Titel | Panzer Dragoon: Remake |
2. April 2020 | |
Forever Entertainment | |
26. März 2020 | |
Forever Entertainment | |
26. März 2020 | |
Forever Entertainment | |
System | Nintendo Switch, PCs |
Getestet für | Nintendo Switch |
Entwickler | MegaPixel Studio S.A. |
Genres | Arcade-Shooter |
Texte |
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Vertonung | – |
Als Spieler kann man oft nur erahnen, wie viele Jahre an harter Arbeit in einem Videospiel stecken. Es beginnt mit einem Spielkonzept, wächst dann durch die Arbeit von Designern, Programmierern, Komponisten und zahlreichen anderen Menschen zu einer eigenen, komplexen Welt heran. Wie aber überbrückt man die Zeit, die man für die Entwicklung eines Spiels braucht?
Nun, man kann beispielsweise viel Zeit sparen, indem man ein bereits fertiges Spiel für eine neue Generation aufbereitet. So erstrahlen alte Klassiker in neuen Farben, Tönen, Texturen und manchmal auch mit komplett neuen 3D-Modellen. Der „Remake“-Trend hat sich in den letzten Jahren zunehmend stärker herauskristallisiert und scheint sich als erfolgreiches Modell zu erweisen.
Das Jahr 2020 startet mit einer starken Remake-Welle, die unter anderem auch den Sega-Klassiker „Panzer Dragoon“ mit sich bringt. Ursprünglich 1995 für Sega Saturn erschienen, wurde Panzer Dragoon: Remake von Megapixel Studio S.A. neu entwickelt. Über die Seite Limited Run Games erhält das Spiel sogar eine physische Limited Edition im Look alter Sega-Saturn-Verpackungen, inklusive den schmerzlich vermissten Anleitungsbüchlein. Aber ob sich der Ritt auf dem blauen Drachen lohnt, findet ihr im Test heraus.
Auf der Jagd nach dem schwarzen Drachen
Das Spiel beginnt mit einer kurzen Story-Sequenz, die einen ersten Eindruck der Welt vermittelt, in der Panzer Dragoon angesiedelt ist. In einer postapokalyptischen Welt mobilisieren die verfeindeten menschlichen Gruppen ihre Einheiten, um die letzten Reste mächtiger Relikte an sich zu reißen. Währenddessen ziehen drei nichts ahnende Jäger auf ihren Reittieren durch eine karge Wüste und erledigen Tiere, die zu furchtbaren Monstern mutierten. Einer dieser Jäger entdeckt dabei eine verlassene Ruine, in der er zwei Fremden begegnet, die auf Drachen reiten.
»Panzer Dragoon ist ein Arcade-Rail-Shooter, wir bewegen uns also automatisch in vorgegebenem Tempo auf einer festen Strecke und ballern dabei auf alles, was sich bewegt.«
Der Reiter des blauen Drachen wird vom Reiter eines schwarzen Drachen tödlich verwundet, bevor Letzterer sich davonmacht. Mit seinem letzten Atemzug vertraut der Reiter dem Jäger seinen blauen Drachen an und gibt ihm den Auftrag, den schwarzen Drachen aufzuhalten, bevor er „den Turm“ erreicht. Er zeigt dem Jäger das ominöse Gebäude mittels Gedankenübertragung.
Nach dieser sehr kurzen Einleitung, die viele Fragen zurücklässt, schlüpfen wir auch schon in die Rolle des Jägers und stürzen uns auf dem Drachen in die erste Schlacht. Panzer Dragoon ist ein Arcade-Rail-Shooter, wir bewegen uns also automatisch in vorgegebenem Tempo auf einer festen Strecke und ballern dabei auf alles, was sich bewegt.
Schnell gelernt, aber nicht schnell gemeistert
Dafür brauchen wir auch nur zwei Tasten: Mit dem linken Control-Stick bewegen wir uns und unser Zielkreuz über den Bildschirm und mit B verschießt unser Drache Energieladungen. Halten wir den Knopf gedrückt, können wir unsere Schüsse aufladen und mehrere Gegner auf einmal ins Visier nehmen. Für einen Schnellfeuerangriff müssen wir den Knopf allerdings mehrfach hintereinander drücken, was auf Dauer sehr anstrengend ist.
