Tenet [PC/Fernseher/Kino]


  • Zitat

    Ein CIA-Agent (John David Washington) wird nach einem Einsatz bei einem Terroranschlag auf die Kiewer Oper enttarnt und überwältigt. Selbst unter Folter weigert er sich jedoch, seine Kollegen zu verraten und nimmt sich selbst das Leben – oder glaubt das zumindest. In Wahrheit hat er so einen ultimativen Test bestanden und dadurch Zugang zu einer supergeheimen Organisation gewonnen, die versucht den Dritten Weltkrieg zu verhindern. Die Mitarbeiter stoßen immer wieder auf Gegenstände aus der Zukunft, die sich rückwärts in der Zeit bewegen – die sogenannte Inversion. Offenbar handelt es sich dabei um eine Kriegserklärung aus der Zukunft, deren Mittelsmann der russische Waffenhändler Andrei Sator (Kenneth Branagh) ist. Gemeinsam mit seinem neuen Partner Neil (Robert Pattinson) versucht der Protagonist, Zugang zu Sator zu erhalten und den Krieg der Zeiten zu verhindern. Eine Möglichkeit scheint Sators Ehefrau Kat (Elizabeth Debicki) zu sein...


    Da es endlich mal wieder einen Blockbuster im Kino gab dachte ich ich erstell mal einen Thread dazu, allen voran weil der Film denke ich etwas kontrovers ist.


    Ich würde mich selbst als Nolan Fan bezeichnen. Ich fand Interstellar und Dunkirk überragend und die meisten anderen Filme gefielen mir auch sehr gut, ich mag seinen Stil. Da ich einen sehr sehr hohen IQ habe, habe ich sogar die meisten Filme verstanden! Interstellar schon beim 8ten mal, und bei Inception komme ich gleich auch dahinter ( Ich glaube das hat was mit diesen Träumen zu tun).


    Gestern habe ich dann Tenet im Kino gesehen, mein erster Kinobesuch seit Covid19, man hat das echt gut umgesetzt, viele Plätze waren frei, sehr gut organisiert, auch die Onlinereservierung. Ich habe mich da sehr drauf gefreut und dachte eigentlich allein weil ich wieder im Kino sitze bin ich automatisch schon begeistert vom Film.


    Nach dem anschauen war ich aber ehrlich gesagt im Zwiespalt. Ich will jetzt nichts spoilern, man kann ja mal diskutieren wenn jemand den Film gesehen hat, aber die erste Hälfte gefiel mir echt nicht sonderlich gut. Es ist einfach zu konfus und vieles wird nicht erklärt, und da hilft auch kein nachträgliches googeln, einiges muss man einfach so hinnehmen. Die letzten 30 Minuten wiederum waren Action pur was dank dem ganzen Inversionstwist ganz geil aussah.


    Ich denke das war aber der bisher schwächste Nolan Film, zumindest der schwächste den ich gesehen habe. Nolan ist nicht ganz so unfehlbar, die letzten 5 Filme fand ich eigentlich alle ziemlich gut, besonders halt die letzten beiden.


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  • Ich hab die Blu-ray nun schon länger hier, aber aufgrund des stressigen Jahresauftakts bei mir (und ich dann nach nem stressigen Tag am Abend keine Lust mehr auf nen Film habe) noch nicht wirklich die Zeit gefunden, Tenet zu schauen. Wollte ja eigentlich ins Kino, aber so wirklich war der Drang nicht da, zu einer Viruspandemie mich da gemütlich ins Kino zu setzen. Und ich bereue es letztendlich auch nicht, da ich hier Daheim bestens versorgt bin und mein Fernseher jetzt auch keine Röhre aus den 70ern ist.


    Letzte Nacht hatte ich dann aber genug Zeit und auch die Nerven und das sogar für zwei Filme. Zweimal Nolan. Von Dunkirk hatte ich mir zum Prime Day die UHD-Version geholt und hatte auch die Disc bisher nicht angerührt. Bei Dunkirk war ich allerdings damals im Kino. Ich dachte mir immer, der Film würde nur auf der großen Leinwand funktionieren, aber in UHD kommt der schon sehr saftig. Das liegt aber auch an den vielen beeindruckenden IMAX-Aufnahmen und der Cinematography von Hoyte van Hoytema. Der große Vorteil von Dunkirk ist weiterhin die relativ kurze Laufzeit für einen Kriegsfilm und das es keine große, überdramatische Story gibt. Wobei ich die Storyline auf dem Boot mit Cillian Murphy immer noch viel zu dick aufgetragen finde. Davon abgesehen ist Dunkirk ein leicht surrealer Kriegsfilm (bzw. ein Kriegsfilm mit einigen surrealen Bildern) und dann auch ein typischer Nolan. Hat mir beim zweiten mal jetzt doch wesentlich besser gefallen als damals im Kino.


