Ausgelesen! - Der letzte Literatur-Thread auf JPGames


  • Autor Peter Mayle liebte Frankreich, vor allem die Region der Provence und hat nach seinem Umzug mit seiner Frau Ende der 80er verschiedene Bücher dazu geschrieben. Zum einen dort angesiedelte Romane (der bekannteste dürfte "Ein gutes Jahr/Ein guter Jahrgang" sein, der mit Russell Crowe verfilmt wurde), zum anderen aber auch etliche Bücher, in denen er seine Erfahrungen mit Land und Leuten und der ganz eigenen Lebensart der Provence teilt. In letztere Kategorie fällt auch "Toujours Provence", welches sozusagen die Fortsetzung seines Erstlings "Mein Jahr in der Provence" ist....und leider auch deutlich schlechter.


    Der Titel seines ersten Buches verrät es schon. In "Mein Jahr in der Provence" erzählt Peter Mayle von seinen Erlebnissen und Kulturschocks in den ersten zwölf Monaten in Frankreich. Das Buch beginnt im Janur, zieht sich über den Frühling, Sommer sowie den Herbst und endet im Dezember. Das Genre des Erlebnisromans schließt natürlich eine durchgehende Handlung aus, allerdings gibt es durch diesen Aufbau durchaus einen roten Faden, der sich durch das ganze Werk zieht. Auch das ein oder andere Thema kann dadurch mehrfach aufgegriffen werden, am deutlichsten wird das etwa durch die sich ewig hinziehenden Renovierungs- und Umbauarbeiten am neu erworbenen Haus. Auch verschiedene Personen, deren Bekanntschaft Mayle macht, tauchen regelmässig auf.
    Band 2 dagegen fehlt diese Ordnung. Es ist eine Sammlung von verschiedenen Geschichten und Erlebnissen, die völlig unabhängig voneinander stattfinden und keinerlei Bezug zueinander haben. Willkürlich ausgewählt trifft es wohl noch am besten. In einer Episode zu Beginn erzählt er von den Feierlichkeiten zu seinem 50. Geburtstag im Sommer, das nächste Kapitel findet plötzlich mitten im März statt. Kurz darauf geht es ins Jahr 1990, etwas später steht dagegen eine Dürre im Frühling/Sommer 1989 im Mittelpunkt. Das ist nur eine Kleinigkeit und sollte aufgrund des episodenhaften Charakters des Buchs nicht stören, so ganz rund will es dadurch aber auch nicht wirken.
    Deutlicher wird das allerdings durch den Inhalt seiner Erzählungen, die vollkommen und ausnahmslos für sich alleine stehen. Am stärksten sichtbar wird das etwa im dritten Kapitel, das davon handelt, wie das Paar einen Straßenhund adoptiert, der natürlich der wildeste und unverschämteste Hund aller neun Welten, gleichzeitig aber total lieb ist...und der im Anschluß den Verschwindibus macht nur noch ein einziges Mal kurz erwähnt wird. Auch andere Geschichten werden, sobald sie zu Ende erzählt wurden, nie wieder angesprochen, wodurch ihnen zwangsweise eine gewisse Belanglosikeit anhaftet. Nett für den Moment, aber nicht wert, noch einmal angesprochen zu werden. Im Gegensatz zum ersten Band, der durchgehend ein komplettes Jahr in der Provence erzählt, wird hier also wild hin und her gesprungen. Das ganze Werk wird dadurch zu einer Sammlung von Kurzgeschichten, was mir persönlich eher wenig gefallen hat. Man kann ohne Probleme Episoden untereinander vertauschen, könnte vier weitere an einer beliebigen Stelle hinzufügen oder zwei komplett rausnehmen, ohne dass sich etwas am Buch ändern wurde. Letzteren Eindruck hat man übrigens zu Beginn, da es hier keine Einleitung oder Begrüßung gibt, sondern direkt mit einem Besuch eines Freundes losgeht, der sich spontan eine Erkrankung einfängt, wodurch über das französische Gesundheitssystem sinniert werden kann. Auch das letzte Kapitel ist ein eher halbherziger Abschluß.


    Der Inhalt der Erzählungen geht zum Teil weit auseinander. Natürlich lässt sich das beim gewählten Stil nicht vermeiden, allerdings sind viele Kapitel vergleichsweise unspektakulär. Etliche Geschichten drehen sich ums Essen und die französische Küche, in anderen Folgen stehen diverse Personen im Mittelpunkt, die der Autor getroffen hat oder Aspekte des Lebens in der Provence. Man merkt einfach, dass Mayle inzwischen im Land angekommen ist, sich eingelebt hat und mit den Macken der Bevölkerung vertraut ist, was durchaus schade ist, denn gerade seine Erfahrungen im neuen Land, die Eigenheiten der Menschen und einfach dem Leben an sich, das in der Provence einen anderen Gang geht, machte den Charme des ersten Buches aus. Dort war er der Protagonist, hier tritt er eher als Beobachter auf. Es macht halt doch einen Unterschied, ob er eine Anektode aus seinem Leben erzählt oder aus dem Leben in der Provence an sich. Ein Besuch auf einem Großmarkt in aller Hergottsfrüh und dem wilden Treiben dort ist nicht uninteressant, aber auch nicht besonders spektakulär. Sehr viel charmanter und persönlicher ist es dagegen, wenn er davon erzählt, ein befreundetes Paar zum Abendessen eingeladen zu haben, das aber partout nicht mehr gehen wollte und jedlichen Wink mit dem Zaunpfahl übersah, bevor es sich endlich kurz vor Mitternacht auf den Heimweg machte, weil dieses lange Beisammensein in dieser Gegend eben völlig normal ist, für einen Großstädler jedoch fremd.
    So etwas fehlt hier im zweiten Band praktisch komplett und nicht wenige Erzählungen sind ehrlich gesagt auch völlig langweilig. Ein Drink an einer Bar wird zum Anlass genommen, über die Geschichte des Pastis zu schreiben, die nicht unbedingt die interessanteste ist. Kurz darauf trifft Mayle einen früheren Polizisten und schreibt dessen halbe Lebensgeschichte nieder. Aber was kümmert es mich, dass der seine Arbeit verloren hat, weil er mit einer Verdächtigen ins Bett gestiegen ist?
    Im Ganzen wirkt das Buch sehr häufig erzwungen. Band 1 war charmant, leicht und locker verfasst und liest sich völlig zwanglos. Es wirkt (und ist praktisch auch nichts anderes) wie ein Tagebuch oder ein Blog, das später als sehr erfolgreiches Buch veröffentlich wurde, weshalb der Autor plötzlich im Zugzwang war, einen Nachfolger zu liefern. Eher unspektakuläre Geschichten, die ansonsten nur eine Erwähnung wert sind, müssen auf ein komplettes Kapitel gestreckt werden, teilweise auch aufgebauscht, vor allem die Hundeschau wirkt ziemlich übertrieben. Gut funktioniert das etwa beim erwähnten Straßenhund oder dem Treffen mit einem passionierten Trüffeljäger, wenn sich dann aber sozialkritische Momente einschleichen, etwas das Anprangern des immer weiter vorandringenden Tourismus, ist das eher ermüdend. Auch das letzte Kapitel, in dem der Autor versucht, noch einmal Revue über seine Zeit in Frankreich passieren zu lassen, dann aber plötzlich, ohne jeden Grund und von Jetzt auf Gleich auf die Eigenheiten und Sinnlosigkeiten der französischen Sprache überleitet, bestärkt noch einmal den Eindruck, mit irgendwelchen Nichtigkeiten irgendwie die Seiten füllen zu müssen.


    Ein weiterer Punkt, den ich negativ wahrgenommen habe, ist eine gewisse, unterschwellige Überheblichkeit des Autors. Touristen sind nach über einem Jahr in der Provence natürlich nur noch genau das. Eindringlinge, die den Rhythmus durcheinanderbringen, in ihrer Hektik und der Eile gefangen sind und keinerlei Sinn und Gesprür für die schönen Dinge des Lebens haben. Gleichzeitig werden aber auch die Franzosen nur selten in ein gutes Licht gerückt. Praktisch durchgehend wird für Beschreibungen auf negative Aspekte zurückgegriffen, wenn Personen vorgestellt werden. Zwar nicht anprangernd und abfällig, aber permanent. Da wird eine Person als "klein, mit dünnem Haar und einem Bauchumfang, welcher der beste Beweis für die reiche Küche der Provence ist" beschrieben, die nächste ist wieder "lang und hager, mit blasser Haut und so dürr, dass niemand glauben würde, dass er aus einer Gegend kommt, die selbst in Frankreich für ihre Delikatessen berühmt ist". Diese Spitzen gegen Touristen und Einheimische ziehen sich durchs komplette Buch, sie stehen nie im Vordergrund, tauchen aber immer wieder auf und rücken den Autor dadurch immer in ein eher arrogantes Licht, der sowohl die einen als auch die anderen unter sich sieht.


    Der Eindruck von Überheblichkeit, den man in der Beschreibung der Personen letztlich noch akzeptieren und über den man noch hinweglesen kann, spiegelt sich leider noch in einem anderen Aspekt wider, hier dafür aber noch deutlicher: dem ständigen Verwenden von französischen Wendungen, Wörtern und ganzen Sätzen.
    Man muss kein Französisch gelernt haben, um Kleinigkeiten wie "Ah, oui?", "Mais non" oder "Ah, M'sieur, ca va?" zu verstehen. Teilweise wird damit natürlich noch der französische Charakter der Franzosen an sich unterstrichen. Aber nicht selten stehen ganze Sätze in der Sprache im Buch, ohne übersetzt zu werden. Der Lesefluss steht spielt hier nur eine zweitrangige Rolle. Es ist schon klar, dass viele französische Gerichte keine Übersetzung haben, weil sie typisch für die Region sind. Aber was bringt es mir, wenn der Autor ein ganzes Kapitel lang von kulinarischen Genüsse schwärmt, ich aber keine Ahnung habe, was er überhaupt isst? Oft gibt keinerlei Grund, französische Vokabel zu verwenden. Warum gibt es zum Nachtisch tarte aux pommes und keinen Apfelkuchen? Wieso geht der Autor zu einer degustación statt einer Weinverkostung, während seine Frau lieber am piscine statt am Pool bleibt? Und weshalb bietet die Kellnerin glace an und kein Eis? Natürlich sollen einige dieser Wendungen das Französische verstärken und grade die degustación ist ja praktisch ein eigenes Ritual, aber dann muss der Autor plötzlich seinen contrat prüfen, denn alles ist légalment controlé und das feu d'artifice ist ein wahres merveille, der Hund liegt vor l'épicerie und die Hühner laufen en colére vor der Kutsche davon. Es ist eine Sache, wenn man den Franzosen Französisch in den Mund legt, aber der Autor ist nun mal Brite, und wenn er auf ausnahmslos jeder Seite im Buch mindestens ein französisches Wort gebraucht, wirkt das eher früher als später unfassbar hochnässig, als müsste er mit seinen Sprachkenntnissen prahlen und als sei jeder, der nichts versteht, imbécile. Zwar gibt es am Ende des Buchs ein Glossar, allerdings verstärkt das diesen Eindruck eher und selbst wenn man im Papierformat noch schnell nach hinten blättern kann, auf dem Kindle geht das nicht so leicht.


    Im Ganzen fand ich das Buch sehr ernüchternd. "Mein Jahr in der Provence" ist sehr gelungen, macht Spass und ist aufgrund seiner erfrischenden Art selbst Lesern zu empfehlen, die keine Vorliebe für Frankreich haben. Das vorliegende "Toujours Provence" schwankt aber permanent zwischen gelungen und langweilig, leider mit häufiger Tendenz zum Negativen. Es wirkt einfach häufig erzwungen und wie eine Fortsetzung um des Erfolgs willen. Man kann es lesen, wenn man den ersten Band kennt, muss sich jedoch darüber klar sein, dass die Qualität des Vorgängers nicht erreicht wird und sollte trotz des losen Verlaufs und dem Fehlen einer Handlung keinesfalls hiermit anfangen.


  • Auch schon wieder etwas länger her, hatte aber keine Lust zum Schreiben.


    Band 2 vom zweiten Zyklus. Wie vorgenommen hab ich den diesmal recht fix nach dem ersten gelesen, etwa drei Monate später. Davor lag gern ein Jahr zwischen den Büchern.


    Der Sohn des Neptun hat praktisch die gleiche Ausgangssituation wie der vorangegangene verschwundene Halbgott, zeigt diesmal aber die andere Seite. Im ersten Roman taucht der neue Heldenpon Jason Grace mit Amnesie auf, dessen Hintergrund erst langsam enthüllt wird. Am Ende kommt der Paukenschlag mit der Erklärung, dass es ein weiteres Camp für Halbgötter gibt, im Gegensatz zu den griechischen Göttern im Camp Half-Blood steht Camp Jupiter aber für römische Gottheiten. Die Erklärung, dieses bis dato mit noch keinem Wort erwähnt zu haben, ist zwar etwas dürftig ("Griechen und Römer waren sich noch nie besonders grün"), trotzdem wird damit der gesamte Status Quo der Reihe auf den Kopf gestellt.
    Band 2 dreht die Situation praktisch um. Hier ist der altbekannte Heldenpon Percy derjenige ohne Gedächtnis und landet bei den Römern im Camp Jupiter. Seine Amnesie wird hier als gelungenes Mittel benutzt, um nicht nur ihm, sondern gleichzeitig auch dem Leser das Alltagsleben und die Einzelheiten im römischen Lager näher zu bringen. Erfreulicherweise unterscheidet es sich dann doch deutlich vom bekannten Camp Half-Blood. Während jenes auch nach sechs Büchern noch wie ein Ferienlager für schwer erziehbare Jugendliche wirkt, in dem sie in Hütten in der Natur wohnen, Krieg spielen und ständig am Lagerfeuer sitzen, herrscht bei den Römern deutlich mehr Disziplin und Strenge und es wirkt insgesamt deutlich militärischer. Interessanterweise geht man hier sogar auf das Leben der erwachsenen Halbgötter ein. Während die Frage bei den Griechen stets konsequent ignoriert wird (weil eh kaum einer erwachsen wird), gibt es im Camp Jupiter eine eigene Stadt, in der sich die Leute niederlassen, um dort relativ normale Leben zu führen. Sehr schön, dass man sich zumindest bis zu einem gewissen Grad endlich diesem Thema annimmt.


