine Ranglisten oder Statistiken, in denen eure Siege oder Niederlagen aufgezeichnet werden.

    Ingame-Funktionen wie Tausch und Spieler-Duelle wurden deaktiviert. (Screenshot aus World Championship Tournament 2005).

    Dass aktuell nur eins der Spiele Online-Funktionen bietet, ist extrem schwach, wenn man bedenkt, dass ein Großteil der Spiele eigentlich integrierte Kampf- und Tauschfunktionen beinhaltete. Diese wurden in der Kollektion jedoch deaktiviert. Dadurch habt ihr zum aktuellen Zeitpunkt nur sehr eingeschränkte Interaktionsmöglichkeiten mit anderen Fans. Wieso nicht gleich zu Beginn alle Spiele einen Online-Modus haben, bleibt wohl Konamis Geheimnis. Bis dahin müsst ihr euch solo durch die Yu-Gi-Oh!-Geschichte duellieren.

    Nostalgie mit Mankos

    Die Early Days Collection ist ein purer Nostalgietrip, der Veteranen der Reihe die ein oder andere Kindheitserinnerung entlockt und besonders der jüngeren Generation einen guten Einblick in die Historie der Spielereihe bietet. Besonders gefallen hat mir, dass auch Spiele enthalten sind, die nur in Japan erschienen sind und auch ein paar der Spin-offs einen Platz bekommen haben. Die Anpassungen und neuen Spieloptionen sorgen für ein individuelles Spielerlebnis, die das Spielen wesentlich angenehmer machen, da einige Titel doch stark in die Jahre gekommen sind.

    Insgesamt merkt man schnell, dass sich viele Spiele stark ähneln, was natürlich den Originalversionen geschuldet ist. Aus diesem Grund hätte man eine andere Auswahl an Spielen zusammenstellen und eventuell einen größeren Zeitrahmen ins Auge fassen können. Dadurch hätten die späteren handlungsstärkeren Titel der Reihe noch mehr Abwechslung in die Kollektion gebracht. Ein weiterer großer Dämpfer ist die Deaktivierung der Link-, Tausch- und Kampffunktionen innerhalb der Spiele, vor allem da der Online-Modus zum Zeitpunkt der Veröffentlichung nur Duel Monsters 4 umfasst.

    Story

    Ein Großteil der alten Titel hat noch keine Story, spätere Titel lehnen sich an die Handlung des Anime rund um Battle City an.

    Gameplay

    Klassisches Yu-Gi-Oh!-Kartenspiel sowie schach- und brettspielähnliche Spin-offs zur Auflockerung.

    Grafik

    Originale Game-Boy- und Game-Boy-Advance-Grafik, die mit Filtern angepasst werden kann.

    Sound

    Originale Spielesounds und generische Yu-Gi-Oh!-Musik im Auswahlmenü.

    Sonstiges

    Enthält vierzehn Spiele:

    • Yu-Gi-Oh! Duel Monsters
    • Yu-Gi-Oh! Duel Monsters 2: Dark Duel Stories
    • Yu-Gi-Oh! Das Dunkle Duell
    • Yu-Gi-Oh! Duel Monsters 4: Battle of Great Duelists (Yugi-, Kaiba- und Joey-Deck)
    • Yu-Gi-Oh! Duel Monsters 5: Eternal Duelist Soul
    • Yu-Gi-Oh! Duel Monsters 6: Expert 2
    • Yu-Gi-Oh! The Sacred Cards
    • Yu-Gi-Oh! Reshef of Destruction
    • Yu-Gi-Oh! Stairway to the Destined Duel
    • Yu-Gi-Oh! World Championship Tournament 2004
    • Yu-Gi-Oh! World Championship Tournament 2005
    • Yu-Gi-Oh! Monster Capsule GB
    • Yu-Gi-Oh! Dungeon Dice Monsters
    • Yu-Gi-Oh! Destiny Board Traveler

    Bildmaterial: Yu-Gi-Oh! Early Days Collection, Konami