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Titel | Life is Strange: Double Exposure |
29. Oktober 2024 | |
Square Enix | |
29. Oktober 2024 | |
Square Enix | |
29. Oktober 2024 | |
Square Enix | |
System | PS5, Series X, NSW, PC |
Getestet für | PS5 |
Entwickler | Deck Nine Games |
Genres | Adventure |
Texte |
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Vertonung |
Wie lange ist es her, seitdem wir unsere Reise gemeinsam angetreten haben, Max? 2015 hast du deine Reise in Arcadia Bay begonnen. 2018 habe ich deine Geschichte das erste Mal erlebt. Die Ups und Downs zusammen um das Geheimnis von Chloe zu ergründen. Stetig an deiner Seite hinter dem Sucher der Kamera, stets der Wahrheit auf der Spur. Nun sind wir im Jahr 2024 angekommen. Nicht alle LiS-Abenteuer habe ich bisher erleben können. Dennoch freue ich mich auf ein Wiedersehen, nach all dieser Zeit der Funkstille. Wirst du mich enttäuschen, mich ratlos zurücklassen oder gehen wir den Weg gemeinsam zielgerichtet bis zum Ende? Lass es uns angehen, wie in alten Zeiten.
Die Reise beginnt von Neuem
Deine Fotos haben die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregt und haben dich an die Caledon-Universität gebracht. Ein Foto hat die Kraft alles zu verändern. Hat es das, Max? Sieh dich. Die junge Max ist zu einer selbstbewussten Erwachsenen geworden. 27, erfolgreich und dennoch lässt dich die Vergangenheit nicht los. Auch wenn du versuchst sie mit aller Kraft zu verdrängen. Du bist, wer du bist, Max. Deine Erfahrungen in Arcadia Bay haben dich zu dem gemacht, der du heute bist. Dennoch verdrängst du deine Vergangenheit, versuchst sie mit aller Vehemenz hinter dir zu lassen, um ein neues Leben mit deinen neuen Freunden zu leben.
Wann warst du das letzte Mal zu Besuch bei deinen Eltern? Hast mit Joyce telefoniert? Max, lass dir gesagt sein, die Vergangenheit wird dich einholen und das schneller, als dir lieb ist. Wirst du dieselben Fehler wie in der Vergangenheit machen oder hast du aus deinen vergangenen Entscheidungen gelernt, dich weiterentwickelt? Ich werde dich wieder begleiten, die Stimme sein, die dich leiten wird. Lass uns das Mysterium von Caledon gemeinsam ergründen.
Neun Jahre liegen die Ereignisse rund um Arcadia Bay, Max und Chloe zurück. Sechs Jahre sind für mich persönlich vergangen. Auch Chloes Vorgeschichte, welche 2017 erschien, habe ich mitverfolgt. Danach war die Geschichte für mich inhaltlich abgeschlossen. Umso überraschter war ich von der Ankündigung von Life is Strange: Double Exposure und einem Wiedersehen mit Max. Zuerst dachte ich, dass es sich hierbei um eine Art Remake handeln würde, hatten wir doch erst ein Remaster von Max und Chloes Geschichten bekommen.
Nun halte ich das Gamepad in der Hand und starte tatsächlich in ein neues Abenteuer mit Max. Etwas unsicher darüber, was mich erwartet, war ich doch seit der Ankündigung gänzlich uninformiert über den Titel. Erwartet mich in etwa eine Geschichte, wie ich sie bereits kannte, erwartet mich etwas gänzlich Neues oder ein Mix aus beidem?
Ich war erwartungslos, als ich meinen alten Platz hinter Max einnahm um sie wieder zu begleiten. Was würde mich erwarten? Leser seien gewarnt, dass ich versucht habe Spoiler im Kontext der Geschichte zu vermeiden, es aber nicht ganz ausschließen konnte. Ihr seid gewarnt den Storyabschnitt des Reviews gegebenenfalls zu überspringen.
Ein neuer Ort
Mit der Caledon-Universität wird eine komplett neue Umgebung eingeführt. Neue Freunde, neue Feinde. Die Vergangenheit von Max ist nur noch eine dahinschwindende Erinnerung, die Max gelegentlich durch Fotos, Nachrichten oder Erinnerungsstücke daran erinnert, woher sie kommt.
Max hat ein neues Leben begonnen, versucht, die Ereignisse, Familie und alten Freunde hinter sich zu lassen. Zu schwer wiegen die Ereignisse um Arcadia Bay und um Chloe. Sie möchte vergessen, möchte ihr neues Leben mit ihren neuen Freunden Safi und Moses an der Universität leben, kann man es ihr verdenken? Ein wenig schon.
