Der Begriff Schönheit in Spielen. Ein vergänglicher Moment oder unvergänglich je nach Art der Betrachtung?

    • Offizieller Beitrag

    Die Idee zu dem Thema brennt mir eigentlich schon seit längerem unter den Nägeln, Ys Monstrum Nox hat dann aber gerade den Startschuß irgendwie gegeben. Der Kern der Frage ist einfach. Sind Spiele eigentlich nur schön wenn sie den digitalen Zeitgeist treffen oder können auch alte Spiele oder Titel die grafisch nicht das Leistungspotenzial ausschöpfen das sich die Gesellschaft wünscht noch als schön bezeichnet werden. In Zeiten von Remakes Remastern etc. und der Jagd nach immer höheren Spitzen, bekomme ich das Gefühl das der Begriff nur noch für einen flüchtigen Augenblick gilt. Spiele die aktuell schön sind und gefeiert werden sind dies zumeist nur für einen kurze Zeitspanne von wenigen Jahren.


    Trotz dessen das sich das Spiel nicht verändert wird es nach Jahren durch neue Standards für vermutlich viele zu einem nie dargewesenen Augenleiden. Wo sich jedoch das spiel als solches nicht verändert hat, wandelt sich die Betrachtung der Spieler über die Zeit. Mir scheint es auch je schneller sich die digitale Welt entwickelt,vorranschreitet und immer höhere Gipfel des Realismus erreicht umso kürzer wird auch die Spanne in der die Spiele im Geiste der Comunity zu staub zerfallen. Ich finde inzwischen verliert man über die Zeit den Blick für die eigentliche Ästhetik eines Spieles.


    Gleiches denke ich auch über Spiele die zum Zeitpunkt des erscheinens, gemessen an den Standards der Technik, veraltet sind, aber Rückblickend verglichen mit verblichenen Genreriesen ein schönes ästhetisches Gesamtwerk bieten, das jenen aus alten Tagen ähnelt. Sind wir also inzwischen schon so verblendet das wir vergessen haben was wir einst bestaunten und können selbst in veralteten Titeln nicht mehr die Schöhnheit und Ästhetik entdecken die uns in der Vergangenheit begeistert hat? Rennen wir nur noch von einem goldenen Schuß der Entwickler zum nächsten? Sind technische Standards, Zeitgeist und Prägung durch Umfeld, Presse oder Gleichaltrige im Hinblick auf die virtuelle visuelle Welt inzwischen die Hauptkriterien die uns noch wichtig sind oder können wir auch noch dahinter blicken und in etwas veraltetem etwas wunderbares erkennen? Ich hoffe auf eine rege Debatte. Ich würde gerne den Fokus auf den Begriff und eben diesen zeitlichen Perspektivwechsel von "schön" zu "hässlich" legen.

    • Offizieller Beitrag

    Für mich ist State-of-the-Art-Technologie kein Maßstab für Schönheit und Ästhetik, da ich Fotorealismus zwar schätzen kann, aber keineswegs als das Nonplusultra sehe.


    Deshalb finde ich es auch schade, dass bei japanischen wie auch bei westlichen Spielen der Trend in diese Richtung geht, sehr auf Kosten der Vielfalt. Sicher mag es Titel wie Ghost of Tsushima geben, die ihre Ästhetik gut ausspielen können. Aber eben auch genug AAA-Spiele, die zwar realistische Grafik haben, aber extrem austauschbar wirken.


    Child of Light wird für mich immer eines der schönsten Spiele überhaupt bleiben. Ich finde die Renderhintergründe in den alten FF-Titeln noch immer sehr ansprechend sind.


    Für mich ist Schönheit von daher auch zeitlos. Zugleich ist mir ein toller Artstyle auch wichtiger als die Zahl der Polygone. Stilisierte Grafik ist hier das Stichwort. Je mehr Spiele dieselbe Ästhetik haben, umso langweiliger. Gibt doch so viele Möglichkeiten, wieso sehen so viele AAA-Spiele und Anime-RPGs also grafisch so austauschbar aus?

