Im Test! Devil May Cry 3: Dante’s Awakening – Special Edition für Nintendo Switch

  • Titel Devil May Cry 3: Dante’s Awakening – Special Edition
    Japan 20. Februar 2020
    Capcom
    Nordamerika 20. Februar 2020
    Capcom
    Europa 20. Februar 2020
    Capcom
    System Nintendo Switch
    Getestet für Nintendo Switch
    Entwickler Capcom
    Genres Spectacle Fighter
    Texte
    Deutschland Nordamerika
    Vertonung Nordamerika

    Endlich! Lange mussten wir auf das Offensichtliche warten. Doch nun ist es so weit. Devil May Cry 3: Dante’s Awakening – Special Edition ist endlich für Nintendo Switch erhältlich und beweist einmal mehr, dass grandiose Spiele absolut zeitlos sind.

    Nachdem die Marke mit dem ersten Meilenstein 2001 durchgestartet war, haben ausgerechnet Eile und schlechtes Management keine zwei Jahre später Fans weltweit enttäuscht. Die düstere Grundstimmung, langweiligen Charaktere und einfachen Kämpfe haben die größten Stärken des Erstlings komplett zerstört.

    Ein Scherbenhaufen

    Für den dritten und zu der Zeit womöglich letzten Teil der Reihe war die Videospielwelt in Sorge. Denn erneut sollte Hideaki Itsuno die Kontrolle über die Entwicklung übernehmen. Dieser wurde bereits beim zweiten Teil als Director genannt. Was viele jedoch nicht wussten: Ein anderer, heute noch unbekannter Entwickler hatte bis zu den letzten fünf Monaten die Rolle des Directors inne.

    Itsuno musste also zunächst den Scherbenhaufen der Devil-May-Cry-2-Produktion aufkehren, um sich danach voll auf den dritten Ableger zu konzentrieren. Und wer hätte gedacht, dass dieser Teil bis heute noch der absolute Favorit sehr vieler Spieler ist.

    Um sich mehr Freiheiten in der Gestaltung der Geschichte und Charaktere erlauben zu können, war die Entscheidung schnell getroffen, aus dem Spiel ein Prequel zu machen. Das Team konnte somit die Charaktere neu zeichnen und sogar auf alte zurückgreifen.

    Arroganz vs. Langeweile

    Die Geschichte an sich ist auf ein Minimum reduziert. Vergil, Dantes Zwillingsbruder und somit zweiter Sohn Spardas, will das Tor zur Dämonenwelt aufbrechen um dadurch die Kraft seines toten Vaters zu erlangen.

    Dumm nur, dass die Welt der Menschen dabei zerstört wird. Währenddessen versucht Dante, sich selbstständig zu machen. Leider stehen sich diese beiden Ziele entgegen und darum gilt es, Vergil aufzuspüren und aufzuhalten.

    Die Primitivität der Geschichte wird jedoch durch die Thematik, die Charaktere und die schiere Energie auf ein neues Level angehoben. Die knapp sieben Stunden drehen sich hauptsächlich um das Thema Familie und die Verantwortung ihrer Mitglieder.

    Dabei handelt es sich nicht um die komplexeste Umsetzung, aber es ist eine Freude zu sehen, wie Lady und Dante sich durch ihre ganz persönlichen Konflikte kämpfen und am Ende stärker und stylischer werden! Dass Dante in diesem Teil zum arrogantesten und frechsten Charakter wurde, hat er natürlich seinem uninteressanten und langweiligen Zukunfts-Ich zu verdanken.

    Es gibt keine Szene, in der Dante nicht etwas Lustiges oder Dummes macht oder sagt. Doch das geschieht stets mit einem Augenzwinkern und einer gehörigen Portion Spaß, weshalb man sich auf jede neue Zwischensequenz freut und sich sofort in Dante verliebt.

    Leidenschaft at its best

    Genau wie der Spieler hat auch Dante riesigen Spaß, Feinde so stylisch wie möglich zu vernichten. Solche Charaktere sind in der Videospielwelt äußerst rar gesät. Jeder Boss, jede neue Waffe, einfach alles, was Spieler mit Freude erfüllt, wird von dem weißhaarigen Halbdämon auf extravagante Weise zelebriert.

    Diese Energie, die von Dante, dem gesamten Spiel und, ganz spürbar, vom gesamten Entwicklerteam ausgeht, ist der Grund, wieso sich das Spiel heute noch besser spielt und mehr Spaß macht als viele andere Titel.

    »Generell sind die Auseinandersetzungen mit den vielzähligen Bossen so bombastisch und spannend in Szene gesetzt, dass man sie auch freiwillig wiederholt.«

    Das Pacing hat natürlich auch einen großen Einfluss darauf. Nach einer actionreichen Einführung der Hauptcharaktere geht es ohne Atempause von einem Areal ins nächste. Hier warten unzählige Feinde und sehr früh schon heftige Bosskämpfe auf den Spieler.

    Erneut hat das Team bewiesen, dass auf die Spieler gehört wurde. Denn Devil May Cry 3: Dante’s Awakening war das Dark Souls seiner Zeit. Selbst im normalen Modus sieht man sehr oft den Game-Over-Bildschirm. Dass man dabei mehr Motivation als Frustration verspürt, ist eine enorme Errungenschaft.

    The good, the bad and the prerendered

    Generell sind die Auseinandersetzungen mit den vielzähligen Bossen so bombastisch und spannend in Szene gesetzt, dass man sie auch freiwillig wiederholt. Daher sind die forcierten Rückkämpfe am Ende des Spieles sehr willkommen.

