Im Test! Eastward

  • Titel Eastward
    Japan 16. September 2021
    Chucklefish
    Nordamerika 16. September 2021
    Chucklefish
    Europa 16. September 2021
    Chucklefish
    System Nintendo Switch, PC
    Getestet für Nintendo Switch
    Entwickler Pixpil
    Genres RPG
    Texte
    Nordamerika
    Vertonung

    Wenn Indie-Spiele etwas können, dann ist es Pixelgrafik. Die mag einigen zwar bereits aus den Ohren kommen, für mich ist das jedoch ein Grund, mir ein Spiel genauer anzuschauen. Warum ihr euch Eastward genauer anschauen solltet, erfahrt ihr in den kommenden Zeilen. Es ist ein besonderes Indie-Spiel mit Pixelgrafik.

    Vom Untergrund zur Oberfläche

    Die Geschichte von Eastward beginnt in der Minenstadt Potcrock Isle, genauer gesagt mit einem Videospiel, welches Sam mit ihren Freunden spielt. Sam ist ein kleines Mädchen mit langen weißen Haaren, die bei ihrem Ziehvater John wohnt. John hat einen langen schwarzen Bart, struppige Haare und ist ein Minenarbeiter, der nicht sehr gesprächig ist. Zusammen wohnen sie, wie die meisten Einwohner von Potcrock Isle, in einem Wohnwagen. Viel haben sie zwar nicht, jedoch wirkt der Wohnwagen sehr gemütlich. Doch es bleibt keine Zeit, sich großräumig umzuschauen, denn die Arbeit ruft.

    Es gibt Probleme in der Mine. Schnecken haben sich in einem Bereich ausgebreitet und so die Stromzufuhr getrennt, sodass ein Minenarbeiter feststeckt. Nun liegt es an John und seiner Bratpfanne, die Viecher aus dem Weg zu räumen und seinen Kollegen zu retten. Mit kräftigen Schlägen und zusätzlichen Bomben gelingt ihm das. Doch das ist noch nicht alles, es wartet noch mehr auf John.

    Direkt zu Beginn merkt ihr, dass sich Eastward klassische 2D-Zelda-Spiele als Inspiration genommen hat. Johns „Waffe“, die Bratpfanne, erinnert stark an ein Schwert, während ihr im ersten Dungeon kleine Bomben findet. Damit lassen sich kleine Wege aufsprengen, um neue Geheimnisse aufzudecken. Des Weiteren gibt es Schiebe- und Schalterrätsel, die Dungeons umfangreicher machen. Das macht ihr dann so lange, bis ihr auf einen Endboss trefft, welcher euch bei einem Sieg mit einem zusätzlichen Herz belohnt. Klingt alles nach einem klassischen Gameplay, jedoch bietet Eastward mehr.

    Sam & John

    Während die Geschichte weiterläuft, erfahrt ihr, dass die Einwohner von Potcrock Isle im Untergrund wohnen, da die Oberfläche „verseucht“ sei. Sam ist da anderer Meinung. Sie behauptet oft, sie wäre bereits an der Oberfläche gewesen und hätte wunderschöne große, grüne Flächen gesehen.

    Entsprechend kann sie ihre Füße nicht stillhalten und versucht einiges, um auf die Oberfläche zu gelangen, ganz gleich, was sich ihr in den Weg stellt. Und so beginnt das eigentliche Abenteuer. Dabei kann Sam auf eine geheimnisvolle, psychokinetische Kraft zurückgreifen. Damit kann sie Gegner für kurze Zeit stoppen oder bestimmte Dinge aktivieren. Im Zusammenspiel mit John entwickelt sich ab diesem Punkt das volle Gameplay-Potential.

    Im weiteren Spielverlauf könnt ihr per einfachem Knopfdruck zwischen John und Sam wechseln. Dadurch lassen sich nicht nur Gegner leichter bekämpfen, sondern auch Rätsel werden immer ausgeklügelter. So werden die beiden zum Beispiel innerhalb eines Dungeon getrennt und müssen mithilfe ihrer Fähigkeiten die Wege des jeweils anderes freischalten, damit sie vorankommen.