    • Offizieller Beitrag

    @Fayt Der Stil kann ein Spiel für mich stark auf- oder abwerten und bedingt direkt, wie viel Freude ich beim Spielen habe. Gerade generische Stile assoziiere ich meist nicht mit etwas Positivem, sprich, ein Spiel mit realistischer Grafik ohne eigene Identität oder ein Spiel mit Anime-Designs, die aussehen wie die dutzender anderer Spiele. Ich würde sogar behaupten, dass der Artstyle für den ersten Eindruck durch Trailer usw. die größte Rolle spielt.

  • Schwieriges Thema. Mir ist in dem Zusammenhang aufgefallen, dass Games wie "Vagrant Story" (PS1), FF12 (PS2) oder "Oblivion" (Xbox360/PS3), welche zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung in dem Ruf standen, auf ihren jeweiligen Plattformen optisch Maßstäbe zu setzen, bereits eine Generation später das Prädikat " grafisch schlecht gealtert" erhalten.
    Parallel dazu gab es Titel wie BoF3 (PS1), "Dark Chronicle" (PS2) oder "Eternal Sonata" (Xbox360) , welche die technischen Möglichkeiten ihrer Plattformen nicht ausreizten und teils heute noch im Ruf stehen, optisch gut zu altern. Für den streng genommen schon seit Beginn des HD-Zeitalters nicht mehr zeitgemäßen Cel-Shading-Look gilt das im Speziellen. Obwohl der Stil schon in der 128-Bit-Ära höchst umstritten war, fällt mir heute kein einziges Cel-Shading-Spiel ein, dessen Grafik im engeren Sinne schlecht gealtert wäre. Auch 2D-Bitmaps altern besser als frühe 3D-Grafik (z.B. die PS1-Tomb-Raiders) bzw. Pseudo-3D-Grafik wie bei FF7/8/9.
    Kurzum: Schönheit in Spielen ist vergänglich, keine Frage, hat aber wenig damit zu tun, ob ein Spiel im Releasezeitraum die technischen Möglichkeiten ausschöpft.

    "Death and Loss - those calling to me
    Funeral Life is my endless Agony"
    (F. Blanc)

    5 Mal editiert, zuletzt von Kelesis ()

  • Ich betrachte das Ganze eh etwas anders. Für mich ist die Schönheit in Spielen auch nicht zwingend vergänglich. Wenn es rein darauf aus ist die Schönheit durch billige technische Aspekte zu erreichen, dann ja, denn Technik ist vergänglich. Wirkliche Schönheit bleibt schön. Wie soll die auch vergänglich sein? Die ist ja ne feste Sache, die sich in keinster Weise verändert. Es kommt einfach finde ich eher darauf an, wie diese erreicht wird. Stilisierte Stile sind natürlich ein guter Weg, um es auf einer künstlerischen Ebene zu erreichen. Wenn ich mir das original zu XIII anschaue oder auch Mad World oder auch Zelda Wind Waker, so sehen die nach wie vorher wunderschön aus. Es ist bleibt auch weiterhin eine Freude sich diese Spiele anzuschauen.
    Für mich persönlich ist und bleibt das wichtigste bei einem Spiel, um Schönheit zu erzeugen, nach wie vor das Level bzw World Design. Das ist und bleibt meiner Ansicht nach einfach das A und O. Wenn dies stimmt bleibt die Schönheit eines Spieles auch definitiv bestehen, egal wie viele Jahre vergehen. Da brauche ich mir nur Xenoblade Chronicles anschauen. Zugunsten der Welt (und kurzen Ladezeiten) opferte man halt Texturen und sowas und das ist nach wie vor die richtige Entscheidung, meiner Ansicht nach, gewesen. Für mich gehört auch das Original für die Wii oder von mir aus auch die Version für den New 3DS zu den wunderschönsten Spielen, die jemals erschaffen wurden. Auf technischer Ebene mag es vielleicht veraltet sein, doch aufgrund dieses genial gestalteten Designs der Welt selber, sowie der einzelnen Abschnitte, bringt das Spiel einem nach wie vor zum Staunen und das wird es auch in Tausend Jahren noch tun.
    Ich muss auch zugeben, dass ich Zelda Ocarina of Time optisch auch noch immer mag, also das Original. Auf technischer Seite haben es geraden Spiele zur N64/PS1 Zeit ja wirklich schwer... aber Ocarina of Time hat dennoch wie ich finde irgendwas eigenes, was im Zusammenspiel zwischen dem ganzen Design und der technischen Dinge, dann irgendwie doch noch immer funktioniert. Vielleicht liegt das einfach daran, dass die Charaktere ja eh gerne etwas verrückt und überzeichnet aussehen, weshalb dieses eckige, kantige, klobige dies irgendwo dann doch nochmal etwas unterstützt. Dabei würde ich das Design der Welt nicht einmal als meisterhaft bezeichnen, dennoch ist es wirklich gut und gibt einfach ein gelungenes Gesamtbild. Und dieses Gesamtbild bleibt eben auch bestehen. Das wird ja nicht plötzlich zerstört, nur weil sich die Technik weiterentwickelt.
    Genau darum bewerte ich bei meinen Feedbacks auch die Grafik nicht. Das ist mir da einfach zu subjektiv und zu variabel mit der Zeit. Da setze ich lieber auf etwas beständigem, wie das Welten/Leveldesign :)