Hier wäre es schön gewesen, wenn man einfach noch einen zweiten Knopf fürs Schießen hätte, den man für Dauerfeuer gedrückt halten könnte. Das Spiel bietet zwar noch die Option einer „modernen“ Steuerung, allerdings verlegt diese das Schießen nur auf die hinteren Schultertasten und das Zielen auf den rechten Control-Stick.
So hat man zwar etwas mehr Bewegungsfreiheit beim Zielen, weil man nicht immer automatisch dorthin fliegt, wo man gerade hinzielt, aber wirklich bequem ist diese Art der Steuerung nicht. Teilweise fühlt sie sich sogar ungenauer als die klassische Steuerung an, die pingelig genau sein kann, was das Anvisieren von Gegnern mit dem Zielkreuz angeht.
Ein Genie beherrscht das Chaos
Im Gegensatz zu den meisten Spielen des Genres können wir hier im vollen 360-Grad-Radius agieren, indem wir mit den Schultertasten die Richtung, in die wir schauen, in einem 90-Grad-Winkel ändern. Zwischen Tasteneingabe und Kameraschwenk liegen allerdings ein paar Millisekunden Verzögerung, durch die man öfter mal übers Ziel hinausschießt, weil man das Gefühl hat, dass der Input nicht ankam.
Auf einem Radar in der rechten oberen Bildschirmecke wird angezeigt, von wo die Gegner kommen. Oftmals sind diese aber nicht direkt zu erkennen, da sich viele Gegner nur schwer vom Hintergrund abheben und eine schnelle Reaktionszeit erfordern. Eine Ausweichrolle oder etwas Ähnliches gibt es im ersten Teil der Reihe noch nicht, es heißt also schießen oder erschossen werden. Hier scheint sich das Spiel auf einen Retro-Aspekt zu stützen, den manche als negativ empfinden: das Auswendiglernen.
Umso öfter man spielt, umso besser prägt man sich ein, von wo die Gegner kommen und kann entsprechend reagieren. Aber gerade beim ersten Spieldurchlauf kann dies durchaus ein frustrierendes Erlebnis werden, da man dadurch bereits auf dem normalen Schwierigkeitsgrad öfter ein Game Over sieht, als einem lieb sein kann. Prompt auf den einfachen Schwierigkeitsgrad gewechselt und schon hat man auch endlich einmal Zeit, sich an die Steuerung zu gewöhnen, ohne ständig vom Himmel geholt zu werden.
Aus alt mach neu – aber nicht ganz neu
So hat man dann auch Zeit, sich in den kurzen Verschnaufpausen zwischen den Gegnerwellen die Landschaft anzuschauen. Das Remake bietet im Vergleich zum Original sehr viel mehr Detailreichtum und hat viele schöne Stellen, wie die Ruinen im Meer und einen riesigen Dschungel.
Um den Trends der heutigen Zeit gerecht zu werden, bietet Panzer Dragoon: Remake sogar einen Fotomodus, den wir über das Pausenmenü aufrufen können. So können wir alles ganz genau aus jedem beliebigen Winkel mit diversen Filtern betrachten.
»Die Ladezeiten sind für die Länge der Episoden und den Renderaufwand der Grafik viel zu lang. Teilweise lädt ein Level manchmal mehr als eine halbe Minute.«
Wir stellen dabei fest, dass die Optik dann doch nicht so ganz auf der Höhe der Zeit ist. Sieht man etwas genauer hin, wirkt das Spiel, als wäre es den Anfängen der PlayStation-3-Ära entsprungen. Davon abgesehen wirken die Animationen hölzern, Charaktermodelle sind viel zu glatt, die Texturen hätten ein wenig mehr Struktur vertragen können. Auch die Hintergründe wirken auf den zweiten Blick ein wenig kantig. Der Fokus hätte ruhig mehr auf der Ausarbeitung der Optik liegen können, da sich das Remake abgesehen von der Grafik in allen Aspekten eins zu eins ans Original hält.
Sogar der Soundtrack des Spiels stammt aus der Retro-Vorlage. Dies fällt im ersten Moment gar nicht auf, da die Mischung aus orchestraler und elektronischer Musik schon zu seiner Zeit eine sehr gute Qualität hatte. Noch immer erzeugen die Klänge eine Atmosphäre, die perfekt zum Spiel passt und das mystische, postapokalyptische Wesen der Spielwelt hervorhebt.
