Im Test! The Legend of Heroes: Trails of Cold Steel 3

  • Titel The Legend of Heroes: Trails of Cold Steel 3
    Japan 28. September 2017
    Falcom
    Nordamerika 22. Oktober 2019
    NIS America
    Europa 22. Oktober 2019
    NIS America
    System PlayStation 4
    Getestet für PlayStation 4
    Entwickler Falcom
    Genres JRPG
    Texte
    Nordamerika
    Vertonung Nordamerika Japan

    Trails of Cold Steel 3 ist nach einiger Wartezeit nun auch bei uns im Westen erschienen. Einige von euch konnten die nächste Etappe von Rean Schwarzer und seinen Freunden vermutlich kaum noch erwarten. Andere wiederum sind vermutlich eher skeptisch, ob die Reise unter der Führung von NISA nicht zu einem weiteren Lokalisationsdesaster führen könnte. Nichtsdestotrotz wurde der Release von allen Seiten herbeigefiebert. JPGames hat sich an Thors neuem Campus eingeschrieben und ist für die Evaluierung bereit. Nun nehmt die Stifte raus, schlagt die Bücher auf, wir beschäftigen uns nun mit Trails of Cold Steel 3.

    Ein nostalgischer Anfang

    Die dritte Etappe von Cold Steel 3 fängt mit einem relativ hektischen Prolog an. Ohne genaue Kenntnisse über die Lage werdet ihr in den Konflikt hineingeworfen. Jaeger Corps und die Stahlritter greifen die ehemalige Festung der „Noble Alliance“ an. Ihr versucht dies scheinbar nach aller Kraft zu verhindern. Nach dieser recht schnellen, dynamischen Einführung ohne viele Worte tritt Falcom etwas auf die Bremse und schickt euch nach dem kurzen Ausblick drei Monate in der Zeit zurück. Zurück zu den Anfängen der Geschichte von Trails of Cold Steel 3.

    Knapp ein bis zwei Jahre sind nun seit dem Bürgerkrieg vergangen. Die plötzlichen Wendungen nach dem Konflikt führen Rean wieder an den Campus von Thors. Zumindest zum neuen Campus im beschaulichen Leeves. Zusammen mit Valimar an eurer Seite macht ihr euch auf, eure neue Position als Lehrkraft wahrzunehmen. Als Lehrer der neuen „Class 7“ tretet ihr in die Fußstapfen eurer ehemaligen Vertrauten Sara. Euch ist noch nicht ganz bewusst, was dies für euch bedeuten mag, aber dennoch freut ihr euch auf eure neue Aufgabe.

    »Etablierte Systeme, die im Vorgänger mit Zeit und Aufwand an den Spieler getragen worden sind, sind hier wieder deutlich eher verfügbar, wirken aber auch deutlich runder als noch zuvor.«

    Der Anfang von Trails of Cold Steel 3 fühlt sich wie eine nostalgische Erinnerung von Rean an. Der Schulalltag fühlt sich ähnlich und doch anders wie noch zu Reans Schulzeit an. Wiederkehrende Ereignisse wie zum Beispiel der Ausrutscher beim Erkunden des ersten Dungeons und der schallenden Ohrfeige wecken Erinnerungen an vorhergehende Ereignisse, sind aber so verpackt, dass sie sich nicht ausgetreten anfühlen. Gerade für Spieler, deren Kenntnisse über die Trails-of-Cold-Steel-Reihe hinausgehen, eröffnen sich einige nostalgische Momente.

    Trotz dessen verläuft die Geschichte nicht in denselben Bahnen, relativ früh wird man von diesem Gedanken gelöst und in einen neuen Konflikt manövriert, der einen über den Ausgang und die Motive der Beteiligten rätseln lässt. Etwas nachteilig ist das relativ starre Gerüst, in welches die Geschichte gepackt wird und dem Pacing weniger in den einzelnen Kapiteln schadet, dafür aber im Gesamtkontext. Sprich, die Spannung kann teilweise über die Kapitel hinaus nicht gehalten werden.

    Ohne Vorkenntnisse schwierig, aber nicht unmöglich

    Ohne Vorkenntnisse in den dritten Teil einzusteigen, ist gewiss schon ein Wagnis, das zu scheitern droht. Aber auch mit guten Kenntnissen der Cold-Steel-Reihe kann es hin und wieder zu Verständnisschwierigkeiten kommen. Gerne können Rückgriffe auf Trails in the Sky, aber auch Ao und Zero no Kiseki den geneigten Spieler verwirren. Man merkt mehr und mehr, dass die einzelnen Fäden durch Falcom langsam zu einem Finale zusammengeführt werden.

