Als ich noch spielte

  • Meine Sommerferien 1998 und 1999 waren ziemlich eintönig, aber nur auf dem Papier. Wochenlang habe ich mit meinen besten Freunden Super Mario 64, Mario Kart 64, Banjo-Kazooie und ein Spiel, dessen Name man inzwischen nennen darf, gespielt. Und es war grandios.

    Es war die beste Videospielzeit meines Lebens.

    Damals habe ich Videospiele noch gespielt. Heute mache ich das nur noch ganz selten. Die meiste Zeit über bearbeite ich Videospiele, weil meine Bubble sagt, dass man sie mal gespielt haben müsste. Manchmal versuche zum Veröffentlichungstag dabei zu sein, weil es nur dann auch viele andere Leute interessiert und ich mitreden kann. Dabei weiß ich das meiste über diese Spiele sowieso schon.

    Wie lange dauert es? Wie gut ist es?

    Am Ende finde ich das Spiel auch sehr gut, denn eigentlich spiele ich sowieso nur sehr gute Spiele. Die meisten haben einen OpenCritic-Score jenseits der 80 und ihre Güte ist allgemein anerkannt. Für Experimente oder für Spiele, die nicht so gut sind, habe ich auch keine Zeit.

    Wenn ich einen Boss dreimal nicht gepackt habe, schaue ich mir ein YouTube-Video an. Es hält meinen Spielfortschritt auf, das nervt mich. In der Zeit hätte ich schon viel mehr Progression haben können.

    Überhaupt: Progression, das muss sein. Spiele durchspielen und sie am besten auch zählen. Und dann wieder vergessen. War wirklich alles ganz gut, aber nichts, woran ich in Jahren noch denken würde. Zumindest Trophäen bin ich zum Glück noch nicht verfallen.

    Viele dieser Dinge sind hausgemacht. Ich bin natürlich frei in meiner Spiele-Auswahl, ich kann schlechte oder gute Spiele spielen, ich kann lange oder kurze Spiele spielen. Wenn ich möchte, schaue ich mir keine Trailer an und keine Komplettlösungen.

    Aber am Ende bin ich doch wieder auf HowLongToBeat, um zu checken, wie lange Metroid Dread mich „in Anspruch nehmen“ wird. Dabei wollte doch ich Metroid Dread in Anspruch nehmen.

    Früher war das anders…

    Früher war das anders. Das hat natürlich eine Reihe von Gründen. Die kindliche Naivität gehört sicher dazu. Der Faktor Zeit war noch kein echter Faktor und das Internet war noch lange nicht das, als was wir es heute kennen. Der technische Fortschritt zwischen und während den Hardware-Generationen war immens. Ich war uninformiert und ohne Erfahrungen.

    Als ich das erste Mal Super Mario 64 gespielt habe, holte ich vollkommen aufgelöst meinen Vater vor die Mattscheibe. Die Bewegung im 3D-Raum war mir völlig neu und ich urteilte damals lautstark, das Spiel würde „wie echt“ aussehen.

    Ich habe in Banjo-Kazooie die Welten erkundet, ohne zu wissen, wo ich eigentlich hinmusste. Und das hat mich nicht gestört. Ich habe danach auch nicht versucht, Banjo-Kazooie mit anderen Spielen zu vergleichen. Oder Spielzeit gegen Kaufpreise aufzuwiegen.

    Mit dem Game Boy im Gepäck

    Ganze Vormittage lang habe ich mit drei Freunden immer und immer wieder Mario Kart 64 gespielt. Heute würde ich versuchen, so viele Spiele wie möglich in diesen Stunden unterzubringen. Ein oder zwei Sommerferien früher bin ich mit meinem Game Boy und Link’s Awakening im Gepäck auf dem Fahrrad zu meinem älteren Cousin gefahren, weil ich nicht mehr weitergekommen bin. Das weiß ich heute noch. Wie sehr werdet ihr euch in 25 Jahren daran erinnern, welches YouTube-Video ihr geschaut habt, um den ersten E.M.M.I. zu besiegen?

    Ich will gar nicht nörgeln, ich bin nur ein bisschen melancholisch. Dieses Spielgefühl von damals werde ich in dieser Intensität wohl nie wieder erleben. In Ansätzen hatte ich es mit Spielen wie Bloodborne oder Breath of the Wild. Bloodborne war so intensiv und befriedigend, dass ich gut verstehen kann, weshalb Souls-Fans darauf beharren, um Himmels willen keinen Easy-Mode zu bekommen.

