Nach langem zähem Ringen traf ich eine eigentlich unvernünftige Entscheidung aber diese Geräteklasse fasziniert mich alleine aus technischer Sicht schon lange. Bisher gab es allerdings das Problem, dass diese Geräte entweder zu leistungsschwach oder viel zu teuer waren. Dies endete jedoch vor knapp einem Jahr als Valve das Steamdeck vorstellte.
Ich bin normalerweise nicht einmal ein großer Handheld-Zocker obwohl ich vom Ur Nintendo Game Boy über Sega Game Gear bis hin zu Sony Playstation Portable und zuletzt Nintendo New 3DS XL neben noch einigen Linux Handhelds durchaus eine kleine aber feine Sammlung über die Jahrzehnte angehäuft habe. Im Vergleich zu stationären Konsolen habe ich aber meist nur wenig auf den Geräten gezockt. Mit 36 Spielen bedacht hält der 3DS die mit Abstand größte Spielesammlung für Handhelds bei mir. Zum Vergleich, meine Playstation 3 Sammlung, die größte bei den stationären Konsolen, umfasst etwa 90 Titel.
Das alles ist aber eben halt gar nichts im Vergleich zum PC. In etwa den letzten 15 Jahren haben sich alleine auf Steam über 1000 Spiele in meine Bibliothek verirrt.
Was bietet sich also Besseres an, diese ganzen Games auf dem PC auch endlich einmal tatsächlich zu spielen als ein Handheld, um abends gemütlich auf dem Sofa oder gar im Bett liegend noch eine Runde zocken zu können während meine bessere Hälfte Sprachen paukt oder sich vom Fernsehen berieseln lässt?
Normale Handheld-Konsolen kranken in der Regel an drei Problemen. Nicht alle an jedem aber diese drei Punkte sind häufig vorkommende Nachteile. Zunächst einmal ist die Leistung sehr schwach, was zu ziemlich schlechter Grafik führt. Die Nintendo Switch war hier der Vorreiter, wo zum ersten Mal einigermaßen erträgliche Grafik portabel gemacht wurde (wobei man sich darüber streiten kann, die beide Sony Handhelds boten für ihre Zeit auch hervorragende Grafik und ließen zumindest technisch die jeweiligen Nintendo Konkurrenten weit im Staub zurück, was damals aber nicht gewürdigt wurde). Dann die Größe des Bildschirms, auch hier ist die Switch mit einem 7 Zoll Display im 16:9 Format lange Zeit ungeschlagen gewesen. Und persönlich ist mir das als alternder, kurzsichtiger Mensch eigentlich immer noch viel zu klein…
Als letzter Punkt, die Ergonomie, bisher konnte ich mit keinem einzigen Handheld stundenlang ohne Schmerzen in den Fingern spielen, wirklich kein einziger Handheld lag so richtig gut in der Hand. Insbesondere der 3DS ist in der Hinsicht leider grausig. Kein Vergleich zu normalen Gamepads, die ich bequem den halben Tag halten kann ohne irgendwelche Krämpfe zu bekommen.
Nun existieren wie bereits erwähnt portable Mini-PCs im Handheld-Format schon seit vielen Jahren. Die ersten Palmtop Computer, damals auch oft als PDA vermarktet, gibt es schon seit den 1990ern. Im Jahre 2006 erschien dann mit dem GPD Win der erste Vorreiter der aktuellen Generation, die gegenwärtig mit Handhelds wie dem Aya Neo Air Pro ihren Höhepunkt erreicht, das Gerät ist elegant, leicht, kompakt, da ähnlich groß wie eine Switch, mit einem OLED Display ausgestattet …und kostet ab satten 1400 Euro aufwärts.
Und hier kommt dann auch das Steamdeck ins Spiel. Valve bietet eine durchaus schlechtere Ausstattung allerdings tatsächlich eine leicht bessere Spieleleistung als besagter Aya Neo Air Pro, da Valve sich von AMD eine eigene APU, eine Mischung aus CPU und GPU auf einem Die, hat entwickeln lassen, während die kleinen chinesischen Konkurrenten eben auf (Laptop-) Hardware von der Stange zurückgreifen müssen. Dazu möchte Valve mit dem Deck naturgemäß auch Steam promoten und bietet seinen Handheld entsprechend zu absoluten Kampfpreisen an.
Das Steamdeck wird in insgesamt drei Varianten vertrieben. Den Einstieg gibt es für 419 Euro mit einer internen 64GB großen „SD-Karte“, die mittlere Version ist für 549 Euro erhältlich und kommt mit einer richtigen NVMe SSD mit 256GB Speichervolumen und das größte und teuerste Modell für 679 Euro enthält noch mal die doppelte Speichermenge, also 512GB, allerdings zusätzlich als einzige Version ein geätztes Display, was letztlich einer Entspiegelung entspricht.
Die sonstige Hardware ist bei allen Steamdecks identisch, es gibt also keine Leistungsklassen. Verbaut ist eine spezielle AMD APU auf ZEN 2 Basis, also letztlich aus der gleichen Hardware-Generation, die auch in der Playstation 5 und Xbox Series verbaut sind, mit einer vierkernigen CPU die von 2,4 bis 3,5GHz taktet und einem vier kernigem RDNA 2 Grafikchip mit einer Leistung von 1,6 TFlops (FP32). Wem dies nichts sagt, dies ist minimal schwächer als die originale Playstation 4 aus dem Jahr 2013 mit 1,8 TFlops aber vier Mal so stark wie die 0,4 TFlop einer Switch. Die Berechnung von Gleitkommaoperationen (Flop) gibt allerdings letztlich nur einen groben Richtwert für die Leistungsfähigkeit eines Grafikchips. AMD ist bei dieser Angabe zum Beispiel auch immer ein klein wenig unter den Chips von Nvidia bei gleicher Leistung. Zum groben Vergleich, eine noch aktuelle GeForce 3090 erreicht heutzutage inzwischen 35,58 TFlop, die aktuell schnellste Konsole, die Xbox Series X, erreicht immerhin 12 TFlop (Playstation 5: 10,28 TFlop), diese Geräte spielen also in völlig anderen Ligen.
Dazu kommen 16GB modernes LPDDR 5 RAM, ein 7 Zoll großes 60Hz IPS-Touchscreen-Display mit 1280 x 800 Bildpunkten im 16:10 Format mit einer Helligkeit von bis zu 400 Nits, ein sechs Achsen Gyroskop, WLAN mit 2,4 und 5 GHz, Bluetooth 5.0, 3,5mm Audio Klinkenbuchse, zwei Stereo Lautsprecher, ein USB-C Anschluss und ein Steckplatz für Micro-SD Karten. Neben den üblichen Gamepad Sticks und Buttons verfügt das Steamdeck außerdem noch über zwei Trackpads.