Liest keiner mehr? Schämt euch.
Bei mir stand die letzten Wochen eher belanglose Lektüre auf dem Plan.
Der erste Roman zu einer meiner Lieblingsserien. Alle anschauen!
Buch war in Ordnung, ganz im Stile der Vorlage mit dem exzentrischen Humor, oft konnte man Shawn und Gus bei ihren Eskapaden direkt vor sich sehen. Grade am Anfang war das Ding aber ziemlich gestreckt, der Hauptmord ereignet sich erst nach der Hälfte und auch sonst hat der Autor an mancher Stelle doch arg übertrieben. Grade die Überführung des Täters am Ende war ziemlich selbstmörderisch. Hab deshalb auch grad kein grosses Verlangen, die weiteren Romane zu lesen. Vielleicht später.
Die deutsche Version wurde wieder zweigeteilt, deshalb der Einfachheit halber das US-Cover. Sieht ausnahmsweise auch mal schön aus. Voyager war immer meine bevorzugte Serie, deshalb auch die einzige Star Trek Reihe, die ich noch im Papierformat gekauft habe, für gewöhnlich im Urlaub daheim. Finde die Romane aber generell eher durchschnittlich. Mag zwar die Idee, dass sich einzelne Handlungen oft über mehrere Bücher erstrecken und nicht selten Episoden aus der Serie selbst wieder aufgegriffen und vertieft werden, aber so richtig will die Serie nicht abheben. Bin deshalb aufs Kindle Format umgestiegen, Bücher müsste ich früher oder später eh wieder loswerden und so konnte ich auch ein paar Gulden sparen. Durch die Aufteilung zahlt man schliesslich den doppelten Preis.
Buch selbt war nett. Recht gelungen war die erste Hälfte, in der wenig passiert, dafür aber die Charaktere im Mittelpunkt stehen, vor allem die NPCs, die für gewöhnlich halt von der Haupttruppe ins Abseits gedrängt werden. Wurde auch direkt so aufgegriffen. Fühlte sich alles ein bisschen wie Urlaub an. Später kommt noch die obligatorische Katastrophe, die sich diesmal sehr erzwungen anfühlt.
Ansonsten wieder das übliche Problem, dass sich durch die ganze Serie zieht: das unerträgliche Technik-Gebrabbel. Scheint bei der Autorin Standard zu sein, wenn sie Probleme hat, etwas zu erklären, einfach komplizierte Fachbegriffe erfinden. Hier findet die Truppe etwas, was als lebendiges Metall bezeichnet wird. Scheinbar total genial und revolutionär, da die Crew nicht müde wird, darüber zu staunen und zu betonen, dass das Zeug die Föderation um Jahrzehnte vorwärts bringen würde, aber wieso das so dufte ist und was genau es ist, das wusste ich am Ende immer noch nicht. Ist leider nicht das erste Mal, das sowas passiert und bei den anderen Serien ist es bei weitem weniger präsent.
Dafür gab es am Ende einen sehr gelungenen Cliffhanger. Bin sehr gespannt, wie es weitergeht, der nächste Roman ist in den USA vor zwei Monaten erschienen, bei uns wirds wohl noch seine Zeit dauern.
Und gerade aktuell:
Den phantastischen Film mit Juliette Binoche kenne wahrscheinlich noch der ein oder andere. Habe da schon länger auf die Romanvorlage geschaut, vor allem, da es hier inzwischen drei Fortsetzungen gibt. Jetzt schliesslich zugegriffen, wurde die englische Fassung, weil nur die komplett fürs Kindle vorliegt. Und da beginnt auch schon eins von zwei massiven Problemen.
Der Roman ist sehr, SEHR detailliert geschrieben. Jeder Kiesel auf der Strasse, jeder Backstein, jeder Grashalm wird auf's genaueste beschrieben und erklärt und das auf eine extrem bildliche, fast schon poetische Art. Dabei wird oft Vokabular verwendet, dass ich im Leben noch nicht gehört habe. Zwar keine alten Wörter im Stile eines Shakespeares, aber durchaus hochgestochen, die im Alltag einfach nicht verwendet werden. Der Handlung kann man natürlich problemlos folgen, aber es wird irgendwann doch ermüdend, wenn eine halbe Seite lang die Verkaufsregale beschrieben werden und man sich dann lediglich "Mei, ist halt überall schön verpackte Schokolade" denkt.