    Den Hauptteil des Buches macht wieder bekannte Kost aus. Ein Dreiergespann wird losgeschickt, um eine unmögliche Selbstmordmission durchzuführen, weil sonst die Kacke wieder ordentlich am Dampfen ist. Wie immer hat man nur ein paar Tage Zeit dafür, um irgendwie ans andere Ende des Landes zu kommen und trifft auf dem Weg auf allerlei Gestalten der griechischen bzw. römischen Mythologie, die allesamt mehr oder weniger ihren antiken Vorbildern entsprechen. Meistens dann aber doch irgendwie modernisiert wurden. Gleichzeitig hat sich der Stil der Romane doch geändert, man hat nicht mehr vier grösstenteils alleinstehende Geschichten + Finale, sondern Episoden einer großen Erzählung, die Stück für Stück vorangebracht wird, wodurch das ganze Werk dann doch grösser und imposanter wirkt.
    Etwas ermüdend fand ich dann aber doch den Gedanken, den beiden neuen Hauptcharakteren Hazel und Frank, wie schon mit Rachel und Leo im Vorgänger geschehen, wieder ein finsteres Geheimnis mitzugeben. Zur Hälfte werden zwar auch hier wieder die Karten auf den Tisch gelegt, aber es ist auf Dauer durchaus etwas anstrengend, ständig und in jedem Kapitel etwas a la "Franks Freundlichkeit zerriss Hazel fast das Herz. Wenn er nur wüßte, was sie getan hatte, würde er sich garantiert von ihr abwenden. Wie es schon so viele vor ihm getan hatten." zu lesen, ohne konkreter zu werden. Die Charaktere funktionieren aber und auch wenn die wichtigsten Fragen beantwortet werden, so gibt es doch noch Potenzial für die kommenden Bücher. Ebenfalls nett ist es übrigens, dass Percy durchaus etwas kürzer tritt und den beiden oft den Vorzug lässt, statt wieder die Heldenrolle zu bekommen. Oft wirkt er tatsächlich nur wie ein Begleiter.


    Gelungenes Buch, freu mich auf den Nachfolger. Wird aber noch etwas dauern.


    Mit Ready Player Two bin ich auch schon fertig. Mei, war das ein Bullshit. Da werd ich mir das Maul zerreissen.....

  • Ich kam auch endlich mal wieder dazu, einige Bücher zu beenden. Aufgrund von zeitlichen Problemen war das zuletzt kaum möglich und meistens war ich auch einfach zu müde. Aber die Bücher stapeln sich wieder, aktuell habe ich hier noch die kommende deutsche Übersetzung von dem neuen Roman von Mieko Kawakami von DuMont zugeschickt bekommen (der Roman selbst ist nicht neu, erscheint aber erstmals in deutscher Übersetzung) und dementsprechend muss ich mich für ne Besprechung des Buches etwas beeilen.



    Folgendes habe ich ausgelesen:



    Cixin Liu: Die drei Sonnen

    Ich halte Cixin Liu für einen der besten zeitgenössischen Sci-Fi Autoren. Die Roman-Trilogie ist wohl, ohne Frage, seine bekanntestes Werk. Komplett neu war der Roman für mich nicht, da ich bereits die englische Übersetzung von Ken Liu fast komplett gelesen, aber damit das ein oder andere Problem hatte. Zum einen wurden in der englischen Übersetzung chronologische Ereignisse der Geschichte anders angeordnet und zudem wurden einige Teile auch noch gekürzt oder komplett weggelassen. Die deutsche Übersetzung von Martina Hasse ist hingegen dem chinesischem Original nachempfunden und vollständig, hat aber auch einige Längen, besonders wenn die Geschichte sich zu sehr in Wissenschaften und Physik verstrickt.


    Die drei Sonnen ist zu 80% Sci-Fi und 20 20% ein historischer Roman. Was auffällt ist die sehr kritische Sichtweise auf die Kulturrevolution, ich glaube, Cixin Liu hat hier so ziemlich alles ausgereizt, was er schreiben durfte, ohne vom Staat zensiert zu werden. Und was er geschrieben hat, überrascht mich bereits, dass es den Weg ins Buch gefunden hat. Vermutlich könnte er den Roman unter Xi Jinping heute nicht mehr so schreiben, China entwickelt sich unter ihm ja immerhin zurück was Weltoffenheit angeht.


    Ich werde jetzt nicht auf den Inhalt eingehen, da die Handlung auch einfach zu wirr ist, diese in ein paar Sätzen abzuhandeln. Das "Wirre" ist hier der positive Aspekt, da man eigentlich bis zum Ende nicht genau weiß, was es mit dieser fremden Rasse an Außerirdischen auf sich hat. Die Trilogie spielt in einem extremen Zeitraum, so beginnt die Geschichte während der Kulturrevolution und endet mehrere hunderte Jahre später in der Zukunft, wo die Menschheit letztendlich um ihr Fortbestehen kämpft. Klingt alles vertraut, ist es auch, aber funktioniert auch heute noch sehr gut.




    Claas Meyer-Heuer, Thomas Heise: Die Macht der Clans


    Das Buch ist gegen ende letzten Jahres erschienen und hat mir überraschend gut gefallen, was natürlich auch daran liegt, dass das Buch natürlich auch auf Entertainment setzt. Aber auch der sehr trockene Humor von Meyer-Heuer und besonders Heise hat Spaß gemacht. Der Ernst der Lage wird aber nicht aus den Augen gelassen. Das Buch ist eine Chronologie von dem, was in Deutschland alles schiefgelaufen ist und wie sich Parallelgesellschaften bilden konnten und Clankriminalität in Deutschland eskalieren konnte. Deutschland hat bekanntlich nicht nur ein Problem mit rechtsradikalen Vereinigungen, die Clankriminalität reiht sich da problemlos ein und das Buch schließt mit einem pessimistischem Fazit: Der Kampf ist hier unlängst verloren, der Staat hat das Nachsehen und bezahlt nun für die Fehler, die damals gemacht wurden.




    Robert W. Chambers: Der König in Gelb

    Mit dem König in Gelb hat der ganze Lovecraft-Kosmos eigentlich begonnen. Das Buch war die Inspiration für zahlreiche Autoren wie eben H.P. Lovecraft, Robert E. Howard, Clark Ashton Smith und sogar Raymond Chandler, der sogar einen Roman mit dem gleichen Titel brachte (allerdings wurde der Titel nur als Hommage gewählt und ist keine Fortsetzung von Chambers Buch). Der König in Geld ist 1895 geschrieben worden und ist eigentlich das einzige Werk des großen Portfolios von Chambers, welches die Zeit überdauert hat. die Anthologie selbst ist eine Art Abrechnung mit der Dekadenz, die Chambers während seines Studiums in Frankreich kennengelernt hat. Er schrieb danach zwar noch 2 oder 3 Horror/Fantasy Romane, die aber allesamt nicht an den König in Gelb heranreichten. Ironischerweise wurde Chambers zu dem, was er damals noch kritisierte: Er wurde reich und berühmt als Romanautor für billige Groschenromane wo es hauptsächlich um Romanzen ging. Literatur vom Fließband. Im Nachwort des Buches gibt es noch eine ausführliche Biografie zu Chambers Leben die ebenfalls sehr lesenswert war.


    Die Geschichten im König in Gelb sind allesamt sehr unheilvoll und können im wahrsten Sinne des Wortes als "Weird Fiction" beschrieben werden. Die Stories setzen sich mit Themen wie Paranoia und die Angst vor der Angst auseinander, wirken wie Fieberträume und warten meist mit einem kleinen Twist am Ende auf die Leser. Der König in Gelb selbst hat hier keine physische Präsenz, es ist der fiktionale Titel eins Theaterstücks in zwei Akten. Der erste Akt so verworren und unheilvoll, der zweite Akt dann augenöffnend und wirkungsvoll, denn er wird die Leser in den Wahnsinn treiben.


    Chambers etablierte hier Begriffe wie Carcosa und Aldebaran, die allesamt von den verschiedensten Autoren wiederverwendet wurden im Laufe der Zeit. Chambers selbst hat diese Begriffe nicht erfunden, er machte sie sich hier aber erfolgreich zunutze und man verbindet sie seitdem mit seinem Name. Unbestritten ist aber, das moderne Werk der Horrorliteratur geht auf den König in Gelb zurück. Finde es sehr schade, dass er aus dieser Mythologie nie mehr gemacht hat und der größte Teil seines Werkes sich so weit von seinen Ursprüngen entfernt hat.


    Ich selbst nehme mir nun das Werk von Clark Ashton Smith vor, da ich ihn sprachlich bereits jetzt deutlich besser als Lovecraft finde. Die beiden waren gute Freunde, Smith ist allerdings über die Jahre irgendwie in Vergessenheit geraten. Robert E. Howard mischt mit diesen Horrorwerken auch noch mit, den kennt man aber größtenteils eher von seinen Conan oder Red Sonja Geschichten.

    "Got weak and old

    Another goddamn year

    I got no new attitude

    For this fucking new year"



    Zuletzt durchgespielt:



    Balatro 9,5/10

    Final Fantasy VII Remake: Episode INTERmission 8/10

    Contra: Operation Galuga 7,5/10

  • Uääääääääh



    Band 1 fand ich damals im Grossen und Ganzen gelungen. Nichts weltbewegendes, zum Teil fürchterlich und zum Fremdschämen geschrieben, aber letztlich doch sehr unterhaltsam. Grade die OASIS selbst wurde sehr gut dargestellt. Die Fortsetzung hab ich deshalb nicht ungeduldig erwartet, hatte sie aber doch auf dem Schirm und letztens dann auch gelesen. Spoiler: die schlechten Kritiken sind völlig gerechtfertigt, das Buch ist ein Graus...


    Das erste Buch funktioniert für sich allein, hat nachwirkend aber das Problem, dass die Geschichte zu Ende erzählt ist und nur als Einzelwerk funktioniert. Ein Indiana Jones muss sich damit nicht herumärgern, den schickt man einfach auf ein neues Abenteuer, ähnlich ist es mit einem Robert Langdon, aber im vorliegenden Fall lässt sich das Rezept des Erstling nicht wiederholen. Heldenpon Wade hat gewonnen und wurde zum Besitzer der OASIS gekürt, es gibt schlichtweg keinen Grund, die Schatzhatz, die Band 1 auszeichnete, zu wiederholen.
    Entsprechend unklar ist auch im Vorfeld, welche Richtung der Nachfolger einschlagen zu gedenkt und offenbar wusste das auch der Autor selbst die längste Zeit nicht.


    Abgesehen von einem extremst reißerischen Prolog ("Ich werde euch nun erzählen, wie es dazu kam, dass sich die Menschheit zu einer völlig neuen Rasse entwickelte, und welche Schlüsselrolle ich dabei hatte") hat das Buch keine Einleitung, kein Intro und keinen ersten Akt und liest sich, als würde man ein Buch an einer wahllosen Stelle aufschlagen. Gleich auf der ersten Seite wird erzählt, wie Wade in seinem Digi-Büro sitzt, sein Osterei bestaunt und darauf plötzlich eine Inschrift findet, die ihn in den realen Büroräumen zu einem Schließfach führt. Dort findet er das ONI-Interface, welches eine ganz neue Art bietet, sich mit der OASIS zu verbinden. Über die Frage, ob das neue Spielzeug der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollte, kommt es zwischen Wade und seinem Liebchen Samantha zu einem Streit und beide gehen im privaten getrennte Wege. Das ONI kommt auf den Markt, erzielt Rekordverkäufe und als es ein paar Millionen User gibt, taucht ein neues Rätsel von James Halliday, dem Erfinder der OASIS auf, welches aber niemand lösen kann. Dann springt das Buch drei Jahre weiter.
    Was sich wie das erste Drittel des Buches liest, nimmt tatsächlich nur knapp 50 Seiten ein und bereitet eigentlich nur die Bühne für die folgenden Teile. Richtig will die Geschichte aber trotzdem nicht funktionieren. Das neue ONI-System wird als größtes Wunder aller neun Welten präsentiert und revolutioniert die komplette OASIS. Beschränkte sich die Wahrnehmung bisher nur auf Sehen und Hören, erlaubt das Interface nun auch Riechen, Schmecken und Fühlen, wodurch sich die virtuelle Realität nicht mehr von der Wirklichkeit untescheiden lässt. Es ist sogar möglich, eigene Wahrnehmungen aufzuzeichnen und anderen zur Verfügung zu stellen, in der OASIS kann fortan wahrhaftig jeder das sein, was er will. Das klingt alles schön und gut, macht aber rückwirkend die alte OASIS kaputt. Die wurde in Band 1 durchgehend in die höchsten Höhen gelobt, wirkt jetzt aber plötzlich wie das NES im Vergleich zur PS5.
    Auch der Streit zwischen Wade und Samantha überzeugt nicht. Beide haben durchgehend plausible Begründungen für ihren jeweiligen Standpunkt (pro: neues Verständnis der Menschen untereinander, kann Barrieren abbauen; contra: Menschen werden überhaupt keine Zeit mehr in der Realität verbringen, der Kontakt wird immer anonymer), aber man unterhält sich nicht. Die zwei werfen sich nur gegenseitig ihre Argumente gegen den Kopf und ignorieren völlig die des jeweils anderen. Zugegeben sieht man diesen Streit erst nach dem Spung von drei Jahren und dann ist es völlig plausibel, dass man nach so langer Zeit einfach kein Interesse mehr daran hat, ernsthafte Gespräche zu führen, aber wenn die einzige Diskussion, die man auch tatsächlich sieht, nur in der Form verläuft, bleibt einfach der Eindruck von kleinen Kindern, die stur den anderen anpöbeln.
    Und auch die eigentliche Hauptattraktion, das neue Rätsel, versagt. Das Problem ist hier einfach die nicht vorhandene Motivation. Im ersten Band wurden dem Gewinner sämtliche Besitzrechte der OASIS versprochen. Verständlich, dass praktisch eine komplett neue Gesellschaftsschicht entsteht, die sich einzig und allein dem Auffinden des Ostereis widmet. Eine Belohnung fehlt im zweiten Band aber völlig. Ein simpler Zweizeiler a la "Finde die sieben Teile der Sirene, um sie wieder zu vervollständigen" ist alles, was geboten wird. Man erfährt nicht, wer besagte Sirene ist, man erfährt nicht, welchem Zweck es dient, man erfährt nicht, ob und welchen Gewinn es gibt. Die Aussage, dass die simple Botschaft zu einem wahren Boom und einer komplett neuen Generation von Jägern führt, welche die OASIS fünfmal pro Nase auf den Kopf stellen, fällt schwer zu glauben und mangels einer Aussicht auf Belohnung bleibt auch das Interesse vom Leser auf der Stelle bzw. wird überhaupt nicht geweckt. Recht schnell scheinen auch die Charaktere im Buch selbst zu einem ähnlichen Schluss zu kommen, denn im weiteren Verlauf hat man immer mehr den Eindruck, dass sich kein Schwein mehr dafür interessiert. Zum einen nachvollziehbar, zum anderen fällt dadurch aber der Konkurrenzdruck und Wettkampfcharakter des ersten Bandes weg, der später durch ein deutlich banaleres Dramamittel ersetzt wird.