  • Ich differenziere da sehr deutlich. "Schönheit" kann durch mehrere Faktoren beeinflusst sein.


    1. Die Technik ist State of the Art und haut mich deswegen um, ein aktuelles Beispiel wäre etwa Control. Ein früheres Beispiel war God of War 3 auf der PS3 damals, als ich dass das erste Mal gespielt habe ist mir wirklich die Kinnlade runtergeklappt, weil es so unglaublich bombastisch war.


    2. Die Technik ist zwar hoffnungslos veraltet aber der Artstyle ist fantastisch. Perfektes Beispiel: Persona 5.


    3. Betrachtung eines Titels nach Erscheinungsdatum. Ja, insbesondere 3D Spiele altern relativ schnell und relativ schlecht. Ich betrachte Spiele dann aber häufig genau wie Filme als Kind ihrer Zeit und beurteile sie anhand dessen. ich meine, wer kommt auf die Idee ein Doom (1993) mit einem Doom Eternal (2020) zu vergleichen? Das ist absoluter Blödsinn. Aber als Doom 1993 erschien, da hat es nicht umsonst für Staunen gesorgt.


    Dies gesagt, ich zocke seit Mitte der 80er Jahre, ich habe die gesamte Entwicklung der Videospiele mitgemacht, von Pong bis heute. Meine frühen Erinnerungen an Videospiele sind, wie ich staunend im Kaufhaus vor einem Asteroids (kann auch Galaga gewesen sein) Automaten stand, wie ich neidisch auf Verwandte schielte, weil die eine Pong Konsole hatten, meine Eltern sich aber strikt weigerten auch eine zu kaufen. Wie ich plötzlich bei meinem eigentlich ungeliebten da sehr strengem Onkel Dauergast wurde, weil der sich einen C64 gekauft hatte.
    Ein nicht unerheblicher Teil war auch immer die Begeisterung für die Technik dahinter. Als Schüler wollte ich unbedingt selbst gerne Spiele programmieren und lernte ein paar einfache Programmiersprachen und beschäftigte mich intensiv mit der Hardware, was sie kann, wo die Unterschiede zu anderer Hardware liegen usw.
    Davon ist nicht mehr so viel übrig geblieben aber eine gewisse Begeisterung für neue Technologien wie etwa VR oder Raytracing, selbst wenn ich sie nicht (sofort) selbst nutze, ist durchaus noch immer bei mir vorhanden.


    Das zur Erklärung, wo ich herkomme. Ich habe also über die Jahrzehnte die komplette Spieleentwicklung von 8Bit über 16 Bit Pixellook sowie die frühen Versuche von 3D (wer erinnert sich nicht mit Begeisterung an Elite auf dem C64) bis hin zu dessen Durchbruch Mitte 90er und die rasante Weiterentwicklung mitgemacht und jede neue Generation gefeiert.



