Selbst Leute, die sagen, "Sprache schafft Wirklichkeit" oder "Sprache beeinflusst das Denken" gehen wohl mehrheitlich nicht davon aus, dass es der einzige Faktor ist.
Du hast recht, der Unterschied zwischen einem möglichen Faktor und dem direkten kausalen Grund ist enorm. Aber rein argumentativ reicht das Gegenbeispiel selbst dann nicht aus, wenn es der direkte kausale Grund ist. Wenn nämlich eine Multikausalität vorhanden ist, bei der mehrere Faktoren hinreichend sind. Also jeder der Faktoren sorgt dafür, dass kausal für ein bestimmtes Ergebnis, es reicht aber auch schon eines um dies zu erreichen. Dann müssen zwangsweise alle hinreichenden Faktoren angegangen werden, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen. Jedes Beispiel wo einer oder mehrere hinreichende Faktoren angegangen wurden aber nicht alle, kann da automatisch nicht das gewünschte Ergebnis erzielen. Das heißt aber nicht, dass zwischen dem einen Faktor und dem Ergebnis keine Kausalität besteht. Und so ist es mit deinem Beispiel in meinen Augen auch. Man kann damit den kausalen Einfluss der Sprache gar nicht widerlegen, wenn andere Dinge ebenfalls kausal dafür sorgen, dass das Ergebnis so ist wie es ist.
Ich will jetzt nicht den Rahmen sprengen, daher nur kurz zu meiner eigenen Position. "Sprache schafft Wirklichkeit" würde ich weder widersprechen noch zustimmen. Das ist halt komplizierter als es so herunterbrechen zu können. "Sprache beeinflusst das Denken", dem kann ich definitiv so zustimmen.
Zum Thema Gendern bin ich ja wie gesagt, kein Fan davon. Ich kann es verstehen, die genannten Probleme über Sprache angehen zu wollen. Aber selbst wenn man es über Sprache macht, ist Gerndern für mich nicht der richtige Weg. Darüber hinaus, ist es für mich eben auch nur ein Baustein und vor allem bei weitem nicht der dringendste und meines Erachtens auch nicht einmal ein zu 100% gesichert notwendiger.