Im Test! Saga Scarlet Grace: Ambitions

  • Titel Saga Scarlet Grace: Ambitions
    Japan 02. August 2018
    Square Enix
    Nordamerika 02. Dezember 2019
    Square Enix
    Europa 03. Dezember 2019
    Square Enix
    System Nintendo Switch, PlayStation 4, PC, Mobil
    Getestet für Nintendo Switch
    Entwickler Square Enix
    Genres JRPG
    Texte
    Nordamerika
    Vertonung Nordamerika

    Mit Saga Scarlet Grace: Ambitions ist nun bei uns ein weiterer Saga-Titel erschienen, der für lange Zeit Japan vorbehalten war. Eine an sich gute Entwicklung für Freunde schwerer Rollenspiele. JPGAMES.DE macht sich für euch auf die Reise, die Geschichten rund um Urpina und die anderen Helden zu ergründen. Findet mit uns heraus, ob Saga-Spiele nach wie vor die krassesten Böcke im Stall sind. Ob das neue Saga nur für besonders hartgesottene Spieler ist oder ob auch jeder andere ohne Bedenken zugreifen kann, erfahrt ihr bei uns.

    Göttliches Unheil

    »Am Anfang der Geschichte werden euch Fragen gestellt. Mit welchem Charakter ihr startet, hängt von den Antworten ab, die ihr gebt.«

    Einst, so besagten es Legenden, wurde der scharlachrote Stern für seinen Verrat von den zwölf Heiligen aus dem Paradies vertrieben. Der gefallene Stern, bekannt als der „Firebringer“, stürzte auf das Land hinab. Der Unheilvolle schenkte den Menschen das Feuer. Die zwölf Heiligen erbauten wiederum ein riesiges Imperium, welches die Zeiten überdauern sollte. Ein Bollwerk, das gegen den Unheilvollen für Jahrhunderte bestand.

    Sieben Mal kehrte der Scharlachrote, der Unheilsbringer zurück. Sieben Mal wurde er von den Herrschenden zurückgeschlagen. Nach der finalen siebten Schlacht zersprang der Unheilvolle und seine scharlachroten Scherben verteilten sich über das weite Land. Dieses Ereignis sollte eine neue Ära ankündigen. Eine Ära des ewig andauernden Friedens, so nahm man an. Doch die Menschen vergessen so leicht. So geschah es, dass mit der schwindenden Erinnerung an den Unheilvollen auch die Existenzberechtigung des Imperiums angezweifelt wurde.

    Aufstieg und Fall

    Intrigen und Zwietracht keimten in den Herzen der Menschen. Unruhen und Rebellionen erschütterten das Land. Letztlich zerbrach das Imperium mit dem Meuchelmord am gegenwärtigen Regenten. Doch auch diese Zeit des Umbruchs bietet Chancen. Vier Schicksale, geboren in diese unruhige Zeit, jedes verknüpft mit eigenen Ambitionen. Vermag es die Kraft der vier Helden, eine neue Ära einzuleiten, oder führt ihr Weg in den Untergang? Die Entscheidung liegt bei euch.

    Wie bereits angedeutet, besteht Saga Scarlet Grace: Ambitions aus vier verschiedenen Storysträngen, in welchen jeder Protagonist seine Ziele verfolgt. Am Anfang der Geschichte werden euch Fragen gestellt. Mit welchem Charakter ihr startet, hängt von den Antworten ab, die ihr gebt. Einmal beendete Storystränge werden in den anderen Geschichten aufgegriffen. Dies ist eine nette Idee und erhöht den Wiederspielwert.

    Vier Helden und ein Schicksal

    In unserem Test starteten wir mit der jungen Prinzessin Urpina. Während euer Vater in die Schlacht zieht, obliegt euch, eurem Bruder und eurer Mutter die Verwaltung des Reiches. Doch direkt bei eurer ersten Patrouille passieren merkwürdige Dinge, die letztlich dazu führen, dass euer Reich erobert wird. Ihr, die ihr auf der Flucht seid, sucht euren Vater, um die Ordnung wiederherzustellen. Doch letztlich werdet ihr immer weiter in den Sog der Geschehnisse gezogen.

    Urpinas Geschichte ist relativ flott im Pacing, da ihr eigentlich konstant von einem Ziel zum nächsten jagt. Natürlich ist dies nur suggerierter Zeitdruck. Einmal auf der Oberweltkarte gelandet, habt ihr alle Zeit der Welt, diese zu erkunden. Die einzelnen Geschichten unterscheiden sich teilweise in ihrer Offenheit beziehungsweise Linearität, aber auch in der Geschwindigkeit, in der die Geschichte in Fahrt kommt.