    Anschließend folgt ein langer Teil, in dem detailliert erklärt wird, was in den drei Jahren bzw. überhaupt nach den Ereignissen des ersten Bandes passiert ist. Das ist wichtig, um die Ausgangssituation für den zweiten Teil zu schaffen (in erster Linie, um ein paar Mililiarden ONI-Nutzer zu haben), aber auch durchaus interessant zu lesen, wie sich die Leben der Charaktere bzw. generell das Leben in der OASIS gewandelt hat. Während seine treuen Gefährten heiraten und eine Familie gründen bzw. sich für die Rettung des Planeten einsetzen, bleibt Wade komplett auf der Strecke, hat praktisch keine Kontakte mehr und verlässt kaum noch das Haus. Um die innere Leere irgendwie zu füllen, stürzt er sich komplett in die Lösung des neuen Rätsels, kommt dieser aber nicht einen Schritt näher und verdirbt es sich sogar mit seinem väterlichen Freund Ogden Morrow, Mitbegründer der OASIS, von dem er sich vertrauliche Insider-Informationen erhofft. Es mag böse klingen, aber es ist direkt schön zu lesen, wie es mit Wade bergab geht, bedenkt man allerdings, was für eine oft unerträgliche und unsymphatische Mary Sue er im ersten Band war, ist diese negative Entwicklung fast schon wichtig, um ihn doch etwas glaubhafter darzustellen.
    Leider fällt der Autor trotzdem wieder in alte Muster zurück und kommt nicht umhin, Wade doch wieder prahlen zu lassen. Man muss hier bedenken, dass das Buch aus der Ich-Perspektive geschrieben ist (und deshalb auch zwangsweise viel auf den Schreiber selbst zurückfällt), deshalb ist es oft einfach nur ekelhaft, wie auffällig unauffällig der Protagonist mit seinem Können, seinem Erfolg und seinen Fähigkeiten prahlt. Es reicht halt nicht, dass er bei einem Gang durch die Garage anmerkt, originalgetreue Repliken des DeLoreans aus Zurück in die Zukunft, des Geistermobils aus Ghostbusters und noch irgendeiner Wunderkarre zu haben. Stattdessen muss er noch seitenlang erzählen, wie er als reines Hobby begonnen hat, seine eigenen Geschichten zu schreiben, in denen Doc Brown und die Ghostbuster sich zusammentun, durch verschiedene Zeiten und Realitäten reisen und dabei oft die gesamte Existenz an sich retten, wie er als Autor, Regisseur, Kameramann und überhaupt als alles gleichzeitig fungiert, wie er sich die Rechte an Doubles und dem Aussehen der originalen Schauspieler gesichert hat und natürlich wie seine Filme in einer Zeit, in der Kino und Fernsehen praktisch ausgestorben sind, große Erfolge feiern.
    Wade muss detailliert erzählen, dass er die modernste und teuerste Technik besitzt, um sich in die OASIS einzuloggen, die dem Nutzer maximale Sicherheit bietet. Zum Teil verständlich, da erwähnt wird, dass Organraub am Opfer, während dieses gerade in der virtuellen Realität ist und deshalb nichts mitbekommt, inzwischen an der Tagesordung ist. Weniger verständlich, wenn man bedenkt, dass er in einem riesigen Anwesen mit eigenen Sicherheitsdienst lebt und sich eh in seinem unterirdischen Bunker verkriecht, wenn er online geht. Wieso noch extra erwähnen, dass sein System ihn sogar vor einer Atombombe beschützen würde und eigentlich eh ein Panzer auf Beinen ist? Mit dem er später in einer haarsträubenden Szene übrigens tatsächlich eine kleine Privatarmee zerlegt.
    Mit die am schlimmsten Stelle, die auch oft zu Recht zitiert wird, wenn das Buch verrissen wird, kommt aber, wenn Wade plötzlich und völlig ohne Kontext oder Begründung erzählt, wie in seinem Namen ein Raumschiff mit einer Replik der OASIS konstruiert wird, in dem er im schlimmsten Fall ein paar Millionen Menschen im Kälteschlaf ins All schießen will, um so die menschliche Rasse zu retten, falls der Planet zu Grunde geht. Man fasst sich einfach an den Kopf und fragt sich, ob hier unbemerkt ein Auszug eines komplett anderen Buches zwischen die Seiten geraten ist, da die Stelle keinerlei Sinn macht und in keinster Weise zum Rest passt. Jegliche Symphatie für Wade wird hiermit komplett zunichte gemacht, da er sich kurzerhand selbst zum Retter erklärt und die Zukunft der Menscheit selbst in die Hand nehmen will, obwohl er nach wie vor nur ein typischer Nerd ist, der nicht mal sein eigenes Leben auf die Reihe bekommt. Die Stelle im Buch ist nicht gelungen, nicht aufregend, nicht spannend, sie ist einfach nur lächerlich und wird auch dadurch nicht besser, dass besagtes Raumschiff bis zum letzten Kapitel eh nicht mehr vorkommt. Und ja, dass Buch wird noch schlimmer. Noch sehr viel schlimmer.


    Inzwischen hat man knapp ein Drittel des Romans hinter sich gebracht, aber ein roter Faden ist nach wie vor noch nicht zu sehen. Das scheint sich zu ändern, als ein User namens Lohengrim mit Wade Kontakt aufnimmt und ihm erklärt, das Rätsel gelöst zu haben und ihn zum ersten Teil der Sirene führen zu wollen. Hierbei ist es vielleicht nötig zu erwähnen, dass Wade auch nach drei Jahren der Antwort keinen Schritt weiter gekommen ist und jedem, der ihm einen nützlichen Hinweis liefert, eine Milliarde Dollar anbietet. Verständlich, dass er vorsichtig ist, da er in der Zeit natürlich viele Müllinfos bekommen hat, unverständlich aber, dass er zuerst die privaten Daten Lohengrims ansieht, um sich ein Bild von ihr zu verschaffen, dann seine Fähigkeiten als Ultra-Administrator nutzt, um einen geschlossenen Chat zwischen ihr und ihren Freunden auszuhorchen. Aber die Grenze ist definitiv überschritten, als er sich in ihre Sicherheitskameras hackt, um sich Einblicke in ihr reales Leben zu verschaffen. Es ist halt nicht nur eine Verletzung der Privatsphäre, sie wird mit Füssen getreten und dann noch fünfmal mit dem Auto drübergefahren und die Anmerkung, dass Wade für gewöhnlich keinen Gebrauch von seinen Sonderbefugnissen macht, lässt das Ganze nur noch schlimmer wirken.
    Auch diese Stelle des Buchs wird gern kritisiert, aber nicht wegen Wades Verhalten. Es zeigt sich, dass Lohengrim ein gender-neutraler Charakter ist. In der OASIS wechselt sie oft zwischen Mann und Frau und bevorzugt sowieso ein androgynes Auftreter, allerdings kommt auch heraus, dass die reale Person hinter dem Charakter als Mann geboren, inzwischen jedoch eine Frau ist. Oder andersrum. Auf diese Infos werden nur eine Handvoll Zeilen verwendet, weswegen es mir ziemlich gleichgültig war, andererseits ist es auch das, was heutzutage gern verwendet wird, um die Quote zu erfüllen. Ernest Cline will sich hier weltoffen und liberal zeigen, erwähnt auch überdeutlich, dass Wade dieser Hintergrund völlig egal ist, aber es spielt halt keinerlei Rolle fürs Buch, ist völlig unnötig und wirkt deshalb aufgesetzt und erzwungen. Auch im weiteren Verlauf kratzt der Autor ein paar Mal an Themen wie Gleichberechtigung oder Homosexualität, aber da gehört halt schon etwas mehr dazu als nur eine Handvoll Sätze.
    Frau Lohengrim scheint auf den ersten Blick ein interessanter Charakter zu sein. Sie ist ziemlich auf Zack, selbstbewusst und weiß, was sie will. Wie Wade ist sie ein totaler Nerd und besitzt ein fast schon enzyklopädisches Wissen über die OASIS, dessen Geschichte, aber auch die Popkultur, die in der Handlung so eine große Rolle spielt, prahlt aber im Gegensatz zu ihm nicht permanent damit (wobei ihr natürlich zugute kommt, dass das Buch nicht aus ihrer Perspektive geschrieben ist). Die Geschichte scheint jetzt den üblichen Kurs zu gehen, auf dem Wade und Logengrim zusammenkommen und früher oder später ein Paar werden....aber wieder geneppt. Nachdem sie das Rätsel gelöst und dem Helden den ersten Teil der Sirene vor die Füsse gelegt hat, verschwindet sie komplett aus der Handlung. Erst zum Ende hin darf sie nochmal auftreten, bekommt auch eine nicht unwichtige Rolle, wird aber trotzdem wie ein NPC am Rande behandelt. Und ehrlich gesagt ist dieses plötzliche Abtauchen auch gut, denn Lohengrim ist das extremste Fangirl, dass je die Bühne betreten hat. Es ist verständlich, dass sie Wade bewundert, kommt sie doch aus ähnlich ärmlichen Verhältnissen wie er, aber sie verehrt und vergöttert ihn nahezu und kennt beispielsweise jedes noch so kleine Detail seines Lebens auswendig. Beim Aufeinandertreffen wirft sie sich auf die Knie, wagt es nicht, Wade anzusehen und spricht ihn sogar mit dem königlichen Plural an. Und Wade gefällt das offensichtlich, bittet er sie doch nicht um einen normalen Umgang, sondern verhält sich durchgehend überlegen. Nicht arrogant und abwertend, eher wie ein Firmenchef gegenüber dem neuen Auszubildenden. Höflich distanziert, weil man mit dem Gegenüber eh nichts mehr zu tun haben wird.
    Es ist wieder einer dieser Momente, an dem man sich ernsthaft fragt, ob man nicht doch eine Parodie vor sich hat und an der Ernsthaftigkeit des Autors zweifelt. Held Wade ist mit seinem Mary Sue Charakter einfach hart an der Grenze und überschreitet die jedes Mal aufs Neue, wenn er bei jeder noch so ungünstigen Gelegenheit im ersten Band mit seinem Reichtum und seiner Beliebtheit oder im zweiten mit seinen unendlichen Fähigkeiten und all seinen High-Tech Spielereien prahlt. Dann allen Ernstes noch einen völlig von ihm besessene und ihm hörigen Charakter zur Seite zu stellen, der kurz darauf aber eh wieder komplett verschwindet, man fasst sich einfach nur fassungslos an den Kopf und prüft nicht zum ersten Mal den Buchdeckel, ob man nicht doch versehentlich an eine billige Fanfic geraten ist.

  • Danach beginnt auch plötzlich Ogden Morrow, die Teile der Sirene einzusammeln, verschwindet kurz darauf aber spurlos. Und Sorrento, der Gegenspieler aus dem ersten Band, bricht aus dem Gefängnis aus, ohne aktiv zu werden.
    Inzwischen sind wir bei der Hälfte des Buches angekommen, aber es gibt nach wie vor keinen roten Faden oder eine konkrete Handlung. Nichts steht wirklich im Mittelpunkt, es gibt keinen Spannungsaufbau. Stattdessen werden permanent Entwicklungen angedeutet oder angefangen, nach ein paar Kapiteln fallen die jedoch komplett unter den Tisch und werden lange nicht mehr aufgegriffen. Man weiß einfach nicht, welche Geschichte das Buch überhaupt erzählen will, und offenbar wusste das Cline auch selber nicht. Man hat den Eindruck, dass er nur mit einer groben Idee, die auf eine DIN A4 Seite passt, das Schreiben angefangen hatte, um dann einfach zu improvisieren. Dabei sind im ständig neue Gedanken und Einfälle gekommen, aber statt einen neuen Entwurf des Romans anzufangen, wurde das bisherige einfach zur Seite gedrängt, um mit der neuen Ausrichtung weiterzumachen. Das Buch wirkt nicht wie der finale, sechste Entwurf, stattdessen wirkt es wie die Entwürfe eins bis sechs, die einfach hintereinandergesetzt wurden. Anders ist der Eindruck der Planlosigkeit, der extrem gezogenen Geschichte, in der kaum etwas passiert und der unzähligen angefangenen, dann aber lange Zeit unterbrochenen (wenn nicht gar abgebrochenen) Handlungsfäden kaum zu erklären. Es dauert das halbe Buch, bis endlich die eigentliche Hauptgeschichte beginnt und so unglaublich es klingen mag, aber die erste Hälfte ist noch die bessere. Den jetzt beginnt erst der komplette Absturz...


