JPGAMES.DE: Convention-Bericht der DoKomi 2019

  • Bildmaterial: Dokomi 2019

    Nachdem die größte in Deutschland vertretene Anime- und Japan-Expo, die DoKomi, im vergangenen Jahr ihr 10-jähriges Jubiläum feierte, stand zur diesjährigen Messe das Motto „Retro“ an. Welche Neuerungen die Messebesucher in diesem Jahr erwarteten und wie sich das Retro-Thema in allen Bereichen umsetzte, könnt ihr innerhalb der nächsten Zeilen lesen.

    Schneller Einlass in die Messe

    Sooo viele Mangas!

    Trotz durchwachsenem Wetter wagten sich wieder viele Fans von Anime und Manga zur DoKomi. Vor wenigen Jahren wechselte die DoKomi aufgrund des wachsenden Besucherandrangs die Location – es ging von eher gemütlichen Räumen in die riesigen Messehallen. Leider verlor die DoKomi dadurch einiges an Charme, viele Besucher gaben in Umfragen zudem an, sich ein schöneres Ambiente zu wünschen.

    Um dem entgegenzuwirken, entschieden sich die Verantwortlichen, mehr Teppiche auszulegen und den Eingangsbereich übersichtlicher zu gestalten. In puncto Eingangsbereich ist es den Organisatoren definitiv gelungen, die Verwirrung über das Schlangen-Wirrwarr zu nehmen. Die Beschilderung gab genau an, wo sich welcher Ticketbesitzer oder Ticketkäufer anstellen muss. Das kontrollierende Personal gab ihr Bestes, bei Fragen zu helfen. Auch die Taschenkontrollen verliefen reibungslos.

    Lagerhallencharme

    Leider hat es die DoKomi für mein Befinden nicht geschafft, das Ambiente von früher einzufangen. Die großen Lagerhallen wirken eben immer noch wie große Fabrikhallen, da hilft auch zusätzlich verlegter Teppich wenig. Hier hätte das Motto Retro noch weiter aufgegriffen werden können: So könnten beispielsweise Retro-Symbole in Pixel-Optik diverse Stände und die Wände der Hallen schmücken oder Pappaufsteller für zusätzlichen Retro-Charme sorgen. Es fehlt an Deko-Objekten, die Lust auf das Motto machen.

    Gegen die Lagerhallen-Optik lässt sich natürlich wenig machen, denn die Decken und Wände können schlecht ausgekleidet werden. Doch für etwas mehr Deko auf Augenhöhe der Besucher hätte hier gesorgt werden können.

    Ein Fest für Gamer

    Was mich als Redakteurin von JPGames natürlich am meisten interessierte, war der Gaming-Bereich. Hier muss ich sagen: dieser hat eine 180-Grad-Wendung zum Guten gemacht. Ich erinnere mich noch an einen kleinen Raum, in dem viele Holztische drapiert wurden, auf denen alte, kastenförmige Fernseher standen und an denen man Klassiker wie Super Mario Kart spielen konnte.

    Wer sich nicht passend eingekleidet hat, konnte dies spontan auf der Messe nachholen.

    Diesen Raum erkennt man nun gar nicht mehr wieder. Eine halbe Halle steht komplett nur für den Gaming-Bereich zur Verfügung. An jeder Ecke warten Bühnenshows, Turniere, Dancing-Contests und vieles mehr. Nintendo, Koch Media, Ubisoft und andere namhafte Publisher boten den Fans Spielstationen an, um selbst Hand an aktuelle Spiele zu legen. Auch der Indie-Bereich erinnerte nun an die Stände, die man alljährlich auf der Gamescom bestaunen kann. Den Entwicklern wird hier viel mehr Raum geboten, um den Japano-Fans ihre Spiele zu präsentieren.

    Bei den ganzen Aktionen sind in diesem Jahr vor allem die Messebesucher gefragt. Ich persönlich habe mir beispielsweise das Bühnenprogramm von Ubisoft angesehen, bei dem vorher qualifizierte Fans zu Liedern aus Just Dance 2019 in einem kleinen Turnier gegeneinander antraten. Trotz technischer Pannen führte die Moderatorin charmant durch das Bühnenprogramm und überspielte die kleinen Patzer elegant.

    Auch beim Turnier zu Super Smash Bros. Ultimate konnten sich Fans im Vorfeld registrieren, um am Ende in einem riesigen Turnier-Baum gegeneinander anzutreten. Selbst professionelle e-Sportler lieferten sich in League-of-Legends-Matches spannende Gefechte. Zudem gab es die Möglichkeit, Twitch-Streamer zu treffen und ihnen Fragen zu stellen.

