Gekämpft wird freilich auch, wobei der Punkt nur eine Zweitrolle einnimmt, die Erforschung steht klar im Vordergrund.
Zu Beginn jeder Reise kann Frau Croft eine Zweitwaffe a la Uzis oder Shotgun auswählen, die anschließend neben den Pistolen der Unendlichkeit zur Verfügung steht. Regelmässig verteilt in den Leveln finden sich Medipacks, die aus unbegreiflichen Gründen diesmal aussehen wie der Feuerkelch. Hat tatsächlich eine Zeit gedauert, bis ich bemerkt habe, dass ich hier kein Item für ein Rätsel aufgegriffen, sondern eine Heilung vor mir hatte. In den modernen Settings sind des stattdessen Aktenkoffer, macht auch nicht mehr Sinn. Auch der Todesschuss aus Anniversary, mit dem man einen Feind auf einen Schlag zerlegt, ist wieder vertreten.
Klingt alles schön und gut, nichts davon wird aber je gebraucht, denn ein Schwierigkeitsgrad ist in Underworld schlichtweg nicht vorhanden. Schuld daran sind die Checkpoints im Sonderangebot, sprich alle 20 Meter. An sich ist die Idee nicht schlecht. Man muss sich ums Speichern keine Sorgen machen, kann ausprobieren, was man will und wenn's mal wieder scheppert, ist praktisch kein Fortschritt verloren. "Leider" sorgt ein neuer Versuch aber dafür, dass Lara direkt wieder volle Energie hat, weshalb es schlichtweg nicht notwendig ist, die erwähnten Spielereien im Gameplay zu nutzen.
Einfach ausgedrückt fällt der gesamte HP-Wert aus dem Spiel und kann ignoriert werden. Allerhöchstens braucht man Medipacks, wenn man grad in einem Kampf ist und kurz vorm Koller steht, abgesehen von den beiden Passagen auf Amandas Schiffen passiert das aber eher selten. Generell sind die Duelle recht simpel und mit der bewährten Laufen, Springen, Schiessen-Taktik gehen die leicht über die Bühne, besonders, wenn man eh viel Platz hat. Während man in den Vorgängern danach erstmal zur Heilung griff kann man hier einfach weiterspielen. Taucht zwischendrin ein neuer Feind auf oder Lara läuft in eine Falle gab es kurz vorher einen Checkpoint, die Stelle wird geladen...und Lara hat wieder volle Energie. Da zusätzlich auch praktisch keine Ladezeiten anfallen kann man ruhigen Gewissens sagen Tod = Heilung.
Das nimmt leider komplett die Spannung aus den Kämpfen und folglich werden auch die vorher erwähnten Spielererien unnötig. Die alternativen Waffen kann man einsetzen. Muss man aber nicht, denn mit den Pistolen der Unendlichkeit kommt man ebensogut durchs Abenteuer. Da es auch keine Munition zu finden gibt und der Einsatz der Uzis und Co somit beschränkt ist macht es eh keinen Sinn, sich drauf zu verlassen. Auch den Matrix-Todesschuss braucht es nicht. Ist nützlich, ich habe aber bis zum Ende nicht die Limit-Anzeige gefunden, die für einen Einsatz voll sein muss und das ganze Ding recht schnell wieder vergessen. Das Gleiche gilt übrigens auch für Granaten, von denen Lara in jedem Level eine Handvoll dabei hat. Hab mich da zugegeben öfter selber aus Versehen in die Luft gesprengt als irgendwelche Feinde....
Abgesehen davon hat das Spiel noch einen gewaltigen Hänger, bezogen auf die Auflösung der Haupthandlung der gesamten Trilogie. Spoiler vorraus!
Das Thema der Reihe stellt die Suche Laras nach ihrer Mutter dar, welche in ihrer Kindheit in einem Mystery-Portal verschwand. Legend dreht sich darum, dass Lara die Situation rekonstruieren will und deshalb Exkalibur sucht. Am Ende erfährt sie von Amanda, dass Mama Croft tatsächlich noch am Leben ist und sich in Avalon befindet. Direkt daran schließt Underworld an, in dem die Heldin vor allem damit beschäftigt ist, den Weg nach Avalon = Helheim zu öffnen. Dreh- und Angelpunkt beider Episoden ist also der Verbleib von Mama Croft, sogar Anniversary nutzt die Gelgenheit, um zu erwähnen, dass Papa Croft mit dem Ziel, seine Frau zu retten, selbst am Scion interessiert war.
Am Ende von Underworld kommt es schließlich zur schicksalshaften Wiederbegegnung, die Einleitung dazu ist sogar sehr cool gemacht. Lara biegt um eine Ecke in einen Tunnel, der sich in eine große Halle öffnet und bereits während man dort mit den Feinden den Boden wischt, kann man eine weibliche Gestalt in der Halle stehen sehen. Dort angekommen offenbart sich diese tatsächlich als die lange verschwundene Amelia Croft, Lara kann aber nur zwei Sätze herausbringen, da dreht diese sich um und es zeigt sich, dass sie inzwischen zu einem Äther-Zombie geworden ist. Lara ist entsetzt, schüttelt mit einem "Du bist nicht meine Maman. Meine Maman ist schon lange tot!" den Kopf und die Zombie-Mutter kommt gerade dazu, angreifen zu wollen, da befördert Lara sie mit einigen Kugeln bereits in den Abgrund. Ende.