Gut Ding will Weile haben
Grafik ist nicht alles, heißt es und oftmals trifft dies auch zu. Berücksichtigt man allerdings die Länge des Spiels und das simple Gameplay, macht die Optik nun mal einen Großteil des Eindrucks aus. Die sieben Episoden, in die Panzer Dragoon aufgeteilt ist, kann man in unter zwei Stunden durchspielen.
Die Ladezeiten sind für die Länge der Episoden und den Renderaufwand der Grafik viel zu lang. Teilweise lädt ein Level manchmal mehr als eine halbe Minute, was sich nach wenig anhört, sich aber wie eine Ewigkeit anfühlt. Hat man die drei Schwierigkeitsgrade erst einmal gemeistert, gibt es im Spiel nichts mehr zu tun. Zusätzliche Inhalte oder Bonusmaterial sucht man vergeblich.
»Hat man die drei Schwierigkeitsgrade erst einmal gemeistert, gibt es im Spiel nichts mehr zu tun. Zusätzliche Inhalte oder Bonusmaterial sucht man vergeblich.«
Wenigstens eine Bildergalerie wäre schön gewesen, zumal so etwas nicht wirklich schwer umzusetzen ist und in den Credits sogar ein paar Konzeptzeichnungen gezeigt werden. Das Spiel bietet zwar Bildschirmtexte in neun verschiedenen Sprachen, allerdings sind nicht alle Texte übersetzt. Begriffe wie „Imperial Battleship“ beschreiben zwar Bosse, haben aber kein Alleinstellungsmerkmal und hätten daher schon mit übersetzt werden können.
Es hätte dem Spiel bestimmt auch nicht geschadet, ein paar der Verbesserungen aus dem zweiten Panzer Dragoon zu übernehmen. Allein die Ausweichrolle wäre in vielen Momenten Gold wert gewesen. Insgesamt fühlt sich das Remake zu Panzer Dragoon einfach nach zu wenig an, vor allem zu dem Preis, für den es im eShop erhältlich ist. Für die 24,99 Euro findet man zahlreiche Indie-Spiele, die wesentlich mehr Umfang bieten. Meist sogar zu einem wesentlich niedrigeren Preis.
Bedarf geweckt, Bedarf nicht gedeckt
Als ich die Ankündigung zum Remake gesehen hatte, war ich direkt Feuer und Flamme. Ich kannte Panzer Dragoon nur vage, da ich mit Nintendo-Konsolen aufgewachsen bin und daher nie in Berührung mit dem Klassiker kam. Mich hat das Spiel aber schon immer interessiert, da die Spielwelt interessant schien und hey, wer findet es nicht cool, auf einem Drachen zu reiten? Ich habe also voller freudiger Erwartung das Spiel gestartet… und war erst einmal enttäuscht.
Die Grafik ist hübsch, aber nichts wirklich Herausragendes, und das Gameplay fühlt sich in der heutigen Zeit sehr angestaubt an. Die Story ist so nichtssagend, dass sie eher verwirrt, als zum Spiel beizutragen. Bedenkt man, dass zur damaligen Zeit Rail-Shooter meistens gar keine Storyelemente hatten, lässt sich dies aber noch irgendwo verschmerzen. Es wäre aber schön gewesen, wenn man die Gelegenheit genutzt und die Story im Remake weiter ausgebaut hätte.
Allgemein haben die Entwickler viele Gelegenheiten verstreichen lassen, die wesentlich zum Spielerlebnis beigetragen hätten. Errungenschaften oder freischaltbares Bonusmaterial hätten Spieler über die zwei Stunden Spielzeit hinaus beschäftigen und den Wiederspielwert erhöhen können.
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung erwirbt man mit Panzer Dragoon: Remake ein unfertiges Spiel, in dem Inhalte wie ein Remaster-Soundtrack oder Bewegungssteuerung laut Entwicklern in der Zukunft nachgepatcht werden. Ich bin froh, diesen Klassiker der Videospielgeschichte nachgeholt zu haben. Würde mich aber Jemand fragen, ob es sich lohnt, würde ich dieser Person raten, auf einen Sale zu warten. Oder auf ein Bundle mit dem zweiten Teil zu hoffen, von dem ebenfalls ein Remake in der Mache ist.
Story
Gameplay
Grafik
Sound
Sonstiges
Bildmaterial: Panzer Dragoon: Remake, Forever Entertainment / MegaPixel Studio S.A.