Ich konnte jetzt auch diese Nacht mal länger spielen und muss schon sagen, über Kopfhörer ist das schon ne recht anspannende Angelegenheit. Alan Wake 2 muss sich wirklich vor keinem Survival Horror Spiel verstecken. Es ist als hätte man die Dynamik aus The Last of Us Part 2 und dem Resident Evil 4 Remake verknüpft und mit dem Horror aus Spielen wie Silent Hill und den Filmen von David Lynch verknüpft. Die ersten 2 Stunden des Spiels kann man wirklich noch als eine glorifizierte Einleitung und Tutorial sehen, doch es baut sich wirklich immer mehr eine sehr unheimliche Anspannung auf, die anschließend bestehen bleibt. Beim Profiling, lesen von Dokumenten sowie Radio/Fernsehen muss man schon aufpassen, sich nicht zu sehr ablenken zu lassen. Das Spiel hat ja an sich optionale Aufhaben, wo man schneller vom Weg abkommt, als einem lieb ist. Wie ich im letzten Kommentar schon erwähnt habe, die Map ist ganz klar von Silent Hill inspiriert. Die Karte muss man stets manuell öffnen und dort nach Wegen und interessanten Punkten suchen. Ich spiele aktuell auf dem Standard-Schwierigkeitsgrad und genau wie alle Spiele von Remedy finde ich es schon recht anspruchsvoll, ich will nicht sagen, ein wenig billig, wie sich manche Gegner anschleichen und bewegen. Munition, Batterien und Heil-Items sind knapp, man sollte nichts verballern.
Was ich halt absolut beeindruckend finde, ist, wie Remedy es geschafft hat auf Grundlage von Teil 1 dieses vollkommen andere Spiel zu erschaffen. Ich bin ja gewiss kein großer Bewunderer des ersten Teils, aber nachdem ich erst kürzlich bei der Freundin das Spiel fast zum dritten mal durchgespielt hätte, sind die Erinnerungen am Spiel noch frisch und die Entwickler haben es geschafft, das beste aus diesem Spiel zu extrahieren während man mit Alan Wake 2 so ein ambitioniertes, mutiges Spiel erschaffen hat. Was übrigens, abseits der typischen Remedy-Trademarks und des Humors, auch so komplett anders als Control ist.
Auch optisch muss ich sagen, hat man es nochmal geschafft auf das an sich schon beeindruckende Resident Evil 4 Remake noch einen drauf zu setzen. Was man hier an Lichteffekten, optischen Täuschungen und organischen Kulissen kreiert hat, daran müssen sich fortan sogar die noch deutlich größeren Studios dran messen.
Kritikpunkte halten sich in Grenzen. Die Jumpscares wurden ja schon angesprochen. Ja, sie sind recht atmosphärisch im Spiel verpackt, hätte es aber absolut nicht gebraucht. Das Spiel lebt von seiner unheimlichen Atmosphäre und der Soundkulisse.
Ne verpasste Gelegenheit ist für mich aktuell die Erkundung von Bright Falls, also dem Ort/die Gemeinde. Im ersten Teil befindet man sich in der Stadt auf einen gescripteten Weg zu Beginn und am Ende des Spiels. Diesmal kann man den Ort erkunden, aber wirklich was zu entdecken gab es da nicht. Die NPC's wandelten wie Zombies umher oder wurden gelangweilt irgendwo platziert. Bright Falls wirkt hier eher noch wie ein Beta-Ort, den man nicht mehr rechtzeitig zum Release fertig bekommen hat, auch wenn der Ort nun trotzdem lebhafter und ne deutliche Steigerung zum Bright Falls im ersten Teil ist. Allerdings weiß ich nun auch nicht, was da vielleicht noch kommt. Das skurrile Widersehen mit Rose war aber eindeutig ein Highlight.
Kritik habe ich aber, genau wie bei Control, am Speichersystem. Das Spiel legt nahe, oft zu speichern, heißt es in einer Tutorial-Einblendung. Manuell zu speichern hatte ich nach 5 Stunden Spielzeit erst zweimal die Gelegenheit zu. So muss man sich auf Autosaves verlassen, die genau wie bei Control alles andere als optimal sind. Wird man mal erwischt, dann muss man sich entweder nochmal durch gesehene Cutscenes klicken und/oder kleinere Spielabschnitte.
Die Technik konnte ich nun auch mal genauer unter die Lupe nehmen beim spielen. Der Performance-Modus ist kein krasser Downgrade zum Quality-Modus, der es auf Konsole jetzt auch nicht wirklich wert ist, die 60 FPS einzutauschen. Alan Wake 2 hat auf Konsole glaube ich nicht einmal Raytracing. Was den Performance-Modus aber angeht, trotz der krassen Effekte, die dynamischen Licht- und Wettereffekte, die besagten optischen Täuschungen wo sich komplette Umgebungen verändern, habe ich noch keinen massiven Einbruch in der Framerate erlebt. Was auf PlayStation 5 halt bleibt sind diese gelegentlichen Ausrutscher in offenen Gebieten, die man entweder bemerkt oder nicht.
Kurz noch was zur Story:
Mit Saga hat man wirklich eine sympathische Protagonistin, die durchaus in der Lage ist, das Spiel auch zu führen. Das war trotz aller Bemühungen beim ersten Alan Wake nicht gerade der Fall, wo der Charakter teilweise überraschend blass geblieben ist und man ihm erstmals in American Nightmare etwas mehr Tiefe verpasst hat.
Shawn Ashmore ist nach Quantum Break erneut bei einem Titel von Remedy dabei, kurioserweise als der männliche Sherriff Breaker (ich weiß noch immer nicht, was mit dem Sherriff Breaker aus Teil 1 passiert ist).
Ich habe nun den Kampf gegen Nightingale bestritten, mit dem hatten wohl einige Probleme. Da man überall Munition und Verbandskästen findet, dürfte das einzige Problem bei dem Kampf aber sein, dass das Areal etwas sehr eng ist und man wirklich mühe hat, den Gegner zu erwischen und dann schnell in die Ecke gedrängt wird.
Der Moment, wo man am Strand Alan Wake findet, war einfach großartig in Szene gesetzt.
Ich muss gestehen, ich würde mir wünschen, Resident Evil 9 könnte mal wieder in so eine Richtung gehen. In Sachen Horror und Rätsel hat Alan Wake 2 Resident Evil derzeit etwas voraus. Mit den ganzen Halluzinationen habe ich sogar manchmal das Gefühl, Remedy sei irgendwie an die fast fertige Version von Resident Evil 3.5 gekommen.
Man sollte übrigens beim Ende einer jeden Episode dran bleiben, man hat wieder fantastische Vocal-Tracks am Start die diesmal glaube ich alle für das Spiel geschrieben wurden, untertitelt sind und auch zur Story passen.
Macht das Spiel auf dem Level weiter, dann dürfte es in meiner 2023 Liste ein enges Rennen zwischen dem Resident Evil 4 Remake und Alan Wake 2 geben.