Die Umsetzung ist nicht nur schlecht, sondern schlichtweg eine Katastrophe. Es handelt sich bei der Szene um den Höhepunkt der gesamten Trilogie, der aber kurzerhand in weniger als einer Minute abgefrühstückt und ins Abseits geschossen wird. Zugegeben, direkt im Anschluss tauschen Natla und die Nega-Lara, was direkt zum Finale führt. Entsprechend könnte man noch argumentieren, dass Lara sofort in den Action-Modus wechselt, um die entsetzliche Enthüllung zu verdrängen. Aber das ändert leider nichts am Eindruck, dass die Entwickler schlichtweg auf halbem Wege den Hauptpunkt der Handlung vergessen und kurzfristig am Ende noch reingedrängt haben. Sehr, sehr enttäuschend, da hilft auch der traurige Blick Laras in der letzten Szene mit einem "Leb wohl, Mutter" nicht.
Die Szene kannte ich schon lange vorher, aber sie im Gesamtkontext zu sehen macht noch einmal deutlich, wie unbefriedigend der Punkt zu einem Ende gebracht wird.
Ansonsten zeigt sich Lara aber an einigen Stellen erfreulich emotional. Maman außer Acht gelassen (Alister scheint sie eh nicht groß zu kümmern) gibt es eine coole Szene, in der die Heldin wütend mit einem "Du kannst auch gleich sterben!" die Nega-Lara angreift, weil die halt grad da ist. Und das Ende, als sie die Midgardschlange zerstört, Natla daraufhin versucht, sie mit ihrer Magie zu stabilisieren und Lara an den Rand der erhöhten Plattform tritt, wütend auf Natla hinuntersieht und ihr kurzerhand Thors Hammer gegen den Schädel wirft, dürfte einer der coolsten Momente der gesamten Reihe sein.
Für die Xbox gibt es zwei DLCs, die es leider auch in der HD-Version nicht auf die PS geschafft haben.
Im Ersteren erfährt Lara von einem Zauberwort, welches die Äther-Zombies kontrollieren kann und das ihr Papa versteckt hat. Daraufhin steigt sie noch tiefer in den hauseigenen Keller hinab und wird am Ende von der doch noch lebenden Nega-Lara angegriffen.
Episode 2 kümmert sich dann genau um diese. Die doppelte Lara hat den Sturz am Ende des Hauptspiels überstanden, bringt die ebenfalls noch lebende Natla in eine Regenerationskammer und erhält den Befehl, zuerst Lara auszuschalten und sich dann selbst zu vernichten. Nega-Lara findets nicht so cool, muss aber gehorchen. Schließlich kommt es zur bereits aus der ersten Folge bekannten Begegnung, diesmal sieht man sie jedoch aus der Perspektive der Doppelgängerin und erfährt, wie das Treffen wirklich abgelaufen ist, was zu einem ziemlich bösen Ende führt.
Leider nach wie vor exklusiv für Microsoft, immerhin verpasst man aber auch nicht viel. Die DLCs sind sozusagen das wahre Ende des Spiels, Underworld selbst kommt aber durchaus rund daher, weshalb man auch ohne eine komplette Erfahrung hat. Das Zauberwort dagegen wird ohne große Erklärung aus dem Hut gezogen, hab auch zum Ende nicht verstanden, wieso es für Lara plötzlich von Interesse ist, die Äther-Zombies zu kontrollieren, mit denen sie eigentlich eh nichts mehr zu tun hat.
Die zweite Folge gibt dafür der Nega-Lara etwas mehr dringend benötigten Hintergrund, selber war ich ziemlich überrascht bis enttäuscht, dass die Gute im Hauptspiel eigentlich nur drei Auftritte hat und ziemlich blass bleibt. Der DLC bügelts etwas aus und hat auch komplett anderes Gameplay als mit Frau Croft selbst.
Schade, dass die beiden Episoden der PS nach wie vor verwehrt bleiben, man kann aber gut damit leben.
Insgesamt beschäftigt hat mich Underworld gut drei Wochen, darauf verteilt sechs Sitzungen mit insgesamt zwischen zwölft und 15 Stunden, spontan geschätzt.
Meinen Spass hatte ich, obwohl die Abwechslung in diesem Abenteuer leider eher auf der Strecke bleibt und auch die Länge einen faden Beigeschmack hinterlässt, wobei man nach Legend und Anniversary aber schon drauf eingestellt ist. Die klassische Reihe war in der Jugend halt ziemlich wichtig, deshalb trauere ich den umfangreichen Leveln nach wie vor nach. Wer einen der beiden Vorgänger gespielt hat, weiß abe eh, womit er rechnen kann und mit Underworld selbst sollte auch keiner anfangen.
War aber spassig und gut unterhaltsam. Ausserdem schön, mal wieder die PS3 anzuwerfen. Und der grandiose Thailand-Level holt sowieso einiges raus.
Aufs Korrekturlesen hab ich jetzt keine Lust mehr. Hat mir hoffentlich beim Versuch, den Beitrag aufzuteilen, nicht alles durcheinandergehauen...