Im Test! Persona 5 Royal

  • Titel Persona 5 Royal
    Japan 31. Oktober 2019
    Atlus
    Nordamerika 31. März 2020
    Atlus
    Europa 31. März 2020
    Atlus
    System PlayStation 4
    Getestet für PlayStation 4
    Entwickler Atlus
    Genres JRPG
    Texte
    Deutschland Nordamerika Japan
    Vertonung Nordamerika Japan

    Für Fans von Atlus’ beliebter Persona-Reihe sind Neuauflagen und Portierungen von Spielen der Hauptreihe nicht fremd. Begonnen hat die Reihe 1996 mit „Revelations: Persona” für PlayStation, welches dann 2010 in Europa als „Shin Megami Tensei: Persona” für PlayStation Portable neu aufgelegt wurde. Der zeitliche Abstand zwischen Original und Neuauflage nahm mit jedem neuen Hauptspiel der Reihe ab, zwischen Persona 4 und Persona 4 Golden lagen etwa vier Jahre.

    Den neuesten Streich dieses Schemas stellt Persona 5 Royal dar, welches fast drei Jahre nach dem ursprünglichen Release im Westen nun die PlayStation-3-Version auslässt und nur noch für PlayStation 4 erscheint. Daiki Itoh, der Director von Persona 5 Royal, wirkte schon als Project Director bei Persona 4 Golden mit und bringt somit bereits Erfahrung bei der Entwicklung von Neuauflagen mit. Doch kann mit Persona 5 Royal ein interessantes Paket für Fans des Originals und Neulinge geschnürt werden oder sollte man das Spiel lieber wieder retour schicken? Im folgenden Text erfahrt ihr unsere Meinung zum Spiel.

    Fasse dir ein Herz

    Man steckt in den Schuhen des selbst benennbaren Protagonisten, in seiner Rolle als Phantomdieb auch „Joker” genannt, der vor Beginn der eigentlichen Geschichte eine unangenehme Begegnung mit einer unverschämten, aber dennoch sehr einflussreichen Person hatte. Dies führt dazu, dass man nun aufgrund einer ungerechten Anklage wegen Körperverletzung auf Bewährung ist, in Tokyo bei einem entfernten Bekannten der Eltern unterkommt und demnach auch die Schule wechseln muss.

    Es dauert auch nicht lange, bis Joker von neuen Ungerechtigkeiten erfährt und sich diesen stellt. In einer alternativen Welt der verzerrten Begierden erwacht die Kraft der Persona in Joker und seinen Mitstreitern, welche sie dann dafür verwenden, um im Unterbewusstsein von korrupten Schlossherren einen Sinneswandel zu erwirken. Durch den Diebstahl des wichtigsten Schatzes im „Palast” des Schlossherren verliert dieser seine verzerrten Begierden und wird in der Realität seine Schandtaten gestehen.

    An der Shujin-Akademie, der neuen Schule von Joker, knöpfen sich die Herz-Phantomdiebe ihr erstes Ziel vor – einen tyrannischen Sportlehrer. Doch danach machen sie nicht Halt, sondern nehmen weitere Ziele ins Visier. Ihr folgt in Persona 5 Royal der Geschichte einer Bande von Rebellen und versucht, die Gesellschaft vom Einfluss von korrupten Erwachsenen zu befreien.

    Neuzugänge in der Handlung?

    Im Vergleich zum Original hat Persona 5 Royal im Großen und Ganzen das Grundgerüst der Handlung übernommen und mit einigen Sequenzen erweitert. In Royal gibt es jedoch auch neue Charaktere. Zu Beginn des Spiels und nach dem Handlungsstrang des ersten Palastes werdet ihr jeweils die Charaktere Kasumi Yoshizawa und Takuto Maruki kennenlernen. Diese nehmen jedoch keinen großen Einfluss auf die bestehende Handlung.

    Kasumi ist eine Gymnastikerin und genießt als Spitzenschülerin gewisse Vorteile an der Shujin-Akademie. Doch diese Vorzüge kommen nicht ohne Bedingungen, denn die Schule erwartet stets Höchstleistung von ihr und setzt sie somit unter Druck. Takuto Maruki ist ein Therapeut und wird nach dem Vorfall mit dem Sportlehrer Kamoshida vorübergehend von der Schule eingestellt. Nach und nach spricht er mit allen Herz-Phantomdieben über ihre Gedanken und Sorgen. Er selbst wünscht sich jedoch eine bessere Möglichkeit, Schmerzen und Wunden emotionaler Art lindern und heilen zu können.