    Neben Urpina, der Tochter des Hauses Julianus, stehen euch zusätzlich noch Leonard, ein einfacher Farmer, die Keramikerin Taria und Balmaint, ein Scharfrichter aus dem Lande Kei, zur Verfügung. Jeder der Charaktere verfolgt dabei ein eigenes ehernes Ziel, das es zu erfüllen gilt. Teilweise entwickelt man eine gewisse Form der Empathie für die Charaktere, doch vollends mögen diese nicht überzeugen. Während die Hauptcharaktere noch einigermaßen Persönlichkeit und eine gewisse Tiefe besitzen, gilt das für die Nebencharaktere nahezu überhaupt nicht. Sie sind eben einfach da, um eure Kampfkraft zu erhöhen. Die meisten tragen aber nicht wesentlich zur Geschichte bei.

    Unterschiede und Gemeinsamkeiten

    »Fünf Mitglieder bilden einen Kampfverband, der in bestimmten Formationen in die Schlacht ziehen kann. Jede Formation bietet im rundenbasierten Kampfsystem verschiedene Vor- und Nachteile.«

    Grundsätzlich spielen sich sämtliche Aktionen auf der Oberweltkarte ab. Ihr bewegt eure Figur aus einer leicht gekippten Perspektive durch die Welt. So steuert ihr einzelne Punkte wie Städte, Dungeons oder allgemeine Orte abseits der Geschichte an. Hier zeigt sich im Übrigen auch schon ein Unterschied zu den kürzlich bei uns im Westen erschienenen Romancing-Saga-Titeln. Das eigentliche Erkunden von Städten und Dungeons wird zurückgestellt und hat mehr Ähnlichkeit mit Unlimited Saga, es fühlt sich nur nicht ganz so restriktiv an. Städte reduzieren sich auf Oberflächen mit verschiedenen Schaltflächen. Sie bieten euch die Option, eure Ausrüstung aufzuwerten und später könnt ihr auch in einer gewissen Form mit den Bewohnern Handel treiben.

    Anders als Romancing Saga bietet euch Saga Scarlet Grace: Ambitions bereits viele Orte, um in der Geschichte voranzukommen. Jedoch können auch weiterhin Informationen in Städten eingeholt werden, um neue Orte zu entdecken. Events laufen in kleinen Dialogen ab, die euch meist in Kämpfe hineinsteuern. Durch diese Entscheidung, die Erkundung quasi nur auf der Oberweltkarte ablaufen zu lassen, gibt es viele Orte zu entdecken.

    So geschieht es des Öfteren, dass sich neu entdeckte Orte nicht wirklich neu anfühlen. Ihr entdeckt eine Mine, in der es gilt, Monster zu vertreiben. Dann werdet ihr von Soldaten vertrieben. So weit, so gut. Wenn sich das Schema aber in den nächsten drei Minen wiederholt, wirkt das repetitiv und einfallslos. Durch die fehlenden Erkundungsumgebungen wie Städte oder eben Verliese fühlt es sich so an, als ob die ganze Zeit etwas fehlen würde. Quantität ist leider nicht unbedingt ein Maß für Qualität.

    Keine Dungeons, aber harte Kämpfe

    Keine Dungeons? Ja, ihr habt richtig gelesen, auch hier wurde die Schere angesetzt. Konnte man in Titeln wie dem zuvor erwähnten Romancing Saga die Dungeons noch komplett erkunden und bewundern, handelt es sich bei Saga Scarlet Grace: Ambitions lediglich um aneinandergereihte Kämpfe, die es zu absolvieren gilt. Vor jedem Kampf werden euch Bedingungen angezeigt, die zu erfüllen sind, um Bonusgegenstände zu bekommen. Das Kampfsystem basiert auf einem klassisch rundenbasierten System.