    Simpel gesagt dreht sich die zweite Hälfte darum, dass der Gegenspieler die Bühne betritt, die komplette OASIS als Geisel nimmt und damit droht, etliche Milliarden Menschen zu töten, wenn die Truppe ihm nicht die restlichen Teile der Sirene innerhalb von zwölf Stunden bringt.
    Man muss das Buch nicht selber lesen, um das Problem augenblicklich zu erkennen. Es hat drei Jahre gedauert, das erste Rätsel zu lösen und die Antwort musste dem Helden auf dem Silbertablett präsentiert werden. Jetzt hat er zwölf Stunden, um sechs weitere, nicht minder schwere Aufgaben zu bewältigen. Die Ausgangssituation ist einfach so haarsträubend und unmöglich, dass man das Buch augenblicklich nicht mehr ernst nehmen kann. Es ist einer der wenigen Fälle, in denen weder die Lösung noch der Weg dahin nicht funktioniert, sondern bereits die Aufgabenstellung an sich. Das ist im Endeffekt so, als würde man mir zeigen, wie man einen Reifen wechselt und dann habe ich zwölf Stunden Zeit, ein komplettes Auto wieder flott zu kriegen. Oder als würde man mir einen Sack Blumensamen geben, und daraus muss ein halber Tag später ein blühender Garten entstanden sein. Die Situation an sich ist einfach so abwegig, dass sie sich unmöglich lösen lässt.
    Spoiler: natürlich gelingt es der Gruppe. Und dabei nehmen sie keine Abkürzung oder betrügen, am Ende kommt auch nicht heraus, dass das gesamte Rätsel von Anfang an perfekt auf die Helden zugeschnitten war. Nein, sie lösen es ernsthaft, da aufgrund einer höheren, kosmischen Fügung, dem Willen der großen Gottheit oder weil Uranus und Neptun grad zufällig im gleichen Haus stehen sämtliche Aufgaben in die Fachgebiete der vier Protagonisten fallen. Und das heißt nicht, dass sie etwa eine Ahnung haben, stattdessen reicht ein simpler Zweizeiler aus, damit sofort klar ist, was wo wie und warum auf welche Weise zu erledigen ist. Das Ganze spielt sich etwa so ab:


    Wade: Geschafft, ein weiterer Teil der Sirene. Das neue Rätsel lautet wie folgt:....
    Gefährte 1: Ich weiß, was das zu bedeuten hat. Folgt mir.
    Gefährte 1 führt die Gruppe auf einen Planeten, läuft dort von Pontius zu Pilatus und erledigt ohne Erklärung verschiedene Dinge
    Gefährte1: Papparappa!
    Wade: Geschafft, ein weiterer Teil der Sirene. Das neue Rätsel lautet wie folgt:.....
    Gefährte 2: Ich weiß, was das zu bedeuten hat. Folgt mir.
    Gefährte 2 führt die Gruppe auf einen Planeten, läuft dort von Pontius zu Pilatus und erledigt ohne Erklärung verschiedene Dinge
    Gefährte 2: Papparappa!
    Wade: Geschafft, ein weiterer Teil der Sirene. Das neue Rätsel lautet wie folgt:.....
    Gefährte 3: Ich weiß, was das zu bedeuten hat. Folgt mir.


    Es wird nicht gerätselt, es wird nicht diskutiert, man überlegt nicht, man folgt keiner falschen Fährte. Sofort weiß einer der Gruppe Bescheid, was zu tun ist und auch wenn es teilweise Sinn ergibt, dass sie mit ihrem Hintergrundwissen sofort die Lage überblicken, ist es doch nur ein weiteres Mal, dass man zu diesem unerträglichen Mary Sue-Stil greift. Und spannend ist natürlich was ganz anderes. Dabei fängt es sogar noch vielversprechend an.


    Als erstes müssen die Protagonisten das klassische Videospiel Ninja Princess/Sega Ninja lösen. Und auch wenn das praktisch spontane Verständnis des kryptischen Rätsels doch recht weit hergeholt ist, die entsprechenden Kapitel machen tatsächlich Spass. Grade für jemanden aus unserer Sparte, mit einer Vorliebe für Videospiele, ist es interessant zu lesen, wie die verschiedenen Level des Spiels beschrieben und erklärt werden. Vor allem, wenn man parallel dazu oder im Anschluß ein Let's Play auf Youtube startet und sich selbst ein Bild davon machen kann. Ein Durchlauf des recht simplen Spiels dauert nur knapp 20 Minuten, trotzdem kann diese Episode auf etliche Seiten gestreckt werden, ohne zu langweilen. Nach den Ninja Princess Kapiteln ist man guter Dinge, dass das Buch nun doch noch die Kurve kriegt, allerdings kommt dann (schon wieder) der Absturz. Und diesmal nicht nur in narrativer, sondern in komplett jeglicher Hinsicht.


    Der folgende Akt findet komplett auf einer Welt statt, die dem Regisseur, Produzent und Drehbuchautor John Hughes gewidmet ist. Keine Ahnung, ob das eine Bildungslücke ist, aber der Name war mir überhaupt nicht vertraut. Die allwissende Wikipedia weiß allerdings Rat, der Mann hat in den 80ern und 90ern etliche Filme gemacht, die auch dem Laien vertraut sind. Kevin allein zu Hause und in New York, die Griswold/schrillen Vier-Filme oder Ferris macht blau. Das sind durchaus Kultfilme, die man kennt, trotzdem ist die Entscheidung, Hughes in dem Buch ein Denkmal zu setzen, eher schlecht nachvollziehbar. Es sind halt Familien- und Teenagerkomödien, die von ihren Charakteren und Gags leben, nicht von der Handlung oder dem Setting, und genau das ist auch das Problem.
    Die Hughes-Welt ist kein Planet, der in verschiedene Gebiete unterteilt ist, die sich um jeweils einen Film drehen. Es ist ein heilloses Durcheinander ohne Sinn und Verstand. Man kann in einem Moment in einer ruhigen Vorstadtsiedlung an einem warmen Sommernachmittag in den 90ern sein, biegt man aber um die Ecke, ist man plötzlich mitten in der Großstadt an einem dunklen Winterabend in den 80ern. Man kann links Charakter A aus Film 1 sehen, gleich daneben stehen die Charaktere B und C aus Film 2, während hinter einer Tür eine Szene aus Film 3 in Dauerschleife läuft und man kurz darauf nochmal Charakter A sieht, der aber eigentlich Charakter D ist, nur halt der gleiche Schauspieler. Es gibt absolut keine Regeln und keinen Aufbau, sämtliche Werke Hughes vermischen sich, ohne ein Ganzes zu bilden und man hat den Eindruck, dass auf dieser Welt irgendwas gehörig schief gelaufen und alles voller Glitches ist. Entsprechend fällt es auch dem Leser schwer, sich mit der Situation zurechtzufinden.
    Es beginnt etwas, was in einer Rezession auf Amazon passenderweise als Reisebericht bezeichnet wurde, und das trifft es auch ganz gut. Es gibt praktisch keine Handlung mehr, die Charaktere rennen nur von A nach B und sehen, was um sie herum passiert. Es kann sich gar keine laufende Geschichte mehr ergeben, da die Helden nicht stehen bleiben und möglichen Ereignissen gar nicht die Gelgenheit geben, sich zu entfalten, aber auch, weil die aktuelle Welt eh ein völliger Verhau ist. Dutzende Seiten bestehen im Endeffekt aus nichts anderem, als dem Leser Namen von irgendwelchen Charakteren und Filmen entgegenzuwerfen, ohne auch nur im Ansatz darauf einzugehen und bis heute habe ich nicht verstanden, was Cline überhaupt dabei geritten hat. Hat er im Rausch nur völlig die Kontrolle über sich verloren? Will er mit seinem unnützen Wissen prahlen, jeden noch so unwichtigen Charakter aus sämtlichen Filmen Huges aufzuzählen? Oder ist es eine fast schon obsessive Vergötterung Hughes, dem er somit ein Denkmal setzen will?
    Die eigentliche Handlung des Abschnitts, der über mehrere Kapitel geht, passt übrigens auf einen Bierdeckel. Die Protagonisten müssen das wahre Ende des Filmes wiederherstellen, was interessanterweise nicht darin besteht, die Heldin mit Person A statt Person B zusammenzubringen, sondern einen Robert Downey Jr., der ursprünglich für die Hauptrolle vorhergesehen war, mit der Dame zu vereinen. Netto besteht der gesamt Akt darin, dass die Charaktere die Schule betreten, einen NPC niederschlagen, um ihm seine Schuhe zu stehlen, einem anderen NPC die Drogen aus dem Spind nehmen, ans andere Ende der Stadt fahren, den Robert Downey Jr. mit den Drogen zur Mitarbeit bewegen, ihn die Stiefel anziehen lassen, damit er zum entsprechenden Charakter wird, und ihn zum Abschlussball bringen. Ende, Rätsel gelöst. Es gibt sogar wieder einen Mary Sue Moment, als die Helden ein Script des Films holen und dabei auf ein Hologramm von John Hughes selbst treffen, der sie mit offenen Armen empfängt und behandelt, als wären sie seit Jahren ziemlich besten Freunde.
    Mehr passiert nicht, und Cline schafft es sogar, eine einmalige Gelegenheit ungenutzt zu lassen. Den Großteil des Hughes Abschnitts sind Wade und Samantha alleine unterwegs, da letztere die Expertin ist. Wenn wir uns erinnern, die beiden liegen im Clinch und haben seit Jahren kaum ein Wort miteinander gewechselt. Anstatt die Möglichkeit zur Aussprache, Annäherung oder Versöhnung zu nutzen, wird der Streit einfach komplett ignoriert und beide gehen völlig normal miteinander um. Natürlich geht das auch, die Lage ist ernst, man hat keine Zeit zu verlieren, also wird der Zwist beiseite gelegt, um sich auf das aktuell Wichtige zu konzentrieren. Leider funktioniert das Ganze nur bedingt, da es auch zu keinem späteren Zeitpunkt zu keiner wirklichen Aussprache kommt.


    Zu diesem Zeitpunkt ist es eine einzige Qual, das Buch weiterzulesen, und als die Episode nach viel zu vielen Seiten zu Ende war, hab ich erleichtert drei Kreuze gemacht. Die nächste Aufgabe führt die Charaktere zu einem Planeten, der eine Mischung aus Lernsendung und Kinderhort ist, aber bevor man ins Detail gehen kann, ist der Ausflug schon wieder vorbei. Das Rätsel besteht darin, 50 auf der gesamten Welt verteilte Marken zu finden. Hat Wade aus Versehen aber schon vor Jahren als Kind gemacht und liegt noch in seinem privaten Baumhaus herum, weshalb man nur noch bei der Königin vorbeischauen und sich die Belohnung abholen muss, nichts weiter. Die Episode ist also wieder vorbei, kaum, dass sie angefangen hat. Und interessanterweise ist grade die Welt, die sich Cline komplett selbst ausgedacht hat, grade die, die kaum behandelt wird.


    Der folgende Abschnitt auf der Prince-Gedächtnis-Welt bildet schließlich den absoluten Tiefpunkt des Buchs. Ja, hab ich schon mehrfach gesagt, aber Cline schafft es einfach jedesmal, noch einen draufzusetzen. Der Schauplatz ist ein Planet, der komplett dem Leben, Wirken und Werken des Sängers Prince gewidmet ist, und die Probleme, die wir schon auf der Hughes Welt hatten, werden hier ohne Besserung wiederholt. Wieder ist es ein wildes Sammelsurium aus Charakteren, Orten und sogar Requisiten, die in Zusammenhang mit dem Künstler stehen und wieder gibt es absolut kein System dahinter. Im Gegenteil, es wird sogar noch schlimmer. Während die Vorlage für die Hughes Kapitel relativ realstische Komödien für Jugendliche und die Familie waren, ist Prince nicht nur ein Musiker der MTV-Generation, sondern generell für seinen exzentrischen und fantastievollen Stil bekannt. entsprechend wirkt auch die komplette Welt wie ein einziger (Fieber)traum, der mit der Realität überhaupt nichts mehr gemein hat. Ein Beispiel: In der Hughes-Welt müssen die Charaktere schnell an einen anderen Ort kommen, weswegen sie ein Auto am Straßenrand kurzschließen. In der Prince-Welt müssen die Charaktere schnell an einen anderen Ort kommen, weswegen sie auf ein Dach steigen, wo ein lila UFO steht, mit diesem über eine Wüste in die nächste Stadt fliegen und dort ein altes Auto nehmen, welches mit Schallgeschwindigkeit fährt, allerdings nur, wenn man mit einer rosa Federboa ausgerüstet ist. Nichts ergibt in dieser Welt Sinn, die Truppe rennt stur dem Experten nach, der aus einem Museum eine Wolkengitarre mitnimmt und aus einer Pyramide drei Goldketten holt, einfach, weil die gebraucht werden.