    Diese beiden Charaktere spielen im neuen Trimester, welches sich nach der ursprünglichen Handlung eröffnet, eine große Rolle. Viel mehr soll jetzt inhaltlich auch nicht von der Handlung des neuen Trimesters verraten werden. In jedem Fall hat der neue Handlungsbogen definitiv spannende und auch epische Momente. In diesem Abschnitt wird auch mehr Zeit für die bereits bestehenden Charaktere und die Gruppendynamik der Herz-Phantomdiebe eingeräumt, was durchaus ein Kritikpunkt für viele Spieler des Originals war – die Gruppendynamik fühlte sich nicht so stark an wie beispielsweise in Persona 4.

    Verändere die Welt

    »Zwar klingt die verwendete Sprache in den meisten deutschen Dialogen natürlich, doch an manchen Stellen hapert es definitiv.«

    Nicht nur die Handlung wurde ausgebaut, auch einige Spielmechaniken wurden angepasst und neu hinzugefügt. Das rundenbasierte Kampfsystem besteht noch immer, also steht man den Schattengegnern in den Palästen mit Joker und drei weiteren Mitstreitern entgegen. Jeder Charakter verfügt über eine Persona, die bis zu acht Fähigkeiten anwenden kann. Neu ist unter anderem, dass jede Persona nun eine besondere Eigenschaft besitzt. Beispielsweise benötigt die Persona Jack Frost durch ihr Merkmal nur die Hälfte der angegebenen Skillpunkte für Eismagie. Bei der Fusion von Persona können diese Eigenschaften weitergereicht werden, sodass man mehr Möglichkeiten hat, wirklich starke Persona zu kreieren.

    In den Kämpfen geht es heiß her und diesmal auch mit deutschen Texten!

    Die Paläste selbst wurden ebenfalls angepasst, um dem neuen Enterhaken-Feature gerecht zu werden. An Jokers linkem Arm befindet sich ab dem ersten Palast ein Enterhaken, mit dem er sich an bestimmten Stellen zu neuen, aber überschaubaren Arealen schwingen kann. Oft sind diese Areale eher Umwege, jedoch lohnen sich diese Abstecher, da man dort sogenannte „Willenssamen” finden kann. Diese füllen die SP aller Charaktere etwas auf und sammelt man alle drei Samen in einem Palast, fügen diese sich zu einem Kristall zusammen. Rüstet man diesen Kristall aus, erhält der Charakter hilfreiche Boni. Bringt man diesen Kristall zu einem bestimmten Charakter in Mementos, dem Palast der Allgemeinheit, wird er in einen Ring verwandelt und bringt noch weitere Eigenschaften mit sich.

    Nach dem ersten Gespräch könnt ihr Jose per Zufall in Mementos antreffen.

    Bei dem angesprochenen Charakter handelt es sich ebenfalls um eine neue Persönlichkeit, Jose. Der kleine Junge braust in seinem Auto durch Mementos und meint, Menschen zu studieren. Mysteriös, aber leider spielt er außerhalb Mementos keine wirkliche Rolle. Allerdings bringt er Mementos ein paar Neuerungen: Ihr könnt auf euren Spritztouren in Mementos nun Blumen einsammeln und Stempelstationen abklappern. Die Blumen tauscht ihr bei Jose gegen Items ein, Stempel könnt ihr für die Erhöhung von Erfahrungspunkten, Geld und sammelbaren Items in Mementos einsetzen. Wenn man geschickt vorgeht, kann man ziemlich viel Geld pro Mementos-Besuch einsacken und auch flott leveln.

    Außerhalb der Aktivitäten als Phantomdieb hat Joker nun auch mehr Möglichkeiten. Zuvor war die Katze Morgana recht streng, wenn man abends noch etwas unternehmen wollte. Nun kann man sogar nach dem Besuch eines Palasts oder Mementos innerhalb der eigenen Bleibe noch etwas erledigen – sei es lernen, putzen oder lesen. Möchte man sich mal die Beine vertreten, kann nun der neue Stadtteil Kichijoji erkundet werden. Dort warten einige Shops auf euch, zum Beispiel ein Secondhand-Laden oder Essensstände. In einem Lokal kann Joker Darts oder Billard spielen. Bei Darts könnt ihr sogar ein recht authentisches Minispiel spielen, welches DARTSLIVE-Maschinen nachempfunden ist. Beide Aktivitäten erhöhen nicht nur die Bindungen zu euren eingeladenen Freunden, sondern bringen auch Vorteile für bestimmte Mechaniken in Kämpfen.

