Titel | The Medium |
28. Januar 2021 | |
Bloober Team SA | |
28. Januar 2021 | |
Bloober Team SA | |
28. Januar 2021 | |
Bloober Team SA | |
System | PC, Xbox Series |
Getestet für | PC |
Entwickler | Bloober Team |
Genres | Survival Horror |
Texte |
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Vertonung |
Es beginnt alles mit einem toten Mädchen. Zumindest ist das in „The Medium“ so, welches durch Akira Yamaokas musikalische Beteiligung zumindest Silent-Hill-Fans nicht entgangen sein dürfte. Das von Bloober Team entwickelte Spiel möchte sich von der erwähnten Reihe vor allem durch sein Dual-Reality-Gameplay unterscheiden. In diesem befindet ihr euch mit der Protagonistin gleichzeitig in der materiellen und der spirituellen Welt. Genau diese parallele Darstellung der zwei Welten verlangt technisch viel ab und war nach der Vorstellung des Titels 2012 der Grund, wieso es bis zum letzten Jahr still um The Medium stand. Ob sich diese lange Wartezeit gelohnt hat und ob hungrige Silent-Hill-Fans hier gesättigt werden, schauen wir uns im folgenden Test an.
Das Mysterium im Niwa-Hotel
The Medium startet spielerisch zwar seicht, aber mit starken Emotionen. Ihr schlüpft in die Rolle des Mediums Marianne, deren Ziehvater gestorben ist, und müsst euch als erste Handlung von ihm verabschieden. Ich selbst fühle mich von solchen Anfängen immer leicht irritiert, da ihre Trauer als Einstieg für die Spielenden nicht direkt nachvollziehbar ist – schließlich kennen wir diesen Ziehvater ja nicht.
Der Einstieg leitete jedoch schnell in die eigentliche Geschichte rüber, in der Marianne einen merkwürdigen Telefonanruf von einem gewissen Thomas bekommt. Er will ihr etwas über ihre Kräfte verraten, sobald sie sich zum sogenannten Niwa-Hotel aufmacht. Während sie anfangs zögerlich und misstrauisch ist, so überzeugt er sie, indem er ihr verrät, dass er ihren ständig wiederkehrenden Traum kennt: Ein Mädchen flieht durch einen Wald zu einem Steg, an dem sie schlussendlich von einem Mann erschossen wird.
»The Medium startet spielerisch zwar seicht, aber mit starken Emotionen. Ihr schlüpft in die Rolle des Mediums Marianne, deren Ziehvater gestorben ist.«
Mit der Motivation, mehr über sich selbst und diesen Mann zu erfahren, macht sich Marianne also auf den Weg zum besagten Niwa-Hotel. Dieses ist wie ausgestorben und bringt neben vielen dunklen Erinnerungen der damaligen Besucher auch Geheimnisse mit sich, welche es im Verlauf des Spiels zu lösen gilt. Hier führt euch The Medium gradlinig durch seine Geschichte und erzählt sie euch in Form von Cutscenes oder Gegenständen, zu denen Marianne ihren Senf dazugibt. Ihre Fähigkeiten als Medium lassen jedoch auch die Gegenstände für sich selbst sprechen, da emotional geladene Gegenstände vergangene Konversationen mit sich bringen.
Die magische Welt eines Mediums
»Wenn ihr nicht rätselt, dann lauft ihr meistens durch die Gebiete und könnt nebenbei Gegenstände untersuchen. Hier fühlte ich mich merkwürdigerweise an die „Life is Strange“-Spiele erinnert.«
Die Fähigkeit, Geschichten von Gegenständen herauszuhören, ist jedoch nicht die einzige in Mariannes Repertoire. Tatsächlich war ich sogar überrascht, wie viele verschiedene Sachen in der kurzen Spielzeit machbar waren. Mithilfe ihrer Kräfte kann Marianne auch Erinnerungen zusammenpuzzeln, Energie umleiten und beispielsweise damit Strom erzeugen, sich mithilfe eines Schilds vor Gefahren beschützen oder ihren Körper verlassen und in der Geisterwelt Orte erreichen, die ihr durch die materielle Ebene ansonsten versperrt geblieben wären. Damit ergeben sich viele Möglichkeiten für Rätsel und ihr werdet euch deswegen auch tatsächlich die meiste Spielzeit beim Lösen dieser wiederfinden. Im Gegensatz zu den Silent-Hill-Spielen erwarten euch aber nicht speziell schwere Knacknüsse, sodass ihr gut durchkommen solltet.