  • Wieder passiert etliche Kapitel in Folge nichts erwähnenswertes, dafür aber kurze Unterbrechungen, die zu nichts führen. Die Gruppe wird in einer Seitenstraße von Dieben überfallen, schießt diese aber nieder und läuft weiter. Sorreno, der Gegner aus Band 1, der sich hier mit dem neuen Antagonisten verbündet hat, steht plötzlich vor den Charakteren, weil er "nur mal schauen wollte, wie es so läuft", wird aber stehengelassen und ignoriert. Es sind kurze Einschnitte, die die ewige Rennerei der Protagonisten scheinbar unterbrechen und tatsächlich etwas Handlung anzukündigen scheinen, werden nach maximal einer Seite aber wieder abgehakt, ohne überhaupt etwas zum großen Ganzen beigetragen zu haben, weshalb sie einfach nur fehl am Platz wirken. Das trifft auch auf eine Szene zu, in er Hache (Eight, Achti,...keine Ahnung, wie die im Original/der deutschen Fassung heißt) einen winzigen Charaktermoment bekommt, praktisch der einzige im ganzen Buch. Sie erzählt, wie ihre Mutter sie nach ihrem Coming Out mit den Worten "Ich will dich nie wieder sehen, ab heute bist du nicht mehr meine Familie" rausgeworfen hat, nach den Ereignissen des ersten Bandes und Haches neuem Reichtum aber wieder den Kontakt gesucht hat, woraufhin diese ihr eine Million Dollar in die Hand gedrückt und das Gespräch und die Beziehung mit den gleichen Worten, die ihr ihre Mutter vorher an den Kopf geworfen hat, beendete. Man bekommt ohne einen angemessenen Rahmen, wortwörtlich im Vorbeigehen, diesen kurzen Charakterfetzen hingeworfen und bevor man überhaupt merkt, dass eine der Personen jetzt etwas Tiefe bekommt, ist der Moment bereits vorbei. Ebenso hat die Szene das gleiche Problem wie früher schon erwähnt die non-gender Thematik. Cline greift hier plötzlich ungefragt und ohne Kontext ein gesellschaftliches Thema auf, widmet der Sache aber nur eine Handvoll Zeilen, die er schnell mit einem kurzen Kommentar a la "Schwul ist cool" abfrühstückt und macht dann weiter. Und sowas reicht halt nicht. Es muss kein durchgehendes Thema sein, aber entweder nimmt man sich die Zeit dafür oder lässt es komplett bleiben. In der Form hat es halt nicht viel mehr als Listencharakter, ein Punkt, den man scheinheilig irgendwo erwähnt, um ihn dann abzuhacken und sich für seine Offenheit und Liberalität selbstlobend auf die Schulter zu klopfen.
    Die ganze Handlung des Abschnitts dreht sich übrigens darum, dass sieben Inkarnationen von Prince, die verschiedene Etapen seines Lebens und seiner Karriere repräsentieren, in einem Kampf besiegt werden müssen. Keine musikalische Herausforderung, wie es sich anbieten würde, und auch keine Frage des Wissens den Künstler betreffend. Stattdessen ein tatsächlicher Kampf in einer Arena. Natürlich ist jede dieser Personen absolut übermächtig, und die Zahl derer, die einen einzelnen Prince besiegt haben, lässt sich an einer Hand abzählen. Es ist ein weiterer dieser vielen Momente, in denen das Buch aufhört, ein Roman zu sein und sich stattdessen wie eine pubertäre Fanfic liest. Prince wird hier durchgehend wie der leibhaftige Messias dargestellt, oft sprechen die Charaktere nur ehrfürchtig von "dem Purpurnen" und sagt jemand etwas negatives über ihn, trifft ihn auf dieser Welt tatsächlich die Strafe des Himmels. Die Kapitel des Buches sind keine einfache Homage an einen Künstler, es liest sich fast schon wie religiöse Besessenheit.
    Das Ende ist.....seltsam. Bis heute habe ich nicht verstanden, was konkret passiert ist, als die Hauptcharaktere tatsächlich vier der Prinzen besiegt haben. Die Kurzfassung: Die Helden stehen Momente vor der Niederlage, als sie plötzlich ohne Erklärung gewinnen. Die lange Fassung: Die Helden stehen Momente vor der Niederlage. Zwei Prinzen ziehen sich zurück. Der Hauptprince beginnt zu singen. Der Boden verwandelt sich in Gold. Die Wüste ausserhalb der Arena wird ebenfalls zu Gold. Eine Frau mit einem Schwert über ihrem Kopf erscheint. Der Hauptprince und die Frau tanzen. Zwischen den beiden erscheint ein Licht. Das Licht wird immer heller. Hache beginnt zu singen. Die besiegten Prinzen erscheinen. Alle sieben Prinzen vereinen sich zu einem Magna-Prince. Der Magna-Prince verwandelt sich in das Prince-Symbol. Das Prince-Symbol verwandelt sich in das gesuchte Teil der Sirene. Ende. Das klingt nicht nur wirr, das ist es auch. Man sieht verwirrt auf das Buch und versteht nicht, was gerade vorgefallen ist. Stattdessen sieht man links einen leeren Kasten Bier, recht drei Flaschen Wodka, vorne ein halbes Dutzend heruntergebrannter Joints und dazwischen einen Ernest Cline, der mit aufgerissenen Augen und breit grinsend im Rausch auf die Tasten haut. Ja, ich finde das Buch miserabel, aber nein, das ist keine Hasstirade, um Frust abzulassen, aber ein anderer Vergleich würde nicht passen.
    Es folgt auch anschließend keine Erklärung. Wade murmelt zwar kurz ein "Was ist gerade passiert?", eine Antwort gibt es aber nicht. Die Protagonisten nehmen den Preis und reisen weiter, ohne die Ereignisse auch nur noch ein Mal zu erwähnen. Im Versuch, das Geschehene irgendwie zu verstehen, habe ich daraufhin das entsprechende Musikvideo gesehen. Jetzt weiß ich zwar, woher die Inspiration für die Arena, die sieben Prinzen und die Dame mit Schwert auf dem Kopf kommt, welche, wenn ich mich richtig an den Wikipediaartikel erinnere, die damalige Frau/Geliebte/treue Freundin des Künstlers war, was im Buch passiert ist und warum der Level plötzlich als abgeschlossen gilt, das verstehe ich trotzdem noch nicht. Cline beweist mit dieser Stelle einfach, dass er kein professioneller Autor ist und keine Ahnung vom Schreiben hat. Es ist in Ordnung, sein Werk mit Referenzen und Anspielungen zu spicken, in diesem Fall ist es auch genau das, was der Leser erwartet. Aber wenn man als einfacher Leser ohne sämtliches Hintergrundwissen der Handlung nicht mehr folgen kann, nicht begreift, was gerade vorgefallen ist und den Eindruck hat, dass ein halbes Kapitel fehlt, dann hat man etwas mehr als nur Falsch gemacht. Denn schließlich geht es hier nicht um eine unbedeutende Stelle der Handlung, sondern um einen Schlüsselmoment des gesamten Buches.


    Den vorläufigen Abschluss der Schatzhatz bildet dann eine Herr der Ringe-Welt. Ich mag das Franchise überhaupt nicht, finde sowohl die Bücher als auch die Filme legendär langweilig, aber hier hab ich's mit Kusshand angenommen. Nach den sehr nischigen Hughes und völlig wirren Prince Episode war ich heilfroh, dass man sich im Anschluss für klassische Kost entschieden hat. Trotzdem bestärkt sich ein weiteres Mal der Eindruck, dass Cline wieder improvisiert und genauso spontan wieder die Lust an der ganzen Geschichte verloren hat, dann wie das Kapitel auf der Kindergartenwelt ist dieser Akt im Nu wieder vorbei.
    Die Aufgabe besteht darin, eine der schwersten Missionen der gesamten OASIS zu bewältigen. Dazu müssten die Protagonisten durch einen Dungeon mit 100 zufällig angeordneten Ebenen und sich am Ende dem Oberboss stellen, der eine so unbesiegbare Kraft hat, dass er selbst Charaktere auf Maximallevel und der weltbesten Ausrüstung mit einem Schlag zerlegen kann. Und auch das Zeitlimit ist kurz vor Ende. Die Lösung sieht dann so aus, dass Expertin Samantha einen Geheimgang öffnet, mit dem der Dungeon übersprungen werden kann, davor sämtliche Monster mit einem Schlafzauber ins Bett schickt, darunter auch den Ultra-Super-Deadly-Boss, man den Schatz nur noch aufheben braucht ---> mission complete.
    Es ist nur ein weiteres Beispiel für ein weiteres Problem, dass sich durchs gesamte Buch zieht. Durchgehend und permanent werden die Helden vor unlösbare Aufgaben gestellt, man wird nicht müde zu erwähnen, dass, wenn überhaupt, nur eine erlesene Handvoll Personen diese bisher bewältigen konnte, aber die Hauptcharaktere erledigen praktisch alles im Vorbeigehen. Im Herr der Ringe-Kapitel funktioniert es tatsächlich sehr gut, da der Geheimgang sowie der Schlafzauber genau der Taktik entsprechen, die in der Geschichte im Silmarillion benutzt wurden, auf der die Mission basiert. Das die Strategie hier funktioniert bzw. wahrscheinlich eh die einzige Lösung für die Aufgabe ist, macht Sinn. An anderen Stellen eher weniger. Man kann noch akzeptieren, dass die Mission auf dem Lernplaneten schon vor zehn Jahren bewältigt wurde, auch wenn's natürlich in erzählerischer Hinsicht ein absolut billiger Zug ist. Hinsichtlich der Ninja Princess und John Hughes fällts dagegen schwer zu glauben, dass ein obskurer Zweizeiler ausreicht, um sofort zu wissen, was wo und warum zu tun ist. Es ist aber das Prince Kapitel, welches hier den Vogel abschießt. Nur einer der sieben Prinzen ist schon fast unmöglich zu besiegen, hier hat man aber sieben auf einen Schlag. Externe Ausrüstung funktioniert nicht, weshalb die Charaktere nur eine Handvoll Items mitnehmen, die sie auf dem Weg aufsammeln. Und abgesehen von Hache hat keiner das nötige Fachwissen. Trotzdem triumphiert die Gruppe auch hier und Schwierigkeiten sind keine wirklichen Probleme, sondern werden nur am Rande erwähnt, damit das Ganze nicht ganz so reibungslos wirkt.


    Im Vorlauf zum Finale taucht nach langer Abwesenheit noch einmal Lohengrim auf, die inzwischen Nachforschungen angestellt hat, und liefert einige wichtige Informationen. Wie bereits zuvor sind es Punkte, die extrem wichtig sind, um die Suche nach den Teilen der Sirene abzuschließen, und wie bereits zuvor wird sie doch nur wieder wie ein NPC behandelt, der grade eine Pizza geholt hat. Bei der Gelegenheit kommt auch heraus, dass das ONI-System in der Lage ist, einen digitalen Klon seines Nutzers zu erstellen, was auch die Wahrheit hinter der Sirene ist. Halliday hat auf diese Art eine Kopie seiner unerwiderten Liebe hergestellt, um im Lauf der Zeit ihre Zuneigung in der OASIS zu gewinnen, die dann aber aus einem Grund, an den ich mich nicht mehr erinnere, in sieben Fragmente aufgeteilt und in der virtuellen Realität versteckt wurde.
    Zwischenzeitlich wird auch das Versteck des entführten Ogden Morrow gefunden und eine Rettungsaktion gestartet, die nicht so ganz rund läuft. Dabei wird Sorreno erschossen, weil der auch noch weg muss, bisher aber kaum was im Buch gemacht hat und es kommt zu der eingangs erwähnten, sehr seltsamen Szene, in der der Rettungswagen mit Samantha und dem verletzten Morrow von einer Armee Wächterdrohnen angegriffen und halb zerstört wird, Wade aus der OASIS heraus die beiden aber mit seinem ultimativen Log in-Stuhl/Panzer und seinem realen Körper darin im Alleingang rettet....


    Überhaupt rückt das Ende Wade in ein extrem schlechtes Licht und irgendwann ist auch nicht mehr klar, welches Bild er eigentlich vermitteln soll und ob Cline letztlich nicht selber genug von seinem Helden hatte. Mit einem Trick erhält er die anfangs verlorene Allmacht in der OASIS zurück und es kommt zu einer Pattsituation. Wade hat die Teile der Sirene, steht aber kurz davor, dass das ONI-System aufgrund Dauernutzung sein Gehirn brät, während der Gegner seine sieben Milliarden Geiseln hat, im Falle eines Ableben Wades aber für immer die Chance verliert, die Sirene zu bekommen. Obwohl natürlich berechtigte Zweifel daran bestehen, dass der Gegenspieler sein Wort bricht und die ONI-Nutzer nicht freigibt, setzt Wade trotzdem skrupellos deren Leben aufs Spiel, letztlich ein paar Milliarden Personen. Das Ende versucht den Gegner noch in ein etwas tragischeres Licht zu rücken, da der im Endeffekt nur eine einsame, verzweifelte Person ist, die mit seiner großen Liebe vereint werden und dann eigentlich zusammen mit dieser mit dem Raumschiff (ja, da war mal was...) die Erde verlassen will. Und auch die sieben Milliarden Geiseln waren eigentlich nie in Gefahr. Man erwartet/hofft natürlich nicht, dass ihm daraufhin alle Sünden vergeben werden und alles wieder cool ist, aber dass er am Ende ohne weiteres hinterrücks abgestochen und umgebracht wird, das kommt dann doch etwas überraschend und ist auch nicht das, was man von den Protagonisten des Buches erwartet hätte. Immerhin geht es nach dem Flutsch und weg-Prinzip und es folgt keine lange Sterbeszene.


    Am Ende-Ende sind alle doch wieder alle glücklich und heiraten und bekommen Kinder und so, bevor dann der anfangs nur kurz angesprochene Plan zur Rettung der Menschheit wieder aufgegriffen wird und Wade mit dem ONI-System Kopien der gesamten Menschheit herstellt und diese mit seinem Raumschiff ins Weltall schickt.....Wait, whaaat? Genau. Es ist eine so seltsame und aus dem Nichts kommende Szene, man fragt sich ernsthaft, ob das ganze Buch am Ende nicht doch nur ein Scherz des Autors war. Vor allem ist das Problem am ganzen Spiel, dass Halliday zuvor Entführung, Missbrauch und sonst noch was vorgeworfen und er als absoluter Mistkerl hingestellt wurde, weil er eine Person ohne deren Einverständnis kopiert hat. Wade macht es jetzt sieben Milliarden mal.


    Dann hat das Drama endlich ein Ende.


    Man kann's nicht beschönigen, das Buch versagt einfach auf sämtlichen Ebenen. Nur wenige Szenen funktionieren und lesen sich gut, aber fast das komplette Werk schwankt zwischen planlosem Improvisieren, der Fanfic eines 12-jährigen Mädchens und dem wirren Fiebertraum von jemandem, der zum ersten Mal auf einem Trip ist. Nichts greift ineinander, Dutzende Seiten in Folge passiert nichts, als einfach nur Nerd-Wissen in den Raum zu werfen und der Held ist nicht selten noch unsymphatischer als im Vorgänger.
    Es wird noch schlimmer, wenn man bedenkt, dass zwischen der Veröffentlichung der beiden Romane ganze neun Jahre liegen, sich der Schreiber aber tatsächlich in dieser Zeit noch verschlechtert hat und keinerlei Fortschritt zu erkennen ist. Es mag hart klingen, aber Ernest Cline hat eindrucksvoll bewiesen, dass er absolut kein Talent zum Schreiben hat und mehr als einmal liest sich das Werk, als hätte er selbst in seinem Leben noch kein Buch in der Hand gehabt.
    Empfehlen kann ich das Ding überhaupt nicht und ein Ready Player Three erspart Cline hoffentlich nicht nur uns, sondern auch sich selbst.