    Royale Reformation

    »In jedem Fall bietet der neue Handlungsbogen definitiv spannende und auch epische Momente.«

    Obwohl Persona 5 damals nach der Markteinführung von PlayStation 4 Pro erschien, gab es keinen zusätzlichen Support für die Konsole. Bei Persona 5 Royal hat Atlus nachgebessert und bietet nun 4K-Support und für Spieler ohne entsprechenden Bildschirm auch Supersampling. Generell sieht Royal besser aus, soweit ich es gemäß meiner Erinnerungen an das Original beurteilen kann. In Sachen Sound wurde bei Royal eine Schippe draufgelegt, denn es finden sich neue fetzige Titel im Soundtrack. Auch die englische Lokalisierung wurde überarbeitet und klingt an vielen Stellen natürlicher.

    Komplett neu hingegen ist, dass mit Persona 5 Royal ein Spiel der Persona-Hauptreihe nun auch über deutsche Texte verfügt! Zuvor hatten die zwei Persona-Dancing-Spin-offs, die Ende 2018 erschienen, bereits eine deutsche Lokalisierung erhalten, doch kein Spiel der Hauptreihe hatte diese Ehre zuvor. Die ersten 15 Stunden des Spiels habe ich komplett auf Deutsch gespielt. Nach dem Kamoshida-Handlungsbogen habe ich wieder auf Englisch gespielt und ab und zu gewechselt, um manche Szenen zu vergleichen. Die Übersetzung der Dialoge selbst macht generell einen authentischen Eindruck. Hier wurde definitiv keine Übersetzungsmaschine über die englischen Texte laufen gelassen.

    In anderen Aspekten wird das Gesamtbild jedoch etwas uneinheitlich. Das Kampfsystem wurde eingedeutscht, doch einige Fehler haben sich hier eingeschlichen. Begriffe und Mechaniken wie „All-Out Attack” oder „1 More” wurden eingedeutscht und zu „mächtiger Angriff” und „Noch 1” geändert. Allerdings taucht beispielsweise bei Letzterem immer noch die englische „1 More”-Einblendung auf. In den Kämpfen ist also ein Mischmasch aus Deutsch und Englisch an der Tagesordnung.

    Zwar klingt die verwendete Sprache in den meisten Dialogen natürlich, doch an manchen Stellen hapert es definitiv. Manche Textzeilen ergeben innerhalb des Kontexts des Gesprächs wenig Sinn oder auch Dialogoptionen, die aus einem Wort bestehen, passen überhaupt nicht. Vermutlich lag den deutschen Übersetzern eine riesige Excel-Tabelle mit Texten vor, wovon dann vieles kontextlos bearbeitet wurde. Schade, denn seitens Atlus ergriff man hier endlich die Chance, auch für deutsche Fans ein so textlastiges Spiel in der Muttersprache anzubieten. Doch fiel scheinbar auch Persona 5 Royal der wohl größten Tücke vieler Lokalisierungen zum Opfer – nicht ausreichender Kommunikation zwischen Entwickler und Übersetzer.

    Diese letzten Absätze klingen womöglich mehr negativ als positiv, aber gänzlich ungenießbar ist die deutsche Lokalisierung keineswegs. Jedoch wird man wohl manchen Patzern mit Kopfschütteln begegnen, denn ab und an sind die Texte etwas holpriger als das englische Pendant. Hoffentlich wird sich in Zukunft mehr Mühe gegeben, aber es ist immerhin ein wichtiger erster Schritt für deutsche Fans gemacht worden.

    Ein königlicher Beutezug

    Nach drei Jahren ist Persona 5 wieder zurück und hat sich diesmal royal geschmückt. Viele Quality-of-Life-Neuerungen im Kampfsystem, in den Palästen und Mementos sowie auch in Jokers alltäglichem Leben sorgen für ein durchaus angenehmeres Spielerlebnis im Vergleich zum Original. Die zwei neuen Charaktere Kasumi und Takuto werden problemlos in den bestehenden Handlungsstrang einfügt, doch deren großer Auftritt findet erst im zusätzlichen Trimester nach der ursprünglichen Handlung statt.

    Dieser neue Storyabschnitt bietet einen neuen Geschichtsstrang inklusive Palast, bedeutet aber gleichzeitig auch, dass Persona 5 – ein bereits sehr umfangreiches Spiel – in der Royal-Fassung noch massiver wird. Wer mehr Zeit mit den Herz-Phantomdieben und den neuen Charakteren verbringen möchte, wird dies begrüßen. Diejenigen, die das Original bereits als zu lang empfanden, sollten sich gut überlegen, ob ein weiterer Durchlauf der bekannten Handlung mit vielen sinnvollen Spielanpassungen und neuem Story-Inhalt schmackhaft klingt. Komplette Neulinge, die Persona 5 noch nicht gespielt haben, aber interessiert sind, können getrost zu Persona 5 Royal greifen, da diese Version in so ziemlich allen Belangen das Original übertrifft.

    Story

    Als Phantomdiebe der Herzen stellt ihr euch der Korruption der Gesellschaft. Das zusätzliche Trimester bietet einen neuen, spannenden Storystrang mit den neuen Charakteren Kasumi und Takuto.