    Wie schon bei den Vorgängern gibt es hier zwar äußerst detaillierte Zusammenfassungen der Geschehnisse, sowohl vor dem eigentlichen Spielbeginn als auch währenddessen, aber die Informationsflut ist teilweise dennoch recht enorm. Ein gewisses Maß an Vorkenntnissen zur gesamten Saga ist also ratsam. Jedoch auch ohne Kenntnisse der gesamten Saga lässt sich der weit verzweigten Geschichte von Cold Steel 3 mit Abstrichen gut folgen. NISA hat dabei im Bezug auf die Lokalisation einen soliden bis guten Job gemacht. Im Hinblick auf die hervorragenden Übersetzungen von Xseed mag dies für den ein oder anderen Spieler vermutlich aber trotzdem zu wenig sein.

    Freizeit und Müßiggang

    Die Geschichte wird in einen kalendarischen Ablauf unterteilt, wie auch bei den vorherigen Titeln. Eure Tage teilen sich zwischen Pflichterfüllung und Freizeitaktivitäten auf. Während ihr eurer Hauptmission folgt, helft ihr von Zeit zu Zeit der „notleidenden“ Bevölkerung oder euren Klassenkameraden aus. Das reicht vom einfachen Sammeln von insektoiden Zutaten für den Nachmittagstisch über Jagdaufträge bis hin zu kleineren Suchaufgaben. Der Aufbau der Sidequests ist variantenreich, teils charmant, mit Blick auf die Vorgänger aber auch nicht wirklich neu im Design.

    »Falcom ist hier einige grafische Schwachpunkte des Vorgängers angegangen und konnte diese beseitigen. Leider gibt es dennoch den ein oder anderen Makel.«

    Wenn ihr euch nicht gerade eurer Arbeit widmet, nutzt ihr eure spärliche Freizeit, um eure Kameraden besser kennenzulernen. Denn auch in Cold Steel 3 gibt es wieder „Bonding Events“. Kurze charmante Szenen zwischen Rean und seinen Freunden, die den ein oder anderen Lacher bereithalten, gleichzeitig aber auch euren Linklevel erhöhen und neue Partnerfähigkeiten freischalten.

    Doch auch abseits dieser Spektakel gibt es noch das ein oder andere zu entdecken, aber nicht unbedingt alles davon ist neu. Die Minispiele sind ein gutes Beispiel für einen Mix aus bewährten und neuen Elementen. Während Angeln und Kochen eine reine Eins-zu-eins-Umsetzung der Vorgänger sind und nicht wirklich Neuerungen mitbringen, so sieht es zumindest beim Kartenspiel deutlich interessanter aus. Vantage Master nennt sich die neue Variante und besitzt deutlich mehr Tiefgang als ihr Vorgänger.

    Ein Kartenspiel mit Suchtpotential

    Auf einem zweigeteilten Kartenbrett stehen den Spielern jeweils zwei Reihen zum Platzieren ihrer Karten zur Verfügung. Jeder Spieler besitzt eine Karte als Anführer mit eigenen Fähigkeiten. Diese schützt ihr durch das Legen weiterer Kampf- oder Effektkarten vor gegnerischen Angriffen. Pro Runde bekommt ihr Energie, welche ihr für die Beschwörung eurer Karten verwendet. Von Zeit zu Zeit erscheinen Kristalle auf den Feldern, welche ihr zur Aufwertung eurer Karten nutzen könnt. Während der Partie könnt ihr eure Karten frei verschieben oder den Gegner angreifen. Ziel ist es, die Lebenspunkte des gegnerischen Anführers auf null zu bringen.

    Vantage Master ist eine wunderbare Verbesserung des vorhergehenden Kartenspiels aus Trails of Cold Steel 2 und bietet durch die vielen verschiedenen Karten, die es zu suchen gibt, genug Suchtpotential. Ein wirklich gelungener Zeitvertreib abseits des Kampfes.

    Klassische Kämpfe mit taktischer Tiefe

    Spielerisch scheint sich auf den ersten Blick nicht viel zum Vorgänger geändert zu haben. Etablierte Systeme, die im Vorgänger mit Zeit und Aufwand an den Spieler getragen worden sind, sind im Nachfolger wieder deutlich eher verfügbar, wirken aber auch deutlich runder als noch zuvor. Nichtsdestotrotz gibt es auch hier die ein oder andere Neuerung, die eine neue taktische Komponente in die rundenbasierten Kämpfe mit einfließen lässt.