    Ende. Hab jetzt mindestens eine Woche an dem Ding geschrieben, ein Hoch auf die Zwischenspeicherfunktion, und deshalb auch keinen Nerv mehr, das alles nochmal probezulesen und Rächdschraibfehla zu korrigieren. Weiß auch nicht, ob es sich irgendwer überhaupt antun wird, das ganze Ding hier zu lesen, aber manchmal muss man sich seinen Frust halt von der Seele schreiben.

  • Da war ja auch noch was, der principe Noctis hat's gelesen. Verbindlichsten Dank, dafür bekommst du ein Like, die ich praktisch nie benutze.


    Ich fand das erste Buch ganz gelungen, bei weitem kein Meisterwerk, aber halt Hirn aus und Spass haben. Der Film war in Ordnung, scheitert aber an der kurzen Laufzeit, in der nicht mal ansatzweise die OASIS in dem Maße darstellen kann, dass sie eigentlich verdient. Überhaupt war auch grad einer der Pluspunkte des ersten Romans, dass sich die Geschichte über mindestens anderthalb Jahre zieht und monatelang praktisch nichts passiert, bevor das nächste Rätsel gelöst werden kann. Geht halt im Film schlecht und auch der zweite Roman geht da situationsbedingt ins andere Extrem.
    Übrigens gibt's im Film, der vor einiger Zeit im Fernsehen lief, auch einen direkten Hinweis auf das zweite Buch, was aber wahrscheinlich reiner Zufall ist.


    Ansonsten ist's halt genau das, was du erwähnt hast. Band 1 war für sich abgeschlossen und man merkt auf jeder Seite, dass die Fortsetzung nur um der Fortsetzung Willen kam und sie trotz neun Jahren Wartezeit ziemlich unüberlegt wirkt. Vor allem ist sie aber auch sehr viel spezieller. Band 1 war praktisch ein Buch von einem Nerd für Nerds, dem man aber auch ohne Hintergrundwissen gut folgen konnte, Band 2 ist ein Buch von einem Nerd für sich selbst, mit dem er seinen großen Idolen ein Denkmal setzen will, sich aber nicht drum kümmert, ob das auch ohne eine entsprechende Obsession funktioniert.


    Hab zwischenzeitlich schon wieder zwei Bücher durch -___-

  • Dieses Buch ist mir leider völlig unbekannt. So eine Anleitung wäre aber nicht verkehrt. Hab es aber schon aufgegeben, bestimmte Menschen verstehen zu wollen.


    Diesmal mach ich's kurz



    Der zweite Band der Spiegelwelt-Reihe.
    Cornelia Funke ist immer noch eine meiner liebsten Autorinen. Die schafft es einfach wunderbar, mit wenigen Worten viel zu erzählen. Hab mich sehr auf das Buch gefreut.
    Die Handlung ist eine halbe Fortsetzung des ersten Buches. Die dortige Geschichte wurde zwar abgeschlossen, allerdings waren noch einige Themen offen, auf die sich nun der zweite Band konzentriert. Das gleiche passiert übrigens auch am Ende des vorliegenden Romans. Man hat ein rundes Ende, trotzdem werden bereits, wenn auch nicht so stark wie im Vorgänger, Themen angerissen, die den weiteren Kurs aufzeigen.


    Die Geschichte selbst ist diesmal ein klassisches Abenteuer, wobei der Erzählstil auf Altbewährtes setzt. Heldenpon Jacob muss drei magische Gegenstände finden, die den Weg zu einer verlorenene Stadt öffnen, wo sich das einzige Artefakt befindet, dass den dunklen Fluch, an dem er leidet, brechen könnte. An sich nichts originelles, trotzdem wird die Geschichte sehr gut erzählt und es gibt genügend Überraschungen.
    Das Buch konzentriert sich dabei komplett auf Jacob und Fuchs, Will und Clara, die ebenfalls Hauptrollen im Vorgänger hatten, haben nur einen kurzen Gastauftritt zu Beginn. Auch der König der Goyl und die Dunkle Fee bekommen jeweils ein kurzes Kapitel, und obwohl es durchaus schön ist, dass diese Charaktere nicht vergessen werden, ist's dann doch etwas wenig und wirkt etwas deplaziert.


    Das Ende ist sehr gelungen (auch wenn es erstaunlich ist, wie lange sich jemand nach einem Herzinfarkt noch auf den Beinen halten kann), es gibt eine unvorhergesehene Wendung und auch die Geschichte um den Zauberspiegel, der das Portal zwischen den Welten darstellt, wird angerissen und etwas vertieft. Es gibt also durchaus den ein oder anderen Punkt, auf dem der dritte Band aufbauen kann.


    Sehr gutes Buch, hat mir sogar besser gefallen als der Erstling, und ich freu mich auf Band 3. Schade nur, dass sich die Handlung nun zusehends in den Osten bewegt. Das dritte Buch basiert scheinbar auf Osteuropa/Russland, Band 4 auf Asien/Japan. Grade die bisherige Darstellung der Spiegelwelt, die auf Europa mit Magie basiert, ist einer der großen Pluspunkte des Buches.



    Band 2 der Paramythia-Trilogie.


    Fand das Buch etwas schwächer als den ersten Teil. An dem fand ich's etwas schade, dass praktisch die ganze Handlung in Mythia und der großen Bibliothek unter dem Königspalast stattfindet. Diesmal geht es auch außerhalb der Stadtgrenzen, wirklich überzeugen wollte mich der Ausflug in die Wüste aber nicht, weil bis zur Ankunft auf dem Berg halt doch wenig passiert.


    Auch die Handlung an sich war weniger originell als im Vorgänger. Es zeichnet sich dann doch recht schnell ab, in welche Richtung sich die Geschichte bewegen wird.


    Schlecht ist es nicht, hat mich gut unterhalten, aber nicht so gefesselt wie Reckless. Hab's jetzt auch nicht eilig, den Abschlussband zu lesen.

  • Das hier ist schon durch



    Lohnt sich aber nicht, gross was drüber zu schreiben, weil eher belanglose Lektüre und nur eine Novelle mit gut 100 Seiten. War allerdings recht gut und auch nicht so gehetzt wie andere Teile.

  • Ich glaub, die letzten paar Bücher werd ich recht flott durchknuspern, war auch nichts anspruchvolles dabei



    Den Herrn Doktor Jones hab ich als Kind geliebt. Der war damals mein absolut liebster Lieblingsheld und entsprechend hab ich mir auch ziemlich flott sämtliche Romane gekauft, die damals im Goldmann Verlag erschienen sind. Mensch, war das eine schöne Zeit.


    Abenteuergeschichten mag ich immer noch, deshalb bin ich nach zehn Jahren aktuell im dritten Durchmarsch der Bücher, wobei es so langsam vorangeht (weit über zwei Jahre für sechs Bücher), bis ich mit dem letzten fertig bin kann ich wieder von vorne anfangen. Der Deutsche blickte damals schon mit einem triumphierenden und spöttischen Lachen in die USA, da der große Wolfgang Hohlbein himself es sich nicht hat nehmen lassen und ganze acht Romane geschrieben hat, die nie übersetzt wurden. Zumindest nie ins Englische, da ich grade bei Google über ein niederländisches Cover des Buchs gestolpert bin.


    Im Gegensatz zu den amerikanischen Autoren, die ihre jeweilgen Geschichten bis zu einem gewissen Grad miteinander verbinden (in einem Band darf Dr. Jones sogar heiraten, lange vor dem vierten Film) stehen die Romane von Hohlbein komplett für sich allein und können gelesen werden, wie man lustig ist. Dafür schafft es der Autor als Einziger (oder zumindest deutlich besser), den typischen Indiana Jones Humor einzubauen, in dem halt auch mal was schief geht und letztlich alles vom Glück abhängt. Schön bei Hohlbein ist übrigens, dass er sich durchaus bemüht hat, jedem seiner Bücher einen komplett anderen Handlungsort zu geben. Es geht nach Ägypten, in die Antarktis, ein Roadtrip durch die USA, die Mongolei, ins englische Hinterland, zweimal in den Dschungel und im vorliegenden Roman auf eine tropische Insel im Pazifik.


    Wirklich überzeugen will besagtes Abenteuer aber dann doch nicht. Das Buch ist mit nur gut 200 Seiten recht knapp und meistens scheint der Autor selbst nicht zu wissen, wo er hinwill. Da ist Indiana Jones erst mit amerikanischen Agenten unterwegs, wird dann von einem Zivilisten entführt, gerät dann an die Nazis und schließlich in die Gefangenschaft eines Eingeborenenstammes. Der ein oder andere Charakter wird vorgestellt, taucht dann aber doch kaum noch auf bzw. bleibt eine unbedeutende Randfigur und das ganze Mystium um die titelgebenden Osterinseln und die Rapanuis, die natürlich wieder eine geheimnisvolle Todeskraft besitzen, will auch nie wirklich abheben. Auch am Ende kommt noch eine mehr oder weniger überraschende Wendung, die allein deshalb, weil nur noch ein paar Seiten übrig sind, nicht überzeugen mag.
    Insgesamt einer der schwächeren, ich meine sogar der schwächste Roman, den Hohlbein beigetragen hat. Übrigens auch wahrscheinlich der einzige, in dem Herr Jones ohne eine Dame an seiner Seite Abenteuer erlebt.




    Ist das ein fürchterliches Cover.....


    DS9 lese ich eigenlich am liebsten, hab's jetzt aber rausgezögert, weil die ganzen anstehenden Romane scheinbar wild hin- und herspringen und auch die abgebrochene, neunte Romanstaffel wieder aufgreifen. Hab mich dann aber doch beraten lassen, wie man am besten vorgeht und endlich wieder zugegriffen.


    Leider ist das Buch eine ziemliche Pleite und mehr als nur langweilig. Eine Flotte Weltraumnomaden trifft auf DS9 ein, während ein ziviles Forschungsschiff auf eine neue Spezies trifft. Als diese von den Besuchern auf der Station erfahren, verlangen sie umgehend deren Auslieferung. Gleichzeitig muss sich Captain Ro für cardassianische Kriegsgefangene einsetzten, die scheinbar immer noch von den Romulanern gefangen gehalten werden, und wie so oft in der Politik: wie man's macht, macht man's falsch.
    Am ehesten überzeugt noch die Handlung um Ro, wobei auch die nicht begeistert, aber der Rest ist halt nur öde. Die Nomaden sind ein typisches 08/15-Volk ohne besondere Merkmale und einfach nur zum Sterben langweilig und auch das fremde Volk gibt nichts her. Da kann auch ein scheinbar umöglicher Mord nichts mehr rausholen, weil's halt niemanden interessiert, warum einer der Langweiler stirbt.


    Ganz schlimm sind im Buch aber die Charaktere. Beverly Crusher, die übergangsweise die Krankenstation auf DS9 übernommen hat, zeigt wieder deutlich, warum TNG meiner Meinung nach heute nicht mehr funktioniert: die Frau ist so unglaublich für Liebe und Gerechtigkeit und so ein schrecklich perfekter Mensch, es ist kaum zu ertragen. Bei der Untersuchung der Nomaden entdeckt sie, dass einige Kinder früher an Unterernährung litten und ein paar sogar....Schreck lass nach!....kurzsichtig sind, und das kann natürlich nicht angehen. Es ist fast schon zum Fremdschämen, wie sie das Thema aufbauscht und sogar feierlich erklärt, den Leuten zu helfen, selbst wenn es gegen irgendwelche Vorschriften verstösst, weil sie halt Ärztin ist. Als man später nach dem Mord aber DNA-Proben braucht verweigert sie jegliche Hilfe, weil halt Vorschriften. Grade im Umfeld von DS9 mit seinen bunten Charakteren mit Ecken und Kanten wirkt die perfekte TNG-Crusher noch unerträglicher als sonst.
    Das komplett andere Extrem ist übrigens mit Dr. Pulaski vertreten, welche auf dem zivilen Forschungsschiff ist. Und so freundlich und optimal Crusher ist, so rauhbeinig tritt Pulaski auf. Sie provoziert und schimpft das komplette Buch durch ohne Ende und ist nicht offen und direkt, sondern beleidigend und lässt sämtliche sozialen Umgangsformen vermissen. Fast schon meint man, als würde die Autorin den Charakter einfach nur hassen und sie deshalb mit Absicht entsprechend unsymphatisch präsentieren. Aufgabe mit Stern erledigt.


    Spaß macht das Buch nicht und abgesehen von Pulaski und ihrem Forschungsschiff, die irgendwann nochmal erwähnt werden könnten, ist der Roman eines der wenigen DS9-Bücher, die komplett gar nichts zur Rahmenhandlung beitragen und komplett vergessen werden können.




    Und der Eberhofer, zum Dritten. Immer noch eine Gaudi, bayerischer Humor halt.

  • Zwischenzeitlich gelesen




    Ich mag Abenteuerromane. Der erste Band der Geheimakte-Reihe ist damals eher weniger gut bei mir angekommen, dieser hier ist sehr viel besser. Liegt zum großen Teil auch daran, dass es chronologisch das zweite Buch ist, aber das fünfte veröffentlichte.
    Ursprünglich erschienen vier Bände, die in einem Zeitraum von zehn Jahren spielen und somit auch einen entsprechenden Zeitrahmen im Leben von Heldenpon Max Falkenburg behandeln. Nach einer langen Pause setzte sich der Autor jedoch wieder an den Schreibtisch und lieferte weitere Abenteuer, wodurch die Reihe inzwischen ein Dutzend Bücher umfasst. Dabei sprang der Schreiberling jedoch, wie er lustig war, hin und her und füllte verschiedene Lücken dieser zehn Jahre, wodurch sich natürlich die Frage nach der Lesereihenfolge ergibt. Entschieden habe ich mich letztlich für die chronologische, damit sollte nichts schiefgehen.
    Ein Vorteil ist dadurch natürlich der, im Vergleich zum Vorgänger, deutlich gelungenere Schreibstil. Wirkte Band 1 noch wie die Fanfic eines Anfängers, hat Band 2 bzw 5 ein durchgehend ordentliches Niveau, das sich nicht zu verstecken braucht. Vor allem die kurzen, einfachen Sätze aus der ersten Geheimakte sind kaum noch anzutreffen, was einen komplett anderen Lesefluss ergibt.


