Im Test! Luigi’s Mansion 3

  • Titel Luigi’s Mansion 3
    Japan 31. Oktober 2019
    Nintendo
    Nordamerika 31. Oktober 2019
    Nintendo
    Europa 31. Oktober 2019
    Nintendo
    System Nintendo Switch
    Getestet für Nintendo Switch
    Entwickler Next Level Games
    Genres Action, Adventure
    Texte
    Deutschland  
    Vertonung

    Schon zwei Mal zog es den viel zu oft vernachlässigten Bruder von Mario, auch bekannt als Luigi, in ein Haus voller Geister. Im nunmehr dritten Teil scheint die Welt zunächst in Ordnung: Ein schöner Urlaub mit Mario, Peach und drei Toads, die die Tonnen an Koffern schleppen dürfen, soll in einem Luxushotel verbracht werden.

    Dass daraus kein erholsamer Urlaub werden kann, dürfte Spielern bereits von vornherein klar sein. Mit Luigi’s Mansion 3 muss Luigi also nun zum dritten Mal Geister jagen und seine Liebsten aus den Fängen von König Buu Huu befreien. Wie sich der neueste Teil bei seinem Debüt auf Nintendo Switch schlägt, erfahrt ihr im nachfolgenden Test.

    Staubsaugen im Museum

    Nachdem sich urplötzlich herausstellt, dass es sich bei dem luxuriösen Hotel bloß um eine Fassade handelt, werden Mario, Peach und die drei mitreisenden Toads von König Buu Huu in Bilder verwandelt und im gesamten Hotel verteilt. Moment, kennen wir diese Situation nicht bereits aus Luigi’s Mansion 2? Genau! Denn auch hier gab es bereits in Porträts verwandelte Figuren. Allerdings stört es nicht besonders, dass bei der Story recycelte Elemente aus dem Vorgängerteil auftauchen, denn die Geschichte ist sowieso nur Beiwerk, um auf Geisterjagd zu gehen.

    Der einzige Mann, der uns mal wieder aus diesem Schlamassel helfen kann, ist Professor Immanuel Gidd, kurz I. Gidd. Aus dem Kofferraum seines Autos entnehmen wir den Schreckweg F-LU, mit dem einige neue Features in das Spiel Einzug halten, die uns die Geisterjagd erleichtern.

    Staubsaugen in der Wüste

    Wie auch in den Vorgängern zuvor müssen Geister zunächst mit unserer Taschenlampe geblendet werden, um sie bewegungsunfähig zu machen und sie einsaugen zu können. Dabei lassen sich die zahlreichen Gegnertypen immer etwas einfallen, um nicht von Luigis Taschenlampe erfasst zu werden. Manche Geister tragen ganz klassisch eine Sonnenbrille, während andere mit einem Eimer auf dem Kopf durch die Gegend torkeln oder einen anderen Gegenstand nutzen, um sich vor dem Licht zu schützen.

    Ist ein Geist erst einmal geblendet, kommt die Staubsaugerfunktion zum Einsatz. Über dem Geist erscheint eine Zahl, die mit zunehmendem Einsaugen sinkt. Sinkt der Wert auf null, wird der Geist komplett von unserem Staubsauger verschluckt. Allerdings können wir dem Einsaugen ein wenig auf die Sprünge helfen, indem wir den Geist mit dem neuen Feature „Schleudern“ von Punkt zu Punkt schlagen, damit er rasch an Punkten verliert.

    Bugs wie diese nicht einzusaugende Perle gibt es eher selten.

    Ein weiteres Feature, das zahlreiche neue Rätsel ermöglicht, ist die Saugglocke. Durch den Saugschuss könnt ihr eine Saugglocke an ebenen Flächen platzieren, um sie dann wieder rumzureißen und das Hindernis zu entfernen. Dadurch eröffnen sich beispielsweise neue Wege oder Gegnern können so ihre Schutzschilde entrissen werden, mit denen sie sich vor dem Licht der Taschenlampe schützen.

