Titel | Bloodstained: Ritual of the Night |
-tbd- | |
505 Games | |
18. Juni 2019; 25. Juni 2019 (Nintendo Switch) | |
505 Games | |
18. Juni 2019; 25. Juni 2019 (Nintendo Switch) | |
505 Games | |
System | PlayStation 4, Xbox One, Nintendo Switch, PCs |
Getestet für | Nintendo Switch |
Entwickler | ArtPlay, Inti Creates, WayForward technologies, Monobit, Dico Co Ltd. |
Genres | „Metroidvania“ |
Texte |
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Vertonung |
Bildmaterial: Bloodstained: Ritual of the Night, 505 Games, ArtPlay
Koji Igarashi ist für zwei Dinge bekannt. Zum einen mag er seinen auffälligen Cowboy-Hut unglaublich gern, zum anderen entwickelte er die Castlevania-Reihe in eine Richtung, die man bis heute unterbewusst mit dem Franchise verbindet. Die Rede ist von den salopp „Igavania“, beziehungsweise „Metroidvania“ genannten Adventure-Spielen mit dem düsteren Flair klassischer Horror-Literatur.
Bloodstained: Ritual of the Night hat eine recht lange beschwerliche Reise hinter sich. Nach seinem Ausscheiden bei Konami wandte sich Igarashi der Crowdfunding-Plattform Kickstarter zu, um die Chance zu bekommen, wieder eines dieser Spiele produzieren zu können. Konami hatte derweil die Entwicklung neuer Castlevania-Teile nahezu gänzlich eingestellt und auch wenn die sogenannten Metroidvania in vielen anderen Spielen weiterleben, fehlte es einigen wohl doch an klassischen Horror-Themen.
Letztendlich führte die Kickstarter-Kampagne zu einer Unmenge an Unterstützern und mehr als 5,5 Millionen US-Dollar kamen dabei zusammen. Die Nachfrage war definitiv da und der Druck wahrscheinlich auch immens hoch. Rund vier Jahre zogen schließlich ins Land und etliche Entwicklerstudios mussten Igarashi bei seiner Vision zur Hand gehen. Mit der Hilfe von 505 Studios war auch ein Publisher gefunden und ein holpriger Weg ging zu Ende.
Für diesen Test werfe ich einen Blick auf die leider zum Release katastrophal umgesetzte Version für Nintendo Switch.
Schauplatz England
Neben dem Brexit hat England noch weitere düstere Episoden in seiner langen Geschichte erlebt. So eignete sich die industrielle Revolution des 18. Jahrhunderts als Schauplatz immer wieder wunderbar für einen gruseligen Horrorklassiker. Auch Bloodstained: Ritual of the Night macht sich die Epoche zunutze und versetzt die attraktive und schlagfertige Hauptakteurin Miriam in deren düsterste Atmosphäre.
Miriam ist hierbei nicht nur eine schnöde Dämonenjägerin, wie ihre geistigen Vorfahren, vielmehr hat sie die Fähigkeit, die Seelen von Monstern in sich aufzunehmen. Die sogenannten Shardbinder sind mit den Jahren seltener geworden und Miriam muss sich einem alten Freund mit den gleichen Fähigkeiten entgegenstellen. Ganz in alter Castlevania-Manier hat dieser nämlich ein magisches Schloss inklusive äußerst zorniger Monster und Dämonen heraufbeschworen und droht nun, den Bewohnern gefährlich zu werden.
Natürlich könnte man einfach Miriam und Anhang 1:1 durch Belmont und Dracula ersetzen und bekäme einen ähnlichen Plot, doch das soll und muss kein wirklicher Kritikpunkt sein. Die Geschichte bietet genug, um motiviert und bei Laune zu bleiben, auch wenn man den kleinen Twist zum Schluss recht schnell durchschauen wird. Was Castlevania-Spiele ab Symphony of the Night allerdings auszeichnete, war sowieso eher der Weg zum Ziel als die Geschichte selbst.
Bekannte Formel im neuen Gewand
Als Mann vom Fach weiß Igarashi natürlich, was ein waschechtes „Metroidvania“ ausmacht. So läuft man auch mit Bloodstained: Ritual of the Night in den gleichen Pfaden ohne große Umwege. Großer, labyrinthartiger Dungeon mit unzähligen Verzweigungen trifft auf Elemente aus Plattformern und RPGs. Neu ist hier natürlich die storygegebene Fähigkeit, neue Skills von Gegner zu erlernen und diese aufzuleveln.