    Gameplay

    In Dungeons kämpft ihr euch in rundenbasierten Kämpfen durch Gegner und Bosse. In der realen Welt führt ihr das Leben eines Schülers auf Bewährung und pflegt eure Beziehungen.

    Grafik

    Das Original war bereits ein stylisches Rollenspiel, nun wurde mit Fokus auf PlayStation 4 das Spiel noch mehr herausgeputzt. 4K- und Supersampling-Support für PS4-Pro-Konsolen!

    Sound

    Japanische und englische Synchronisierung mit erweitertem Umfang. Auch der einzigartige Soundtrack wurde um einige neue Songs bereichert.

    Sonstiges

    Erstmals ein Persona-RPG auf Deutsch, allerdings mit Abstrichen bei der Übersetzung. Abseits dessen gibt es viele Anpassungen von Mechaniken und neue Features, die das Spiel auch für Veteranen interessant machen sollte.

    Bildmaterial: Persona 5 Royal, Atlus

  • Ich freue mich zwar auf die neuen Inhalte, die ja gut sein sollen, aber irgendwie habe ich Null Motivation nochmal ca. 90 h das gleiche zu spielen für die neuen Inhalte. Das ist mir dann doch ein bisschen zu viel und zu gut in Erinnerung.

    Gespielt 2024 Part 1

  • Joah schönes Review, habe es aber ehrlich gesagt auch eher üerflogen, da dies natürlich ein Titel ist den ich sowieso direkt spiele. ^^


    Kann aber sein das ich da auch diesmal etwas langsamer mache, denn das sind locker um die 100 Stunden die man daran sitzt, und den grossteil kenne ich ja schon. Trotzdem freue ich mich riesig darauf, hoffe echt hier greifen nochmal viele zu die das original nicht gespielt haben. :)


    Habe es jetzt digital vorbestellt, da ich nicht wüsste wo ich das Spiel kaufen könnte momentan.


    Currently playing: Horizon Forbidden West/Dreamscaper/Minecraft Dungeons
    Dieses Jahr durchgespielt: 8
    Zuletzt durchgespielt: Ikenwell/ Ziggurat 2/Defenders Quest/Black Book
    Most Wanted: God of War Ragnarök/Hogwarts Legacy/Dragon Age






  • Wird mein erstes persona spiel und ich hab da schon echt Bock drauf. War halt immer ärgerlich das die nie übersetzt wurden. Auch wenn mit der Übersetzung einige Fehler mitkommen, so werd ich halt trotzdem um einiges mehr verstehen. Erst recht bei solch einem spiel wo ja echt viel Text vor kommt.


    Muss jedoch warten bis ich ff7r und trials of mana fertig hab

  • Schöner Test. Ich freu mich aufs Spiel. Auch, wenn ich finde, dass man die Änderungen für Besitzer des Originals parallel als kostenpflichtigen DLC hätte veröffentlichen können.


    Manche Dinge scheinen wirklich holprig ins Deutsche übersetzt worden zu sein. Aber zum Glück sind das nur Kleinigkeiten. Dass das ganze obszöne Spektrum unserer Sprache angewandt wird, finde ich wiederum sympathisch und passt perfekt zu solchen Schnodderfressen wie Ryuji. :)

    "I'd rather be hated for who I am, than loved for who I am not." (Kurt Cobain)

  • Ich hätte noch technische Fragen: Sind denn die Ladezeiten schneller als in der Vanilla-Version?


    Welche Vorteile hat man, wenn man ein Vanilla-Savegame einliest? Und muss dieser Spielstand durchgespielt worden sein, oder reicht einer mittendrin?


    Und kann ich zwischen den neuen und alten Musik-Arrangements wechseln während des Spiels?


    Danke für jegliche Antworten vorab. :)

  • 1. Das kann ich jetzt nicht genau beantworten, hatte zu Release von P5 noch eine normale PS4 und jetzt P5R auf einer Pro gespielt. Hatte die Ladezeiten jetzt aber auch nicht als wirklich lang in Erinnerung.
    2. Man bekommt etwas Geld und einige Heilitems spendiert, die man in einem Karton findet (im Regal links bei der Treppe in Jokers Zimmer). Denke man braucht da keinen durchgespielten Spielstand, das Spiel sucht generell einfach danach, ob ein P5-Spielstand existiert. Wüsste nicht, dass das Spiel erkennen könnte, wie weit man bei dem Original war.
    3. Wechseln kann man nicht, aber es gibt so gesehen auch kein neues Musik-Arrangement, sondern eher neue Tracks, die in bestimmten Situationen noch verwendet werden.


    Hoffe das hilft etwas. ^^