Zum zweiten ist das Buch in der Ich-Perspektive geschrieben, was ich grundsätzlich schon mal nicht mag. Man sieht automatisch den Autoren vor sich, der sich dadurch selbst die Protagonistenrolle auf den Leib schreibt und dadurch zum Helden wird. Hier ist es aber das Bild, welches dadurch von Hauptdarstellerin Vianne vermittelt wird. Im Film kein Thema, da dieser eine Erzählung von aussen ist, im Buch bekommen wir durch den gewählten Stil allerdings Einblicke in die Gedanken und das Wesen der Heldin. Ein gutes Beispiel ist die Ankuft der Zigeuner, die von der ganzen Stadt aufgrund von Vorurteilen nicht akzeptiert werden und die demonstrativ "Keine Fremdlinge!"-Schilder in die Fenster ihrer Läden hängen. Wenn man im Film sieht, wie Vianne so ein Schild ablehnt ist das eine Sache. Wenn sie das im Buch allerdings selbst beschreibt wirkt das deutlich unsymphatischer, weil sie sich dadurch direkt als die einzige Person darstellt, die nichts auf das Geschwätz gibt. Genauso kurz darauf, als den Zigeuner in einem Cafe der Service veweigert wird und sie selbiges daraufhin verlässt, extra betont, dass sie kein Trinkgeld gibt, sich bei den Leuten entschuldigt und sie freundlich in ihren Laden einlädt. Auch generell wird alles bewusst trostlos und negativ beschrieben. In ihrem Geschäft gibt es überall Kleinigkeiten zu entdecken, es ist freundlich und sie heisst die Leute willkommen, für die sie immer ein offenes Ohr hat, es gibt Sitzgelegenheiten und sie stellt sogar einen Heizwärmer auf, wodurch es noch gemütlicher wird, während das Cafe eines ihrer Gegenspieler natürlich total heruntergekommen ist, ausgeblichene Farben, rostige Stühle, dunkel und schummrig und überall hängt der Zigarettenrauch. Im Film ist all das kein Problem, aber durch die Ego-Erzählung ist Vianne eben die strahlende Heldin, während alles andere schlecht ist, bis sie eingreift. Deutlich wird das vor allem durch einen Satz relativ früh: "Ich verkaufe in meinem Geschäft keine Schokolade oder Pralinen, ich verkaufe kleine Wunder und Träume." Ist halt schon ziemlich arrogant, so was über sich selbst zu sagen.
Beide Probleme, die extreme Detailverliebtheit und der gehobene Stil sowie die Ich-Perspektive, wirken oft auch einfach befremdlich und unnatürlich. Wenn ich aus dem Fenster schaue und es ist neblig, dann denke ich mir halt "Hmm, ganz schön neblig da draussen." Dann stehe ich nicht davor und denke mir "Mit geisterhaften Fingern tastet der Nebel durch die Strassen. Lockend im Versuch, nichts ahnende Personen in sein Reich des Zwielichts zu führen. Ich sehe Monsieur Armand vorbeigehen, den Kragen seines Mantels hochgeschlagen um sich gegen die beissende Kälte zu schützen. Ich hebe die Hand, um ihm zuzuwinken, doch nach nur wenigen Metern verschlingt ihn bereits die Nebelwand in eine Welt, die weder Licht noch Schatten ist". Die Autorin wendet sich nicht an den Leser direkt, der Stil entspricht auch nicht einem Tagebuch oder Briefen an eine andere Person. Es ist eher so, als würde Vianne am Ende des Tages diesen nochmal Revue passieren lassen. Oder als würde sie einer Freundin erzählen. Und da redet halt keiner so geschwollen daher. Naja, mein Stil ist es halt nicht, zumindest nicht im Englischen. An sich ist die poetische Art ja nichts schlechtes, aber die muss man dann halt in der eigenen Sprache lesen, damit sie ihre ganze Wirkung entfaltet.
Finde das Buch jetzt eher määh, hat halt noch den Vorteil, dass man dabei immer den Film vor Augen hat, aber auf die Fortsetzungen hab ich zumindest jetzt keine grosse Lust.