    Was ich gar nicht mag, unabhängig von der sonstigen Qualität des Spiels, generische Pixel-Art. 90 Prozent aller Pixel Games sehen identisch aus. Dazu kommt, sie sind nicht mal Retro, sie sehen völlig anders aus als die Spiele damals, können sich also auch nicht damit rausreden. Ja, es mag ein (populärer) Artstyle sein, auch Minecraft hat seinen eigenen Artstyle und die Leute lieben ihn, ich kann damit aber einfach nichts anfangen. Für mich ist das ästhetisch einfach nur hässlich. Ich mag gerne mal so Pixel Kunstwerke oder Animationen und finde, die sehen auf ihre Art cool aus, aber in Spielen --- neee, ich musste diese Grafik über 20 Jahre ertragen und bin froh, dass es heute noch ganz andere Möglichkeiten gibt.


    Es spricht für mich absolut nichts dagegen, wenn man keine Möglichkeiten hat aufwendige 3D Grafik zu machen, dann auf Comicgrafik zurückzugreifen. Spiele wie Ori sehen fantastisch aus. Wenn man das Grafikniveau von Rayman Legends nicht schafft, da wird viel mit 3D Objekten gearbeitet, dann eben wenigstens auf dem Level von Rayman Origins. Das sieht 1000 Mal Besser aus als künstliche Pixel.


    Was ich ebenso wenig mag ist schlecht gemalte 2D Art. insbesondere einige amerikanische Visual Novels kommen mir da in den Sinn, wo nicht sonderlich talentierte Zeichner versucht haben Comics zu malen. Besonders schlimm wird es, wenn sie versuchen Anime-Stil zu kopieren und den mit eigenem Touch versehen. Da schaudert es mich häufiger.


    Ja, und natürlich bin ich von neuen Spielen mit schlechter, veralteter 3D Grafik auch nicht so angetan. Ich spiele Games natürlich trotzdem wenn sie gut sind, unabhängig von der Qualität der Grafik.


    Ich meckere deswegen auch nicht per se auf die Falcom Games, wie eben jetzt Ys 9 das einfach grausig aussieht. Wer auf 20 Jahre alte 3D Grafik schimpft, der kann eigentlich gar nicht anders als auch da zu fluchen. Der Unterschied ist eben, damals ging es nicht besser. Heute können selbst zehn Mann Indie-Studios bessere Grafik abliefern. So eine Grafik muss einfach nicht sein, ich weiß auch nicht, wieso japanische Entwickler darauf beharren. Selbst chinesische Mobile Games bieten bessere Grafik als der Großteil der japanischen Konsolenspiele. Das ist einfach nicht mehr rechtfertigbar.

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde es immer schwierig zu sagen ein Spiel ist schlecht gealtert, wo sich doch das Spiel nicht verändert, sondern nur die Welt darum. Anders ausgedrückt, ein Spiel bleibt im eigentlichen immer genauso gut wie es zu beginn wahrgenommen wurde. Was sich über die Zeit verändert ist allerdings die Wahrnehmung des Spielenden. Seine Erfahrung wächst durch neue Eindrücke (z.B. technischer Fortschritt), damit verschiebt sich der eigene Wertemaßstab. Was man zum Kauf als gut wahrnimmt wird durch neue Eindrücke manipuliert. Das passt finde ich auch gut zu deinem Beispiel mit der immer gleichen Ästhetik. Wären Nachfolgetitel mit dem selben Stil immernoch schlechter wenn man sie im eigentlichen als frisch oder neu wahrnimmt?



    Betrachtung eines Titels nach Erscheinungsdatum. Ja, insbesondere 3D Spiele altern relativ schnell und relativ schlecht. Ich betrachte Spiele dann aber häufig genau wie Filme als Kind ihrer Zeit und beurteile sie anhand dessen. ich meine, wer kommt auf die Idee ein Doom (1993) mit einem Doom Eternal (2020) zu vergleichen? Das ist absoluter Blödsinn. Aber als Doom 1993 erschien, da hat es nicht umsonst für Staunen gesorgt.