    Und Breath of the Wild schickte mich auf eine Entdeckungsreise, wie sie mir kein Open-World-Spiel bisher bieten konnte. Das kommt schon am ehesten an meine kindlichen Entdeckungsreisen heran.

    Eine solche erlebe ich aktuell mit The Elder Scrolls V: Skyrim, das ich zum ersten Mal überhaupt spiele. Die offene Spielwelt lädt zum Entdecken ein und bietet unheimlich viel Inhalt, besonders unter dem Augenmerk des Alters des Spiels. Ich habe zwei Stunden lang eine wirklich gute Zeit mit Skyrim und denke nicht viel darüber nach.

    Dann schalte ich ab und lasse Revue passieren, wie viel Fortschritt ich hatte. Und wenn ich keinen Fortschritt hatte, denke ich daran, wie viel Fortschritt ich in dieser Spielzeit mit Hades hätte haben können, das ich derzeit parallel spiele. Warum…

    So ganz wie früher wird’s wohl nicht mehr.

    Bildmaterial: Shibuya, Pixabay von binmassam

  • Sehr schöner Artikel, sehr true, denn ich finde mich sehr in dem Artikel wieder. Und ja, neben dem Zeitfaktor, der dieses Jahr mein größtes Problem ist, ist es ein hausgemachtes Problem. Welches ich versuche auch anzugehen. Wenn mich ein Spiel begeistern kann, versuche ich viel Zeit mit zu verbringen, all die Sachen zu machen, die mich daran interessieren. An dem Punkt, dass ich überlege, was ich in der Zeit alles hätte spielen können, war ich zum Glück nur kurz. Es verleidet einem das Gaming irgendwann dann einfach..
    Sei froh, dass du noch nicht "Trophäen abhängig " bist, das hat mich ne zeitlang auch fertig gemacht und regelrecht v der playstation davon getrieben (zur Switch, und Xbox, da interessieren mich archivements irgendwie nicht so). Der zusätzliche Zeitaufwand in Spielen, um Platin zu bekommen, ist teilw. Einfach ungesund...
    Habe mir eh vorgenommen, nächstes Jahr das erste halbe nichts neues zu kaufen (nur Sachen die dieses Jahr schon vorbestellt waren) um mich meinem erschlagenden Überangebot zu stellen.
    Und dann einfach wieder, zumindest angelehnt an früher, viel Zeit in einem Spiel zu verbringen, auch ohne komplett Lösung versuchen voran zu kommen oder auch gute oder Lieblingsspiele einfach ein erneutes mal zu spielen, ohne schlechtes Gewissen zu haben, jetzt die Zeit nicht für was neues genutzt zu haben...(dieses Jahr zumindest mit dem Links Awakening Remake schon geschehen).
    Und ja, viele Stunden Skyrim, egal auf welcher Plattform, werden auch wieder dabei sein ;)

    Yuriko-toki.png

    ~Make of thyselves that which ye desire. Be it a Lord. Be it a God. But should ye fail to become aught at all, ye will be forsaken. Amounting only to sacrifices.~

    2 Mal editiert, zuletzt von Yurikotoki ()

  • Frei nach Fran aus FF12: "Der Autor rebelliert mit seinen Artikel gegen Grenzen, die ich bereits überschritten habe." :D
    Ich war in der PS2-Ära auch an dem Punkt, an dem ich Spiele mehr "bearbeitet" als "gespielt" habe. Irgendwann wollte ich das nicht mehr und hab' bewusst gegengesteuert. Heute "spiele" ich Spiele wieder. Das geht auch in der heutigen Zeit - aber halt primär über Selbstdisziplin, indem man sich bei jedem neuen Hype-Titel fragt: Wie hoch ist die Chance, dass dieses Game tatsächlich meinen Geschmack trifft?
    Und man darf sich dann eben auch unter Gamern nicht dafür schämen, dass man nur ca. 10 Spiele pro Jahr kauft - diese aber auch wirklich alle durchspielt (meistens mehrfach).

