Bildmaterial: Nintendo-Logo
Die Gerüchte um gleich zwei neue Nintendo-Switch-Modelle versetzen heute die Gaming-Gemeinde in Aufregung. Die Details sind relativ vage. Es soll ein Modell geben, das passionierte Gamer anspricht und eines, das günstiger ist und eher Gelegenheits- sowie Handheldspieler zum Kauf anregen soll. So lauten jedenfalls die Gerüchte, auf denen dieser Kommentar aufbaut – alles unter der Annahme, dass da etwas dran ist.
Und das darf man vermuten, denn konsequent wäre diese Entwicklung allemal. Schon jetzt spricht die Switch beide Käuferschichten an. Außerdem gehört Nintendo 3DS in den wohlverdienten Ruhestand. Dass Nintendo den klassischen Handheldmarkt, auf dem man nun der einzige Player ist, mit einem eigenen neuen Handheld selbst torpediert, war und ist nicht zu erwarten. Dass man stattdessen den Handheldaspekt von Nintendo Switch hervorhebt, ist nur logisch. Die „günstige Switch“, die ich im folgenden „Switch Lite“ nenne, dürfte das weitaus wichtigere Projekt für Nintendo sein. Die „Switch Plus“, so meine Schreibweise im Folgenden, kaufen hingegen Gamer, die auch eine PS4 Pro kauften. (Auch wenn der Wall-Street-Journal-Artikel relativ kryptisch umschreibt, dass man eben keine „PS4 Pro“ erwarten solle.)
Gleich vorweg: Nein, es ist nicht zu früh für neue Switch-Modelle. Nintendo Switch ist im Sommer zweieinhalb Jahre alt. Die PS4 Pro erschien exakt drei Jahre nach Veröffentlichung der PS4. Aber viel wichtiger ist, dass sich Nintendo in diesem Jahr – in dem so viel auf dem Gaming-Markt passieren wird – neu aufstellen muss, um attraktiv zu bleiben.
Wegen der kurzen Lebensdauer von Wii U lebt die Switch „zwischen den Generationen“. Xbox, PlayStation (und Google) werden in diesem Jahr etwas zu bieten haben und Nintendo tut gut daran, auch etwas zu bieten. Im besten Fall stellt man es so an, dass sich normale Switch-Besitzer trotzdem nicht schlecht fühlen müssen. Das ist mit Hardware-Revisionen durchaus möglich. Ich fühle mich mit meiner alten PS4 auch nicht schlecht.
Was darf man von diesen neuen Switch-Modellen erwarten?
Spiele wie Zelda: Breath of the Wild bringen den Akku der Switch zum Glühen. Im Handheldmodus ist die Laufzeit für viele Fans ein Problem. (Bild: Nintendo)
Die Switch Lite muss und wird sich vor allem preistechnisch deutlich abheben. Dem bereits kolportierten Verzicht auf das HD-Rumble-Feature sollen weitere Features folgen, die das Gerät letztlich günstiger machen. Beim Bildschirm gibt es mit Sharp Corp. offenbar einen neuen Zulieferer, berichtet das WSJ.
Auf die Joy-Con-Halterung könnte man im Lieferumfang ebenso verzichten wie auf das Dock. Ob das Gerät ein wenig kompakter wird, muss sich zeigen. Echten, ganz klassischen Hosentaschen-Charakter hat die Switch ohnehin nicht mehr. Andererseits ist ihr großer Bildschirm auch ein Segen.
Vielleicht wird das Gerät mit einigen Anpassungen ein wenig robuster, der zu erwartende günstigere Preis und der Handheld-Charakter führen eventuell dazu, dass noch mehr Kids zugreifen. Oder zu Weihnachten zugreifen lassen. Dass die Switch Lite über einen besseren Akku verfügen sollte – selbstredend. Der würde auch der Switch Plus gut tun. Denn auch der passionierte Gamer zockt gelegentlich mobil.
Wird wichtig: Wie viel kosten die neuen Switch-Modelle?