Wenn ihr nicht rätselt, dann lauft ihr meistens durch die Gebiete und könnt nebenbei Gegenstände untersuchen. Hier fühlte ich mich merkwürdigerweise tatsächlich an die „Life is Strange“-Spiele erinnert, wobei euch hier keine entscheidungsstarke Geschichte erwartet. Der Fluss von Lauf-Simulation zu Rätselspielereien fühlte sich jedoch leicht ähnlich an, wobei The Medium doch etwas mehr im letzteren Bereich bietet – ich denke, dieses Gefühl kam davon, dass die Rätsel sich sehr im Fluss lösen lassen und nicht sonderlich viel Zeit benötigen.
Was ich als weniger flüssig empfand, waren die Schleich- und Fluchtpassagen. Während ich Stealth-Gameplay in der Regel als sehr unterhaltsam empfinde, so fand ich das hier unnötig stressig und unangenehm, da es mich aus dem sonst gelungenen Spielfluss herausriss. In der Zeit, in der ihr euch verstecken müsst, ist eure Übersicht über den Gegner und euer Umfeld nicht präzise genug, um alle Entfernungen richtig abzuschätzen. Zusätzlich dazu steuert sich Marianne nicht hundertprozentig genau, was mit der fehlenden Übersicht zu diesem unangenehmen Erlebnis führte. Hier kann ich aber zum Glück sagen, dass es nicht viele dieser Passagen gibt. So unklar diese gestaltet sind, umso gelungener ist die Führung durch das restliche Spiel. Einmal wollte Marianne bei einem bestimmten Gebiet nicht weitergehen, da ich noch etwas Bestimmtes darin erledigen sollte. Während das den einen oder anderen herausreißen kann, so hat mich das gefreut, da mir unnötige Laufwege erspart wurden.
Zwischen den Welten
Nun wollen wir jedoch endlich zum groß beworbenen Element kommen – den zwei Welten. Hier möchte ich zuerst die technische Seite ansprechen. Für den Test habe ich das Spiel an einem PC gespielt, welcher sich zwischen den Mindest- und Optimalanforderungen befindet. Zusätzlich dazu habe ich das Spiel erst nach der Veröffentlichung des Patches 1.1 gespielt, welcher nochmals einige technische Probleme angegangen haben sollte. Deswegen kann es durchaus sein, dass ihr die Performance anders erlebt (habt) – sei es nun wegen Bugs, die in der Zwischenzeit behandelt wurden, oder den Bauteilen eures PCs.
Jedenfalls lief The Medium bei mir vorwiegend gut. Mein Spielerlebnis wurde nicht negativ beeinträchtigt, da ich selten mal Ruckler erlebt habe, wenn zwischen den beiden Welten schnell hin- und hergeschaltet wurde. Einzig und allein die etwas zu spät eingesetzt Rumble-Funktion des Controllers oder das eine oder andere merkwürdige Gesicht empfand ich als etwas unfreiwillig komisch. Die Darstellung und Inszenierung zwischen der materiellen und spirituellen Ebene sind jedoch sehr gelungen. Das Gameplay flechtet sich natürlich darin ein und liefert euch ein einzigartiges Spielerlebnis mit einem netten Twist.
Silent-Hill-Fans mögen hier vielleicht aufschreien, da in der Reihe ebenfalls ein reger Wechsel zwischen zwei Welten stattfindet, jedoch befinden sich die Protagonisten nicht gleichzeitig in den beiden Ebenen, was nun mal zu einer anderen Dynamik im Spielgeschehen führt. Tatsächlich finde ich es hier schwer, die beiden Werke miteinander zu vergleichen, da sie sich vor allem im Gameplay unterscheiden. Während sich The Medium für seine Geschichte bequemer und weniger rätsel- und orientierungslastig spielt, so liefert es vielleicht weniger versteckte Hinweise in seinem Gegner- oder Gebietsdesign zum Interpretieren.