    "Death and Loss - those calling to me
    Funeral Life is my endless Agony"
    (F. Blanc)

    Einmal editiert, zuletzt von Kelesis ()

  • Wirklich eine sehr schöne Kolumne, ich erkenne mich da auch in zahlreichen Punkten wieder: Früher hatte ich einige wenige Spiele und habe mir nie Gedanken darüber gemacht, diese auch wirklich zu "beenden". Heutzutage habe ich einen Backlog von gut 100 Games, die alle irgendwann in den Konsolen landen wollen und sollen. Am liebsten spiele ich nur ein Spiel und das "bis zum Ende", bevor ich das nächste raushole, aber erst nachdem ich bei HowLongToBeat nachgeschaut habe, wie lange ich dafür "einplanen" muss. Wenn ich dann bei Spielen wie "The Legend of Heroes - Trails of Cold Steel IV" bei "Main+Extras" 108 Stunden lese, schlucke ich erstmal und überlege mir noch zwölf Mal, ob ich das Spiel WIRKLICH jetzt spielen möchte/kann. Einen 100 Stunden-Titel einzulegen, ist für mich ein unwahrscheinlicher, innerer Kraftaufwand. Durchgespielt-Listen führe ich auch mit besonderer Freude, sie motivieren mich auch irgendwie - ich sehe gerne, dass ich etwas "geschafft" habe. In Komplettlösungen hätte ich als Kind aber wohl auch schon häufiger reingeschaut, wenn das unendliche Wissen des Internets einem damals schon zur Verfügung gestanden hätte - tatsächlich hatte ich als Kind auch schon keine Geduld, 2 Stunden an derselben Stelle festzuhängen :P Ich hab die Verwunschene Bastion in The Legend of Zelda: Wind Waker damals auch von einem guten Kumpel spielen lassen, weil mir die Schleichpartien zu gruselig waren haha.


    In meinem Fall liegt es eindeutig an den veränderten Lebensumständen: Als Kind lebte man noch irgendwie in einem entschleunigten Raum und die Zeit erschien zumindest mir endlos. Heutzutage denke ich mir ständig "oh Gott, schon wieder eine Woche/ein Monat/ein Jahr rum?" Inzwischen arbeite ich oft 50+ Stunden-Wochen, auch häufig am Sonntag - ich sage das allerdings ohne Bitterkeit, da ich mich wohlwissentlich für diese Laufbahn entschieden habe und Spaß an meiner Arbeit habe. Trotzdem möchte ich die 2 Stunden Freizeit, die ich an einem Arbeitstag habe, möglichst "effektiv" nutzen und ein guter Parameter für Effektivität ist natürlich der Spielfortschritt. Das heißt natürlich nicht, dass ich abseits vom Beenden von Spielen keinen Spaß mehr an ihnen habe, aber ich habe einfach deutlich weniger Geduld für Herumirren, Grinding usw. Ich denke, das Spiel, welches mir am ehesten wieder das Gefühl von "einfach nur spielen" gegeben hat, war Animal Crossing: New Horizons. Ich habe inzwischen 370 Stunden meines Lebens in dieses Spiel investiert und das obwohl es nicht wirklich "beendbar" ist - die kleinen Meilensteine wie z.B. die allmähliche Vervollständigung der Fisch-/Insekten-/etc.-Sammlung, das langsame Einrichten von Haus und Insel reichten mir hier völlig.

  • Sehr schöner Text. Finde mich da auch an manchen Stellen wieder.


    Ein anderer Aspekt ist hierbei auch etwas das Überangebot an Spielen. Früher hat man auch gerade deshalb Titel so ausgiebig und mehrfach gespielt, weil man nicht so viel besessen hat. Zumindest war das bei mir so. Und die großen SNES-RPG-Boxen waren noch wahre Schätze.


    Heute quillt die Steam-Bibliothek über und man spielt Spiele häufig wirklich nur runter und widmet sich dem nächsten.


    Aber das Schöne ist ja, wie du auch schreibst, dass es diese magischen Spiele auch heute noch gibt. Es wirkt so, als seien diese seltener, aber wenn ich meine GOTY anschaue, dann gab es da doch jedes Jahr diese 1-2 Titel. Auch ganz aktuell habe ich wieder ein so magisches Spiel gespielt, mich ganz bewusst nur auf die Hauptstory fokusiert und mich nicht von der Open-World-Problematik ablenken lassen. Mein GOTY Text ist in wenigen Minuten online. Und wobei ich Platz 1 damit besonders anspreche, ist es eigentlich sogar auch Platz 2 gemeint. Einfach magisch, weil anders und das ist etwas, was mir auch häufig fehlt heutzutage. Vor allem bei JRPGs muss ich immer wieder feststellen.