Die Attraktivität der Switch Lite steht und fällt aber wohl vor allem mit dem Preis. Als sehr attraktiv erachte ich einen Launchpreis von 199,99 Euro. Das hebt sich deutlich vom aktuellen Preis der Switch ab, ist ein echter „Handheld-Preis“ und ist aller Voraussicht nach auch ein großer preistechnischer Unterschied zur Switch Plus. Das wäre für mich ein Preis, für den ich bereit wäre, auf die Vorzüge und Optionen zu verzichten, die eine normale Switch oder Switch Plus bieten. Zu Weihnachten würde die Switch Lite eventuell zu diesem Preis gebündelt mit einer Software im Laden stehen. Sie hätte gute Chancen.
Die Switch Plus hingegen sollte nicht teurer sein, als die normale Switch es jetzt ist. Die alte Switch könnte im Zuge der Ankündigung der beiden neuen Modelle endlich eine offizielle Preissenkung erfahren. Wer noch gar keine Switch hat, für den sollte es attraktiv genug sein, die Switch Plus der alten Switch vorzuziehen. Die alte Switch muss als Mittelweg funktionieren. Wer bereits eine besitzt, darf sich nicht schlecht fühlen. Für einen Launchpreis von vielleicht 329,99 Euro, vielleicht auch 349,99 Euro sollte die Switch Plus also in vielerlei Hinsicht besser sein als die alte Switch, möglicherweise auch technisch besser.
»Die Switch Plus darf um Himmels Willen nicht das „New 3DS“-Desaster wiederholen!«
Über CPU, RAM, Chips und Auflösung will ich an dieser Stelle gar nicht spekulieren. Denn bei allen Forderungen, die durch die sozialen Netzwerke geistern, war die Technik bisher nicht der wesentlichste Aspekt der Switch und er wird es auch mit den neuen Modellen vermutlich nicht werden. An eine PS4 Pro oder Xbox One X kommt Nintendo in dieser Generation sicher nicht mehr heran. Falls sich doch etwas tut: Bitte nicht so gut, dass es „Switch Plus“-Games gibt…
Welche Fehler sollte Nintendo nicht begehen?
Denn die Switch Plus darf um Himmels Willen nicht das „New 3DS“-Desaster wiederholen. Nintendo – bei allem was mir lieb ist – bitte macht, dass alle Switch-Spiele auf allen Switch-Modellen laufen. Im Idealfall sehen Switch-Spiele auf der Switch-Plus am besten aus – okay! Das sollen die Entwickler entscheiden. Völlig zu Recht sind „New 3DS“-Spiele vom Markt überhaupt nicht angenommen worden.
Für ein Dock müssen Nintendo-Switch-Besitzer ganz schön tief in die Tasche greifen. (Bild: Nintendo)
Alle Modelle sollten den Hybrid-Charakter der Switch beibehalten. Die Switch Plus ohnehin – sie ist ja quasi das Versprechen des besten Modells, inklusive aller Optionen. Aber auch die Switch Lite. Man sollte die Switch Lite ohne Dock verkaufen, aber es spricht nichts dagegen – und es ist vermutlich mit ein paar Kniffen auch machbar – dass die Switch Lite in das alte Dock passt und ein TV-Bild liefert. Die Switch Lite kann der perfekte Handheld sein (und der einzige wohlgemerkt) und trotzdem die wichtigste Eigenschaft der „Switch“ beibehalten. Das wäre wünschenswert.
Grundsätzlich sollte das alte Dock auch das einzige Dock bleiben. Das setzt allen Modellen zwar bautechnische Grenzen, hat aber ansonsten nur Vorteile. Es ist Aufgabe genug, dem Markt drei verschiedene Modelle einer Hybridkonsole und deren Unterschiede zu kommunizieren. Ich halte es deshalb für immens wichtig, dass Zubehör und Spiele mit allen Geräten kompatibel sind. Und da gehört auch das teure Dock dazu.
Bis jetzt ist die Switch trotz all ihrer Möglichkeiten intuitiv und easy to use, das sollte sie nicht hergeben.