    Aber komme ich nun zu Tenet zurück. Also wenn Inception Paprika war, dann war Tenet Steins;Gate/Steins;Gate 0. Es gibt ja sowieso einige Theorien, ob Christopher Nolan nicht doch ein Weeb ist. Wenn ja, dann eher im Gegensatz zu Elon Musk ein heimlicher Weeb.



    Ich muss sagen, ich hatte mit Tenet schon verdammt viel Spaß. Dieser Trend, dass sämtliche Filme alle über 2 Stunden laufen müssen, nervt mich tierisch aber Christopher Nolan hat hier einen so kurzweiligen Film abgeliefert, dass es einer der seltenen Momente war ich in 140 Minuten nur zweimal auf den Timer geschaut habe und auch nur, weil ich wissen wollte, ob es sich lohnt, sich noch ein Bier aus dem Kühlschrank zu holen.


    Richtig gut gespielt von John David Washington und Robert Pattinson. Aber selten, oder vielleicht auch noch nie, habe ich Kennth Brannagh schon einmal in einer so diabolischen Rollen gesehen. Was natürlich ein starker Kontrast ist, wenn man ihn zuvor in Dunkirk gesehen hat. In Harry Potter 2 war er natürlich auch nicht ganz frisch, aber Gilderoy Lockhart war dann an sich auch eine komplett überzeichnete Figur, den er übrigens auch fantastisch gespielt hatte. Natürlich war die Rolle des Andrei Sator der Klischee-Russe, aber er hat das einfach verdammt gut gemacht. Aus dem PG-13 hat Nolan auch wieder das Maximum rausgeholt, wenn du solche Charaktere wie Sator dabei hast, müsstest du sogar den Weg frei für ein R-Rating machen, damit sich so ein skrupelloser Charakter auch wirklich entfalten kann. Für die Engländer war es dann doch aber etwas zu viel für ne Freigabe ab 12 und es wurde eine Szene entfernt, um die Freigabe dann auch zu erhalten.


    Insgesamt ist Tenet vermutlich der Film von Nolan, der am schwierigsten zugänglich ist, aber für mich war zumindest das Story-Grundgerüst dann doch sehr schlüssig. Die meisten Mysterien im Film werden aufgeklärt. Was diesmal mehr oder weniger nicht verraten wird (und was Nolan sonst immer tut) ist der Zaubertrick. Wie die ganzen Zeitreise-Gimmicks im Film funktionieren, wird nicht wirklich verraten. Es ist eine Technologie aus der Zukunft, so viel weiß man. Aber wie das alles an sich funktioniert, wird eben nicht verraten und das dürfte vermutlich auch einer der Gründe sein, warum viele Leute den Zugang zu Tenet einfach nicht finden. Aber er ist jetzt längst nicht so kompliziert, wie viele ihn machen. Bei Nolan hatte ich immer kritisiert, dass er vielleicht ein wenig zu viel Preisgibt zum Ende seiner Filme. Hier muss ich ihn dafür loben, dass er sich damit zurückgehalten hat.


    Auch Tenet beinhaltet wieder einige grandiose IMAX-Szenen. Besonders gut kommen die schon wieder direkt zu Beginn im russischen Theater zur Geltung. Überhaupt hatte die ganze Nummer im russischen Theater eine enorme Ähnlichkeit zu dem Geiseldrama im Moskauer Dubrowka-Theater aus dem Jahr 2002, wo es ja leider eine menge Tote auf allen Seiten zu verzeichnen gab. Der Film bietet wirklich ne menge beeindruckende exotische Schauplätze und wie immer bei Nolan, wird CGI nur dann eingesetzt, wenn es wirklich nötig ist und auch gut aussieht.


    Worüber ich mich sehr gefreut habe, war, dass er für den Soundtrack diesmal Ludwig Göransson (The Mandalroian) engagiert hat und Hansis Orgeln mal stumm geblieben sind. Es ist ein futuristischer, passender Soundtrack der mich manchmal sogar etwas an Hotline Miami erinnerte.