    Wie zuvor laufen die Kämpfe auf einer kleinen Kampfkarte ab. Mit bis zu vier Kämpfern (beziehungsweise zwei Kampfpaaren) könnt ihr die Gefechte bestreiten. Sollte es dennoch mal knapp werden, können angeschlagene Charaktere gegen andere im Kampf ausgetauscht werden. Die HP eurer Gegner dezimiert ihr klassisch mit Angriffen, „Crafts“ und „Artes“. Letztere bestimmt ihr durch Quarze, welche ihr in euren Arcus einsetzt. Hier haben wir auch die erste Neuerung in Trails of Cold Steel 3.

    Kleine Neuerungen mit großem Effekt

    Den Arcus bestückte man im Vorgänger nur mit einem Meisterquarz. Dieser legte die Ausrichtung eurer Attributstärken und -schwächen fest. Darüber hinaus verfügten diese über eine Reihe passiver Fähigkeiten und Angriffszauber, die mit der Zeit freigeschaltet werden konnten. In Cold Steel 3 ist es nun zusätzlich möglich, einen weiteren Meisterquarz als Unterstützung einzubinden. Die Idee dahinter ist es, ungenutzte Quarze nicht brachliegen zu lassen. Aufgrund der hohen Rotation der Teammitglieder kam dies in der Vergangenheit oft vor. Ihr klaut dabei dem fehlenden Charakter nicht einfach seinen Quarz und setzt ihn ein, es funktioniert eher als Sublink. Zwei Charaktere können sich so einen Meisterquarz teilen. Somit vereint man die Fähigkeiten und Zauber beider Quarze und kann eventuelle Attributschwächen des einen Kristalls mit denen des anderen ausgleichen.

    Taktische Befehle als Mittel zum Sieg

    Die zweite Neuerung am Kampfsystem ist die Einführung des „Order“-Befehlssystems. Order sind taktische Befehle, die euch einen Vorteil im Kampf bringen. So könnt ihr zum Beispiel eure Verteidigung mit einem Befehl für mehrere Runden stark erhöhen oder aber euch gleich direkt vor Angriffen schützen und diese reflektieren. Jeder Charakter verfügt über eigene taktische Befehle, die euch in den Kämpfen weiterhelfen. Kostenlos sind diese allerdings nicht. Wie auch eure Teamfähigkeiten verbrauchen Order Linkpunkte, welche ihr durch Linkangriffe aufstocken könnt.

    Neben den klassischen Scharmützeln dürft ihr natürlich auch wieder mit Valimar gegen haushohe Kontrahenten kämpfen und da diese in Cold Steel 3 deutlich härter zuschlagen als das normale Ungeziefer, dürfen nun auch eure Schüler im Panzersoldaten an eurer Seite kämpfen.

    Die Neuerungen im Kampfsystem wirken gelungen und harmonieren mit den bewährten Mechanismen. Gerade das neue System von Meister- und Subquarz lädt zum Experimentieren ein. Zusätzlich liefert das Order-System eine neue erfrischende Komponente, die gerade in Bosskämpfen äußerst hilfreich sein kann. Allerdings wurde nicht nur das Kampfsystem aufpoliert, auch grafisch hat die Serie einen deutlichen Sprung nach vorne machen können.

    Schöner als je zuvor und trotzdem veraltet

    Man muss zugeben, Trails of Cold Steel 3 wird sich nie mit Genre-Giganten in puncto Grafik messen können, aber das muss es auch nicht. Dennoch muss man neidlos anerkennen, das der Sprung von Cold Steel 2 zu 3 enorm ist. Die Areale wirken deutlich lebendiger. Weiche Schattenwürfe, passend gesetzte Filter für die weiter entfernte Umgebung, sichtbar realistische Wolkenbewegungen und eine deutlich dichtere Vegetation lassen die Umgebung um ein Vielfaches natürlicher wirken als noch im Vorgänger. Darüber hinaus scheinen fehlerhafte Schatten und seltsam platzierte Wetterfilter der Vergangenheit anzugehören.

    Falcom ist hier einige Schwachpunkte des Vorgängers angegangen und konnte diese beseitigen. Leider gibt es dennoch den ein oder anderen Makel. Gerade in einigen Gebieten wie dichten Wäldern rutschte die konstante Bildrate gerne mal aus und es kam zu Framerate-Einbrüchen. Getestet wurde dies auf einer Standard-PlayStation-4, auf einer PlayStation 4 Pro könnte es also dieses Problem unter Umständen nicht mehr geben. Eine andere Kleinigkeit war ein gelegentliches Zittern der Kamera während verschiedener Sequenzen. Ein nicht sonderlich belastender Fehler, aber durchaus vermeidbar. Neben den aufpolierten Arealen braucht man über den wunderschönen Artstil des Spiels nicht viel Federlesen. Hier ist man jeglicher Kritik erhaben und die verschiedenen Figuren, Haupt- wie Nebendarsteller, sehen vortrefflich aus.