    Der Zeitfaktor ist bei mir zum Glück noch nicht das Problem. Aber auch ich Spiele nur ein Spiel nach dem anderen, um nicht ungespielte Spiele zu hinterlassen und auch ich schaue sehr genau auf Reviews/Wertungen und entscheide dann, ob es sich "lohnt" meine Zeit darin zu "investieren". Und dann gibt es Abende, die vertrödel ich auf Reddit... ist schon verrückt irgendwie. Ich habe aber auch nicht das Gefühl etwas zu verpassen. Ich habe dadurch schon das Gefühl, dass das was ich spiele dadurch auch eine größere Wirkung auf mich hat. Zumindest diese ganz besonderen Titel, die dann und wann mal dabei sind :)

  • Bei mir hat sich in der Hinsicht eigentlich gar nicht so viel verändert zu früher. Wenn ich früher nicht weiterkam, hab ich ein Spiel einfach nicht weitergespielt, bis ich dann wieder Bock drauf hatte und es neu angefangen habe. Ich habe Spiele damals nie durchgespielt. Auch so allgemein verlor ich meine Aufmerksamkeit schnell und hab iwas anderes dann gespielt, woraufhin ich das andere später wieder neu angefangen hab :D
    Schade finde ich, dass ich es nie hatte, dass ich bei meinen ersten 3D Spielen dachte "Das sieht ja wie echt aus". Ich habe mir damals schon immer gewünscht, dass die Char Modelle weniger Kanten hätten. Bei Mario 64 hab ich mich damals als Kind auch bereits über die miese Kamera ausgelassen :D Wenn ich dann lese, wie andere die Spiele damals wahrgenommen haben, bin ich manchmal ein wenig neidisch, da ich mir das für mich auch wünschte. Der Vorteil daran, dass es bei mir nicht so ist, ist aber der, dass wenn ich zurückblicke auf ein Spiel und es dann heute wieder anwerfe, dann ist es auch so, wie ich mich dran erinnere.


    Das mit dem Abarbeiten verstehe ich aber auch ganz gut. Mir wars eigentlich immer egal, ob ich mitreden kann, wie man hier vielleicht auch merkt bei dem was ich spiele oder wann ichs spiele, immerhin sind alle anderen dann schon Ewigkeiten mit den Spielen durch :D Finde ich manchmal schade, klar aber letzten Endes... ist doch egal. Ich spiele ja in erster Linie um Spaß mit den Spielen zu haben. Da ich mittlerweile Spiele auch durchspiele, notfalls eben bei Youtube gucke, wie ich weiter komme, wenn ich nach ewigen rumprobieren partout nicht weiterkomme, kann ich die viel mehr genießen als damals, da ich einfach viel mehr davon mitnehmen kann.


    In den letzten Jahren hatte ich dann zwar auch hier und da dieses Gefühl von "abarbeiten müssen" gehabt, da eben noch Spiel xyz auf mich wartet und ich irgendwann beim Spielen einfach Bock auf was anderes spürte. Aber wenn ich merkte, dass das Überhand nimmt, habe ich einfach eine allgemeine Spielpause gemacht, weil ich das den Spielen, die ich mag, nicht antun möchte, dass ich da einfach nur durchrushe mit dem Gefühl es "abarbeiten" zu müssen
    Das wär wohl auch ein Tipp, den ich geben würde. Wenn man dieses Gefühl zu stark spürt und merkt, dass es den Spielspaß gar etwas beeinträchtigt oder man etwas nicht so spielen kann, wie mans eigentlich möchte, einfach mal eine Pause einlegen. Dann spielt man ne Woche halt mal nichts. Bei mir funktioniert das eigentlich. Obs bei anderen auch klappt, ist natürlich eine andere Frage^^


    Wie lange ein Spiel dauert frage ich mich allerdings auch immer. Aber einfach auch, weil ich es interessant finde. Manchmal, eher seltener, um zu planen, wenn ein Spiel ansteht, auf dass ich mich riesig freue. In der Regel guck ich wie lang ein Spiel dauert eher aus persönlichem Interesse. Oder während des Spielens auch gern mal, wie viele Kapitel oder Level noch kommen. Natürlich ohne mich zu spoilern, sondern nur grob als Orientierung. Finde das einfach spannend. Macht mir irgendwie Spaß so. Vielleicht, weil ich so dann eine Art Ziellinie vor Augen hab und mich das dann motiviert mich dahin zu arbeiten und mich das davor bewahrt die Motivation plötzlich zu verlieren, wie es früher als Kind immer der Fall war.^^


