Titel | Dairoku: Agents of Sakuratani |
28. Mai 2020 | |
Idea Factory | |
2. Dezember 2021 | |
Aksys Games | |
2. Dezember 2021 | |
Aksys Games | |
System | Nintendo Switch |
Getestet für | Nintendo Switch |
Entwickler | Otomate |
Genres | Adventure, Visual Novel, Dating Simulation |
Texte |
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Vertonung |
Aus der Feder der EntwicklerInnen von Otomate erschien im Mai 2020 das Otome-Spiel Dairoku: Agents of Sakuratani in Japan. Etwa eineinhalb Jahre später schaffte es die Lokalisierung in den Westen und ermöglicht einem neuen Publikum, in die Rolle von Shino Akitsu zu schlüpfen. Sie möchte sich in ihrem neuen Job beweisen – doch vor allem gilt es, eine bunte Schar an Charakteren kennenzulernen und jeweils einen der fünf männlichen Hauptcharaktere zu daten. Ob wir in Dairoku: Agents of Sakuratani die große Liebe finden konnten oder ob uns die zauberhafte Romanze eher kaltgelassen hat, könnt ihr hier lesen.
Regierungsjob mit der Lizenz zum Daten
Die Ausgangslage des Spiels präsentiert sich komplizierter, als sie eigentlich ist. Zusammengefasst bewirbt sich Shino Akitsu für eine Stelle in der Regierung und wird bei den Prüfungen abgefangen. Einem Mitarbeiter fällt nämlich auf, dass sie seinen Shikigami-Geist sehen kann. So besucht sie anstatt der nächsten Prüfungsrunde ein Bewerbungsgespräch und findet sich aufgrund ihrer magischen Begabung in der Stelle eines Ayakashimoris wieder.
Was die machen, fragt ihr? Sie beaufsichtigen Wesen aus der japanischen Mythologie namens Ayakashi in einer Art Zwischenwelt namens Sakuratani. Dort leben die Ayakashi in Frieden, nachdem sie die menschliche Welt verlassen haben, in der sie sowohl Gefahren erwarteten als auch selbst verursachten. Klingt erstmal nach viel Kauderwelsch – bleibt es auch für die ersten paar Momente – aber irgendwann gewöhnt man sich an die Sprache des Spiels.
»Im Prolog sowie in den ersten drei Kapiteln wird eine allgemeine Handlung angedeutet, welche je nach Charakter-Route teilweise völlig in Vergessenheit gerät.«
Wie es der Zufall will, wartet im neuen Beruf die große Liebe auf Shino Akitsu. Hier kommt ihr ins Spiel. Otome-typisch gilt es, mit verschiedenen Gesprächsoptionen ans Ziel zu kommen. Je nach Auswahl erwarten euch romantische Enden mit den potenziellen Partnern oder herzzerreißende Schicksale. In Dairoku: Agents of Sakuratani gibt es außerdem Freundschaftsenden, in welchen ihr freundschaftlich mit den möglichen Liebespartnern verbleibt. Potenziell natürlich schön, um tiefer in die Spielwelt oder in die Absichten der Charaktere eintauchen zu können, jedoch kommen wir an dieser Stelle zu meinem größten Kritikpunkt: der Handlung.
Laues Flämmchen
Die Handlung ist sehr simpel gehalten, teilweise bis zur puren Belanglosigkeit. Im Prolog sowie in den ersten drei Kapiteln wird eine allgemeine Handlung angedeutet, welche je nach Charakter-Route stellenweise völlig in Vergessenheit gerät. Interessant ist hierbei, dass mir die Routen ohne krampfhafte Verbindungen zur schwächeren Hauptgeschichte besser gefallen haben, da die Charaktere in diesen stärker ins Scheinwerferlicht getreten sind. Die Charaktere von Dairoku: Agents of Sakuratani sind nämlich deutlich besser als dessen Geschichte.
Loderndes Feuer der Liebe?
»Die Charaktere von Dairoku: Agents of Sakuratani sind deutlich besser als dessen Geschichte.«
Die fünf Liebeskandidaten sind größtenteils interessant und sorgen für spannende Szenen. Mit dem Kitsune Shiratsuki lassen sich lustige und niedliche Momente erleben, während der Oni Akuroou mit seiner freundlichen und ruhigen Art zu überzeugen weiß. Die Routen dieser beiden haben mich mit am meisten überzeugt, obwohl ich im ersten Moment dachte, Shiratsuki würde mir als Charakter auf die Nerven gehen.
Tatsächlich trog mich dieser erste Eindruck auch beim Tengu Hira. Während ich in der Regel aufdringlich lustige Charaktere wie Shiratsuki scheue, interessieren mich ruhige und mysteriöse Charaktere wie Hira deutlich mehr. Sein Hang zur Trägheit stellt sich jedoch als ganzer Lebensstil heraus und seine Art, von allem genervt zu sein, hat mich gegen Ende selbst nur noch gestört.
Der Schlangen-Yokai Shu hingegen ist ein kompletter Tsundere – ein Charakterstereotyp, den man lieben oder hassen kann. Bei ihm fand ich die Handlung tatsächlich am langweiligsten gegen Ende, obwohl Potenzial da gewesen wäre. Diese macht auch erst hundertprozentig Sinn, wenn ihr die finale Route gelesen habt, in der die Haupthandlung der ersten drei Kapitel weitergeführt und abgeschlossen wird.