    Tenet ist für mich James Bond, der sich ein LSD-Ticket auf die Zunge gelegt hat. Es ist ein Science-Fiction Spionage Zeitreise Thriller wie er praktisch nur von Nolan kommen kann. Entweder mag man das, oder halt nicht. Ich finde, wenn Kojima mit Death Stranding polarisiert hat, dann ist es bei Nolan und Tenet ebenfalls nicht anders. Zudem hat man noch etwas Kafkaeske Einflüsse (traditionell hat der Protagonist auch daher keinen Namen) die dann auch mal sehr stark ins surreale abdriften können. Das einzige, wo ich bisher völlig mit überfordert bin, ist, hier irgendwie ein Sequel für Inception zu sehen. Dafür bräuchte ich schon sehr gute Argumente, um da irgendwelche Parallelen zu sehen.
    Aber Tenet wird denke ich sowieso ein Film, den ich mir noch sehr oft ansehen werde. Ich würde immer noch sagen, Interstellar hat mir einen Tick besser gefallen, aber Tenet muss da jetzt nicht vor Scham wie Robert Plant damals bei der Premiere des Led Zeppelin Films im Kinositz versinken. Das war schon großes Kino von Nolan, genau so, wie mir das gefällt. Daher gibt es auch 8,5 von 10 Punkte von mir.

    "Got weak and old

    Another goddamn year

    I got no new attitude

    For this fucking new year"



    Zuletzt durchgespielt:



    Balatro 9,5/10

    Final Fantasy VII Remake: Episode INTERmission 8/10

    Contra: Operation Galuga 7,5/10

  • Ich habe mir den Film am 09.05 angeschaut. Es war ein Sonntag und aß eine Paprika, da ich zu viel laufe und ich mein Bein kurieren muss. Ich war erstaunt vom Film und zwar in in negativer Hinsicht. Ich kann es nur mit dem deutschen Dub beurteilen. All meine Probleme können auch am deutschen Dub liegen.


    Ich bin kein großer Nolan Fan. Mich haben Interstellar und The Prestige gut unterhalten, aber Werke wie Inception fand ich eher komisch, vor allem DiCaprio als Mann der seine Frau vermisste. Das kam mir nicht überzeugend rüber. Dunkirk, naja, die Fokussierung der Briten war doch etwas bizarr und der Einsatz der Inder und Franzosen befand sich relativ im Hintergrund, was eine gewisse britische asymmetrische Kybernetik hinterließ, aber das ist ein klassisches anglosphärisches Attribut.



    Tenet war für mich vergleichbar mit dem Film Midsommar. Wenn man das ganze zugeworfene Budget und Medienjubel ignoriert, dann hat man eigentlich einen mittelständischen Film, den man nicht lang im Kopf behält, aber ich trotzdem positiv honoriere, da man versucht hat kreativ zu sein.


    Ich beginne mit meinem größten Kritikpunkt und zwar die Dialoge. Ich kann schwer beurteilen, ob das Problem auch im O-Ton liegt, aber die Dialoge wirkten in vielen Momenten doch unfreiwillig lustig. Als würde man sich South Park anschauen, wo es dann diese karnevalhafte Disintegration der Atmosphäre gibt, wo man versucht in ernsten Momenten, etwas aus dem Hut zu zaubern, aber dieser Kartenzug eine abernatürliche Reaktion erfolgt, wo man einfach verblüfft vom Resultat ist. Allein, wo Washington mit Debicki redet. Zwei komplett fremde Menschen, die während eines Geschäftsgespräches privat aus dem Hut zaubern und Dinge von sich Preis geben, wo sich eine unfreiwillige Komik herauskristallisiert, weil die zentrale Handlung es fordert, aber die Transitionsübergänge die Kenntnissnahme der Existenzen beider Personen nicht richtig pfeffert und dadurch Tommy Wiseau hafte Witzpassagen kreiert, wo ich nie wirklich wusste, ob es beabsichtlich war oder nicht. Es gab noch eine andere Szene im Schiff, wo der Bösewicht (Branagh) versucht wie ein Irrer zu klingen und buchstäblich sagt "Wenn ich dich nicht haben kann, dann kann dich niemand haben" und zwar in einer Form als würde man einen Antagonisten parodieren, aber die Szene doch als zentralen Punkt für die teuflische Charakteristika der Person dient. Es war ein Versuch wie Al Pacino zu klingen, der es in den 80'ger Jahren oft geschafft hat, eine absolut verhasste Wut darzustellen, wo man die Einstellung des Charakters emotional darstellt und zwar mit einer emotionalen Raue, die nachvollziehbar war und auch viel zur Person beigetragen hat, aber in dem Fall wollte man häusliche Gewalt darstellen, weswegen der klischeehafte Satz doch eine unpassende Ader besaß. Das ist nicht die einzige Szene, die diesen realbrüchigen Argwohn besaß.