    Was für ne Bewertung ein Spiel hat beeinflusst in der Regel auch weniger mein Spielverhalten. Ich vertraue einfach auf mein Bauchgefühl. Wenn das bei nem Spiel gut ist, hab ich mit dem Spiel eigentlich auch immer meinen Spaß. Da wurde ich eigentlich nie enttäuscht. Enttäuscht wurde ich eher nur, wenn ich tatsächlich mal auf die allgemeine positive Resonanz gehört habe oder etwas wegen dem Namen oder sowas gespielt habe. Ich spiele zwar auch manchmal Spiele, bei denen mein Bauchgefühl sich unsicher ist aber da gehe ich dann auch mit der Erwartungshaltung ran, dass es wohl nichts für mich ist und spiele es einfach um meine Neugierde zu stillen, da ich selber erfahren möchte, wie es ist. Dann hab ich auch nichts zu bereuen.


    Da ich aber das Gefühl habe relativ häufig davon zu lesen, dass Leute das Gefühl haben Spiele eher nur noch abzuarbeiten, kann ich wohl auch ziemlich dankbar sein, dass ich da eher unberührt von bin. Kann es aber dennoch auch nachvollziehen. Im Erwachsenenalter verteilt sich die Zeit einfach ganz anders und man hat auch einfach mehr zu tun und muss seine wenige Freizeit viel besser planen, weil man die ja bestmöglichst nutzen möchte. Das ist schon nicht so einfach immer. Ich weiß auch nicht, ob man da wirklich was tun kann, um da gegen zu wirken. Vielleicht ist das einfach der normale Lauf der Dinge. Vielleicht dreht sich das Ganze auch wieder um, sobald man alt und runzlig ist und wieder mehr Zeit zur Verfügung hat^^

  • Ich hatte auch viele Dinge, die hier beschrieben werden aber letztendlich ist es mir egal geworden. Howlongtobeat habe ich schon ewig nicht mehr besucht und Spiele die mich schon von Trailern absolut nicht ansprechen, gebe ich auch nach mehrfacher Lobeshymnen keine Chance. Ich habe mich einfach viel zu oft verbannt an dieser Logik und mich regelrecht durch Games gequält. Im Internet ist das ja auch kein Problem für mich, aber gerade auf der Arbeit kommt da immer jemand der mich in FIFA, Assassin's Creed oder was weiß ich reinziehen will...


    Ich habe auch gar kein Problem mit grinding wenn mir das Spiel Spaß macht. Dann mache ich mir einfach einen Podcast an oder höre Musik dazu, und genieße es. Schlußfolgernd hat sich mein Spielstil vollkommen geändert. Ansatt viele Spiele schnell durchzuziehen, spiele ich eher wenige aber dann auch sehr intensiv, selten bis gar nicht mehrere gleichzeitig und Videos dazu schaue ich mir am liebsten auch erst an wenn ich es selber schon beendet habe.
    Ich habe übrigens FF7R quasi nur zusammen mit meinem Bruder gezockt. Das ist auch etwas, was ich seit meiner Kindheit nicht mehr kannte. Einfach zusammen mit Leuten ein Spiel erleben.

  • Sehr schöner Read, erlebe mittlerweile einiges gleich. Deswegen habe ich mir vor 1-2 Jahren wieder die "Erlaubnis herausgenommen", kein schlechtes Gewissen mehr zu haben, wenn ich ein Spiel halt zum fünften Mal aus Komfortgründen spiele, weil ich weiss, dass ich damit eine klasse Zeit haben werde. (In den letzten zwei Jahren haben hier Fire Emblem: Three Houses und die Zelda-Reihe diesen Platz für mich eingenommen.)


    @raz0rback2s Punkt mit dem Überangebot merke ich mittlerweile auch extrem. Klar, wenn man einen Job hat und sich immer wieder mal aktuelle, spannende Spiele holt, kommt man in wenigen Monaten auf viel zu viele Titel für die wenige freie Zeit, die man evt. zur Verfügung hat. Und wenn man dann eben so effizient wie möglich spielen will, dann ist das schon teilweise belastend.