    Mithilfe des X-Knopfes oder beiden Schultertasten zusammen könnt ihr einen besonders leuchtenden Strahl absondern, der Geheimnisse für euch sichtbar macht. Saugt ihr die anschließend erscheinenden Kugeln ein, entdeckt ihr ein neues Objekt, welches zusätzliche Belohnungen für euch beinhalten kann.

    Staubsaugen im Rittersaal

    Der Druckstrampler, der durch das gleichzeitige Drücken der Z-Schultertasten aktiviert wird, dient lediglich zum Entkommen aus brenzligen Situationen. Haben euch mehrere Gegner umzingelt, könnt ihr diese neue Attacke nutzen, um aus der Mitte zu entkommen und erneut von der Seite zuzuschlagen. Von allen Features ist der Druckstrampler allerdings der am wenigsten nützliche, da meistens mehrere Gegner durch korrekt ausgerichtetes Blenden zeitgleich eingesaugt werden können.

    Apropos korrektes Ausrichten der Taschenlampe: Dies ist wohl so ziemlich die größte Tücke von Luigi’s Mansion 3. Die Reihe war noch nie für ihre innovative Steuerung bekannt, vielmehr ist sie ein zusätzliches Hindernis, das es zu überwinden gilt, wenn man einen Geist einsaugen will. Im Vorfeld kann nur schlecht abgeschätzt werden, ob eine Saugglocke ihr Ziel trifft oder die Taschenlampe im richtigen Winkel auf eine Geisterhorde ausgerichtet ist. Zwar kann man sich mit der Zeit an die Steuerung gewöhnen, wirklich perfektionieren kann man sie allerdings nie.

    Besonders die sehr einprägsame Musik, die im dritten Teil unter anderem als Klingelton für den Virtual Boo zum Einsatz kommt, dürfte sich in die Gehirne von Neulingen und alten Hasen brennen. Zum Schluss jeder Spielsession hatte ich immer die gleiche Melodie gesummt, die jeder Spieler, jeder Geist, ja selbst die eingesaugten Raben im Staubsaugerbeutel mitsummen können.

    Staubsaugen in der Tiefgarage

    Insgesamt erwarten euch in Luigi’s Mansion 15 Stockwerke mit zwei Untergeschossen. Jedes Level ist dabei komplett in ein eigenes Thema gehüllt: Von der Toilette bis hin zur Dekoration, die sich meistens komplett einsaugen lässt, ist alles auf das jeweilige Thema getrimmt. Dabei reichen die Themenwelten von einer Piratenwelt bis hin zu einer Pharaonen-Suite, in der ihr stundenlang den Sand einsaugen könnt, wenn ihr es denn wollt.

    »Mit vielen Objekten aus den Räumen kann man mit dem Schreckweg interagieren, sodass es nie langweilig wird, einen weiteren Raum nach geheimen Gängen, Verstecken oder Sonstigem abzusuchen.«

    Zwar sind die Themen sehr abwechslungsreich und die Entwickler beweisen hier ein Auge für Details, allerdings ist es manchmal fragwürdig, ob wir in einem Hotel einen Ozean mitsamt Geisterpiratenschiff oder einen Konzertsaal erwarten können. Ob es Sinn macht oder nicht, sei dahingestellt, auf jeden Fall sind die Themenwelten eine große Steigerung zu den Räumen aus den vorherigen beiden Ablegern des Spiels. Wollt ihr alle Stockwerke erkunden, müsst ihr mit rund 15 Spielstunden rechnen.

    Selbst beim Yoga lassen die Geister nicht locker.

    Ein Backtracking ist beim Besuch der Etagen nicht ausgeschlossen. Neben verpassten Collectibles, von denen es sechs pro Etage gibt, müssen Buu Huus in bereits abgeschlossenen Etagen gefangen werden. Zudem gibt es einen äußerst nervigen Geist, der euch zweimal im Spiel einen Aufzugsknopf stiehlt. Diesen müsst ihr dann durch bereits besuchte Etagen jagen und ihm den Knopf wieder entreißen. Diese Passagen hätten sich die Entwickler ruhig sparen können, da es kaum Spaß macht, dem Geist hinterherzujagen und von Raum zu Raum zu hetzen.