    Was am Anfang dann noch ganz spaßig wirkt, wird mit zunehmenden Spielstunden etwas repetitiv. Viele Rätsel ähneln sich zu sehr. Das Einzige, was sich meist ändert, sind die Gegner oder wie oft ihr Schalter auslösen müsst. Gerade im späteren Verlauf hätte dem Spiel ein wenig mehr Abwechslung gutgetan.

    Mit viel Liebe zum Detail

    »Grafisch bietet Eastward jedoch genug Abwechslung. Seid ihr erst einmal an der Oberfläche angekommen, warten detailreiche Orte auf euch.«

    Grafisch bietet Eastward jedoch genug Abwechslung. Seid ihr erst einmal an der Oberfläche angekommen, warten detailreiche Orte auf euch. Diese bestechen vor allem mit sehr viel Liebe zum Detail, seien es zum Beispiel Häuser in einer Großstadt, die mit vielen unterschiedlichen Plakaten versehen sind, oder ein Bahnhof, auf dem ein Wal liegt. Dazu kommen Charaktere, die ebenfalls sehr individuell gestaltet sind. Alles wirkt sehr gut durchdacht, als solle nichts gleich oder langweilig wirken. Das weckte bei mir auf jeden Fall den Erkundungsdrang, sodass ich ebenfalls mit allen Charakteren sprechen wollte. Diese hatten einiges zu erzählen und vor allem viel… teilweise wirklich zu viel.

    Eine Stärke von Eastward sind die Charaktere. Im Laufe der Geschichte lernt ihr nette, skurrile oder einfach seltsame Charaktere kennen, die ihr als eigenständige Person wahrnehmt.

    »Eine Stärke von Eastward sind die Charaktere. Im Laufe der Geschichte lernt ihr nette, skurrile oder einfach seltsame Charaktere kennen, die ihr als eigenständige Person wahrnehmt.«

    Ihr werdet merken, dass das Entwicklerstudio eine Menge Arbeit in deren Ausarbeitung gesteckt hat und das nicht nur äußerlich. Sie erzählen euch vergangene Geschichten, ihre Lebenssituation oder was sie in ihrem Leben bewegt und welche Personen ihnen wichtig sind. So wachsen einem die Charaktere irgendwie ans Herz. Zeitgleich gibt es jedoch auch Situationen, in denen ich meine Controllertaste malträtiert habe, damit die Charaktere endlich aufhören zu reden.

    Viel Rederei

    In manchen Situationen labern sie euch eine Frikadelle ans Ohr, obwohl das Gespräch bereits vor fünf Textboxen zu Ende hätte sein können. Liebes Spiel, ich habe bereits verstanden, dass ich nun an Ort XY gehen muss, um einem Charakter zu helfen. Die Charaktere vor mir müssen sich daher nicht noch darüber streiten, wer nun recht hat und gefühlt Füllwörter benutzen, damit die Situation so lange wie möglich ausgereizt wird, bis ich dann keine Lust mehr habe, weiterzuspielen. Bei persönlichen Hintergründen ist das ja noch okay, bei einer Quest nervt es. So braucht das Gameplay oft eine gewisse Zeit, um in Gang zu kommen. Das ist sehr schade.

    Einen Minuspunkt gibt es ebenfalls bei der Menüführung der Waffen. Im Laufe des Spiels findet ihr nicht nur Bomben, sondern auch weitere Nah- und Fernkampfwaffen, die per Munition gefüllt werden. In hektischen Situationen hatte ich beim Wechseln hin und wieder Probleme. Während man mit der einen rechten Schultertaste zwischen Sam und John wechselt, wechselt ihr mit der zweiten die Waffe.

