Entwickler von Untamed Isles gerät in Krypto-Schieflage und braucht Kickstarter-Geld auf

  • Untamed Isles schien auf den ersten Blick eines der vielversprechenden Kickstarter-Projekte zu sein. Vor etwa einem Jahr wurde es erfolgreich von über 3.000 UnterstützerInnen mit über 525.000 Euro finanziert. Seitdem lief eigentlich alles reibungslos, es gab regelmäßig Updates für die Backer. Erst vor zwei Wochen (!) hat man mit dem 6. Oktober 2022 den Early-Access-Start konkretisiert, die Steam-Seite ist online und sieht schick aus.

    Wenige Tage später ploppen plötzlich „Play to earn“-Diskussionsbeiträge im Steam-Forum des Spiels auf. Offensichtlich merken jetzt einige NutzerInnen, dass es sich bei Untamed Isles um ein Spiel mit Krypto-Background handelt. Ein Geheimnis ist das nicht, so lobt es auch die Kickstarter-Seite aus. Dort heißt es aber: Game first, Crypto second.

    Nicht an die eigene Prämisse gehalten

    Das Entwicklerteam hat sich an diese Prämisse offensichtlich nicht gehalten. In einem Update nur zwei Wochen nach der Ankündigung des Veröffentlichungstermins hat man Untamed Isles jetzt auf Eis gelegt. Er wolle alle Versprechen einhalten, sagt Joshua Grant im Update, aber er wisse nicht mehr, wie der Zeitplan dafür aussehe.

    Man sei aktuell finanziell nicht in der Lage, mit den Anforderungen dessen, was man sich vorgenommen hat, Schritt zu halten. 70 MitarbeiterInnen hätten zwei Jahre unermüdlich am Spiel gearbeitet. Die Kosten seien hoch und leider habe sich auch die „wirtschaftliche Landschaft sowohl allgemein als auch speziell für Krypto-Währungen dramatisch verändert“. Man habe kein Vertrauen mehr in den aktuellen Markt.

    „Uns sind die finanziellen Mittel ausgegangen und wir können die Entwicklung im Moment nicht fortsetzen“, so Grant. Da fragt man sich natürlich, wie es innerhalb weniger Tage dazu kommen konnte. Hatte man gehofft, die Situation mit Medienberichten und Vorbestellungen noch retten zu können?

    „Krypto-Fonds unerlässlich“

    „Wir haben uns an den Krypto-Markt angelehnt und expandierten aufgrund des positiven Interesses schnell. Als der Absturz kam, waren wir stark exponiert und hatten eine zu kurze Startbahn“, so Grant. Das klingt ironischerweise ein wenig kryptisch. Man hat sich auf Kryto-Investoren verlassen. „Die Krypto-Fonds sind und bleiben für die Veröffentlichung des Spiels unerlässlich“, heißt es weiter.

    In einem Twitch-Stream vor wenigen Tagen war man ausführlicher. Es zeichnet sich ein Gesamtbild, in dem der Fokus (anders als versprochen) auf dem Krypto-Markt liegt, die Investoren aufgrund der aktuellen Marktlage nicht mehr investieren wollen und eine Veröffentlichung des Spiels auf einem wankenden Krypto-Markt nicht ertragssicher ist. Es soll aber weitergehen, ganz bestimmt. Deshalb sind erstmal auch keine Kickstarter-Refunds geplant, denn das Projekt ist nicht gecancelt.

    „Ich bin wirklich enttäuscht – ich habe Geld in die Finanzierung dieses Spiels gesteckt, um ein Spiel zu unterstützen, nicht um Geld in den Krypto-Markt zu werfen. Mit unserem Geld zu zocken ist ziemlich dubios, und jetzt können Sie das Spiel deswegen nicht machen“, antwortet einer der noch weniger aufgebrachten Backer.

    Für das nächste Update hat Grant versprochen, eine FAQ zu veröffentlichen und viele der Fragen zu beantworten, die UnterstützerInnen jetzt haben. Vielleicht auch, wie die Krypto-Technologien in Untamed Isles überhaupt mit den Valve-Richtlinien für Steam in Übereinstimmung zu bringen sind. Bis dahin wünscht er sich, dass UnterstützerInnen die Privatsphäre des Teams respektieren und keine Direktnachrichten schicken.

    Der Teaser-Trailer zu Untamed Isles:

    Bildmaterial: Untamed Isles, Phat Loot Studios

  • 70 Mitarbeiter sind halt schon eine Hausnummer. Ich meine Piranha Bytes und Falcom operieren in ähnlichen Größenordnungen.


    Und klar es hat den Sticker "MMORPG", das ist halt auch nichts was man mit 5 Mann in der Garage baut, aber da hätte man ev. von Anfang an realistischer sein sollen.



    Ev. NFTs einbauen, wie könnten das noch retten.

  • Krypto.. das Unwort schlecht hin. Ich verstehe einfach nicht, wie man bewusst und freiwillig in eine Schneeballsystem-Seifenblase ohne physische Substanz Geld reinbuttern kann. So kleine Spielgeldsummen ok.. man wartet auf Kurssturz, kauft ein wenig, wartet auf Verdopplung und raus.. aber dieses Großangelegt Vertrauen? Bei dem Gedanken schaudert es mich.

  • Im Grunde ist die virtuelle zahl auf deinem Konto oder der Papierschein in deiner Brieftasche auch nur was wert, weil wir alle dran glauben.
    (nicht dass ich großartig was von dem Kryptokram halten würde).

  • Im Grunde ist die virtuelle zahl auf deinem Konto oder der Papierschein in deiner Brieftasche auch nur was wert, weil wir alle dran glauben.
    (nicht dass ich großartig was von dem Kryptokram halten würde).

    Das ist aber auch der Unterschied.. die virtuelle Zahl existiert in Korrelation zum bunten Papier. Du hast die Wahl zwischen der virtuellen Zahl oder dem Buntpapier mit selben Effekt. Es ist somit greifbar.

  • Die Zahl auf deinem Konto oder die EC Karte sind auch nicht greifbarer als eine Krypto-Wallet oder whatever.
    Natürlich kannst Du beim Aldi mit der EC Karte zahlen und mit irgendeiner Kryptowährung eher nicht.