• Titel Erica
    Japan 19. August 2019
    Sony Interactive Entertainment
    Nordamerika 19. August 2019
    Sony Interactive Entertainment
    Europa 19. August 2019
    Sony Interactive Entertainment
    System PlayStation 4
    Getestet für PlayStation 4
    Entwickler Flavourworks
    Genres Interaktiver Film, Mystery-Thriller, Adventure
    Texte
    Japan Nordamerika
    Vertonung Japan Nordamerika

    Bildmaterial: Erica, Sony Interactive Entertainment / Flavourworks

    Videospiele mit Live-Action-Elementen sind kein alltäglicher Anblick. Titel, die durch und durch aus realem Filmmaterial bestehen, erst recht nicht. Erica wurde vom Entwicklerteam rund um Flavourworks kreiert und ist so ein Exemplar, wobei die Bezeichnung Videospiel hier doch eher strittig ist. Der Ableger bezeichnet sich selbst auch als interaktiver Film und das trifft es ziemlich gut. Wie sich dieses Spiel geschlagen… nein, wie sich dieser Film gespielt hat… auch nicht. Was Erica für ein Erlebnis war, erfahrt ihr in diesem Test.

    Absender unbekannt

    Erica hat bereits als Kind beide Eltern verloren. Heute noch plagen die junge Frau schreckliche Alpträume. Sie sieht ihren Vater daliegen, tot. Mit einem Zeichen tief in die Brust geritzt. Plötzlich ein Geräusch hinter ihr. Es ist eine vermummte Person mit gezogener Waffe und eiskalten Augen. Sie drückt ab.

    Eines Morgens öffnet Erica die Tür ihrer Wohnung und macht dabei eine schreckliche Entdeckung: In einem kleinen, blutigen Karton findet sie eine abgetrennte Hand, die ein Amulett festhält. Sie erkennt das Symbol auf dem Schmuckstück sofort. Es ist das gleiche Zeichen, das sie immer und immer wieder in dem leblosen Körper ihres Vaters eingraviert sehen muss. Sie ist hier nicht mehr sicher, sie kann auf keinen Fall zuhause bleiben. Die Polizei bringt die verängstigte Frau im Delphi-Haus unter, einem Krankenhaus, das ihr Vater höchstpersönlich mitbegründet hat. Doch wie sicher ist sie hier?

    Aktives Filmschauen

    ERICVon Anfang an wird man ins Geschehen eingebunden. Man entzündet Feuerzeuge, wischt beschlagene Spiegel frei oder kritzelt in ein Notizbuch. Selbstverständlich bleiben die Handlungsmöglichkeiten nicht so banal. Es müssen nämlich auch Dialogoptionen gewählt werden und auch einige von Ericas Handlungen liegen in eurer Hand. Möchtet ihr der Polizei wichtige Informationen vorenthalten? Geht ihr ans Telefon oder folgt ihr den maskierten Gestalten, die den Flur entlang rannten? Es liegt an euch. Eure Entscheidungen beeinflussen den Verlauf der Geschichte.

    Die Art und Weise, wie interaktive Elemente in den Film verbaut wurden, sind bemerkenswert. Dezente visuelle Hinweise zeigen euch, was eure Finger auf dem Touchpad des Controllers tun sollen. So könnt ihr zum Beispiel mit einem raschen Fingerstreich euer Zippo aufschnellen lassen, mit eifrigem Wischen Staub entfernen oder die herumschwebenden Dialoge und Entscheidungsmöglichkeiten fixieren. Das wirkt alles wunderbar harmonisch und funktioniert sehr gut. Hier und da war die Steuerung etwas übersensibel und ich bin über die gewünschte Textauswahl hinausgeschossen. Mit ein bisschen Übung hatte ich aber den Dreh raus. Alternativ kann man auch eine kostenlose App auf sein Handy laden, um Erica zu steuern.

    ERICADie flüssige und elegante Implementierung von Auswahlmöglichkeiten aller Art ist schön anzusehen und bricht so nicht mit der Immersion. Besonders die Interaktionen mit Gegenständen in der First-Person-Perspektive sind mir ans Herz gewachsen. Es werden keine umständlichen Sequenzen eingespielt, in denen Erica die Tätigkeit ausführt: Puppenhäuser öffnen sich von Geisterhand und Rezeptionsglocken schellen wie von selbst. Sie geben einem stets etwas zu tun, man ist nie dazu „verdammt“, zu lange passiv zuzusehen.

    Zeit für Popcorn

    Die Schauspieler legen eine tolle Darbietung hin. Klar, manche überstrahlen andere. Trotzdem fühlt man sich nie aus der Geschichte herausgerissen. Jeder haucht seiner Rolle Leben ein und gibt ihr einen ganz eigenen Touch. Neben der schauspielerischen Leistung ist auch die Kinematographie lobenswert. Erica ist jetzt kein Streifen, der Konventionen sprengt und irgendetwas revolutioniert. Muss ja auch nicht sein. Die Handlung ist wunderbar eingefangen und angenehm anzusehen. Erica ist insgesamt einfach ungemein ästhetisch verfilmt und fühlt sich wertig und liebevoll an.

    Geschichte und Dialoge sind ebenfalls gut umgesetzt. An seltener Stelle empfand ich manche Charakter- und Storyentwicklung als vorhersehbar. Dies fiel aber nicht wirklich ins Gewicht, da es noch genug Überraschungen gibt und einem die Entscheidungen auch ein gewisses Maß an Flexibilität erlauben. Ich wollte immer wissen, wie es weitergeht und was auf mich zukommt. Gleichzeitig wurde meine Paranoia geschürt. Wem kann ich denn überhaupt noch vertrauen? Das habe ich leider auf die harte Tour erfahren müssen.

    Fazit

    »Erica bietet ein etwa zweistündiges, interaktives Mystery-Thriller-Filmerlebnis mit unterhaltsamer Story und interessanten Charakteren. Die vielen Entscheidungen, die man treffen darf, sind optisch sehr ansprechend implementiert worden, halten bei Laune und erlauben das Mitgestalten der Geschichte. Nicht jede Auswahl wird die Handlung von Erica in eine völlig neue Bahn leiten. Viele Optionen sind eher dazu da, andere Informationen zu sammeln oder um andere Aspekte der Geschichte kennenzulernen. Die wichtigen Entscheidungen hingegen haben Einfluss darauf, wie dieser Film endet. All diese Aspekte motivieren auf jeden Fall zu mindestens einem weiteren Playthrough. Wer weiß, auf was er sich mit Erica einlässt, wird nicht enttäuscht.«

    Story

    Die junge Frau Erica wird nach einem mysteriösen Gewaltverbrechen zu ihrer eigenen Sicherheit in dem Krankenhaus ihres Vaters untergebracht. Dort ereignen sich noch mehr seltsame und gefährliche Dinge…

    Gameplay

    In diesem interaktiven Film muss man viele Entscheidungen treffen, die den Verlauf der Geschichte lenken.

    Grafik

    Erica ist ein ansprechend gestalteter Film mit guten Schauspielern und angenehmer Optik.

    Sound

    Musik und Soundkulisse passen wunderbar zu der Handlung auf dem Bildschirm und helfen, eine dichte Atmosphäre zu kreieren.

    Sonstiges

    Mehrere Handlungsstränge und Enden erhöhen den Wiederspielwert und werden mit Achievements belohnt.