Angespielt! Final Fantasy VII Rebirth

    • Offizieller Beitrag

    Knapp vier Jahre ist es schon wieder her, seit Square Enix eines der wohl legendärsten JRPGs der Videospielgeschichte in neuem Glanz wiederaufleben ließ. Bewegten wir uns in Final Fantasy VII Remake dabei noch innerhalb der hohen Mauern von Midgar, öffnet „Rebirth“ die Pforten hinaus in die weite Welt. Wie gut das klappt, durften wir kürzlich selbst herausfinden. Square Enix lud nämlich für eine exklusive Preview-Session nach London ein, um einen Blick in das heiß erwartete Abenteuer zu gewähren – wir sind der Einladung natürlich gefolgt. Wie uns der zweite Teil der groß angelegten Remake-Trilogie gefällt, lest ihr in den folgenden Zeilen.

    In Erinnerungen schwelgend

    Im Zuge der Preview-Session hatten wir gute drei Stunden Zeit, in die Geschichte von „Rebirth“ einzutauchen. Das fiel auch gar nicht schwer, startet der Titel doch gleich mit einem äußerst einnehmenden Startschuss. Cloud und seine Truppe haben mittlerweile Kalm erreicht und verschnaufen in einer Herberge. Die beste Gelegenheit, um in Erinnerungen zu schwelgen. Wir reisen für das erste Kapitel also in die Vergangenheit und schlüpfen in die Rolle des motivierten SOLDAT-Jünglings Cloud, den es in die Heimat Nibelheim verschlägt.

    Kenner des Originals werden in den folgenden ein bis zwei Stunden von einem äußerst interessanten und herausragend inszenierten Auftakt begrüßt, in dem sich Nostalgie und Originalität konsequent die Waage halten. Die bekannten Schauplätze und Charaktere erinnern an die gute, alte Zeit vor der ersten PlayStation-Konsole, sind aber eben auch vorbildlich ins Jetzt übertragen, ohne sich allzu sklavisch an der Vorlage zu halten.

    Wir erkunden die alte Heimat, machen Bekanntschaft mit Kampfkunst-Spezialist Zangan, lassen uns von Dorfbewohnern auf einen Happen einladen und werfen wahlweise einen Blick in Tifas Kleiderschrank. Und na klar: Das wird dann auch alles von unserer treuen Truppe in Voice-over-Form kommentiert. Wir können aber auch an einem Piano Platz nehmen und eine Handvoll liebliche Töne aus dem Ärmel zaubern – ein verhältnismäßig komplexes Minispiel in „The Last of Us Part II“-Manier machts möglich. Da können beinharten Fans auch schon mal die Tränen der Nostalgie ins Auge schießen.

    Mit statt gegen Sephiroth

    Aber natürlich ruft auch die Arbeit. In Begleitung unseres charismatischen Vorgesetzten Sephiroth und unter Anleitung der jungen Tifa in Ranger-Montur, erklimmen wir also den nahe gelegenen Berg, um einen Mako-Reaktor zu untersuchen. Hier werden eingerostete und neue SpielerInnen auch an das Kampfsystem herangeführt, das sich quasi identisch zum Vorgänger spielt. Wir greifen aktiv an, setzen in Echtzeit zum Ausweichsprung oder Block an und verlangsamen kurzfristig die Zeit, wenn wir eine spezielle Aktion planen – das können besondere Waffen- oder Magieangriffe sein. Durch das Einsetzen verschiedener Materia in unsere Prügelwerkzeuge werden wir hier im Verlauf des Abenteuers wieder entsprechenden Einfluss haben, der sich in der Preview bereits abzeichnete.

    Auf dem Weg zum Gipfel lösen wir zudem kleinere, simple Rätsel und stellen uns – gemeinsam mit SOLDAT-Legende Sephiroth – einem fiesen Boss. Hier präsentiert sich uns dann auch das inszenatorische Potenzial des Spiels. Gemeinsame Synchro-Angriffe erfreuen Auge und Ohr mit spektakulären Choreographien und na klar, verheerendem Schaden für den Widersacher.

    Wie sich die Situation nach Erreichen des Reaktors entwickelt, sei an dieser Stelle nicht vorweggenommen. Nur so viel, seid ihr Kenner des Originals, dürft ihr euch auf eine fesselnde und kompromisslos inszenierte Revitalisierung einer der wohl wichtigsten Ereignisse im FFVII-Universum freuen.

    Verabredungen und Kartenspiele

    Kapitel 2 schickt uns dann wieder in die Gegenwart, wo wir erstmals die Stadt Kalm erkunden dürfen. Auch hier gilt: Vieles dürfte Fans aus alten Tagen angenehm bekannt und gleichermaßen neu vorkommen. In den verwinkelten Gassen des hübschen Schauplatzes finden sich dann auch diverse Lokalitäten, die wir aufsuchen können. Wir studieren etwa die Zauberfibel und schalten so neue Aktionen via Sphärobrett-artigem Fertigkeitsmenü frei. Wir können aber auch eine Runde „Blut der Königin“ spielen – ein gänzlich neues Karten-Minispiel. Dieses verspricht auf den ersten Blick ein spaßiger Zeitvertreib zu sein, in dem sich optional vermutlich auch so einige Stunden versenken lassen. Selbstverständlich decken wir uns zudem in den entsprechenden Etablissements mit neuen Waffen, Ausrüstung und mehr ein.