    Hier eine Balance zu finden, mit welcher man sich selbst nicht überfordert, finde ich sehr wichtig. Sei es professionell oder auch im Hobby.

  • Ja so ist das mittlerweile. Ich zocke fast gar nicht mehr und ich hab mir auch gesagt, dass es okay ist nicht alles zu spielen. Ich fange ab und an mal ein Spiel an das ich im sale bekommen habe und das war's dann. Ist auch okay so. Ich glaube die Spiele die ich dieses Jahr durchgespielt habe kann ich an einer Hand abzählen und hab Finger übrig.


    Mittlerweile spiele ich einfach lieber Brettspiele mit meinen Freunden, bereitet mir mehr Freude. Aber auch in dem Hobby wollen die Leute immer mehr und mehr Brettspiele, sammeln einen riesigen Pile of Shame an (der bei Brettspielen halt auch physisch riesig ist) anstatt einfach mal die Spiele die sie haben ausgiebig zu spielen. Grad bei den komplexen Spielen hat man auch nach 10 Partien noch nicht alles erlebt.


    Dein Artikel war super geschrieben und toll zu lesen, in vielem hab ich die Welt aber auch mal mich wieder erkannt (Auch ich hab mich im Schulhof zu Link's Awakening ausgetauscht und hab dort oft festgehangen). Ist Ocarina of Time das beste Spiel für mich weil ich es als Kind gespielt habe? In einer Zeit wo es wenig anderes gab, wo ich die Zeit hatte dieses Spiel ausgiebig zu spielen? Ich erinnere mich noch an fast alles aus diesem Spiel, viele Kleinigkeiten. Wie du sagst, dieses Gefühl wird nie wieder kommen, einerseits Schade aber ich denke auch genau das macht unsere Erinnerungen zu was besonderem.

  • Sehr schöner Artikel, welcher zum Nachdenken anregt und damit wäre direkt das Stichwort genannt, weshalb sich für einige das Spielen heute anders anfühlt, als ehemals.


    Zu früheren Zeiten hat man tatsächlich einfach nur gespielt, ohne großartig auch nur irgend etwas zu hinterfragen. Da konnte man dann natürlich Spiele genießen, die nach heutigen Maßstäben eher weniger gut ankommen würden und das ist eben meines Erachtens nach die Quintessenz des Gaming. Einfach zocken, ohne viel darüber nachzudenken, das, was einen persönlich anspricht genießen, ohne großartige Vergleiche anzustellen. Denn wie bereits erwähnt wurde, ist ein besonders eklatanter Unterschied zu damals eben das schiere Überangebot der verschiedensten Spiele, deren Qualität objektiv betrachtet naturgemäß sehr stark schwankt. Wenn man sich nun zu sehr auf diesen Aspekt konzentriert, fällt es einem natürlich schwer, einmal über den Tellerrand zu schauen und ein Spiel, welches normalerweise dem eigenen Geschmack entspricht, wird gemieden, weil beispielsweise schlecht bewertet, von anderen in der Luft zerrissen oder ähnlich gelagerte Dinge, welche einem die eigene Entscheidung möglicherweise erschweren. Dies ist nur einer der viele Faktoren, welche einem die Freude am Spielen sehr schnell vermiesen können.


    Ich persönlich kann mich daher sehr glücklich schätzen, Spiele noch so wie früher genießen zu können und von der Ankündigung bis hin zum ersten Mal selbst anspielen fühle ich mich nach wie vor noch als Jungspund, welcher ich damals war und zum Teil eben immer noch bin. Der Faktor Zeit spielt natürlich ebenfalls eine große Rolle, aber die nehme ich mir natürlich, so gut es geht, ohne dabei zu vernachlässigen, dass es noch andere Dinge gibt, die man eben so machen muss. Grundsätzlich geht selbstverständlich jeder anders mit dem Medium Videospiel um aber auf gar keinen Fall sollte man vergessen, dass der Spaß im Vordergrund steht.


