Ich werde auch mal ein kleines Update meiner letzten Bücher geben:
1. Legends and Lattes von Travis Baldree
Cover
Travis Baldree gelang es, mit diesem kleinen aber feinen Werk das Genre des sogenannten "Cozy Fantasy" neu zu beleben - Fantasy Geschichten, in denen es ausnahmsweise mal nicht darum geht, in mehrbändigen epochalen Schinken aufeinanderprallenden Gottheiten entgegenzutreten und mehrfach die Welt vor allem Übel zu bewahren. Stattdessen konzentrieren sich diese Geschichten, was das Anhängsel "cozy" schon andeutet, darauf, im kleinräumigen Rahmen zu erzählen, untermalt in einer einladenden Atmosphäre und belebt mit sympathischen Charakteren.
In Legends and Lattes (Deutsch "Magie und Milchschaum") geht die Ork Barbarin Viv nach einer langjährigen Karriere als Abenteuerin ihrem Traum nach und gründet eines der ersten Kaffeehäuser in ihrer Stadt. Doch das einfache Leben einer Kaffeehausbesitzerin erweist sich dabei alles anderes als so einfach und sie muss auf die Hilfe alter und auch neuer Freunde zählen, damit der Laden so richtig in Lauf kommt. Doch auch Schatten aus ihrer Vergangenheit holen Sie schneller ein, als ihr lieb ist und setzen die Zukunft ihres Lebenstraums aufs Spiel.
Die Geschichte bleibt durchaus witzig, charmant und hat ebenso leichte Tendenzen einer Romanze. Ab und an hat sie auch ihre ernsten Seiten, nehmen aber nie die Überhand. Die Atmosphäre eines Kaffeehauses wird lebhaft rübergebracht. Der kulinarische Fokus liegt jedoch eindeutig auf den Mehlspeisen (für die es auch nachmachbare Rezepte im Buch gibt!), was mich, als semi-Wiener und Kaffeehaus Liebhaber, etwas gewurmt hat, aber im Endeffekt ist das nicht mehr als Nitpicking meinerseits.
Wer sich nach einer leichtverdaulichen Kost sehnt und einfach mal nur eine herzerwärmende Geschichte lesen möchte, die einem nicht auf eine emotionale Achterbahnfahrt schickt, kann bei diesem Buch nichts falsch machen.
2. Sturmklänge (engl. Warbreaker) von Brandon Sanderson
Cover
Eines Tages stolperte ich beim Schmökern in Thalia darüber. Ich hatte bis an jenem Tag noch nie ein Werk von Brandon Sanderson auf Deutsch gelesen und ich dachte mir, ich gebe mal den Übersetzern eine Chance. Von 'Warbreaker' hörte ich durchwegs nur gutes und war dementsprechend auch sehr gespannt, was da auch mich zukommt.
WOW!
Mir fehlen echt die Worte, das Buch in einem angemessenen und würdigen Rahmen zu beschreiben und kritisieren. Alles, was ich dazu sagen kann ist, dass jeder Fan von Fantasy, nicht nur von Brandon, sich dieses Buch zulegen muss, egal ob auf Deutsch oder im Original. Das Reich von Hallandren und seine farbenprächtige Atmosphäre, die ausgefallene Magier aus chromatischem Hauch und vor allem die einzelnen Schicksale dieser Geschichte sind einfach nur zauberhaft.
Im Mittelpunkt der Geschichte sind die zwei Königstöchter Siri und Vivenna von Idris. Siri ist die etwas aufmüpfige jüngere Schwester von Vivenna, die wider Erwarten mit dem Gottkönig von Hallandren vermählt und daraufhin zum Hof der Götter nach T'telir geschickt wird, wo von ihr erwartet wird, dass sie mit diesem mysteriösen und unnahbaren Mann ein Kind gebärt. Vivenna, die eigentlich mit dem Gottkönig verlobt war, folgt geheim ihrer jüngeren Schwester, mit dem Ziel sie zu retten und zurück nach Idris zu schicken. Zwischen politischen Spannungen zwischen den Reichen von Idris und Hallandren, die alle Anzeichen eines herannahenden Kriegs andeuten, entdecken die zwei diese komplexe und farbenfrohe Gesellschaft von Hallandren, in die sie sich gezwungenermaßen immer mehr integrieren und dabei längstgehütete Geheimnisse und Mysterien aufdecken, die ihr Weltbild komplett auf den Kopf stellen. Absolut beispiellos in der modernen Fantasy Literatur wird diese Geschichte von dem wohl schönsten Magiesystem untermalt, das ich jemals in schriftlicher Form lesen durfte.
In dieser Welt sind Menschen in der Lage, mit ihrem eigenen Hauch leblose Dinge zu leben zu erwecken. Dabei strömt der Hauch in Form eines Regenbogens aus dem Mund des Wirkers, fügt sich in das jeweilige Objekt ein und bringt es in die Kontrolle des Wirkers. Je menschenähnlicher das Objekt ist, desto leichter ist seine Erweckung und anschließende Kontrolle. Jeder Mensch besitzt einen angeborenen Hauch. Diesen können sie aber verlieren oder freiwillig weggeben, was die meisten Menschen in Hallandren auch tun, denn Hauch ist eine wertvolle Ressource, vor allem für die Götter von T'telir, die jede Woche auf einen frischen Hauch angewiesen sind, um zu überleben. Es ist aber auch möglich, mehrere Hauche in einer Person zu sammeln. Je mehr Hauche gesammelt werden, desto wirksamer und mächtiger ist der Erweckungszauber. Ebenso erhalten die Träger mehrerer Hauche zusätzliche Fähigkeiten, wie bessere Wahrnehmung oder Alterslosigkeit. Die Art und Weise, wie diese Magie in der Geschichte be- und umschrieben wird, regt förmlich die eigene Fantasie and und nicht umsonst, weist gerade Warbreaker unglaublich schöne Artworks auf.
Artworks
Lange Zeit hoffte ich ja, dass Sanderson's Mistborn die erste Adaption für Kino oder TV werden sollte. Nach Warbreaker muss ich meine Meinung dazu ändern. Ich mein, wer will nicht z.B. einen Anime mit solchen Bildern sehen?