    Programm ohne Ende

    Doch nicht nur zum Thema Gaming gab es zahlreiche Bühnenshows. Auf der White Stage und der Black Stage fanden wie schon im vergangenen Jahr Tanz-Wettbewerbe, Charakter-Versteigerungen zu einem guten Zweck oder musikalisches Programm statt. Als Musik-Highlights warteten u. a. fhána und MeseMoa auf die Fans. Wer musikalisch nicht genug von der DoKomi bekam, konnte im Anschluss an die Messe am J-Rave oder dem Cosplayball teilnehmen, bei denen man bis tief in die Nacht tanzen konnte.

    Als weiteren Programmpunkt boten die Veranstalter Workshops an, die sich rund um das Thema Japan drehten. Der Fokus lag hier ganz besonders auf dem Thema Cosplay, denn in Workshops konntet ihr lernen, wie man Fursuits, Flügeln oder auch Perücken den letzten Schliff verleiht. Kurse zu japanischen Schriftzeichen und Chorgesang sowie Motivationsveranstaltungen reihten sich aneinander. Ein großer, übersichtlicher Plan vor den Workshop-Räumen verriet, welche Veranstaltungen zu welcher Zeit stattfanden.

    Als einzigen Workshop habe ich „Plane deine eigene Japanreise“ besucht, da ich plane, im nächsten Jahr selbst einmal das Land zu bereisen. Hier gab es in einer kurzen und knackigen Präsentation mit anschließender Fragerunde viele Tipps und Tricks, die die Vorstellenden aus eigener Erfahrung an das Publikum weitergaben. Schade ist hierbei, dass die Workshops innerhalb von großen, aufgestellten, aber kargen Kästen stattfinden. Auch hier hätte das Thema Retro gut durch Deko-Elemente aufgegriffen werden können.

    Entspannung vs. Trubel

    Eine fiese Herausforderung wartete auf die Pen-and-Paper-Spieler.

    Für bewegungsfreudige Messebesucher wurde ebenfalls genug geboten: Mit Creamy’s Castle, nachempfunden von Takeshi’s Castle, konnten sich Besucher einem großen, aufblasbaren Parcours stellen und sich in ihrer Bestzeit miteinander vergleichen. Dagegen wirkte der Lasertag-Bereich, den es mittlerweile auf jeder x-beliebigen Messe gibt, eher langweilig.

    Schnelle Autorennen gab es auf der DoKomi zwar nicht, doch in den Messehallen gab es zahlreiche Protzautos zu bestaunen, die mit Folien von beliebten Anime- und Manga-Figuren dekoriert wurden. Mit dem Matsuri-Bereich holte man sich ein Stück Japan nach Deutschland. Hier konnten Stände besucht werden, die oft bei japanischen Volksfesten vertreten sind, beispielsweise Goldfisch-Angeln und Schießstände.

    Zur Entspannung trugen das Maid-Café und das männliche Pendant, der Host-Club, bei. Mit einem Einlassbon konnten Besucher das jeweilige Café besuchen, Speisen und Getränke zu sich nehmen und vielleicht sogar ein Erinnerungsfoto mit ihrer/ihrem zugeteilten Maid/Host schießen. Allerdings sind die Tickets streng limitiert, da es in den vergangenen Jahren zu extremen Verzögerungen am Einlassbereich kam und Besucher teilweise nicht mehr ins Café kamen. Doch wer es einmal ins Café geschafft hat, den erwartete ein musikalisches Programm der Maids und Hosts.

    Für eine kurze Pause stand auch der AMV-Bereich zur Verfügung. Hier wurden Clips abgespielt, die man sich auf einem Stuhl entspannend gemütlich ansehen konnte. Ich habe mir beispielsweise eine halbe Stunde lang Anime-Openings angesehen, die viele ansonsten gerne überspringen. Doch hier konnte man in Erinnerungen an altbekannte Animes schwelgen und dabei noch eine kurze Verschnaufpause einlegen.

    Nur etwas für den großen Geldbeutel

    Viele der Programmpunkte sind kostenlos, doch wer wollte, konnte mehrere Hundert Euro loswerden. Die Eingangshalle beinhaltete direkt zahlreiche Verkaufsstände, an denen man Figuren, japanische Süßigkeiten, DVDs und vieles mehr erwerben konnte. Auch beim Bring & Buy konntet ihr euer Geld für gebrauchte Sachen loswerden, die andere Messebesucher hier zum Verkauf darboten.

