Titel | The Alliance Alive HD Remastered |
08 Oktober 2019 | |
NIS America | |
08. Oktober 2019 | |
NIS America | |
11. Oktober 2019 | |
NIS America | |
System | PlayStation 4, Nintendo Switch, PC |
Getestet für | Nintendo Switch |
Entwickler | FuRyu |
Genres | JRPG |
Texte |
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Vertonung | nicht vorhanden |
Bildmaterial: The Alliance Alive HD Remastered, FuRyu, NIS America / Cattle Call
Es sind nicht gerade wenige Menschen, die behaupten, dass Nintendos Hybrid eine reine Port-Maschine sei. So gut wie jedes Wii-U-Spiel hat seinen Weg auf Nintendo Switch gefunden, ebenso wie viele Klassiker der sechsten Konsolen-Generation.
Ebenfalls mit dabei sind natürlich auch Spiele, die einst exklusiv für Nintendo DS und 3DS, deren Popularität viele Entwickler anlocken konnte, erschienen sind. Nun stellt sich die Frage, ob das, neben den wenigen aber qualitativ hochwertigen Exklusivtiteln, genug ist. Die Antwort auf diese Frage ist eindeutig: ja!
Die Bibliothek der sechsten Konsolengeneration und der DS-Handhelds ist so gigantisch und reich an wahren Perlen, dass es fast unmöglich ist, sie alle gespielt zu haben. Selbst wenn, es gibt Schlimmeres, als in bittersüßer Nostalgie zu schwelgen.
Der nächste Titel, der sich in die illustre Gruppe der Portierungen einreiht, erschien vor zwei Jahren zum Ende der 3DS-Ära: The Alliance Alive HD Remastered. Ein japanisches Rollenspiel, wie es klassischer kaum sein könnte und welches zum Release hierzulande von vielen übersehen wurde, da es nur auf Englisch und ausschließlich digital erschien.
Jetzt wollen NIS America und FuRyu zumindest letzteren Fehler korrigieren und bringen eine optisch stark überarbeitete Fassung für Nintendo Switch, PCs und PlayStation 4 auf den Markt. Ob das Spiel auch den härtesten JRPG-Kritiker überzeugen kann, erfahrt ihr in den folgenden Absätzen.
Böse, böse Aliens
Da es sich um einen sehr traditionellen Ableger des Genres handelt, sind die Grundzüge der Haupthandlung sehr simpel gehalten. Die Menschheit wird seit 1000 Jahren von einer deutlich überlegenen außerirdischen Spezies, den „Daemons“, unterjocht.
Und wie es so oft bei unterdrückten Gruppen der Fall ist, hat sich auch hier eine kleine Gruppe von Widerstandskämpfern gebildet, deren Aushängeschilder natürlich junge hübsche Teenager sind. Diese machen sich nach dem kurzen Intro auf, die Menschheit und die Welt vor den bösen Aliens zu retten.
Der Grund, wieso The Alliance Alive als starker Ableger des Genres gehandelt wird, liegt im Detail versteckt, zumindest was die Geschichte angeht. Die Erzählung beginnt zwar sehr klassisch mit den typischen JRPG-Protagonisten, aber bald folgen zwei weitere Story-Stränge, die man parallel spielt und so den Progress durch die Geschichte aus drei wirklich unterschiedlichen Perspektiven sieht. Natürlich überschneiden sich die Pfade dieser Stränge mehrmals, bis sie schlussendlich aufeinander zu laufen und den letzten Akt einläuten.
Dieser Aufbau funktioniert sehr gut und lässt auch durch das schnelle Pacing kaum Langeweile aufkommen. Zwar bleiben einige Charaktere sehr bland, andere hingegen dürfen mit ihrer Persönlichkeit glänzen und überzeugen auch mit ihren charmanten Dialogen, die deutlich über dem gewöhnlichen Niveau liegen.
Natürlich kommt man auch hier um sehr viele Klischees nicht herum und Genre-Kenner werden oft frühzeitig wissen, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt. Nichtsdestotrotz haben sich die Entwickler bemüht, eben diese eingestaubte und bekannte Basis auf spannende Weise neu zu erzählen.
Zeig mir deine Hufe
»Das bunte Bild ist knackscharf, wovon selbstverständlich die Charaktermodelle am stärksten profitieren. Viele Elemente, die damals kaum zu erkennen waren, glänzen jetzt mit ihrer Liebe zum Detail.«
Um dabei eine passende Atmosphäre zu schaffen, hilft die fantastische Optik. Schon auf Nintendo 3DS überzeugte das Artdesign auf ganzer Linie. Die wirklich große Welt steckt zwar nicht gerade voller Details und perfekten Texturen, doch ist sie dafür umso reicher an erkundbaren Orten.