    Dabei ploppt ein Menü auf, in dem ihr der Reihe nach zwischen den einzelnen Waffen wechseln könnt. In den ersten Spielstunden war dies nicht sehr intuitiv für mich, beides auf einer Seite zu haben. Bis zum Ende des Spiels wurde es zwar besser, aber komplett weg ging das Gefühl nicht.

    Probleme hatte ich ebenfalls mit der Perspektive. Bei der 2D-Draufsicht werden ab und zu bestimmte Elemente verdeckt, die sich hinter einem Objekt befinden. Das bindet Eastward spielerisch die meiste Zeit gut ein, vor allem wenn es um geheime Passagen geht. Es gab jedoch Momente, in denen für mich der Weg nicht klar zu erkennen war, als eine Wand im unteren Rand zu sehr hervorstach. Bei einigen beweglichen Gegnern habe ich dadurch auch daneben geschossen, weil das treffbare Objekt quasi ein Stück niedriger war. Es fühlt sich so an, als würde ich hinter einem Pappaufsteller schießen.

    80s-Synthwave und klassische Pixelklänge

    Jetzt ist aber auch mal gut mit den negativen Punkten. Eastward besitzt nämlich einen wunderbaren Soundtrack, der für mich Richtung 80s-Synthwave gepaart mit klassischen Pixelklängen geht. Das macht das Spiel sehr sympathisch vor allem in Kombination mit dem Pixellook. Das macht die Spielwelt sehr lebendig, sodass sich die Zeit in dem Spiel nie verschwendet anfühlt. Zudem bietet es viele ruhige Momente, in denen ich mich einfach zurückfallen lassen konnte.

    Pixellook des Jahres

    Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal ein Videospiel gespielt habe, welches so viel Liebe zum Detail ausgestrahlt hat. Für mich verdient Eastward den Titel als Indie-Spiel mit dem besten Pixellook im Jahr 2021. Dabei transportiert es diesen Look nicht nur auf die Umgebung, sondern ebenfalls auf die Charaktere, wodurch die Welt glaubhaft und lebendig wirkt, selbst wenn diese hin und wieder zu viel reden. Sam und John wachsen einem innerhalb des Spiels ans Herz. So wird Eastward von seinen individuellen Charakteren, deren Beziehungen untereinander und der Geschichte selbst getragen. Das Gameplay mag gegen Ende etwas repetitiv werden, dennoch kann es gut unterhalten und das klassische 2D-Zelda-Prinzip wird nicht alt. Ein bisschen mehr Spieltiefe hätte es dennoch geben können.

    Story

    Sam und John erleben ein spannendes Abenteuer, welches sie von dem Untergrund an die Oberfläche führt. Dort treffen sie auf viele originelle Charaktere sowie Orte und erfahren, was es mit der „Verseuchung“ auf sich hat.

    Gameplay

    Klassisches 2D-Zelda-Gameplay mit Schiebe- und Schalterrätsel. Wird gegen Ende etwas repetitiv, macht dennoch Spaß. Detailreiche Umgebungen laden zum Erkunden ein.

    Grafik

    Indie-Spiel mit dem besten Pixellook des Jahres.

    Sound

    80s-Synthwave gepaart mit klassischen Pixelklängen, die der Welt zusätzlich Leben einhauchen.

    Bildmaterial: Eastward, Chucklefish, Pixpil

  • Zitat von Robert

    Für mich verdient Eastward den Titel als Indie-Spiel mit dem besten Pixellook im Jahr 2021.

    Für mich auch! <3 Und es hat halt viel Charme! Zu Beginn fühlte sich auch gameplaymäßig noch sehr gut an, schade, dass es sich sich anscheinend zum Ende dann irgendwann repetitiv anfühlt.. Werde sehen, ob es mir dann auch so geht.

    Yuriko-toki.png

    ~Make of thyselves that which ye desire. Be it a Lord. Be it a God. But should ye fail to become aught at all, ye will be forsaken. Amounting only to sacrifices.~