    Es reicht doch schon einen Vergleich von Doom im Kontext seiner Zeit und der Entwicklung der eigenen Wahrnehmung zum Titel bis zur Gegenwart zu ziehen. Wieso verändert sich die damalige Wahrnehmung, meist ins deutlich negativere je größer der zeitliche Abstand ist? Das nur als rhetorische Frage. Es ist der Umstand das sich die eigene Wahrnehmung durch neue Eindrücke verschiebt und das eigene gegenwärtige Urteil zum vergangenen verklärt. Man vergleicht den Titel unterbewußt mit der Gegenwart und kommt zu einem deutlich negativ konnotierten Ergebnis.

  • Jupp, der Mensch entwickelt sich weiter. Wo ich vor 30 Jahren mit offenem Mund gestaunt habe, das entlockt mir heute oft nicht einmal ein müdes Gähnen.
    Aber daran müssen sich Medien, die neu erscheinen und mich HEUTE fesseln und begeistern wollen eben orientieren.

    Es reicht doch schon einen Vergleich von Doom im Kontext seiner Zeit und der Entwicklung der eigenen Wahrnehmung zum Titel bis zur Gegenwart zu ziehen. Wieso verändert sich die damalige Wahrnehmung, meist ins deutlich negativere je größer der zeitliche Abstand ist? Das nur als rhetorische Frage. Es ist der Umstand das sich die eigene Wahrnehmung durch neue Eindrücke verschiebt und das eigene gegenwärtige Urteil zum vergangenen verklärt. Man vergleicht den Titel unterbewußt mit der Gegenwart und kommt zu einem deutlich negativ konnotierten Ergebnis.

    Ich habe so meine Probleme mit Retro-Spielen, das gebe ich zu. Viele Titel, insbesondere der 70er bis späten 90er Jahre erachte ich als heute unzumutbar und unspielbar. Ab so Anfang 2000er geht es dann meist.
    Die Ansprüche steigen, nicht nur die Grafik hat sich weiterentwickelt auch eben die Bedienung und der Komfort.

    • Offizieller Beitrag

    Ich wills eigentlich nichtmal auf den Begriff Retrogaming festsetzen sondern eigentlich nur auf die jeweiligen Ist-Zustände, entlang einer Zeitskala. Nehmen wir gerne Doom im Kontext der Zeit. Ohne eine kontinuierliche weiterentwicklung wäre der eigene Bewertungsmaßstab vermutlich noch nach 20 Jahren derselbe. Man hat seinen Spaß an der visuellen Aufmachung, warum geht dieses Gefühl durch die weiter fortschreitende Entwicklung verloren. Wir können auch gerne es gegen The Medium austauschen was in der Gegenwärtigen Betrachtung fantastisch wirkt. Wieso können wir also dieses Gefühl von erstaunen und Ehrfurcht nicht über einen langen Zeitraum erhalten, sind wir so gesättigt, das unsere Aufmerksamkeit ständig nach mehr und neuem verlangt? Auch wenn wir es nicht unbedingt glauben wollen, bin ich der Meinung das wir mit The Medium in 20-30 Jahren im selben Diskussionsdilemma stecken würden. ^^ Wie kann Schönheit vergänglich sein, ohne einen eigentlichen Alterungsprozess?

  • Anders ausgedrückt, ein Spiel bleibt im eigentlichen immer genauso gut wie es zu beginn wahrgenommen wurde. Was sich über die Zeit verändert ist allerdings die Wahrnehmung des Spielenden.