Last but not least: Tokitsugu Semi ist der Chef eurer kleinen Einheit und der einzige menschliche potenzielle Partner. Mir gefallen meistens die «Hauptromanzen» (Romanzen mit dem prominenten Charakter des Spiels, der auch auf der Spielehülle abgebildet wird) von Otomes eher weniger und doch empfand ich seine Route als ganz okay. Sein Charakter war nicht so frisch und amüsant wie Shiratsukis, aber auch weit davon entfernt, mich so zu langweilen wie Shus.
An dieser Stelle ein kleiner Tipp: Wenn ihr euch die Haupthandlung bis zum Schluss aufheben wollt, würde ich euch empfehlen, Tokitsugu Semis sowie die finale Route zuletzt zu spielen.
Geschmäcker sind verschieden
»Wollt ihr ein Otome mit leichter Kost und interessanten Charakteren, könnte Dairoku: Agents of Sakuratani das perfekte Spiel für zwischendurch sein.«
Bis zu dieser Stelle habe ich viel kritisiert – darunter die Handlung und einen Teil der Hauptcharaktere. Für mich hat es bei Dairoku: Agents of Sakuratani nicht Klick gemacht. Würde ich es deswegen als nicht gelungenes oder nicht empfehlenswertes Spiel abtun? Nicht zwingend. Weil die Charaktere vielfältig und interessant sind, wird für jeden und jede etwas dabei sein. Die Geschichte hat mich zwar nicht mitgerissen und wird auch keinen Award für die beste Handlung in einem Videospiel gewinnen, und doch würde ich sie in Richtung „Slice of Life“ einordnen. Bei Serien und Anime mag ich dieses Genre von Zeit zu Zeit, bei storylastigen Spielen wie Visual Novels und Büchern nun mal weniger. Wenn ich mich schon in eine neue Welt einlese, dann möchte ich auch mit einer entsprechend spannenden Geschichte belohnt werden.
Wollt ihr aber ein Otome mit leichter Kost und interessanten Charakteren, könnte Dairoku: Agents of Sakuratani das perfekte Spiel für zwischendurch sein. Solltet ihr mal eine Pause einlegen, gibt es immerhin keine verzwickte Handlung mit zig Strängen zu vergessen.
Brennt ihr dafür?
An der Aufmachung oder der Technik hinter dem Spiel sollte es nämlich nicht scheitern. Höchstens vielleicht an der Sprachbarriere – wie viele weitere Otome-Spiele wurde Dairoku: Agents of Sakuratani nur auf Englisch lokalisiert. An dieser Stelle möchte ich die vielen japanischen Begriffe erwähnen, die vor allem aus dem Bereich der Mythologie stammen. Anfangs war ich damit etwas überfordert und finde es bis zum Ende nicht ganz verständlich, wieso manche Begriffe im internen Lexikon des Spiels nicht weiter erläutert werden.
Ansonsten präsentiert sich Dairoku: Agents of Sakuratani gelungen. Ich bin während meiner Durchläufe auf keine Bugs gestoßen und habe die Komfortfunktionen des Spiels gerne genutzt. Darunter fallen die individuellen Anpassungen von Überspring- und Textgeschwindigkeit oder die Transparenz der Textboxen. Sehr angenehm finde ich auch die Anzeige, ob eine Antwortmöglichkeit bei eurem potenziellen Liebespartner gut angekommen ist.
Auch diese lässt sich hier optional einschalten. Zusätzlich dazu könnt ihr euch den Status eurer Beziehung zu den verschiedenen Charakteren anschauen sowie in einem Flowchart verschiedene Handlungsstränge betrachten. Im sogenannten „Completion Check“ könnt ihr euch außerdem anzeigen lassen, zu wie viel Prozent ihr die Kapitel oder Charakterrouten absolviert habt – für die Kompletist:innen unter euch eine interessante Option. Eine vollständige Komplettierung ist zudem notwendig, um alle Bilder freizuschalten.
Klangtechnisch habe ich das Spiel ebenfalls als solide empfunden. Die Musik und Soundtracks sind keine unvergesslichen Meisterwerke, untermauern das Geschehen jedoch jeweils passend. Die japanischen Synchronsprecher:innen machen eine gute Arbeit und unter ihnen lassen sich einige bekannte Namen wiederfinden. Die Illustratorin des Spiels hat auch bereits für andere Otome wie Bad Apple Wars gezeichnet und schmückt Dairoku: Agents of Sakuratani mit schönen Charakterdesigns.
Fazit
Mit Dairoku: Agents of Sakuratani erwartet euch ein seichtes Spielerlebnis mit vielfältigen Charakteren. Die kaum vorhandene und wenig interessante Geschichte hat mir persönlich das Spielerlebnis doch vermiest, kann aber als Slice-of-Life-Werk für zwischendurch vor allem durch seine Charaktere unterhalten. Technisch und gestalterisch kann der Titel nämlich mit anderen Otome gut mithalten und braucht sich zumindest aus dieser Sicht nicht zu verstecken. Für den Vollpreis würde ich das Spiel dennoch nicht empfehlen, da 20 bis 30 Stunden an Slice of Life nicht für jeden und jede etwas sind. An dieser Stelle gibt es einfach interessantere und empfehlenswertere Otome-Spiele, welche in diesem und den letzten Jahren erschienen sind.
Story
Gameplay
Grafik
Sound
Sonstiges
Bildmaterial: Dairoku: Agents of Sakuratani, Aksys Games, Idea Factory, Otomate