    Was sich schon durch alle Teile von Luigi’s Mansion zieht, ist, dass das Absuchen eines Raumes fast immer zu einem Treffer führt. Mit vielen Objekten aus den Räumen lässt sich mithilfe des Staubsaugers oder der Taschenlampe interagieren, sodass es nie langweilig wird, einen weiteren Raum nach geheimen Gängen, Verstecken oder Sonstigem abzusuchen.

    Staubsaugen in der Disko

    Doch der wohl größte Reiz, den das Spiel ausmacht, ist der eigentliche Saugmechanismus. Es befriedigt einen ungemein, jeden Quadratzentimeter eines jeden Raumes des riesigen Hotels abzusaugen. Teppiche, Gardinen, Papiermüll – nichts macht Halt vor dem großen Schlucker. Auch störende Spinnweben, die einen nicht weiterbringen, müssen aufgesaugt werden. Woher dieser Reiz kommt, alles aufsaugen zu wollen, kann ich beim besten Willen nicht beantworten.

    Naja, zum Teil zumindest – denn einige Objekte, die ihr einsaugen könnt, zählen entweder zu versteckten Rätseln oder belohnen euch mit Geld. Münzen, Scheine, die umherflattern, Perlen und Goldbarren warten darauf, in den Staubsaugerbeutel zu wandern. Mithilfe eures Budgets könnt ihr euch zusätzliche Leben oder Hilfen holen, die euch noch unentdeckte Collectibles anzeigen.

    Staubsaugen in der Piratenbucht

    Doch diese erfüllende Tat kann nicht nur von euch alleine ausgeübt werden – dank Professor I. Gidds neuer Erfindung, Fluigi, könnt ihr mit einem weiteren Freund lokal das Hotel unsicher machen. Fluigi ist ein Abbild von Luigi, besitzt aber nur ein Viertel von Luigis Lebensanzeige. Stacheln, Gitter, und weitere Todesfallen? Kein Problem für Fluigi! Durch seinen Ektoplasma-artigen Körper kann sich Fluigi durch so ziemlich alles durchzwängen, ohne Schaden zu nehmen.

    »Stacheln, Gitter, und weitere Todesfallen? Kein Problem für Fluigi! Durch seinen Ektoplasma-artigen Körper kann sich Fluigi problemlos durch so ziemlich alles durchzwängen.«

    Doch die wohl größten Feinde Fluigis sind eindeutig die Elemente Feuer und Wasser. Ist auch nur eine kleine Pfütze am Boden, löst sich Fluigi komplett auf. Dadurch ergeben sich erneut eine Vielzahl an Rätseln, die vor allem durch die Hilfe eines zweiten Spielers besser und schneller gelöst werden können. Zwar ist es auch per Knopfdruck möglich, zwischen Luigi und Fluigi zu wechseln, doch dadurch entgeht einem der Spielspaß mit einem Partner.

    Bei manchen Rätseln wäre ich froh gewesen, einen zweiten Spieler zu haben. Ein Beispiel ist das Gewichtsrätsel in der Pyramide, bei dem man verschiedene Gegenstände auf ein vordefiniertes Gewicht austarieren muss. Hier einen zweiten Partner zu haben, hätte mich einen Tod weniger gekostet, da es zu viel Zeit gekostet hat, die Gegenstände auf die Waage zu transportieren.

    Im Umkehrschluss sind in normalen Gängen und in Geisterkämpfen zwei Luigis einer zu viel. Denn oft gibt es in normalen Räumen nur Gegenstände einzusaugen, wo Fluigi nicht wirklich weiterhelfen kann. Viel schlimmer wird es in Geisterkämpfen, denn hat einer der beiden bereits einen Geist am Saughaken, so kann der andere durch ungeschicktes Ansaugen den Geist wieder aus der Düse befreien, sodass er erneut geblendet und angesogen werden muss.

    Staubsaugen im Restaurant

    Muss. Diese. Brille. Einsaugen.