    Genau das! Da stimme ich mehr als 100% zu. Ich habe auch noch nie verstanden, sei es bei Spielen oder auch bei Filmen, warum plötzlich etwas als schlecht empfunden wird, was man früher total geliebt hat. Ich weiß nicht an was das liegt, dass ich davon zum Glück nicht betroffen bin, aber ich bin heilfroh, dass ich es nicht bin. Wenn ich heute Spiele spiele oder Filme gucke, die ich damals vor 20-25 Jahren geliebt habe, dann tue ich das jetzt noch immer. Klar kann es sein, dass ich mich nicht mehr so fesselt wie früher, ein Beispiel wär wohl FIFA 99 oder WWE Smackdown 2, was ich beides als Kind rauf und runter gesuchtet habe. Täglich vor und nach er Schule bis zum Erbrechen, bei Freistd bin ich sogar extra nach Haus gelaufen um kurz zu spielen. Bin natürlich dann auch immer zu spät wieder zurück gewesen aber gut :D Heute würde ich das auch nicht mehr tun. Heute spiele ich es wenn mal ne Runde und dann lange auch nicht mehr. Das macht die Spiele allerdings nicht schlechter. An sich ist es ja auch logisch, dass ichs heutzutage nicht mehr so suchte wie damals, immerhin hab ich es damals ja schon endlos lange gesuchtet^^ Die Spiele selber sind und bleiben auch heute noch absolut großartig und gehören, meiner Ansicht nach, zu den besten ihrer jeweiligen Reihen, auch wenn man heutzutage vielleicht die eine oder andere.Komfortfunktion vermisst, an die man sich inzwischen bei modernen Spielen gewöhnt hat.
    Ich finds auch immer interessant, wenn Leute Spiele in einer so enormen Grafikwucht in Erinnerung haben und total enttäuscht sind, wenn sie heutzutage sehen, wie sie damals tatsächlich aussahen. Ich glaube viele haben genau vor sowas Angst, dass sie feststellen, dass es nicht so gut ist, wie ihre Erinnerung sie glauben lässt. Ich hatte auch dieses Problem glücklicherweise noch nie. Ich hab erst letzten Twisted Metal aufm PS Classic gesehen und dachte mir direkt "Jop genau so habe ich es optisch in Erinnerung!" Spielerisch musste ich mich wieder dran gewöhnen und frag mich vor Allem, wie ich damals relativ leicht die Gegner besiegen konnte, während ich nun beim erneuten Spielen schon Probleme hatte die überhaupt zu erkennen xD Allerdings sind meine Augen auch erheblich schlechter als damals^^ Letzten Endes ist aber nach wie vor so wie ichs in Erinnerung über all die Jahre hatte, genauso wie auch bei jedem anderen Spiel was ich nach etlichen Jahren wieder gespielt hatte. Heutzutage habe ich sogar noch immer dieselben Kritikpunkte, die ich auch damals hatte. Zum Beispiel bei Mario 64 oder Zelda Ocarina of Time die Kamera, die ich damals schon gehasst hab. Daran hat sich nix geändert. Wieso sollte es auch? Sind ja dieselben Spiele wie damals...^^
    Man reift natürlich selber mit der Zeit und ich behaupte sogar, dass der Spielspaß den man mit den jeweiligen Spielen hat und heute hätte auch variiert, einfach, weil sowas, gerade in Kindesalter, ja gerne auch durch Außeneinflüsse mit beeinflusst wird. Sei es die enorme Vorfreude, wenn man endlich genug Geld zusammengespart hat mit seinem Taschengeld oder wenn man die Eltern nach Ewigkeiten endlich dazu überredet bekommen hat etwas zu kaufen oder auch andere Umstände, wo die Spiele einem auch noch an andere schöne Ereignisse erinnern, wodurch man es damals so enorm genossen hat. Das ist heute dann vielleicht etwas anders aber die Spiele selber bleiben halt gleich.
    Nun bin ich zwar auch ziemlich vom eigentlichen Thema "Schönheit" der Spiele auf eher inhaltlicheres abgedriftet aber ich denke, dass man das alles auch auf die Schönheit eines Spieles ummünzen kann :)