Klar sind die Verbindungen zu ihrer Vergangenheit vorhanden und das Spiel zieht immer mal wieder die Ereignisse der Vergangenheit hervor und stellt euch vor Entscheidungen. Doch es fühlt sich etwas lose an, manche könnten enttäuscht sein, wie man die Ereignisse der Vorgeschichte verarbeitet. Gleichzeitig startet man in eine neue Geschichte, die zumindest zu Beginn in ähnlichen Bahnen verläuft wie zuvor, sich in ähnlichen Mustern bewegt. Ein Mord, Fähigkeiten, die einen das Mysterium ergründen lassen, Freundschaften, Intrigen, offensichtlicher und versteckter Verrat.
Vertraut und doch anders
Man mag meinen, dass der Entwickler entweder den Spieler auf eine falsche Fährte locken möchte oder lieber auf Sicherheit spielen möchte. Über den Ausgang möchte ich natürlich nichts verraten, kann aber sagen, dass mir die Geschichte sehr gefallen hat, trotz der Parallelen wurde ich oft genug überrascht und emotional getroffen. Die Geschichte von Life is Strange: Double Exposure bietet viele interessante und bewegende Momente. Die Atmosphäre in Caledon scheint zunächst ungezwungen und locker zu sein. Die Gespräche wirken natürlich, die Emotionen und Motive glaubwürdig. Doch hinter der Fassade stehen die Beziehungen wieder auf einer Zerreißprobe.
So heiter und unbeschwert die Geschichte beginnt, so düster und von Verrat durchdrungen wirkt die Geschichte zum Ende hin. Ich, der bereits die Preview zuvor spielen konnte, hatte die ersten beiden Kapitel genossen. Die Welt, die Figuren und deren Beziehungen untereinander wirkten wie bereits erwähnt so natürlich, dennoch bin ich mit meinen Entscheidungen oft bei den Personen angeeckt, teilweise unfreiwillig. Auch wird nicht jedem die Welt von Life is Strange: Double Exposure gefallen. Die Caledon-Universität ist ein Ort der Freigeister, der Kunst. Probleme unserer Gesellschaft werden oft geradeaus thematisiert, manchmal leise, manchmal laut.
Homosexualität, emanzipierte Themen, Beziehungen werden euch nicht nur am Rand begegnen, zum Beispiel in vertonten NPC-Gesprächen, sondern sind in der Welt von Life is Strange ein fester, homogener Bestandteil. Wer damit ein Problem hat, wird wohl auch mit der vorgestellten Welt ein Problem haben können. Für mich hat es die Geschichte etwas facettenreicher, interessanter gemacht, auch bei den Wahlmöglichkeiten, die mir diesbezüglich gestellt wurden. Womit wir zum Kern des Gameplays von Life is Strange: Double Exposure kommen.
Neue Fähigkeiten, neue Möglichkeiten
Wer die Life-is-Strange-Reihe kennt, der weiß, dass die Protagonisten sonderbare Fähigkeiten besitzen, die sich zumeist aus einem Trauma heraus manifestieren. Wer den Erstling kennt, weiß, dass Max unter einem solchen Trauma litt und noch immer zehrt dieses in Double Exposure, hervorgerufen durch ihre Erinnerungen und Fotos, an ihrer Seele. Sie erhielt damals die Fähigkeit die Zeit zurückzudrehen. Mit allen Möglichkeiten und Konsequenzen, die damit einhergehen. Konsequenzen, durch die sie sich auch weiterentwickelt hat und welche man in der Geschichte von Life is Strange: Double Exposure auch wahrnehmen kann.
In Double Exposure spielt diese originale Fähigkeit nur noch einen Storypart, sie ist nicht weg, steht aber nicht im Fokus, haha Fokus, Kamera, ihr versteht? Mit dem Tod von Max’ neuer Freundin Safi manifestiert sich eine neue Kraft in ihr, welche den Kern des Gameplays und der Rätsel festsetzt. Max ist nun in der Lage zwischen zwei verschiedenen Universen hin und her zu springen. Auch könnt ihr die Figuren der einen Welt aus der anderen Welt heraus beobachten oder belauschen.
Daraus ergeben sich erfrischende Ansätze bei der Bewältigung der Rätsel. So müsst ihr Gegenstände aus der einen Welt in die andere übertragen um diese dort einzusetzen. Manchmal werden Objekte vor euch weggesperrt, welche in der anderen Dimension unverschlossen erreichbar sind. Dann erfahrt ihr Details aus einem Gespräch in der einen Welt, welche euch in der anderen Welt weiterbringen.