    Trophäen sind für mich übrigens ebenfalls Teil des Erlebnisses, jedoch nur in den Spielen, in welchen ich gerne nach dem Durchspielen noch etwas mehr Zeit verbringen möchte. Ich entscheide stets selbst, ob die Platin sich lohnt, oder eben nicht, sodass es nie zum Zwang wird. Generell kann ich sagen: zwingt euch zu nichts und genießt nur so, wie ihr es gerne habt. Manchmal einfacher gesagt, als getan, ich weiß, aber einen Versuch ist es sicher wert.

  • Die Besinnung hatte ich auch vor ein paar Jahren, vor allem dann, als ich Geld hatte und mir all diese "Must Plays" durchgekaut habe die alle in den hohen Himmel loben. Long Story short: das meiste gefiel mir nicht, ich konnte die Faszination dahinter nicht verstehen und habe mich am Ende dann gefragt, wieso ich das alles hier überhaupt mache. Damit ich irgendwo dann meine Meinung rausposaunen kann? Damit ich den Leuten erzählen kann, dass diese Spiele nicht gut sind wie sie es tun und nur denen und mir selbst auf den Sack gehe? Oder mit einer Gruppe potentiell gemeinsam ein Spiel hoch in dem Himmel lobe für 1 oder 2 Tage um... am Ende was genau zu bewirken?


    Vielleicht ist das meinem Alter geschuldet oder es bahnt sich ein midlife Crisis an von dem ich noch nicht bescheid weiß, aber Lust darauf irgend etwas "neues" zu entdecken habe ich lange nicht mehr. Und generell kann ich auch nicht mehr mehrere Spiele antackeln und wahllos hin und her switchen. Ich verstehe auch nicht, wie die Leute so viel konsumieren können wie sie es heute tun. Das sind mir viel zu viele Spiele von dem ich gar nicht weiß, was ich mit denen überhaupt anfangen soll. Mir ist heute so egal was gerade im Trend ist oder worüber die Leute aktuell reden. Ich könnte stattdessen einfach bei den Spielen bleiben die ich bereits kenne und liebe. Damit fahre ich deutlich besser als hin und her zu hüpfen. Wenn was gekauft wird, dann auch vorsichtig und mit der Intention mit dem Spielprinzip selbst länger beschäftigt zu sein. Etwas was ich ein mal durchspiele und dann weiterverkaufe kann ich absolut nicht gebrauchen.


    Ist gar nicht mal so selten heute, dass jeder über ein Burnout spricht. Auf Reddit gibt es ja auch immer wieder ein Thread darüber, dass der OP kein Spaß mehr am Spielen hat oder es mittlerweile als Arbeit sieht. Ich habe da die großen 200+ Stunden AAA Titel im Verdacht. Spiele damit zu bewerten ob die Zeit die man damit verbringt(/en muss!) deren Preis rechtfertigt, ist mMn so ein banaler Maßstab. Was habe ich denn am Ende davon, dass da 200 Stunden reingeflossen sind? Wenn ich das Ding nie wieder anschmeiße, dann ist das langfristig gesehen so eine beschissene Investition. Lieber habe ich es ein Spiel ist 8 Stunden lang aber dafür komme ich jeden Monat wieder um nochmal daran Spaß zu haben. Das rentiert sich doch besser, oder nicht?

  • Ich finde ein wesentliches Problem des Spielens heutzutage ist es, dass die Menge an "guten" (80+) Spielen einfach so groß ist, dass ein Spiel schon wirklich herausragend sein muss, um mir noch im Gedächtnis zu bleiben bzw. mich nachhaltig zu beschäftigen. Wenn ich darüber nachdenke wieviele Spiele das in den letzten 2-4 Jahren geschafft haben fallen mir nicht viele ein. Akut eigentlich nur Last of Us 2 und die letzten beiden FFXIV Addons.
    Dazu lässt man sich tatsächlich nur noch von sehr wenig überraschen, sei es Gameplay mäßig oder auch bei den Stories. Gerade im Gameplay Bereich werden ja sehr selten Experimente gewagt und auch vieles sehr stark vereinfacht, was mir überhaupt nicht gefällt. Viele Spiele sollen via Open World ein Freiheitsgefühl vermitteln, aber das Gefühl von Abenteuer kommt nicht auf, weil es immer die gleichen Elemente sind. Eine offene Karte, mit kleinen, aber gut ausgearbeiteten Abschnitten wie in alten Final Fantasy Teilen ist mir da um einiges lieber. Die Folge von fehlenden Experimenten sind dann viele gute, aber wenig besondere, Spiele.