Im Retro-Review! Odin Sphere

  • Bildmaterial: Odin Sphere Leifthrasir, Atlus, NIS America / Vanillaware

    Unsere neue Reihe: Retro-Review!

    In der aktuellen Ausgabe unserer Retro-Reviews geht es heute in die kunstvolle Welt von Odin Sphere. Odin Sphere erschien im März 2008 in Europa, also vor genau 11 Jahren. Die Veröffentlichung für PlayStation 2 erfolgte hierzulande etwa ein Jahr nach dem Release in Japan und Nordamerika und kam durchaus ein wenig überraschend. Das könnt ihr auch dem nachstehenden Text entnehmen.

    2016 erschien die überarbeitete und erweiterte Fassung Odin Sphere Leifthrasir für PS3, PS4 und PS Vita. Aus dieser Version stammt auch das neue Bildmaterial in diesem alten Review.

    In der „Retro-Review“-Reihe veröffentlichen wir die Karteileichen unserer uralten Reviews erneut. Das Besondere ist, dass wir die Reviews unverändert veröffentlichen. Im Gegensatz zu Retrospektiven, bei denen alte Spiele mit dem (unweigerlichen) Wissen von heute betrachtet werden, sind die Texte unserer „Retro-Review“-Reihe also ein ganz unverfälschter Spiegel in die Zeit von damals. Wir haben nur die Screenshots erneuert und das Review optisch an unser aktuelles Layout angepasst. Schwelgt mit uns in Erinnerungen!

    Titel Odin Sphere
    Japan 17. Mai 2007
    Atlus
    Nordamerika 22. Mai 2007
    Atlus USA
    Europa 14. März 2008
    Square Enix
    System PlayStation 2
    Getestet für PlayStation 2
    Entwickler Vanillaware
    Genres Action-RPG
    Texte
    Deutschland Nordamerika Japan
    Vertonung Nordamerika Japan

    Im Original veröffentlicht im Oktober 2008

    Odin Sphere ist ein bekanntes Action-RPG von Vanillaware, das im Sommer 2007 die Vereinigten Staaten mit seinem Erscheinen beglückte. In dem Spiel übernimmt man die Rollen von fünf verschiedenen Charakteren, die alle die selbe Frage klären wollen: Was hat es mit der Prophezeiung auf sich?

    Um dies herauszufinden haben sich viele die Importversion besorgt da man bezweifelte, dass dieser Titel auch in Europa erscheinen würde. Bekanntlich erscheinen ja längst nicht alle Japano-Titel in Europa. Umso überraschender war es, dass Odin Sphere seinen Weg bis zu uns gefunden hat, und zudem kräftig überarbeitet wurde.

    Die kompletten Dialoge wurden ins Deutsche übersetzt und sind so für uns einfach lesbar und verständlich. Da Odin Sphere kein Ableger von der berühmten RPG-Reihe „Final Fantasy“ oder „Dragon Quest“ ist, hat es seinen ganz eigenen Charme, und lässt das Spielerherz neu aufblühen.

    Die Geschichte der Götter

    Da die PS2 langsam aber sicher ausgedient hat, wird es immer schwieriger, neue Titel zu vermarkten. Auch wirklich gute Stories schaffen es daher nicht in europäische Gefilde. Anders Odin Sphere! Die Geschichte spielt in einer Welt, in der verschiedene Königreiche miteinander buhlen, um die ultimative Macht über Erion zu gelangen. Um größere Macht zu erlangen, hegen die Königreiche den Wunsch, den so genannten „Kristallisations-Kessel“ zu besitzen und so die Schlacht für sich entscheiden zu können. Doch die Prophezeiung besagt etwas anderes: Der Kessel soll die gesamte Welt ins Verderben stürzen und somit ihr Schicksal besiegeln.

    Odin Sphere
    Odin Sphere
    Odin Sphere

    Die Story beginnt nun damit, dass ihr als Walküre „Gwendolyn“, die Tochter des großen Herrschers Odin, einen Krieg gegen die Elfen bestreitet. Dabei wird ihre Schwester tödlich verwundet und stirbt in ihren Armen. Die letzten Sätze die sie herausbringen kann, zeugen von der Entschlossenheit, eine mächtige Waffe, auch Psyphos genannt, zu überreichen.

    Nun ist es eure Aufgabe, das Schicksal der Welt zu verändern. Dazu schlüpft ihr in die Rolle von fünf spielbaren Charakteren, von denen jeder eine andere Geschichte hat. Jede davon ist sehr eng verknüpft mit denen der anderen. Ein märchenhaftes Spiel, das von Freuden, Trauer, Ehre, Liebe und Intrigen geprägt ist und dem Spieler eine einmalige wunderschöne 2D-Atmosphäre bietet.

    Das Gameplay – Phosonen und Alchemie

    Das Gameplay dieses wunderbaren 2D-Action-RPGs ist sehr speziell. Wie bereits erwähnt, sind die kompletten Gespräche in dem Spiel synchronisiert. Jedes noch so kleine und kurze Gespräch wird mit einer sehr überzeugenden Präsentation untermalt. Wenn ihr mal nicht an verschiedenen Gesprächen teilnehmt, zieht ihr mit den verschiedenen Charakteren in Massenschlachten.

    Euer Charakter besitzt eine mächtige Waffe, die wiederrum bei jedem Charakter ein anderes Aussehen hat und andere Fertigkeiten in sich trägt. Der Anfangscharakter „Gwendolin“ besitzt als Waffe einen Speer. Dieser Speer hat verschiedene Fertigkeiten wie z.B. „Phosonenexplosion“ oder „Zyklon“. Um diese aber einsetzen zu können, benötigt man so genannte „Phosonen“.