Auch eure Entscheidungen im Umgang mit den Personen haben einen Effekt, gerade wenn ihr euch zu einer Person in der einen Welt anders verhaltet als in der anderen. So unscheinbar oder ungefährlich diese Entscheidungen für euch zuerst sein mögen, sie haben einen Effekt, der mich zum Ende zum Teil überrascht hat, dachte ich doch, dass es egal sei, wie ich mich verhalte. Das fand ich im Detail doch sehr unterhaltsam.
Entscheidungen mit Einfluss?
Die Serie legt einen starken Fokus auf eure Entscheidungen und gibt euch jedes Mal, wenn ihr euch entscheidet, auch einen Hinweis, dass dies für den weiteren Verlauf Konsequenzen haben wird. Generell gibt es gameplaytechnisch viele Optionen um das Spiel euren Ansprüchen hinlänglich anzupassen.
Quality-of-Life-Features, Anpassungen zur Barrierefreiheit wie Inhaltswarnungen, Steuerungsanpassungen, das Überspringen von Gameplaymechaniken, mehrere Schriftgrößen, Möglichkeiten zur Anpassungen des GUIs und, und, und. Der Entwickler erschlägt einen fast damit. Etwas schade fand ich allerdings die Implementierung des Kamerafeatures.
Max kann mit ihrer Kamera hin und wieder Schnappschüsse machen, Veteranen kennen dies aus dem Vorgänger. Auch wenn ich es sehr erheiternd finde, dass die Bilder direkt in ihre Handyapp geladen und durch ihre Bekanntschaften und Freunde kommentiert werden, finde ich es auch etwas starr und begrenzt in der Nutzungsmöglichkeit. Bei einem Spiel, das von der Fotografie lebt, finde ich das Fehlen eines wirklichen Fotomodus sehr schade. Denn Life is Strange: Double Exposure bietet eigentlich viele Gelegenheiten für einen Schnappschuss, hier hatte ich mehr erwartet.
Da wir bei dem Punkt sind: Das Handy spiegelt ebenfalls einen zentralen Gameplayfaktor in diesem Werk. Neben einem Tagebuch und einem Sammelordner für eure Fotos gibt es eine Chatfunktion, eine Art Twitter (Crosstalk), einen Aufgabenreiter und eine Notizfunktion zu den einzelnen Charakteren. Besonders Crosstalk fand ich mit den kleinen, smalltalkähnlichen Konversationen recht witzig.
Auch das Tagebuch mit den zahlreichen Illustrationen empfand ich als sehr ansprechend. Bei beiden Funktionen musste ich des Öfteren von Herzen schmunzeln. Generell wirkt die Welt von Life is Strange: Double Exposure wirklich schön. Seien es die Figuren, die Umgebung oder die Einflüsse von Licht und Schatten.
Farblich getrennt und doch vereint
Die Atmosphäre, die in den beiden Welten gezeigt wird, spiegelt auch gleichzeitig die unterschiedlichen Emotionen wider. Sowohl von der Farbpalette als auch von der Gestaltung her. Während die eine Welt fröhlich und heiter wirkt, stellt sich die andere Welt eher trist dar. Das wird in der einen Welt durch warmes Licht und warme Farben charakterisiert, in der anderen eher mit Blautönen und kaltem Licht.
Quasi werden zwei Seiten derselben Medaille, Yin und Yang, gezeigt, wenn man mir diese Analogie verzeiht. Etwas, was mir sehr gefallen hat, da es die verschiedenen Stimmungslagen unterstrich, es aber trotzdem nicht wie Schwarz und Weiß wirkte, denn auch hier wie in der Geschichte bewegt man sich in unterschiedlichen Schattierungen.
Bugs, die nicht sein müssen
Leider muss ich hier aber auch einige Abstriche machen. Denn Life is Strange leidet auf der PS5 auch unter gelegentlichen temporären verwaschenen Texturen, die erst geladen werden mussten. Im Fidelity-Modus brechen die FPS gerne mal kurz ein, sobald das Spiel automatisch speichert.
Auch gab es teils seltsame Grafikbugs mit Türen. So öffnete ich eine Doppeltür, die rechte wohlgemerkt, und als das Gebiet dann gewechselt hat, befand sich die Tür nicht auf der rechten, sondern auf der linken Seite, also hinter der linken, verschlossenen Seite der Tür. Optisch sah das dann wie eine doppelt verglaste Tür mit Hohlraum aus. Witzig, aber nicht weiter störend.
Dann gab es wiederum einen seltenen Moment, wo eine Tür gänzlich fehlte und ich so in den leeren, untexturierten Bereich vor mir hineinblicken konnte. Etwas, das der Entwickler hoffentlich noch patcht. Da aber gerade ein Patch geladen wird, während ich diese Zeilen verfasse, will ich hier guter Dinge sein.