    Fünf Mitglieder bilden dabei einen Kampfverband, der in bestimmten Formationen in die Schlacht ziehen kann. Jede Formation bietet verschiedene Vor- und Nachteile und gibt euch einen bestimmten Vorrat an Sternen. Sterne verkörpern eure Fähigkeitspunkte und decken die Kosten eurer Fähigkeiten. Zu Beginn eines Kampfes besitzt ihr eine vordefinierte Anzahl an Punkten. Je nach Formation bestehen verschiedene Möglichkeiten, an mehr Punkte zu gelangen. Die Standardformation erhöht die Anzahl der Sterne beispielsweise pro Runde um einen Stern. Euer Ziel ist es natürlich, die gegnerischen Verbände zu eliminieren, ohne eigene Einheiten zu verlieren.

    Zerstört ihr eine feindliche Einheit, die zwischen euren eigenen Einheiten steht, vereinen sich eure Einheiten und greifen mit einem mächtigen Gruppenangriff an. Gruppenangriffe bieten einen großen strategischen Vorteil, da der Schaden sehr hoch ausfällt und bei der Vernichtung eines strategisch günstig gelegenen Gegners weitere Gruppenangriffe initiiert werden können. Gelegentlich treten innerhalb des Kampfes Bedingungen ein, die die Einmischung der Götter hervorruft. Diese unterstützen euch dann mit zusätzlichen Effekten, die euch stärken oder eure Gegner schwächen können. Natürlich schlagt ihr euch nicht nur mit der hohlen Keule die Köpfe ein. Euren Mitstreitern stehen verschiedene Fähigkeiten zur Verfügung.

    Zufälle kommen selten allein

    Welche Fähigkeiten ihr einsetzen könnt, hängt von eurer Waffe und deren Ausbaustufe ab. Jede Waffe beherbergt eine bestimmte Anzahl an Fähigkeiten, die es im Kampf zu erwecken gilt. Wann und welche Fähigkeiten ihr erhaltet, hängt vom Zufall ab und liegt außerhalb eures Einflusses. Fähigkeiten sind also nicht an die Waffenstufe eures Charakters gebunden, sondern hängen allein von der Stärke der Waffe selbst ab. Durch die Aufwertung beim Schmied können Waffen zusätzliche Fähigkeiten oder neue Skillsets erhalten. Da ihr immer nur aus drei neuen Waffenupgrades wählen könnt und bei nicht erlernten Fähigkeiten nicht wisst, was auf euch zukommt, ist es immer ein Spiel mit dem Zufall, was am Ende rauskommt.

    Neben aktiven Fähigkeiten können eure Figuren auch passive Fähigkeiten erlernen. Sogenannte Rollen geben euch Boni auf verschiedene Statuswerte, können die Effekte eurer Waffenfähigkeiten verstärken oder euch mit Resistenzen vor negativen Statusveränderungen schützen. Die Höhe eurer Waffenstufe beeinflusst dabei, wie viele Rollen euer Charakter tragen darf. Leider weiß man nie, wann und aufgrund welcher Bedingungen man welche Fähigkeiten erhält.

    Das ganze System der Entwicklung steht daher unter dem Stern des Zufalls. Das führt dazu, dass man sich lange mit diesem System auseinandersetzen muss, um gerade bei harten Kämpfen unbeschadet davonzukommen.

    Game Over… schon wieder

    Saga Scarlet Grace: Ambitions bietet euch daher von Haus aus drei verschiedene Schwierigkeitsgrade an. Innerhalb des Spiels sind die Kämpfe selbst ebenfalls nochmal in drei Schwierigkeitsgrade unterteilt. Die Reihe ist dafür bekannt, äußerst herausfordernd zu sein. Gegner nutzen unter anderem gerne und oft Zustandsveränderungen, um euch das Leben schwer zu machen. Durch den hohen Zufallsfaktor wird es euch dahingehend anfangs erschwert, Kontermechanismen zu entwickeln.

    Der Ableger kann gerade hier sehr unerbittlich werden und auch der Game-Over-Bildschirm wird weit mehr als nur einmal über den Bildschirm flackern. Teilweise kann der Schwierigkeitsgrad recht frustrierend sein, gerade wenn sich an einen bereits harten Kampf weitere anschließen und man eh schon vom vorherigen gefrustet ist. Die Balance zwischen einfachen und schweren Kämpfen ist geradeheraus gesagt unausgewogen.

    Trotz des Zufallsfaktors wirkt das Kampf- und Entwicklungssystem durchaus interessant. Es würde bloß mit etwas weniger Zufall deutlich mehr Spaß machen. So speichert man ziemlich häufig, wenn man sich durch die charmante Welt von Saga Scarlet Grace: Ambitions bewegt.