Die handgezeichneten Städte und die Dungeons mit einer Vielzahl an Gameplay-Mechaniken werden auch den größten Kritiker überzeugen. Der HD-Anstrich sorgt dafür, dass das Spiel sehr modern wirkt. Ohne das Hintergrundwissen käme man nicht auf die Idee, dass es sich dabei um einen Exklusivtitel für Nintendo 3DS handelt.
Das bunte Bild ist knackscharf, wovon selbstverständlich die Charaktermodelle am stärksten profitieren. Viele Details, die damals noch verpixelt und kaum zu erkennen waren, glänzen jetzt mit ihrer Liebe zum Detail und verleihen den Charakteren noch mehr Persönlichkeit. Das schafft der Chibi-Artstyle mit den winzigen Hufen bereits auch ganz allein.
Auch nach zwei Jahren schafft das Design es, den Spieler von Anfang bis Ende zu fesseln und zu entzücken. Damit beweist FuRyu, dass ein distinktives und charmantes Artdesign wesentlich wichtiger ist als Grafikkraft alleine. Es ist schön zu sehen, dass dabei auch voll inszenierte Zwischensequenzen dazugehören.
Alliance XIII
Für den Soundtrack zeichnet sich ein alter Hase verantwortlich, dessen Kompositionsstil sofort auf seine Identität zurückschließen lässt. Wer mit der Saga- und Final-Fantasy-XIII-Trilogie vertraut ist, der wird Masashi Hamauzu sofort in seiner Musik wiedererkennen. Die fast schon ätherischen Stücke helfen dabei, der Welt Leben einzuhauchen und unterstreichen das Artdesign und die Atmosphäre noch einmal mehr.
Obgleich alle Tracks perfekt zur Szenerie und Handlung passen, so fehlt doch der kleine rote Faden sowie einige starke und prägnante Themen, die den Soundtrack über den Standard heben würden. So wie er jetzt ist, bereichert er das Spiel ungemein, unterscheidet sich jedoch nicht genug von den anderen Arbeiten des Komponisten, um ähnlich wie das generelle Design ein starkes Alleinstellungsmerkmal zu schaffen.
Leider hat man sich bei der Portierung ausschließlich bemüht, die Optik aufzupolieren. Die Überarbeitung von The Alliance Alive hätte die perfekte Möglichkeit geboten, einige Kritikpunkte wie die fehlende Synchronisation anzugehen.
Es ist schade, dass Charaktere, die visuell voller Persönlichkeit stecken, komplett stumm bleiben. Dabei zeigen sie in den Zwischensequenzen viele Emotionen und bewegen sogar die Lippen. Besonders letzterer Punkt schmerzt und bleibt von Anfang an bis zum Ende ein Dorn im Auge.
Papa braucht ein neues Paar Waffen
In Sachen Gameplay bleibt The Alliance Alive HD den Genre-Wurzeln treu – mit einem klassischen rundenbasierten Kampfsystem, welches besonders viel Wert auf den optimalen Aufbau des Fünf-Mann-Teams legt. Einige Kernelemente unterscheiden sich jedoch vom klassischen Combat-Time-Battle-System. Diese Veränderungen sind für einige sicher eine willkommene Abwechslung, andere könnten dadurch jedoch abgeschreckt werden.
Zum einen füllen sich die HP- und SP-Leiste signifikant nach jedem Kampf wieder auf, was bei durchschnittlichen Auseinandersetzungen ein wenig den Biss entfernt. So ist man jedoch motiviert, die Welt und die Dungeons weiter und länger zu erkunden, ohne auf Items oder Gasthäuser angewiesen zu sein.
Die wohl größte Veränderung findet sich im Level- und Skill-Progressions-System. Anders als in anderen JRPGs besitzen die Helden kein Level. Zufällig steigen die Statuswerte der kämpfenden Charaktere. Je größer die Herausforderung, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, ein Status-Update zu erhalten.
Auch in Sachen Ausrüstung ist man andere Wege gegangen. Jobs und Klassen gibt es hier nicht. Jeder Charakter kann jede Ausrüstung nutzen. Zwei Waffen, Rüstung und Items müssen den Charakteren zugewiesen werden.
Im Kampf kann die Hauptwaffe einfach per Knopfdruck gewechselt werden. Es muss also mehr auf Position und auf Statuswerte der Charaktere geachtet werden. Ähnlich wie bei diesen ist ein wenig Glück in den Kämpfen von Nöten, um neue Fähigkeiten mit der jeweiligen Hauptwaffe zu erhalten.
Talent kostet!