    Inhaltlich geht es diesmal um eine Expedition nach Peru, um dort den verlorenen Herrscherstab des letzten Königs der Inka zu finden. Freilich stösst man dabei auf verschiedene Hindernisse wie Verräter in den eigenen Reihen, einen Geheimbund, mordlustige Einheimische und weitere Probleme, bis man am Ende schließlich vor dem verschollenen Schatz steht. An sich gewohnte und bewährte Abenteuerkost, aber mehr verlangt man eigentlich auch nicht.


    Leider gibt es doch ein paar Probleme beim Buch als Gesamtwerk. Die Expedition in Peru besteht zu gleichen Teilen aus Amerikanern (+dem Heldenpon) und Spaniern, aber die Geschichte konzentriert sich einzig und allein auf die bekannten Hauptcharaktere. Trennt sich die Gruppe, bleiben die Helden zusammen und erleben auch den größten Teil des Abenteuers, während es beim Rest recht belanglos zugeht und entsprechend kaum Seiten dafür übrig bleiben. Weiterhin kommen Held Max und die Dame des Buches am Ende der Geschichte zusammen, was äusserst seltsam wirkt, da nie von irgendeiner Art von Anziehung zwischen den beiden die Rede war.
    Besonders übel sind aber die Klischees. Die spanischen Teilnehmer der Expedition sind praktisch nicht vorhanden. Sie werden nur hin und wieder am Rande erwähnt und jedes Mal hält man kurz inne, da man sie einfach komplett vergessen hat. Die Spanier werden bis auf zwei Ausnahmen nicht mal beim Namen genannt und als sich am Ende einer der Expeditionsleiter gegen den Rest stellt, sind sämtliche seiner Landsmänner sofort auf seiner Seite. Sie zögern nicht, müssen nicht bedroht werden, sondern stellen sich direkt hinter ihn und gehen sogar so weit, einen der Hauptcharaktere in einem unterirdischen Grab einzusperren, wo er elendig zugrunde gehen soll. Es wird das ganze Buch über nicht mal der Versuch unternommen, sie irgendwie symphatisch oder auch nur menschlich erscheinen zu lassen und liest sich fast schon wie eine persönliche Abrechnung des Autors.
    Das selbe trifft auch auf viele der Peruaner zu, mit denen die Gruppe zu tun hat. Die Behörden und die Polizei sind korrupt und richten ohne zu zögern Unschuldige hin, weil's eben Spass macht. Und ein komplettes Dorf geht mit Fackeln und Heugabeln auf die Protagonisten los und tötet sogar einen ihrer Ältesten, weil dieser die Fremden beschützen wollte. Teilweise ist's halt echt unangenehm zu lesen, wie grundlos verdorben gewisse Charaktergruppen dargestellt werden.
    Und am Ende ist's dann auch ohne wirkliche Erkärung Heldenpon Max, der den Tag rettet, weil der Geist des letzten Königs der Inka grade den Körper eines Deutschen braucht, um sich zu manifestieren. Oder so.


    Gelungen ist das Buch im Ganzen aber trotzdem. Hat Spaß gemacht, grade das Finale war dann wie aus einem großen Abenteuerfilm. Bin auf den nächsten Band gespannt.

  • Da Mahiro die Segel gestrichen hat, werde ich nun die Kontrolle in diesem Thema an mich reissen!

    Nix da, die Tage deiner Schreckensherrschaft sind nun vorbei! 8|


    The NES Endings Compendium: Years 1985 - 1988 von Rey Esteban



    Der Autor schreibt im Vorwort, dass über allemöglichen Hintergründe von Games berichtet wird, aber sich niemand näher mit den Endsequenzen beschäftigte, also wollte er diese Lücke schließen, weil ihn die Enden von Games immer interessierten.


    Es war ein Spontankauf für wenig Geld und es hat sich gelohnt. Vier Jahre an NES-Games werden hier abgedeckt, wobei hier nach US-Release gegangen wird und auch nicht wirklich jedes Game besprochen wird. Doch alle bekannten sowie weniger bekannten Games sind dabei und noch mehr.
    Jedes Jahr beginnt mit einer Übersicht der Coverarts aller Spiele, was mich schon mal sehr anspricht. Zu den Games selber gibt es eine kleine Infobox mit Angabe von Publisher, Entwickler, Anzahl der Enden und eine Bewertung zwischen null und fünf Sternen für eben jene Endsequenzen. Die Handlung des jeweiligen Spiels wird erläutert, wobei der Autor sich hier ausschließlich auf Informationen aus dem Game und dessen Anleitung bezieht. Sofern vorhanden wird auf die unterschiedlichen Endings eingegangen, begleitet mit vielen Screenshots. Es wird sogar auf regionale Unterschiede eingegangen (und Europa dabei nicht vergessen).


    Ich bin sehr positiv überrascht wie viel Spaß ich mit den kleinen Buch (132 Seiten) hatte. Am Ende melden sich ein paar Entwickler zu Wort und beschreiben ihr Erlebnis mit dem ersten NES-Games, welches sie zuerst beendeten. Danach folgt ein kurzer Ausblick auf die zweite Ausgabe, die sich wohl ausschließlich um das Jahr 1989 beschäftigen wird. Zum Schluss gibt es noch den schönen Gag, dass man das Buch nun vollständig durchgelesen hat, aber man nun 130 Seiten zurückblättern und nochmal von vorn beginnen kann, was eine wunderschöne Hommage an typische Enden aus solcher Zeit ist.

  • Diesmal möchte ich auch wieder ein Buch vorstellen:


    Die Kinder von Nebra von Ulf Schiewe



    Als Mann vom Fach (Diplom in Archäologie) tu ich mir, ehrlich gesagt, immer etwas schwer mit historischen Romanen. Zu oft habe ich das Gefühl, dass in solchen Geschichten historische Authentizität modernen Glaubensvorstellungen zu weichen hat und weniger Fokus darauf gelegt wird, wie Geschichte wirklich aussah, sondern wie sie aussehen soll. Mit nur wenigen Ausnahmen habe ich deshalb immer einen langen Bogen um solche Bücher gemacht. Die Kinder von Nebra habe ich dann per Zufall in meinem örtlichen Buchladen entdeckt und anders als sonst, war ich sehr neugierig darauf. Einen historischen Roman, der in der Bronzezeit, einer in den Medien viel zu selten besuchten Epoche der europäischen Urgeschichte, spielt, kann ich nicht einfach so ignorieren! Was das angeht sollte ich öfter auf mein Bauchgefühl hören, denn dieses Buch gefiel nicht nur vielen Lesern in deren Rezensionen, sondern auch mir sehr gut.


    Die Kinder von Nebra spielt etwa 2000 Jahre vor Christus in der frühen Bronzezeit. Im Mittelpunkt der Geschichte steht, wie schon am Cover zu erahnen, die sogenannte Himmelsscheibe von Nebra, dem heute bedeutendsten Fund dieser Zeit in Mitteleuropa. Die Entstehung wie auch eventuelle Verwendung der Himmelsscheibe (was ja heute nicht ganz geklärt ist) wird umrahmt mit einem spannenden Heldenepos, der von einem Konflikt zwischen einzelnen Klans und ihren Götterwelten erzählt. Protagonistin ist Rana, ein Mädchen und zukünftige Priesterin der Fruchtbarkeitsgöttin Destarte, die sich der Schreckensherschafft von Orkon und dem Kult rund um Hador, dem Gott der Unterwelt, stellt und dabei nicht nur auf die Hilfe ihrer Familie und Freunde angewiesen ist, sondern auch auf jene magische Bronzescheibe, die von ihrem Vater geschmiedet wurde und das göttliche Wissen aus dem Osten, den Sonnenländern, in sich trägt. Diese in ihren Augen von Destarte gesandte göttliche Botschaft will sie nutzen, um ihr Volk in ein neues Zeitalter des Lichts zu führen.


    Über die Menschen der frühen Bronzezeit in Mitteleuropa, insbesondere der sogenannten Aunjetitzer Kultur, zu der die Himmelsscheibe gehört, ist vergleichsweise wenig bekannt. Es gibt keine schriftlichen Quellen und alles was wir wissen, wissen wir durch archäologische Hinterlassenschaften. Der Autor schafft es gekonnt, das was wir definitiv wissen und erahnen können mit fiktiven Erklärungen zu Gesellschaftsstrukturen und Religion zu vereinen, ohne dabei zu sehr an den Haaren herbeigezogen zu wirken. So ist z.B. die Götterwelt stark inspiriert vom griechischen und nordischen Pantheon, was Sinn ergibt, da beide Kulturen aus demselben indoeuropäischen Sprach bzw. Kulturraum stammen. Destarte ist das Pendant zu Aphrodite und Hador jenes zu Hades, auch andere vertraut klingende Götter wie Woudan oder Hella kommen vor, aber im Fokus stehen definitiv die beiden erstgenannten. Auch dass die Ruotinger (wie sich die Menschen der Aunjetitzer Kultur in diesem Roman nennen) eine frühe Staatsform gebildet haben, die sich an das hethitische Reich anlehnt (auch indoeuropäisch) ist natürlich nicht mehr nachzuweisen, aber durchaus denkbar. Auch wie die Himmelsscheibe entstand oder wie bestimmte Handwerkstechniken in der damaligen Zeit funktionierten, wird teils aufs penibelste beschrieben. So sehr, dass solche Ausführungen manchmal den Lesefluss etwas hindern können, vor allem wenn man neugierig ist, wie es nun mit der Story weitergeht. Aber das ist schon meckern auf höchstem Niveau.


    So kriegt der Roman von mir volle Punktzahl, was sowohl Respekt gegenüber den Quellen, wie auch eine die darum entwickelte spannende und unterhaltsame Geschichte angeht!

  • Capcom 30th Anniversary Character Encyclopedia



    Über 200 Charaktere, genauer gesagt 204, werden hier vorgestellt. Anlass war der 30. Geburtstag der Firma Capcom, was hier nur leider nicht durch ein passendes Vorwort eingeleitet wird. Stattdessen gibt es nur kurz ein paar Worte, gequetscht über das Inhaltsverzeichnis. Das Buch erschien 2013 auf Englisch beim Verlag DK.


    Jeder Charakter wird hier in zwei Absätzen erläutert, wenn der Platz nicht ausreichen würde konzentriert man sich auf den ersten und damals letzten Auftritt. Außerdem gibt es eine kleine Infokarte mit Infos zum ersten und aktuellsten Spiel zu dieser Figur und allgemeinen Sachen wie Größe oder Wohnort. Dazu gibt es meist zwei Abbildungen, eine speziell vom Charakter und eine allgemeine Illustration zu einem Spiel, wo die Figur ebenfalls abgebildet ist.


    Gerade hier fallen mir Nebencharaktere aus Resident Evil 6 negativ auf. Das Spiel erschien 2012, also das Jahr zuvor. Eine spätere Version würde vermutlich nicht so viele Charaktere aus diesem Teil enthalten, das hatte wohl eine gewisse Werbewirkung als Motiv. Außerdem haben genau diese Charaktere alle das selbe Poster im Hintergrund, was einfach lahm ist.
    Davon abgesehen empfinde ich das Sortiment an Spielen als ausgewogen vertreten. Street Fighter und Resident Evil sind Reihen, die auf viele Teile und Figuren zurückblicken und daher überpräsent erscheinen könnten, aber ich finde dies okay. In Relation dazu gibt es recht viele Vorstellungen von Charakteren von Darkstalkers und all den Mega Man-Serien. Gewürzt wird das Ganze mit vielen anderen Spielen, die selten eine Fortsetzung bekamen. Witzig das es gleich drei Protagonisten mit den Namen Ryu bei Capcom gab. Leider wird hier nur im Ansatz erklärt, warum der Charakter Sieg Wahrheit so einen komischen Namen trägt. (Da hilft ein Wiki im Internet schon mehr, nur so am Rande.)


    Auf den Buchrücken steht 16,99$, meine Amazonbestellung von damals sagt 12,30€. Für den Preis ist es okay. Ich bin jetzt kein großer Fan von Capcom, bis auf Ōkami würde mir auf die Schnelle nichts einfallen, das mich von denen begeisterte. Dennoch hatte ich bei den recht geringen Preis einfach mal zugegriffen und es nicht bereut. Allerdings zeigt mir die Enzyklopädie zum 30. Geburtstag von Super Mario das man bedeutend mehr abliefern kann, wofür ich dann gern auch etwas mehr ausgebe (wobei es in dem Fall tatsächlich nur knapp 13€ waren, dank einem temporären Angebot).

  • Das ABC der Videospiele von Gregor Kartsios



    Den Autor kennt man vielleicht schon durch Game One oder RBTV.


    Den Inhalt des Buches empfinde ich als absoluten Durchschnitt, das Drumherum ist dann schon eine Frechheit. Das Buch umfasst 35 Einträge zu jeweils einen bestimmten Thema. Wie kann man da von einem Lexikon sprechen? Ein "umfassendes Werk" sieht auch anders aus, der Klappentext sollte hier nicht zu hochstapeln. Für die Preisklasse finde ich den Umfang okay, doch angesichts des Untertitels "Alles, was Gamer über Videospielgeschichte wissen müssen" kann man als Autor nur verlieren. Wobei dieser Untertitel ausschließlich auf der Amazonproduktseite auftaucht und im Buch selbst nicht zu sehen ist. In einer Rezension auf Amazon lese ich die berechtigte Frage, warum denn nicht Minecraft erwähnt wird. Schließlich ist es aktuell das meist verkaufteste Spiel überhaupt.