    Schön, aber irgendwas fehlt

    Grafisch gesehen ist Saga Scarlet Grace: Ambitions ein zweischneidiges Schwert. Die Oberwelt wirkt durch den gewählten fernöstlichen Stil malerisch. Gerade die Gestaltung in Form einer alten Karte birgt einen gewissen Charme. Die Farbpalette lässt die Szenerie zart und fragil wirken. Natürlich muss man auch hier sagen, dass es technisch weit von dem weg ist, was die Plattformen Nintendo Switch oder ihre Kollegen im Stande sind zu leisten.

    Die Charaktermodelle sind schön designt, heben sich aber durch ihren Stil deutlich von der Welt ab. Die unterschiedlichen Stile wirken etwas zwiespältig. Die Kampfareale sind hingegen äußerst detailarm und wirken eher trostlos. Man möchte meinen, dass die Areale nur Mittel zum Zweck sind. Der Trostlosigkeit in den Kämpfen wirken nur die Charaktermodelle und die verschiedenen Fähigkeiten entgegen. Gerade Letztere sind teilweise doch recht imposant in Szene gesetzt.

    Das Ganze wird mit einem passenden Soundtrack unterlegt, der sich gut in das Spiel einfügt, es aber nicht besonders hervorhebt. Saga Scarlet Grace: Ambitions bietet euch bei der Lokalisation sowohl englische Texte als auch vertonte Dialoge auf Englisch. Dabei ist anzumerken, dass nicht alle Dialoge vertont wurden. Nur in den wichtigen Gesprächen dürft ihr den verschiedenen Stimmen lauschen.

    Hart, härter, unfair?

    Die Beziehung zwischen Saga Scarlet Grace: Ambitions und mir hat sich während des Testens zu einer Hassliebe entwickelt. Einerseits mag ich knackige Rollenspiele mit einem komplexen Kampfsystem. Jedoch führt der Zufallsfaktor in Kombination mit der Härte einiger Kämpfe zu teils großem Frust und Ärger. Die Geschichte fühlt sich in weiten Teilen lose an und es dauert, bis man mit den wenigen Brocken, die einem zugeworfen werden, ein Konstrukt erbaut hat und der Geschichte folgen kann.

    Grafisch gesehen bietet einem Saga Scarlet Grace: Ambitions eine schöne Oberwelt ohne erkundbare Dungeons und Städte. Es ist schade, dass man gerade hier nicht weiter in die Tiefe gegangen ist. Im Gegensatz zu der schönen Welt wirken die Kampfareale wie billige Arenen, nur um den Schein eines „Dungeons“ zu wahren. Einzig die schön in Szene gesetzten Fähigkeiten sind ein Lichtschein in der Trostlosigkeit. Soundtrack und Lokalisation sind passabel, aber auch hier hätte man sicher mehr machen können.

    Solltet ihr euch also Saga Scarlet Grace: Ambitions kaufen? Fans von Saga-Spielen, die ein dickes Fell haben, können sicherlich einen Blick riskieren. Saga Scarlet Grace: Ambitions bietet vier verschiedene Perspektiven, knackige Kämpfe mit teils frustrierendem Charakter und eine passable Geschichte. Interessierte mit einer geringen Frusttoleranz sollten den Titel vorher probieren, bevor sie sich für einen Kauf entscheiden.

    Story

    Offene Erzählstruktur aus der Sicht der vier Protagonisten. Die Geschichte fühlt sich durch die offene Erkundung teils lose an.

    Gameplay

    Klassische rundenbasierte Kämpfe mit einem sehr fordernden Schwierigkeitsgrad, teilweise auch frustrierend. Erkundungen spielen sich nur auf der Oberwelt ab. Keine erkundbaren Städte und Dungeons.

    Grafik

    Während Charaktere und Oberweltkarte charmant designt wurden, sind die Kampfareale grafisch nur ein reines Mittel zum Zweck. Zauber und Kampfeffekte sind hingegen wieder schön in Szene gesetzt.

    Sound

    Saga Scarlet Grace: Ambitions bietet einen passablen Soundtrack und bietet euch eine ausreichend gute englische Vertonung. Dialoge sind nur stellenweise synchronisiert.

    Sonstiges

    Abgeschlossene Handlungsstränge fließen zum Teil in die Storystränge der anderen Charaktere ein. Zusätzlich bietet das Spiel drei verschiedene Schwierigkeitsgrade an.

    Bildmaterial: Saga Scarlet Grace: Ambitions, Square Enix