    Vor allem nutzen wir die Ruhephase aber, um uns mit unseren GefährtInnen zu beschäftigen. In „Rebirth“ spielt unsere Verbundenheit zu ihnen nämlich eine gewichtige Rolle, wie auch Produzent Yoshinori Kitase und Game Director Naoki Hamaguchi betonen. Wir beantworten also unter Zeitdruck Fragen oder lassen uns auf eine kleine Verabredung ein. Die Verbundenheit soll dann auch im Verlauf der Story ihre Wichtigkeit entfalten.

    Kaum entspannt, kündigen sich aber auch schon Shinra-Soldaten an, die unserem Kurzurlaub schnell den Riegel vorschieben. Über die Dächer der Stadt schleichen wir uns also hinaus in die Weiten des Graslands – „Breath of the Wild“-Moment inklusive.

    Knuffige Chocobos und fiese Schlangen

    Hier bieten sich uns dann die aus den Trailern bekannten Eindrücke weitläufiger Natur, wilder Fauna und potenziell jeder Menge zu entdecken. Ob das dann auch tatsächlich so ist, ließ sich im Rahmen der Preview-Session noch nicht vollends ermitteln. Wir stolpern zwar immer wieder über Ressourcen zur Synthese von neuen Gegenständen und prügeln auch das eine oder andere Kanonenfutter aus dem Bild. Ob uns aber auch spannende und unerwartete Nebentätigkeiten erwarten, wird die Vollversion zeigen müssen.

    Wer allerdings nicht auf sich warten lässt, sondern in voller Pracht präsentiert wird, sind die traditionellen Chocobos. Die gelben Reitvögel sehen einmal mehr bezaubernd süß aus. Bevor wir aber selbst auf dem Rücken eines quirligen Piepmatz Platz nehmen, besuchen wir Chocobo-Bill und seine Ranch. Hier werden wir über die Kunst des Chocobo-Fangs unterrichtet, die dann auch wenig später Anwendung findet. Wir schleichen durch das hohe Gras und lenken unser knuffiges Ziel ab, ehe wir es zähmen.

    Mit flinkem Vogel unter dem Hintern reist es sich im Folgenden deutlich flotter durch das weitläufige Grün. Eine Karte hält unsere Ziele dabei konsequent fest, wahlweise legen wir auch selbst Markierungen an.

    Der Höhepunkt unserer Preview-Session: Ein imposanter Bosskampf gegen Midgardsormr – eine turmhohe Schlange, die unsere Fähigkeiten knackig abfragt. Das hochgewachsene Reptil, das Kenner des Originals vermutlich weniger lebendig in Erinnerung haben, schlägt ordentlich zu und hat ein paar fiese Manöver auf Lager. Ihre Schwächen wollen präzise ausgenutzt werden, um sie fix in den Schock-Status zu versetzen und folglich besonders auszuteilen.

    Eine Augenweide mit Gänsehaut-Garantie

    Wie stellt sich „Rebirth“ technisch an? Hervorragend, um es kurz zu machen. Der Titel präsentiert in den ersten zwei Kapiteln eine visuelle Pracht, die sich von den Details der Charaktere über die Schauplätze bis in das opulente Effektspektakel der Kämpfe zieht. Außerdem läuft der Titel mit stabilen 60 Bildern pro Sekunde im Leistungsmodus, ein Grafikmodus, der die Auflösung bei 30 FPS priorisiert, ist standardmäßig auch am Start.

    Auch auditiv verwöhnt „Rebirth“ mit fantastischen Performances der SprecherInnen auf allen Tonspuren. Erfreulicherweise ist auch die deutsche Version wieder über alle Zweifel erhaben. Und die Musik sorgte in den rund drei Stunden Spielzeit bereits unzählige Male für wohlige Gänsehaut. Insgesamt bleibt der Eindruck: Hier positioniert sich schon früh im Jahr zweifelsohne ein Kandidat für das beste (Rollen-)Spiel des Jahres.

    Ein bravouröser Spagat zwischen Nostalgie und Originalität

    Einer der heiß erwarteten Titel des Jahres rückt in greifbare Nähe und die rund dreistündige Preview-Session in London bestätigt, dass sich das Warten gelohnt hat. Final Fantasy VII Rebirth verschwendet keine Zeit und empfängt uns mit einem äußerst einnehmenden Startschuss. Die ersten Stunden versichern bereits, dass dem Team der Spagat zwischen Nostalgie und Originalität mit Bravour gelingt. Aber: Drei Stunden sind für einen solchen Titel eben auch nur ein Wimpernschlag.

    Wie gut die frischen Systeme ineinandergreifen und ob die offene Welt mit spannenden Inhalten gefüllt ist, wird erst die Vollversion hinreichend bestätigen können. Trotzdem: Der erste Eindruck begeistert mit seinen spektakulären und ruhigen Momenten und dürfte gerade langjährigen Fans ein paar Tränchen aus dem Auge drücken. Es sieht ganz danach aus, als positioniere sich hier schon früh im Jahr ein ernstzunehmender Kandidat für die GotY-Trophäe.

    Bildmaterial: Final Fantasy VII Rebirth, Square Enix