  • Ich betrachte das Ganze eh etwas anders. Für mich ist die Schönheit in Spielen auch nicht zwingend vergänglich. Wenn es rein darauf aus ist die Schönheit durch billige technische Aspekte zu erreichen, dann ja, denn Technik ist vergänglich. Wirkliche Schönheit bleibt schön. Wie soll die auch vergänglich sein? Die ist ja ne feste Sache, die sich in keinster Weise verändert. Es kommt einfach finde ich eher darauf an, wie diese erreicht wird. Stilisierte Stile sind natürlich ein guter Weg, um es auf einer künstlerischen Ebene zu erreichen. Wenn ich mir das original zu XIII anschaue oder auch Mad World oder auch Zelda Wind Waker, so sehen die nach wie vorher wunderschön aus. Es ist bleibt auch weiterhin eine Freude sich diese Spiele anzuschauen.
    Für mich persönlich ist und bleibt das wichtigste bei einem Spiel, um Schönheit zu erzeugen, nach wie vor das Level bzw World Design. Das ist und bleibt meiner Ansicht nach einfach das A und O. Wenn dies stimmt bleibt die Schönheit eines Spieles auch definitiv bestehen, egal wie viele Jahre vergehen. Da brauche ich mir nur Xenoblade Chronicles anschauen. Zugunsten der Welt (und kurzen Ladezeiten) opferte man halt Texturen und sowas und das ist nach wie vor die richtige Entscheidung, meiner Ansicht nach, gewesen. Für mich gehört auch das Original für die Wii oder von mir aus auch die Version für den New 3DS zu den wunderschönsten Spielen, die jemals erschaffen wurden. Auf technischer Ebene mag es vielleicht veraltet sein, doch aufgrund dieses genial gestalteten Designs der Welt selber, sowie der einzelnen Abschnitte, bringt das Spiel einem nach wie vor zum Staunen und das wird es auch in Tausend Jahren noch tun.
    Ich muss auch zugeben, dass ich Zelda Ocarina of Time optisch auch noch immer mag, also das Original. Auf technischer Seite haben es geraden Spiele zur N64/PS1 Zeit ja wirklich schwer... aber Ocarina of Time hat dennoch wie ich finde irgendwas eigenes, was im Zusammenspiel zwischen dem ganzen Design und der technischen Dinge, dann irgendwie doch noch immer funktioniert. Vielleicht liegt das einfach daran, dass die Charaktere ja eh gerne etwas verrückt und überzeichnet aussehen, weshalb dieses eckige, kantige, klobige dies irgendwo dann doch nochmal etwas unterstützt. Dabei würde ich das Design der Welt nicht einmal als meisterhaft bezeichnen, dennoch ist es wirklich gut und gibt einfach ein gelungenes Gesamtbild. Und dieses Gesamtbild bleibt eben auch bestehen. Das wird ja nicht plötzlich zerstört, nur weil sich die Technik weiterentwickelt.
    Genau darum bewerte ich bei meinen Feedbacks auch die Grafik nicht. Das ist mir da einfach zu subjektiv und zu variabel mit der Zeit. Da setze ich lieber auf etwas beständigem, wie das Welten/Leveldesign :)

    So sehe ich das mit der Schönheit auch!
    Wenn ich das Design eines Gesamtbildes als schön empfinde, dann werde ich da auch später noch die Schönheit drin sehen.
    Die Technik entwickelt sich immer weiter und selbst in alten Spielen, die ich einmal schön fand, weil das Gesamtbild einfach passte, sehe ich auch heute noch die Schönheit von damals.

  • Wie gesagt, ich widerspreche. Meine Erfahrungen wachsen und so sehe ich Dinge im Laufe der Zeit eben mit anderen Augen. Ich erkenne mehr Mängel, einfach weil ich mehr weiß.


    Ein ganz extrem simples Beispiel: Tetris war ein tolles Spiel zu seiner Zeit aber spätestens als dann Lumines erchien wurde deutlich, wie so ein Spiel noch besser sein kann. Von da an ist Tetris dann automatisch abgestuft.

  • Die Wahrnehmung der "Alterung" eines Spiels kann zumindest ich aber auch wieder abmildern, wenn ich es mal wieder eine Weile am Stück spiele.
    Hab' ich kürzlich wieder bei TLOD gesehen. Hatte zuvor für längere Zeit kein PS1-Spiel mehr eingelegt gehabt und nahm die grobpixelige Optik schon als recht penetrant wahr. Mit jeder Stunde im Spiel fiel mir das aber weniger auf und irgendwann fühlte es sich fast wie früher an. Da bestätigt sich immer wieder das Nietzsche-Zitat: "Wenn man nur lange genug in den Abgrund schaut, dann schaut der Abgrund in einen selbst zurück." :D

    "Death and Loss - those calling to me
    Funeral Life is my endless Agony"
    (F. Blanc)

  • Ich bin der Meinung, dass die "Schönheit" eines Spiels auch sehr viel mit der personlichen Erfahrung zu tun hat und stimme dem zu, dass es im besten Fall ja eigentlich ein Widerspruch ist, wenn man sagt, dass einem das jeweilige Spiel aufgrund des Alters plötzlich nicht mehr gefällt.