    Der Bereich, von dem sich Fans am meisten eine Vergrößerung erhofft haben, war der Food Corner. Im Außenbereich zwischen den Lagerhallen standen Food-Trucks, die neben japanischem Essen wie Okonomiyaki oder Gyoza auch westliche Gerichte wie Pommes oder Frikadellen anboten. Für jeden Gourmet-Gaumen gab es also etwas, das er essen konnte. Ihr solltet jedoch im Hinterkopf behalten, dass es hier keine typischen Pommesbuden-Preise gibt, sondern ihr gut und gerne 8 Euro für eine kleine Mahlzeit einplanen müsst.

    Allerdings hat es mich etwas irritiert, dass es kaum ausreichende Sitzgelegenheiten neben den Food-Trucks gab. Die Fläche des Innenhofes ist so groß, eigentlich könnten hier viel mehr Sitzbänke stehen, damit auch wirklich keiner sein Essen im Stehen verschlingen muss. Was für die Messehallen galt, gilt auch hier: Mehr Deko würde das Lagerhallen-Ambiente mindern.

    Ebenfalls gesalzen sind mittlerweile die Eintrittspreise der DoKomi. Die Preise rechtfertigen sich durch das stetig wachsende Angebot, doch für viele Schüler werden die Preise mittlerweile astronomisch hoch, vergleicht man die Messepreise mit anderen.

    Hab ich etwas vergessen?

    Das Thema Retro hätte für meinen Geschmack konsequenter umgesetzt werden können.

    Doch die hohen Messepreise sind unter anderem auch auf die vielen Programmpunkte zurückzuführen. Dieser Text über die DoKomi ist schon lang, trotzdem habe ich das Gefühl, nur die Hälfte an Programmpunkten aufgezählt zu haben. Da wäre beispielsweise die Zeichner-Allee, mit der ich zwar nicht viel anfangen konnte, auf der sich aber zahlreiche Zeichner und Künstler tummelten, die ihre selbst kreierten Werke einem breiten Publikum vorstellen konnten.

    Unabhängig vom offiziellen Programm gab es viel zu entdecken wie die riesige Musik-Box im Innenhof, an der sich ein Tanzkreis bildete. Hier konnten Fans zu selbst gewünschten Songs aus den Bereichen Anime und K-Pop das Tanzbein schwingen.

    Das Highlight sind natürlich die vielen Cosplayer, die man auf der Messe bestaunen kann. Neben den professionellen Cosplayern gab es auch unter den Besuchern erstaunliche Cosplays, bei denen man nachempfinden konnte, wie viel Arbeit in dem Outfit steckte. Nach freundlichem Nachfragen könnt ihr mit den meisten Besuchern sogar Erinnerungsfotos schießen.

    DoKomi – Jedes Jahr aufs Neue?

    Das Programm der DoKomi erschlägt einen förmlich, weshalb ihr für einen Messebesuch überlegen solltet, ein Wochenendticket zu erwerben. Natürlich nur, falls ihr das nötige Kleingeld übrig habt. Dafür bekommt ihr ein gewaltiges Programm-Paket geboten, das euch gut durch den Tag bringt. Die DoKomi bietet zudem die Möglichkeit, Freunde, die vielleicht in weiter Ferne wohnen, einmal im Jahr zu sehen.

    Doch auch alleine findet man auf der Messe unter Gleichgesinnten schnell Anschluss, man kommt ins Gespräch mit anderen und kann sich sogar völlig fremden Gruppen anschließen, wenn man den Tag nicht alleine verbringen möchte. Die Community war insgesamt sehr freundlich, herzlich und offen.

    Durch das ständig wachsende Programm lohnt es sich zudem, die DoKomi in regelmäßigen Abständen zu besuchen. So bin ich schon gespannt wie ein Flitzebogen, welche Neuerungen im nächsten Jahr auf uns warten werden.

  • Hallo,


    ich bin über den Artikel zur DoKomi 2019 gestolpert.
    Ich verstehe einiges an der Kritik. Der Lagerhallen-Charme ist wirklich nicht so leicht weg zubekommen.
    Zum Glück geht es ja nächstes Jahr zurück ins CCD Süd und damit wird ein Teil "Lagerhalle" ja wegfallen.


    Die Sitzgelegenheiten sind ein Thema, da gebe ich recht. Aber sowohl Deko als auch Sitzgelegenheiten sind leider ein hoher Kostenfaktor,
    die sich in den Preisen der Veranstaltung dann wieder spiegeln.


    Einzig frage ich mich aber, mit welchen Conventions die DoKomi verglichen wurde,
    damit diese "ziemlich gesalzen" sind?
    Vom Preis-/Leistungsverhältnis, gehört die DoKomi zu den Günstigsten.
    Die Connichi oder AnimagiC ist in der Regel deutlich teurer.


    Mfg
    Metdrache