    Ein Mix aus Altem und Neuem

    Wer Falcom kennt, weiß, dass sie neben einer guten Geschichte auch einen ebenso guten Soundtrack fabrizieren können. Auch Cold Steel 3 kann sich eines recht schönen Soundtracks erfreuen, wobei teils der Verdacht aufkommt, dass sich unter den recht einprägsamen Stücken auch ein Paar Mixe bestehender Tracks mit eingebracht haben. Nichtsdestotrotz passen die Tracks sowohl zu den jeweiligen Situationen entlang der Hauptgeschichte, als auch zur Umgebung. Man steht gerne einfach mal nur in der Umgebung, legt den Controller zur Seite und lauscht den Stücken.

    Bei den Tonspuren hält man es dagegen weiterhin traditionell. Hier stehen euch Englisch und Japanisch zur Wahl, beide nehmen sich hinsichtlich ihrer emotionalen Darstellungen nichts und klingen gewohnt gut. Manchmal fragt man sich jedoch wegen der Auswahl an vertonten Dialogen und wieso bestimmte Sachen wiederum nicht vertont sind.

    Zu guter Letzt

    Trails of Cold Steel verfügt, wie bereits die Remaster, über den neuen Turbomodus. Der Spieler kann zudem zwischen fünf verschiedenen Schwierigkeitsgraden wählen und diesen bei Bedarf auch variieren. Das neue HUD wirkt modern und übersichtlich. Zusätzliche Informationen können über das Touchpanel abgerufen werden. Hier werden sämtliche Informationssammlungen wie die Chronik, die Sammelarchive und die Charakterbeschreibungen festgehalten und zu sammeln gibt es einiges für den geneigten Spieler. Was stellt Trails of Cold Steel 3 nun am Ende dar?

    Unterm Strich

    Trails of Cold Steel 3 ist eine gelungene Weitererzählung der Saga. Falcom versteht es, eine spannende Geschichte zu erzählen. Falcom versteht es aber auch, zu gegebener Zeit das Pacing ein wenig zu drosseln und in eine Entspannungsphase einzuleiten, um wiederum in den nächsten Spannungsbogen einzuführen. Cold Steel 3 baut seinerseits auf den Stärken der Vorgänger auf, bügelt alte Schwächen aus und erweitert das Spiel im Kleinen um neue Aspekte. Nichtsdestotrotz ist auch Cold Steel 3 nicht vollkommen fehlerfrei.

    Vereinzelte Slowdowns wirken bei einer ohnehin schon technisch veralteten Grafik fehl am Platz. Dennoch wirkt das Spiel in vielen Bereichen um ein Vielfaches schöner und natürlicher. NISA hat bei der Lokalisation des Skripts einen soliden bis guten Job gemacht. Zwar wurde nicht das Level von Xseed erreicht, aber das hat auch keiner erwartet. Fans können uneingeschränkt zugreifen und werden auch mit der dritten Etappe ihren Spaß haben. Neugierige sollten sich im Klaren sein, dass bei Cold Steel 3 ein riesiger Rattenschwanz an Storyplots vorheriger Spiele hängt, welche auch über die Cold-Steel-Reihe hinausgehen.

    Story

    Spannende Geschichte, die jedoch in ein relativ starres Schema gepresst wurde. Zusätzliche Informationen aus den anderen Spielen werden teilweise für die Zusammenhänge benötigt.

    Gameplay

    Das rundenbasierte Kampfsystem der Vorgänger wurde weiter geschliffen und um neue Aspekte erweitert.

    Grafik

    Zwar veraltete, aber deutlich schönere Grafik als noch in Trails of Cold Steel 2. Vereinzelte Slowdowns trüben jedoch den grafischen Gesamteindruck. Die Fehler des Vorgängers wurden hingegen behoben.

    Sound

    Ein betont hochwertiger Soundtrack mit einem Mix aus alten und neuen Stücken. Zusätzlich stehen zwei Tonspuren zur Verfügung.

    Sonstiges

    Fünf Schwierigkeitsgrade sowie der Turbomodus der Vorgänger stehen auch im dritten Teil zur Verfügung.

    Bildmaterial: Trails of Cold Steel III, NIS America / Nihon Falcom