    Ich selbst gehöre als bald 40-jähriger auch schon langsam zum alten Eisen innerhalb der mittlerweile sehr groß gewordenen Gaming-Welt, habe also entsprechend viel mitbekommen, was Entwicklung und Zeitgeist innerhalb dieser angeht und zocke nach wie vor auch ältere Titel. Aktuell sitze ich an Baldurs Gate, was zwar auf aktuellen Systemen läuft, aber optisch im Prinzip immer noch genau so ausschaut, wie früher. Da habe ich kein Problem mit, wäre ja noch schöner. :D


    Jedenfalls gibt es da aber eine Sache, die ich gerne etwas genauer beleuchten möchte und das ist das Wiedergeben von älterer Software mit aktueller Technik. Das ist nämlich ein großes Problem und sorgt bei Menschen, die das jeweilige Spiel nicht wie damals konsumieren können, für (für mich durchaus verständliche) Ernüchterung. Nicht umsonst - und da krame ich jetzt mal wohl eines der bekanntesten Beispiele heraus - wird beim original Final Fantasy VII durch Moddung nachgeholfen, um das Spiel halbwegs vernünftig aussehen zu lassen, damit es optisch dem ähnelt, was damals auf der alten Röhre lief. Speziell die statischen Hintergründe sehen auf aktuellen TVs und Monitoren unbehandelt einfach schlecht und verpixelt aus, weil sie schlicht nicht in höheren Auflösungen existieren. Hier wird dann mit verschiedenen Mitteln und intelligentem Upscaling versucht, die Spiele auf hochauflösenden Bildschirmen besser darzustellen. So, wie man sie damals auf einem handelsüblichen Röhrenfernseher erlebt hat. Wenn sich bei einem entsprechenden Remaster von Entwicklerseite dann nur auf das nötigste beschränkt wird, kann ich auch verstehen, wenn man als jemand, der die Titel nicht direkt bei Erscheinen erleben durfte, etwas enttäuscht ist. Da kann man dann als Veteran selbst mit den besten Argumenten und einer unglaublich leb- und bildhaften Beschreibung, wie fantastisch das damals doch alles war, auch nichts mehr machen. Dein Gegenüber wird es nicht oder nur sehr schwer nachvollziehen können. Deshalb sehe ich insgesamt auch den Fortschritt der Technik an sich als sehr problematisch an, nicht die Spiele an sich, da sie nichts dafür können, dass sie damals an die jeweilige Technik angepasst werden mussten.


    Für mich sind daher, wie gesagt, alte Games, - egal welche Optik sie nun hätten - kein Problem. Der wichtigste Faktor dabei ist, dass man das eben am besten selbst mit erlebt haben sollte, um es auch nach Jahren immer noch wertschätzen zu können. Kann sicherlich nicht jeder, wie wir ja hier feststellen können, aber das ist etwas, was ich wiederum nicht so ganz nachvollziehen kann.

  • Ich bin ja sogar noch älter.
    Baldur's Gate ist übrigens ein sehr gutes Beispiel. Da stört mich die Grafik z.B. überhaupt nicht, weder von Teil 1 noch Teil 2. Ich kann sie trotzdem nicht mehr spielen. Warum? Weil die Spiele eine Bedienung aus der Hölle haben. Damals hat man sich mit abgefunden, man kannte es nicht besser. Heute krampfe ich mir mit Baldur's Gate einen ab, das ist unglaublich, da vergeht mir einfach sofort die Lust. Die Bedienkonzepte wurden im Laufe der letzten 20 Jahre unglaublich aufpoliert und verbessert. Da können so alte Spiele einfach nicht mithalten. Aber sie müssen es, denn ich lege nicht meine Erfahrung von vor 20 Jahren zu Grunde sondern eben meine aktuelle.