    Wenn man mal von der reißerischen Vermarktung des Buches absieht, fand ich nur ein paar Artikel, die ich interessant finde. Die meisten sind leider eher wie eine bloße Aneinandereihung von Fakten geschrieben und wirken wie ein nüchternder Wikipediaeintrag. Echtes Insiderwissen ist mir jetzt nicht so aufgefallen, auch wenn ich beispielsweise den Abschnitt zu Visual Novels recht gut finde. Dann gibt es andere Artikel wie zum Beispiel über EA Sports, wo auf die Anfänge eingegangen wird bis zu den 16-Bit-Konsolen, doch dann folgt als Abschluss nur eine kurze Anmerkung über etwas, was der Autor an aktuellen Spielen doof findet. Da wundert man sich schon über die übersprungende Zeit und dieses merkwürdige Ende.


    Es gibt viele Screenshots und andere Abbildungen, die an sich gut sind. Doch hier wäre ein einheitliches Format bei den Bildbeschreibungen besser gewesen. Im Detail würde ich es auch begrüßen, wenn jeder Screenshot auch der deutschen Version entnommen wäre, sofern vorhanden.


    Für bewanderte Nerds und Gamer ist das Buch nichts. Man würde höchstens ein paar alte und/oder unbekannte Konsolen und Handhelds sehen und ein bisschen über diese lesen, aber kaum mehr, was man nicht schon kennt. Da empfehle ich lieber bei Interesse mal eine Ausgabe vom Magazin Retro Gamer zu holen. Da hatte ich kürzlich beispielsweise Interessanteres über die Firma Codemasters gelesen und dies auch im Hinterkopf behalten als irgendetwas aus dem Abschnitt über Atari aus diesem Buch hier. Auch hatte das Magazin in einem Handheld-Special doch etwas mehr zu bieten als Gregors Buch.

  • Man kennt ja den Autor und dein Fazit bestätigt nur, was ich mir schon gedacht habe. Gregor lebt in seiner eigenen Videospielbabel, was ja auch in Ordnung ist. Aber dann ist der Titel nicht wirklich gerecht oder passend.


  • Plus das erste Buch, aber den Versuch, die beiden Titelbilder nebeneinanderzukleben, spare ich mir jetzt. Abschlussband der Reihe, deshalb ausnahmsweise etwas ausführlicher für einen Star Trek Roman.


    Den Vorgänger mit den Architekten der Unendlickeit und deren geheimnisvollen Planeten fand ich eher määh, allerdings hatte er ein sehr gutes Ende. Praktisch auf den letzten zwei Seiten taucht aus dem Nichts ein Raumschiff/Alien/Geheimobjekt auf und zerstört die USS Galen, auf der sich leider gerade der Doktor und Harry Kim befinden. Ende. Auf die Fortsetzung war ich durchaus gespannt.


    Wenig überraschend wird direkt auf der ersten Seite enthüllt, dass die Galen nicht vernichtet, sondern vom Angreifer an den Rand der Galaxis versetzt wurde. Entsprechend dreht sich das Buch im ersten Akt vor allem darum, dass ziemlich ramponierte Schiff davon abzuhalten, auseinanderzufallen bzw. beim Rest der Flotte um den Verlust. Recht bald erkennt letzterer allerdings, dass die Galen wohl doch noch intakt ist und auf beiden Seiten konzentrieren sich die Bemühungen fortan, Kontakt zur Flotte herzustellen respektive den Verbleib des verschollenen Schiffs zu erfahren. Gleichzeitig steht der Versuch im Vordergrund, mit den aktuellen Mystery-Aliens in Verbindung zu treten, was jedoch mangels Sprache auf deren Seite recht kompliziert ist.


    Durchaus interessant ist die Ausgangssituation. Ob Absicht oder aus Versehen, aber es ist eine gar nicht schlechte Idee, für den Abschlussband der Reihe praktisch die Situation des Pilotfilm nachzustellen, mit dem knapp 25 Jahre zuvor alles begann. Ein Raumschiff wird von einer fremden Macht in einen entlegenen Winkel der Galaxis geschleudert und muss zusehen, wie man wieder nach Hause kommt. Es liest sich durchaus gelungen und keineswegs wie das Aufwärmen alter Geschichten.
    Davon abgesehen ist das Buch aber vergleichsweise ruhig. Das Intro ausser Acht gelassen gibt es kaum Action oder Raumschlachten, womit man sich am Vorgänger orientiert. In dem drehte sich die Hälfte des Buches lediglich darum, wie die Besatzung auf dem aktuellen Planeten Landurlaub macht. Hier und da wird etwas angedeutet, trotzdem sind die ersten 150 Seiten direkt brav, bevor es zur obligatorischen Katastrophe kommt. Den selben Trend setzt man hier fort. Die Situation ist natürlich deutlich bedrohlicher, aber keine Dauerpanik, wie man es aus anderen Büchern kennt.
    Ein weiterer großer Vorteil des zuvor erschienenen Bandes war der Fokus auf zweitrangige Crewmitglieder. Eben die Personen, die das Steuer übernehmen dürfen, wenn Paris wieder in einem Abenteuer ist, oder auf die Torres die Arbeit abschiebt, wenn ein Replikator ein Stück grünen Käse statt einer Unterhose repliziert. Es sind die Charaktere, die seit Beginn der Reihe vorhanden sind, jedoch selten mehr als ein "Ja, Captain", "Sofort, Captain" oder "Zu Befehl, Captain" sagen dürfen. Man erkennt die Namen, allerdings ohne die Personen irgendwie näher zu kennen. Damit geht das Buch ein Problem an, dass auf eigentlich jede Star Trek-Serie zutrifft und das sich auch auf andere Genres wie Krankenhaus übertragen lässt. Warum werden immer die selben zehn (Haupt)charaktere in ein wöchentliches Abenteuer verwickelt, kümmern sich darum, den Laden am Laufen zu halten, gehen auf Aussenmissionen oder werden von Aliens entführt, wenn es ein ganzes Raumschiff voller qualifizierter Offiziere gibt? Die Frage selbst wird im Buch direkt gestellt und einige der NPCs stehen im Mittelpunkt und bekommen endlich Gelegenheit zu glänzen. Seven mag ein Genie in der Astronomie sein, aber wenn vier andere Personen an Bord die Akademie als Jahrgangsbeste abgeschlossen haben, aber nie gefragt werden, baut sich da natürlich Frust auf. Das Buch beleuchtet den Aspekt sehr gut und im Gegensatz zu den beiden TNG und VOY TV-Episoden, die ein ähnliches Thema haben, die entsprechenden Charaktere im Anschluss aber nie wieder zeigen, setzt es sich hier tatsächlich in den nächsten, vorliegenden Roman fort. Die neuen, alten Offiziere werden nicht wieder auf die Ersatzbank gestellt, sondern beteiligen sich aktiv am Einsatz. Das geht sogar so weit, dass die Standardpersonen a la Seven, Paris oder Torres nur eine Handvoll Auftritte haben und sich größtenteils im Hintergrund halten. An sich kein Problem, unter dem Gesichtspunkt des Abschlussromans aber doch etwas schade.


    Überzeugen will das Buch aber doch nicht wirklich, was vor allem an einem Problem liegt, das der Serie durchgehend vorgeworfen wurde, mich damals aber nie gestört hat: das ewige Technogeblubber. Als Chibi und Jugendlicher war's mir relativ egal, ob das Problem der Woche gelöst wurde, weil


    Zitat von Der schüchterne Reginald

    …es fiel mir plötzlich ein, dass ich eine Frequenzverbindung zwischen dem Deflektor und dem Schildgitter einrichten könnte, indem ich den Warpfeldgenerator als Energie­fluss­ab­schwäch­er benutze und das hat natürlich eine Verstärkung des in­härenten Energie­ausstoß­es erzeugt

    Der ausgewachsene Fangfried sieht darüber aber nicht mehr so leicht hinweg. Bereits im Vorgängerband gab es die Situation, dass die Besatzung intelligentes Metall entdeckte. Die Crew flippt total aus, ist hin und weg und wird nicht müde zu erwähnen, dass diese Technik dem aktuellen Föderationsstandard um Jahrzehnte voraus ist....was das aber konkret sein soll und wofür man das brauchen könnte, das geht in einem Schwall aus fiktiven Fachausdrücken unter. Nicht cool.
    Das aktuelle Buch treibt es auf die Spitze und verwendet dafür die Mystery-Aliens. Diese haben keine Sprache, verfügen nicht einmal über das Konzept und verständigen sich nur mit Lichtsignalen. Es dauert, bis die Charaktere herausfinden, dass sich hinter diesen Zeichen das komplette Genom eines Besatzungsmitglieds befindet und über etliche Umwege ist man dadurch schließlich in der Lage, den Fremden eine komplette Mannschaftsliste zu schicken, was für eine konkrete Kommunikation aber herzlich wenig bringt. Einer der NPCs schafft es am Ende, sich mit Excel Begriffen auszutauschen und verständlich zu machen, aber wie man plötzlich von "ENTITÄT JANEWAY < GROSSENTITÄT VOYAGER" zu "Ihr habt uns leider von unserer Flotte getrennt und jetzt würden wir gern wieder zurück, haben aber auch total Bock darauf, euch näher kennenzulernen ^__^" kommt, das bleibt ungeklärt. Jedes Mal, wenn es um die Mystery-Aliens geht (und das passiert oft), wechselt das Buch in sinnfreies Gebrabbel, an einer Stelle versucht der eben erwähnte NPC der Führungsriege zu erklären, wie er eine Basis zur Kommunikation gefunden hat, aber es beschränkt sich auf nicht weniger als zwei, drei Seiten Technogeblubber und man versteht kein Wort.
    Es ist eine Sache, ob man sich kurz in fiktive Fachbegriffe flüchtet, um damit eine Abwehr gegen eine mächtige Alienwaffe zu finden und diese so zum Gespräch zu zwingen. Aber wenn halt die ganze Geschichte darauf basiert, es sich von Anfang bis Ende zieht und man praktisch kaum versteht, was überhaupt Sache ist, dann läuft was falsch. Das Problem gab es leider schon in einem vorherigen Buch, welches die Episode der ersten TV-Staffel mit der Raumverzerrung fortsetzt und schon damals dachte ich mir, dass ich sowas nicht nochmal brauche. Leider ist es jetzt doch dazu gekommen.


    Ein weiterer Kritikpunkt ist es, wie leicht den Charakteren oft die Lösung für Probleme zufliegt. Völlig ohne Grund oder Inspiration haben sie plötzlich eine Erleuchtung und überwinden damit Hindernisse, die sie die halbe Geschichte über beschäftigen. Es gibt keinen Geistesblitz oder eine Offenbarung, stattdessen heisst es nur "Vielleicht ist ja gar nicht Situation A, sondern Situation B der Fall?" - "Das würde erklären, warum bisher alle unsere Versuche erfolglos waren" - "In dem Fall könnte uns Strategie 2 helfen!". Und natürlich ist Strategie 2 auch die Lösung. Es passiert mindestens dreimal im ganzen Roman, unter diese Rubrik fällt auch der Durchbruch, mit den Mystery-Aliens zu kommunizieren. Besonders übel ist das im Fall der Nancy Conlon, die seit mindestens der halben Buchreihe an einer Krankheit leidet, durch die ihr Körper langsam zugrunde geht. Mehrere Versuche wurden unternommen, sie zu heilen, keiner hatte Erfolg, und am Ende überlegt sich die Ärztin spontan "Vielleicht sollte ich mir die Akten der anderen Leute ansehen, die ebenfalls wie Nancy vor acht Romanen von einem fremden Bewusstsein übernommen wurden, wodurch ihre Krankheit erst ausbrach......Potzblitz! Das ist die Antwort!". Schwupp-di-wupp, Kartoffelsupp', innerhalb von vier Seiten ist alles wieder cool.


    Und leider verdient auch der Harry Kim eine Negativerwähnung, der hier seltsamerweise der größte Held vom Feld ist. Er befindet sich zufällig und aus Versehen an Bord der Galen, als diese entfernt wird, und da leider die gesamte Führungsriege in der Krankenstation, im Koma oder direkt auf der Totenbahre liegt, übernimmt er kurzerhand das Kommando, obwohl noch drei andere, gleichrangige Offiziere an Bord sind. Es macht einerseits durchaus Sinn, dem Mann mit seinem Schatz der Erfahrung das Zepter in die Hand zu geben, andererseits fragt man sich aber auch, warum die Wahl grade auf den einen Heldenpon fällt, der Schiff und Besatzung am wenigsten bis praktisch gar nicht kennt.
    Harry glänzt auch umgehend durch vorher nie gezeigte Fähigkeiten, indem er innerhalb von zwei Seiten einen eigenbrötlerischen, grantigen NPC so motiviert und begeistert, dass dieser kurzerhand herausfindet, wie mit den Mystery-Aliens zu kommunizieren ist. Einerseits eine nette Szene, grade wenn man bedenkt, als was für ein Jungspund Kim damals angefangen hat, aber andererseits auch nicht ganz plausibel, dass ihm innerhalb von Minuten etwas gelingt, was die eigentlichen Schiffskameraden des NPCs in über einem Jahr nicht geschafft haben.
    Harry schlägt sich so gut mit seinem Übergangskommando, dass er es gar nicht mehr abgeben will. Als Captain Farkas, die eigentliche Kommandantin der Galen, aus dem Koma erwacht, schwört Harry bei der Festigkeit von Janeways Haarknoten, ihr sofort die Befehlsgewalt zurückzugeben, sobald sie wieder auf dem Damm ist, aber als sie am Ende tatsächlich wieder im Chefsessel sitzt, gibt Harry trotzdem weiterhin Befehle, reagiert auf Berichte (die auch direkt an ihn gerichtet werden) und schmeisst den Laden im Alleingang, während Farkas nur schweigend danebensitzt. Ein Wunder, dass er am Ende nicht direkt das komplette Schiff angeboten bekommt.