    Grafisch hat sich auf Nintendo Switch natürlich nicht viel getan. Bereits auf den anderen Plattformen hat die optische Überarbeitung alle Erwartungen erfüllt. Daher ist es umso erfreulicher, dass Devil May Cry 3: Dante’s Awakening sowohl im Docked- als auch im Handheldmodus komplett flüssig läuft.

    Leider bedeutet das auch, dass die vorgerenderten Zwischensequenzen einmal mehr das Alter des Originals widerspiegeln. Da es sich hierbei aber nur um einen äußerst kleinen Teil der Erzählung handelt, fällt das nicht so schwer ins Gewicht. Vor allem wenn das gesamte Spiel konstant die 60 Bilder pro Sekunde halten kann.

    Kein besserer Weg

    Alles andere hätte zu den Nintendo-Switch-exklusiven Updates auch nicht gepasst. Bevor es losgeht, kann der Spieler sich für die alte Spielart oder einen sogenannten Freestyle-Modus entscheiden. Letzterer ist der Grund, wieso ausgerechnet diese Version von Devil May Cry 3: Dante’s Awakening die bei weitem beste ist.

    Anstatt in Menüs zwischen den Missionen können die verschiedenen Kampfstile, wie zum Beispiel Trickster, Swordmaster oder Gunslinger jederzeit gewechselt werden. Also auch inmitten der epischen Kombos.

    Hinzu kommt, dass die Waffen ebenfalls mitten in den Angriffsserien gewechselt werden können, wodurch weitaus spektakulärere Kämpfe entstehen. Eine simple Neuerung, die das gesamte Spielgefühl ändert.

    Dante spielt sich flüssiger, schneller und spaßiger. Dieses einfache Update hat einen gigantischen Impakt auf das ohnehin schon grandiose Gameplay. Definitiv ein Grund, warum jeder Fan noch einmal zugreifen sollte.

    Vergils Cry

    »Den Blutigen Palast, einen Zusatzdungeon, kann man nun im lokalen Koop-Modus zu zweit angehen. Dante und Vergil kämpfen so Seite an Seite.«

    Natürlich übernimmt der Port nicht nur die vielen, vielen Stärken und verbessert sie sogar, auch die wenigen Schwächen tauchen wieder auf. Die starre Kamera wirkt im Gegensatz zum Gameplay alles andere als zeitgemäß und erschwert so einige, ohnehin schon anspruchsvolle Herausforderungen.

    Und auch die einfachen Rätsel, die teilweise viel Backtracking erfordern, wirken wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Nichtsdestotrotz wird das Spiel heute noch Action-Liebhaber auf ganzer Linie überzeugen.

    Zumal der fetzige Soundtrack mit einem der besten Hauptthemen aller Zeiten immer noch rockt! Das zweite und letzte Update fügt sich gleichermaßen nahtlos an das Geschehen an.

    Den Blutigen Palast, einen Zusatzdungeon, kann man nun im lokalen Koop-Modus zu zweit angehen. Dante und Vergil kämpfen so Seite an Seite, was natürlich immer eine Augenweide ist. Speziell dann, wenn die Kämpfe dabei komplett flüssig laufen.

    Devils May Cry, but not after Part 3

    Es ist viele Jahre her, dass ich Devil May Cry 3: Dante’s Awakening gespielt habe. Doch von allen Teilen der Action-Reihe war dieser stets mein Favorit. Jetzt, nach dem Durchspielen der Nintendo-Switch-Version, weiß ich wieder wieso! Die pure Energie, die von den Charakteren, dem Soundtrack, dem Gameplay und dem Entwicklerteam ausgeht, ist sicht- und spürbar.

    Die Kämpfe sehen immer noch atemberaubend stylisch aus und machen dank dem Freestyle-Modus mehr Spaß als jemals zuvor. Das Spiel hat über 15 Jahre auf dem Buckel und dennoch fühlt es sich komplett zeitgemäß und modern an. Das blitzschnelle Pacing rundet das gesamte Bild dann ab. Jedes Entwicklerteam sollte sich genau dieses Spiel ansehen, um zu verstehen, wie Kraft und Leidenschaft auf den Bildschirm gezaubert werden. Das über ein so altes Spiel sagen zu können, ist beeindruckend.

    Jetzt heißt es feste die Daumen drücken, dass Capcom hier nicht Halt macht. Es warten noch drei weitere Ableger auf einen ebenso famosen Port für Nintendos kleine Hybridkonsole. Aber, so sehr mir das Spiel und diese beste aller Versionen gefallen hat, 19,99 Euro sind weiterhin etwas zu hoch gegriffen.

    Story

    Simple Geschichte um ein Tor zur Dämonenwelt gespickt mit fantastischen Charakteren, Themen und viel Leidenschaft und Humor.

    Gameplay

    Stylisch, schnell, spaßig. Auch nach 15 Jahren spielt sich dieser Teil hervorragend und die sinnvollen Updates geben einen zusätzlichen Boost.

    Grafik

    Außer an den schlecht gealterten vorgerenderten Zwischensequenzen sieht man dem Spiel sein Alter nicht an. Das Zeitlose tut sein Übriges.

    Sound

    Hochmotivierte englische Synchronsprecher und einer der fetzigsten Soundtracks machen den Sound zu einem puren Genuss.

    Sonstiges

    Heute noch knallhart! Nach sieben bis zehn Stunden ist Schluss mit dem Abenteuer, aber im Blutigen Palast gibt es noch Solo- oder lokale Koop-Schlachten zu schlagen.

    Bildmaterial: Devil May Cry 3 Special Edition, Capcom