Leider hat man es nicht geschafft, die altbekannte Formel etwas aufzufrischen. Auch wenn der Grind nicht nötig ist, wird man durch das obligatorische Backtracking mit der Zeit so stark, dass man sich jeglicher Herausforderung beraubt. Die größte „Innovation“ der Castlevania-Reihe bleibt hier immer noch die vielleicht größte Schwäche. Klar, es gibt Superbosse und auch verschiedene Schwierigkeitsgrade, aber irgendwie hätte eine Prise mehr Metroid dem Gameplay auf lange Sicht nicht geschadet.
Fragwürdig sind obendrein noch ein paar designtechnische Dinge zu erwähnen. An manchen Stellen des Spiels scheint man sich in einer Hommage an den zweiten Teil der Castlevania-Reihe wiederzufinden. Relevante Gebiete sind nur durch Zufall oder akribisches Durchsuchen älterer Gebiete betretbar. Castlevania-Kenner dürften hier mit Schaudern an Simon’s Quest und dessen kryptische „Rätsel“ erinnert werden.
Schön, dass es versteckte Orte gibt und natürlich soll man diese auch nicht so einfach finden, aber warten, bis man endlich einen Skill von einem Monster erhält, um für das Durchspielen grundlegende Gebiete betreten zu können, ist dann doch eine etwas komische Entscheidung gewesen. Zum Glück bleibt es hier aber lediglich bei einer handvoll Ausreißern.
Ein großes Waffen- und Ausrüstungsarsenal und recht steifes Gameplay lassen Bloodstained: Ritual of the Night seiner Vorlage in wenig nachstehen. Wenn man „Metroidvania“ à la Igarashi ein nahezu identisches Comeback verpassen möchte, dann sicherlich im Gewand von Bloodstained.
Ein technisches Debakel
»Effektfreie und uninspirierte Hintergründe sowie verschwommene, teils pixelige Charaktermodelle geben sich hier ein Stelldichein.«
Da es hier primär um die Nintendo-Switch-Version von Bloodstained: Ritual of the Night geht, bleibt es nicht aus, über die extrem schwache Portierung zu reden. Die größte Schwäche ist hier sicherlich die starke Eingabeverzögerung. Miriam wirkt auf Nintendo Switch wie ein Elefant im Porzellanladen, so behäbig und schwer lässt sie sich steuern. Sicherlich gewöhnt man sich nach Stunden an dieses Verhalten, aber Spaß macht das nur in den seltensten Fällen.
Um eine halbwegs konstante Framerate zu halten, hat man versucht, einige Details aus Umgebung und den Charakteren selbst zu entfernen. Dialogszenen haben nur noch ein Standbild als Hintergrund, vormals mit Wasser überströmte Böden wurden zu einfarbigen und langweiligen Flächen. Abstriche in der Grafik kann man natürlich hinnehmen, aber dann muss auch das eigentliche Ziel erreicht werden. Konstante 30 FPS im Docked- und Handheld-Modus sind nämlich nicht der Fall.
Neben Slowdowns kämpft man zudem noch gegen komplette Stillstände des Bildes oder abgehackte Gegnerbewegungen. Wem das nicht reicht, der darf auch gerade zu Beginn des Spiels mit zufälligen Abstürzen des gesamten Spiels rechnen. Speichern ist also oberste Priorität, wenn man sich wagt, einen Blick auf Bloodstained für Nintendo Switch zu werfen.
Auch wenn der Zustand nun leider ziemlich mies ist, so kann man dennoch hoffen. Das Entwicklerteam ist sich des Zustands bewusst und arbeitet derzeit an einem Patch, der die gröbsten Sachen ausbessern soll. Man darf sicherlich gespannt sein, denn verdient hätte es das Spiel sicherlich, auch auf Nintendo Switch in einer spielbareren Version erhältlich zu sein.
Schön ist anders
Grafisch wollte man, wie oben erwähnt, einige Kompromisse eingehen, um zumindest eine gute Performance zu erreichen. Letztendlich hat man keins von beiden erreichen können. Oder vielleicht war der Kompromiss, in allen Belangen unter Par zu bleiben? Spaß beiseite, doch Bloodstained: Ritual of the Night sieht einfach nicht gut auf Nintendo Switch aus.
Effektfreie und uninspirierte Hintergründe sowie verschwommene, teils pixelige Charaktermodelle geben sich hier ein Stelldichein. Bedenkt man, dass es sich bei Bloodstained um ein relativ altbackenes 2,5D-Spiel handelt, macht das den Anblick noch um einiges trauriger. Auch hier hätte man ein wenig mehr Arbeit reinstecken dürfen, aber auch das kann ja noch passieren.