    In vielen Breiten des Films sieht man den Hauptcharakter von einen Ort zum nächsten Ort reisen, um Informationen zu erhalten, was auch eine unabsichtliche Komik besaß, da die Gewinnung der Information doch regulär verlief und auch die zeitliche Dringlichkeit, die eine Rolle spielt einen Dämpfer versetzte, wobei man durchaus das Gefühl hatte, dass ein Team sich dahinter befand. Warum jetzt Washington alles im theoretischen Alleingang machen musste in der ersten Hälfte des Films wird wohl nicht beantwortet, aber wie offen mit Informationen gehandelt wird und die Charaktere rüberkommen, hatte einen gewissen Sarkasmus der schwer zu beschreiben war. Ich kann mir gut vorstellen, dass der deutsche Dialogregisseur seine Erfahrung aus Komödien errungen hat, aber das kann ich schwer beurteilen.


    Die Nutzung des Humors wirkte doch sehr komisch. Vor allem wenn man bedenkt theoretisch brutal der Anfang doch ist und es Dinge gab wie Selbstmordkapseln. Da wirkt die nachhaltige Anwendung vom Humor doch sehr abstrus. Es gibt einen Grund, warum in "der Pate 1" die Hochzeit bis zum Tod von Luca Brani als symbolisch wichtigstes Pacing des ersten Filmes dient und die perfekte Vorbereitung für die restlichen 80 % des Filmes war, wobei die Person eine Wegwerffigur behandelt wird und zwar stellt es den Zuschauer ein, was einen erwarten kann und das die Dinge niemals berechenbar sind. Theoretisch hat Tenet auch genügend Zeit die Gegebenheiten der Handlung zu ermitteln, aber die Handlung driftet doch ins monotone "rette die Welt", weil die Handlung es doch erzwingt, aber keinen psychologischen Anreiz anbietet die Reise anzutreten.


    Ich kann den Titel auch nicht wirklich als Spy-Thriller bezeichnen, da die Figuren mit einer "Schlag den Kopf durch die Wand" Einstellung das Problem lösen und man doch immer die passende Person kennt, um Kontakte von A nach B zu kreieren, was den Film eine weitere bizarre Note gibt. Die Auflösung in Mumbai ist theoretisch cool, aber die Inszenierung wirkt doch wie ein karnevalhaftes Theater, wo die Leute einen blind glauben. Man kann zwar die Bewegungsgründe analytisch erklären, aber warum man es so umständlich macht, ist dubios.


    Ich schätze die umgekehrte Choreo, aber in vielen Fällen wirkt diese doch sehr stockig und nicht überzeugend. Es hat was von einer Stop-Motion Choreographie, die etwas dadaistisch wirkt. Gerade bei der Szene, wo Washington gegen den maskierten Typen kämpft, wo die Auflösung eigentlich auch keine Überraschung ist, da die Entdeckung dieser Person nie für den Plot wichtig war und man die Person in weiten Strecken des Filmes einfach vergessen wurde.


    Mein größtes Übel war das Ende, da ich selbst ein Kind erzogen habe. Das Debicki doch den Plan in den letzten Sekunden nicht mehr folgen wollte und Brannagh bloßstellen wollte, war ein Verrat des Charakters, da ständig betont wird wie wichtig ihr das Kind ist, aber die diffuse Entscheidung eine gewisse Disparität deklariert.


    Die Szene zwischen Pattinson und Washington am Ende fand ich auch theoretisch toll, aber da setzte erneut die Theatralik ein, die ich eher von South Park erwarten würde.



    Der Film ist definitiv zu kurz um das zu zeigen, was es möchte, aber schlecht fand ich den Film auch nicht. Es hatte was von einer frischgeborenen Antilope. Die von Anfang an versuchen wild herumzulaufen, aber immer auf die Beine fallen, da der Prozess des Laufens noch erlernt werden muss und vergab mir eine bergsonische Erfahrung, die in einen unabsichtlichen theatralischen Dadaismus abdriftet, besonders in der Nutzung der vorgegebenen Genren, die es illusionierte.