Das waren allerdings nicht die einzigen Fehler, die mir begegnet sind, doch dazu gleich mehr. Grafisch möchte ich noch erwähnen, dass ich mich in dem Spiel verloren habe, sowohl was die Engine als auch die thematische und emotional stilistische Gestaltung angeht. An jeder Stelle sind schöne Malereien, Graffitis, Zeichnungen, Skulpturen und mehr zu sehen. Eine Farbexplosion auf den verschiedenen Leinwänden. Ich habe mich heimisch an Caledon gefühlt, umso trauriger der für mich fehlende Fotomodus, denn allein für den Beitrag hier habe ich schon mit Sonys Screenshotfunktion mehr als zwei Gigabyte an Bildern hergestellt. Ich hätte gern so viel mehr gemacht.
Soundtrack und Synchronisation sind hervorragend
Neben der visuellen Pracht hat mich wie in jedem Teil der Soundtrack von Life is Strange einfach umgehauen. Die Titel haben jedes Mal meine Stimmung in dem Moment auf den Punkt gebracht, sie unterstreichen das emotionale Gefühl der Welten und ziehen den Spieler in diese Welt mit hinein.
Auch die Synchronisation ist wirklich gut, vor allem die deutschen Stimmen haben mir über weite Strecken wirklich gut gefallen, obwohl ich doch so gerne auf die englische und die japanische Tonspur bei Spielen wechsle. Hier war ich wirklich seit Langem das erste Mal durchgehend mit der deutschen Synchronisation zufrieden, aber … ja, auch hier gibt es ein Aber. Eines, das sich nicht auf die deutsche Sprache reduziert. Denn auch hier hat der Entwickler leider gepfuscht und einen fiesen Mutebug eingebaut.
So kann es passieren, dass ihr eine neue Szene betretet und Max oder die NPCs komplett stumm sind. Mir passierte dies an genau einer Stelle im gesamten Verlauf des Spiels. Witzig war, dass wenn ich Objekte untersuchte, diese trotzdem vom NPC erklärt wurden. Der eigentliche Hauptdialog aber spielte sich zu diesem Zeitpunkt stumm ab und konnte nur durch die Untertitel verfolgt werden. Neben Deutsch stehen euch übrigens auch Tonspuren für Englisch, Japanisch und Französisch zur Verfügung. Ihr könnt euch sprachlich also austoben.
Unterm Strich
Nun sind wir wieder am Ende angelangt. Für mich war die erneute Reise mit Max Caulfield wieder eine Achterbahn der Emotionen und ich finde es schade, dass es schon wieder zu Ende ist, nach circa 10 Stunden. Ich mochte die Welt, die Charaktere, ihre Interaktionen miteinander, auch oder gerade durch meine Einflüsse bezüglich meiner Entscheidungen.
Der Soundtrack und die visuelle Darstellung der Welten waren für mich ein Fest. Oft stand oder saß ich da und habe gelauscht und in die Ferne gestarrt, das Pad einfach mal beiseitegelegt, die Seele zur Ruhe kommen lassen. Life is Strange: Double Exposure war, ist ein Erlebnis, das mit Sicherheit nicht für jeden geschaffen ist.
Das Spiel kann durch seine Form der Verarbeitung von Themen wie Diversität, Inklusion, Gewalt, Homosexualität, Emotion in Form von Dialog und Kunst Reibungspunkte bei Spielern schaffen, die generell mit dem Thema eher wenig anfangen können oder sich gar davon belästigt fühlen.
Auch stehen die Kunst und die Verarbeitung des Traumas von Max innerhalb ihres neuen Lebensabschnittes im Fokus, weniger aber die Charaktere der Vergangenheit. Diese wirken mehr wie ein verschwommener, verdrängter Traum. Für mich hat es im Verlauf der Geschichte Sinn ergeben, dass der Entwickler so herangegangen ist, obwohl ich eigentlich ein Fan der Max-Chloe-Paarung war. Für andere könnte das aber das Zünglein an der Waage sein dem Spiel keine Chance zu geben. Auch die etwaigen Grafik- und Tonbugs trüben den sonst so schönen Gesamteindruck.
Mir persönlich war es eine Freude mich in dieser Geschichte zu verlieren, auch wenn Teile des Endes für mich eher abrupt wirkten. Ich muss mir hierfür noch die anderen Möglichkeiten anschauen um dies final zu verarbeiten. Es war aber eine vorerst schöne, gelungene erste Reise mit der erwachsenen Max. Ich empfehle das Spiel gerne weiter und hoffe, dass die restlichen Bugs noch vom Entwickler beseitigt werden. Dennoch für mich selbst seit Langem mal wieder eine dieser „Cozy Games“-Erfahrungen.
Story
Gameplay
Grafik
Sound
Sonstiges
Bildmaterial: Life is Strange: Double Exposure, Square Enix, Deck Nine Games