    Der Schwierigkeitsgrad an sich schwankt sehr stark von Gegnertyp zu Gegnertyp. Auf jeder Etage erwartet euch ein Bossgegner, den es zu bezwingen gilt. Manche versteht man nicht auf Anhieb und es braucht mehrere Anläufe, bis man die Schwachstelle entdeckt hat. Bei anderen ist zudem eine veränderte, noch kompliziertere Steuerung präsent, an die man sich gewöhnen darf. Doch viele Bossgegner lassen sich auch recht simpel besiegen, wobei der Schwierigkeitsgrad nichts mit der Zahl der Etage zu tun hat.

    So konnten wir im Schwimmbad den Bossgeist relativ schnell besiegen, während wir uns im Abwasserkanal stundenlang mit dem blöden Schwimmreifen herumgeschlagen haben, bis wir den Aufzugsknopf endlich in unseren Händen halten durften.

    Staubsaugen in der Lobby

    »Der Wirrwarrturm ist ein spaßiges Erlebnis, bei dem sich Spieler im lokalen oder Online-Multiplayer auf Geisterjagd begeben können und sich aus der Patsche helfen müssen.«

    Seid ihr mit der Hauptgeschichte durch, ist das Spiel noch lange nicht vorbei. Die Mehrspielermodi von Luigi’s Mansion 3 bieten neues Futter, um mit Freunden auf Geisterjagd zu gehen. Besonders der Wirrwarrturm ist ein spaßiges Erlebnis, bei dem sich Spieler aus der Patsche helfen müssen, wenn sie beispielsweise in die Fänge eines Teppichs geraten. Neue Items peppen das Spielgeschehen zudem immens auf. Ein besonderes Schmankerl ist, dass der Modus sowohl lokal als auch online gespielt werden kann. Allerdings muss hier jeder Spieler seine eigene Konsole bereithalten und den Online-Modus könnt ihr nur als Abonnent des Nintendo-Online-Services nutzen.

    Der Polterpark ist lediglich eine Ansammlung von Minispielen, bei denen ihr die Features des Schreckwegs ausleben könnt. Hier können bis zu sieben Spieler an einer Konsole in Disziplinen wie Geisterjagd, Kanonade oder Pool-Münzjagd gegeneinander antreten. Nintendo hat bereits angekündigt, kostenpflichtige Inhalte für beide Mehrspieler-Modi nachzureichen. Diese hat besonders der Polterpark verdient, denn die Auswahl an drei eher simplen Minispielen ist eher mager.

    Ich will einfach nur saugen!

    Werden alle positiven Aspekte des Spiels zusammengezogen, so ergibt sich ein wirklich großartiges Spiel, das jeder Besitzer einer Nintendo Switch in seiner Sammlung haben muss. Gewöhnt man sich an die unkontrollierbare Steuerung, so eröffnen sich einem zahlreiche spaßige Themenwelten, die mit Rätseln gespickt sind – und komplett eingesaugt werden können. Dass sich diese Sucht, die man im Spiel fürs Staubsaugen entwickelt, ins reale Leben überträgt, kann ich leider nicht bestätigen. Doch innerhalb des Spieles ist der wohl größte Reiz, einfach jeden Winkel der Zimmer abzusuchen. Das mag wohl daran liegen, dass jeder Raum proppenvoll mit Dingen vollgestopft ist, die es einzusaugen gilt. Auch Fans der vorherigen Teile können trotz der teilweise recycelten Story somit beruhigt zugreifen.

    Story

    Ein erholsamer Luxusurlaub verwandelt sich in einen schrecklichen Albtraum voller Geister, Spinnen und menschenfressender Mülltonnen.

    Gameplay

    Im Prinzip müsst ihr saugen. Geister, Tiere, Staub, Geld, Geister, Kleidung… egal. Einfach alles einsaugen.

    Grafik

    In hübscherer 3D-Optik als noch in den Vorgängern kann nun jeder Winkel des Hotels genauestens betrachtet werden.

    Sound

    Veteranen der Reihe dürften die Musik mittlerweile auswendig mitsummen können – doch auch neue Stücke warten auf des Gamers Ohren.

    Sonstiges

    Ich hab gesagt, ich will nicht gestört werden, wenn ich in meinem Zimmer sauge!

    Bildmaterial: Luigi’s Mansion 3, Nintendo / Next Level Games