Statt Erfahrungspunkten erhalten die Charaktere neben der obligatorischen Währung noch Talentpunkte. Diese können benutzt werden, um z. B. die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, eine neue Waffenfähigkeit zu erlernen.
»Aufmerksamen Lesern fällt auf, dass Wahrscheinlichkeit und Glück eine große Rolle in The Alliance Alive HD spielen. Dies wird manchen mehr und manchen weniger gefallen.«
Aufmerksamen Lesern fällt auf, dass Wahrscheinlichkeit und Glück eine große Rolle in The Alliance Alive HD spielen. Je nachdem, was für eine Art Spieler man ist, kann dieser Fakt mehr oder weniger übel aufstoßen. Nach einem langen und harten Kampf, der viele gute Items gekostet hat, mit nichts weiter als einer Handvoll Münzen und fünf Talentpunkten (meist sind für eine Fähigkeit über 1000 nötig) dazustehen, ist besonders demoralisierend.
So wird man oft dazu verführt, Kämpfen aus dem Weg zu gehen. Dadurch ist man jedoch in Bosskämpfen zu schwach, was dann wieder langes Grinding mit sich zieht, bei welchem über die Hälfte der Kämpfe keinen richtigen Mehrwert bietet.
Die Entwickler waren sich dieses Faktes bewusst und bieten dem Spieler eine erhöhte Geschwindigkeit und einen Automatikmodus in den Kämpfen an. Optimales Balancing sieht aber anders aus.
Durch die große Freiheit in Sachen Waffen und Fertigkeiten muss hier auch auf den gesamten Build der Truppe geachtet werden. Es kann vorkommen, dass die Herausforderungen gegen Ende für jene Spieler, die sich nicht zu stark mit dem System auseinandergesetzt haben, zu groß werden.
Ey Mann, wo ist mein Wegmarker?
Außerhalb der Kämpfe gibt es selbstverständlich einiges zu tun und, wie der Name des Spiels bereits vermuten lässt, hat es etwas mit Allianzen zu tun. Nach einer gewissen Spielzeit öffnet sich die Welt und ihr Potenzial. Viele Gebiete werden von Allianzen gesteuert.
Kämpft man in diesen Gebieten, so gibt es diverse Vorteile. Jede Allianz hat andere Buffs, Debuffs und ähnliche Vorteile, die im Kampf hilfreich sein können. Zudem kann man sich in den Allianz-Türmen mit neuen Items und Waffen eindecken. Ebenso ist man in der Lage, NPCs für die verschiedenen Allianzen zu rekrutieren, was diesem gesamten System dann zugutekommt.
Speziell das NPC-Sammeln macht Spaß und durch die spürbaren Boni bleibt die Motivation stets hoch, dies zu tun. Auf der großen Weltkarte sind natürlich auch viele Items und Dungeons versteckt. Diese sind den Entwicklern fantastisch gelungen, da fast jeder Dungeon ein einzigartiges Feature abseits des optischen Themas bietet.
Mal muss man sich durch ein Labyrinth manövrieren, mal ein Rätsel mit Fackeln lösen. Diese Abwechslung ist aufgrund des repetitiven Kampfsystems nötig. Leider ist der Weg voran dabei nicht immer eindeutig.
Einige Rätsel sind wesentlich obskurer als andere und traditionelle Wegmarker gibt es auf der Minimap auch nicht. Daher muss man stets aufpassen, wo es als Nächstes hingehen soll. Nichtsdestotrotz irrt man oft umher und sucht den richtigen Weg.
The Alliance is still Alive
The Alliance Alive HD Remastered ist damals wie heute ein feiner Ableger des JRPG-Genres. Die Entwickler von FuRyu haben ihr Bestes gegeben, um ein traditionelles Abenteuer zu schaffen, welches trotzdem frisch und einzigartig ist. Sehr gut gelungen ist dies bei der Optik.
Der süße Chibi-Look und die bunte Welt ergänzen sich herrlich und durch den HD-Anstrich wirkt das Bild heute noch aktuell. Bei Soundtrack und Story ist man keine Risiken eingegangen. Die Erzählung fesselt trotzdem dank einiger spannender Charaktere, den verschiedenen Story-Strängen und überdurchschnittlich guten Dialogen. Beim Gameplay scheiden sich die Geister.
Das alte rundenbasierte Kampfsystem aufzupeppen war eine gute Idee, aber Elemente, die auf RNG basieren, machen nicht immer viel Spaß und bieten viel Potenzial für Frust. Dennoch werden vor allem Genre-Liebhaber ihren Spaß mit den Freiheiten des Kampfsystems haben. Die diversen Dungeons helfen dabei, obgleich ein richtiger Wegmarker dem Ganzen garantiert keinen Abbruch getan hätte.