Abseits der technischen Umsetzung fängt Bloodstained zwar an manchen Stellen das Horror-Feeling atmosphärisch gut ein, doch manche Areale wirken auch ein wenig einfallslos und blass gegenüber der hübschen Architektur im Schloss selbst. Enttäuscht war ich persönlich auch von einigen Bossdesigns, die weder klassische Monster referenzieren noch überhaupt irgendetwas darzustellen scheinen. Auch hier geht die Schere zwischen designtechnisch schönen Monstern und uninspirierten Lückenfüllern weit auseinander.
Die Musik gibt den Ton vor
»Der Soundtrack von Bloodstained: Ritual of the Night ist durchweg sehr gut und bietet einige sehr zur Atmosphäre passende Titel.«
Nachdem nun so ziemlich jeder negative Punkt angesprochen wurde, geht es nun an die Musik. Bloodstained: Ritual of the Night macht musikalisch überhaupt nichts falsch. Im Gegenteil, denn der Soundtrack ist durchweg sehr gut und bietet einige sehr zur Atmosphäre passende Titel. Schnitzer in Gameplay und Grafik hin oder her, hier merkt man, dass man es mit einem wirklichen Castlevania-Nachfolger zu tun hat.
Kein Wunder, denn auch in Bloodstained war Michiru Yamane für die Musik zuständig. Yamane war nicht nur für einen großen Teil der Musik anderer Castlevania-Titel zuständig, sondern auch, wie sollte es anders sein, für Castlevania: Symphony of the Night und das hört man auch auffallend. Könnte man das Spiel mit geschlossenen Augen spielen, so hätte man wohl sicherlich ein „Game of the Year“ zwischen den Fingern.
Synchronisiert ist die Geschichte in Englisch und Japanisch und beide Versionen sind durchweg gut hörbar. Abseits der stets bekannten Sprecher auf japanischer Seite hat man auch für die englische Synchronisation namhafte Sprecher aus der Spielbranche engagieren können. Am ehesten bekannt wäre hier sicherlich David Hayter, der bei einem anderen Konami-Spiel als Solid Snake unterwegs war. Zum Schluss bleibt noch eine Erwähnung des unfreiwillig witzigen Monstergestöhnes, welches definitiv Ohrwurmpotential hat.
Fluch oder Segen: Eine Frage der Plattform
»Bloodstained: Ritual of the Night ist die wortwörtliche Wiedergeburt von Castlevania: Symphony of the Night. Koji Igarashi schafft es, ein ähnliches Erlebnis mit einer etwas moderneren Umsetzung zu wiederholen. Leider entwickelt sich Bloodstained allerdings auch nicht unbedingt weiter.
Gleiche Formel und gleiche Umsetzung bieten zwar für Fans sicherlich ein durchweg tolles Ergebnis, aber das gewisse Etwas scheint trotzdem irgendwie zu fehlen. Auf der hier getesteten Version für Nintendo Switch kommen obendrein noch furchtbare technische Zustände und eine nicht wirklich hübsche grafische Darbietung zum Tragen. Falls der versprochene Patch nicht einiges ausbessert, sollte man sich schweren Herzens doch lieber auf einer anderen Konsole oder dem PC auf Dämonenjagd begeben.
Alles in allem ist Bloodstained: Ritual of the Night sicherlich ein solides „Metroidvania“, jedoch gibt es mittlerweile schon so viele Vertreter des fiktiven Genres auf dem Markt, dass Bloodstained durch seine unveränderte Formel etwas altbacken im Vergleich aussieht.
Der Soundtrack ist und bleibt das herausragende Merkmal für einen waschechten Castlevania-Nachfolger. Hoffentlich dürfen wir uns in Zukunft auf weitere Ableger freuen, denn Miriam hat sich gänzlich der Belmont-Nachfolge verschrieben und füllt diese Rolle bestens aus.«
Bösewicht beschwört zauberhaftes Schloss, um die Menschheit zu versklaven. Oder ist unsere Heldin etwas Größerem auf der Spur? | |
Adventure in einem riesigen, labyrinthartigen Dungeon. Manchmal interessant, manchmal kryptisch und manchmal auch etwas zäh. Auf Nintendo Switch eine technische Zumutung mit Slowdowns und heftiger Eingabeverzögerung. | |
Von uninspirierten bis detaillierten Designs ist alles dabei. Auf Nintendo Switch wirkt es leider wie ein misslungenes Kunstprojekt. | |
Die Originalkomponistin der Castlevania-Reihe verspricht vertraute, wirklich gut anzuhörende Stücke, die eine schöne Gesamtatmosphäre schaffen. | |
Mehrere Schwierigkeitsgrade, New Game+ sowie Boss-Rush- und Speedrun-Modi sorgen für Wiederspielwert. |