Der notwendige Silent-Hill-Talk
Eine gemeinsame Eigenschaft findet sich aber beispielsweise in der Kameraführung wieder. In The Medium erwartet euch eine feste Kameraführung, die sich je nach Abschnitt im Raum verschieden auf euch richtet. Tatsächlich überkam mich hier direkt von Anfang an ein angenehmes Retro-Gefühl, das während der gesamten Spieldauer anhielt. Diese ist bei The Medium übrigens ebenfalls kurzgehalten. Ich habe etwa acht Stunden benötigt und mir eher Zeit gelassen beim Untersuchen meines Umfelds. Das Spieltempo fühlte sich verglichen mit Silent Hill durch den Fokus auf die Geschichte jedoch anders an – dasselbe gilt für die Art der Erzählung. Abgesehen vom Ende erzählt The Medium eine klare Geschichte, die ihr nach und nach aufdeckt. Das angesprochene (un)klare Ende wird sowohl kritisiert als auch gelobt und ist also Geschmackssache. Hier kann ich für Liebhaber von The Medium erwähnen, dass das offene Ende zumindest Futter für einen zweiten Teil liefern würde.
»Das Spieltempo fühlte sich verglichen mit Silent Hill durch den Fokus auf die Geschichte anders an – dasselbe gilt für die Art der Erzählung. Abgesehen vom Ende erzählt The Medium eine klare Geschichte, die ihr nach und nach aufdeckt.«
Ob ihr als Silent-Hill-Fans zugreifen sollt, lässt sich also schwer sagen. Generell würde ich den Titel Horror-Enthusiasten empfehlen, wenn auch nicht unbedingt aufgrund dessen Gruselfaktors. Versteht mich hier aber bitte nicht falsch – in The Medium erwarten euch düstere Themen und Bilder, die nicht für alle geeignet sind. Hier würde ich auf die Trigger-Warnung beim Starten des Spiels aufmerksam machen wollen, die jedoch wie die Steam-Shopseite nicht zu sehr auf Details eingeht. Wenn ihr nicht Themen wie dem Holocaust, Kindesmissbrauch, Suizid oder gewaltsamen Bildern wie dem Aufschneiden von Fleisch ausgesetzt werden wollt, dann solltet ihr von The Medium vielleicht die Finger lassen. Diese werden zwar, wie in der Trigger-Warnung beschrieben, ernsthaft in die Geschichte eingebaut, aber sind trotzdem nicht ganz ohne.
Silent-Hill-Fans dürften jedoch auch die eine oder andere düstere Auseinandersetzung mit gewissen Themen erlebt haben. Zurück bei der bekannten Reihe angekommen, möchte ich diesen Abschnitt mit einer positiveren Note abschließen: der Musik. Akira Yamaoka hat hier einige Stücke beigesteuert – und ja, das merkt man! Einige Klänge wären wirklich zwischen den Silent-Hill-Spielen und The Medium austauschbar. Findet ihr also an den alten Stücken Gefallen, so könnt ihr euch bei The Mediums Musik ebenfalls wohlfühlen.
Fazit
The Medium ist ein gelungenes Story-Spiel mit Horrorelementen. Ihr könnt euch bequem durch die Geschichte spielen und habt zwischendrin leichten Rätsel-Spaß vor euch, der eintöniges Gameplay verhindert. Trotz seiner Kürze gestaltet sich dieses abwechslungsreich und hält euch mit der mysteriösen Geschichte bei der Stange. Das eine oder andere Element, wie beispielsweise das Schleichen, wirkt nicht ganz ausgereift, sollte aber durch die bunte Gameplaymischung nicht das ganze Erlebnis versauen.
Ebenfalls während dem Spielgeschehen werdet ihr von Klängen begleitet, die den Silent-Hill-Fans unter euch gefallen dürften. Ob der Rest diesen passt, kommt auf die einzelnen Geschmäcker an. Deutlich abgrenzen tut sich The Medium vor allem mit seinem Spielfluss und den beiden Welten, die teilweise parallel dargestellt werden – meiner Meinung nach gut gelungen. Mit seinen knapp acht Stunden bietet euch The Medium also düstere Unterhaltung für ein paar Nachmittage, zumindest wenn ihr einige härtere Themen vertragt.
Story
Gameplay
Grafik
Sound
Sonstiges
Bildmaterial: The Medium, Bloober Team