    Diese lilafarbenen Kugeln schweben in der Luft herum, sobald ihr Monster ins Nirvana befördert habt. Ein anderer Weg an sie zu gelangen ist, „Materien“ in andere Tränke umwandelt. Wenn ihr genügend Phosonen mit eurer Waffe absorbiert habt, steigt nicht nur die Angriffskraft eurer Waffe, sondern es füllt sich auch noch eine Extraleiste. Diese Extraleiste erlaubt es euch die z.B. oben genannten Fertigkeiten ausführen. Taktik ist also ein guter Freund von euch, von dem ihr Gebrauch machen solltet.


    Ein anderer Wert im Kampfsystem sind die Lebenspunkte, zu Beginn des Spiels sind diese – wie üblich – nicht besonders hoch. Doch dies kann sich ändern, indem ihr euren Gefährten verschiedene Lebensmittel verspeisen lasst. Dadurch werden nicht nur die Lebenspunkte wieder regeneriert, sondern es füllt sich auch wieder eine Extraleiste. Wenn diese Extraleiste genügend Punkte besitzt, steigt euer Lebenspunkte-Level.

    Im Prinzip heißt das: Viel kämpfen, Phosonen absorbieren und viele Lebensmittel zu sich nehmen. Als wäre das nicht schon genug, gibt es da ja noch die wunderbare Leiste namens „Stärke“. Sobald diese Leiste auf Null fällt, ist euer Charakter für einige Zeit „benommen“. Dies kostet natürlich wertvolle Zeit und kann unter Umständen sogar zum Tode des Charakters führen. Ihr könnt dem aber vorbeugen, indem ihr einfach paar Schritte geht oder den Gegnern ausweicht und somit nicht angreift. Dies füllt dann die Leiste und der ganze Spaß fängt wieder von vorne an.

    Alchemie und Rezepte

    Ein wichtiger Bestandteil des Kampfsystems ist die „Alchemie“. Von verschiedenen Gegnern oder auch aus Schatztruhen erhaltet ihr „Materien“. Diese Materien haben immer den Anfangswert 0. Dies kann sich aber ändern, wenn ihr z.B. eine Materie 0 und einen Samen zusammenfügt. So entsteht eine Materie 1. Somit ist die Materie 0 zu 1 geworden, aber der Samen ist nicht mehr vorhanden da er absorbiert wurde.

    Wenn ihr diesen Vorgang noch einmal wiederholt müsste Materie 2 dabei rauskommen. Ihr könnt z. B. nun das Item „Zwiebli“ der Materie 2 hinzufügen. Daraus entsteht ein Trank, der den Namen „Napal“ trägt. Dieser Trank setzt eine gewaltige Feuerschockwelle frei, die über die gesamte Karte die Gegner hinwegfegt. Ihr betreibt Alchemie: Materien in irgendwelche Arten von Tränken umwandeln und diese sich dann zunutze machen.

    Vereinfacht könnte man es so beschreiben: Materie 0 + Samen = Materie 1, Materie 1 + Samen = Materie 2, Materie 2 + Zwiebli = Napal. Natürlich gibt es noch andere Möglichkeiten, wie ihr zu Materie 2 kommen könnt, aber für den Anfang eignet sich diese Variante am besten. Um jedoch Napaltrank herstellen zu können, benötigt man ein „Rezept“. Diese findet ihr meistens in Truhen. Jeder Alchemievorgang bringt euch auch Phosonen, die euch in bestimmten Kämpfen sehr nützlich sein können.

    Geld ist das größte Problem…

    Odin Sphere

    Eine Schatztruhe!

    Im späteren Verlauf des Spiels ist es euch auch möglich in Restaurants und Cafés zu gehen, um dort verschiedene Speisen zu euch zu nehmen. Diese erhöhen eure Lebenspunkte und dessen Stufe. Jedoch benötigt ihr auch für diese Vorgänge wieder bestimmte Rezepte sowie Materialien und Geld. Das Geld dürfte dabei das größte Problem sein, denn in der Welt von Erion gibt es keine einheitliche Währung. Das bedeutet, ihr müsst die richtigen Münzen finden, die für die bestimmten Lebensmittel benötigt werden. Dies kann einige Zeit in Anspruch nehmen, aber das Ergebnis lohnt sich.

    Kommen wir zum vorletzten Punkt des Gameplays. Mit Karten kann man erfahren, wo Endgegner auftauchen und wo „normale“ Gebiete sind. Auf normalen Gebieten erscheinen Monster. Wie stark diese sind könnt ihr anhand der Sterne auf der Karte ablesen. Zum Glück gibt es auch sogenannte „Basis“-Gegenden. Diese sind monsterfrei und auf ihnen befinden sich Händler, die ihre Waren loswerden wollen und euch damit Geld aus der Tasche ziehen.

    Auf diesen Gebieten ist es auch ratsam, das Spiel ab und zu speichern zu lassen, für den Fall der Fälle. Die Karten von Odin Sphere sind alle kreisförmig aufgebaut und somit bieten diese auch nicht besonders viel Spielraum, aber es reicht, um bei den brachialen Massenschlachten hin und wieder eine Pause einzulegen. Auf den Karten – die man aus Schatztruhen bekommt – sind auch die Ausgänge markiert. Somit könnt ihr euch entscheiden, welches Gebiet ihr als nächstes betreten wollt: Lieber den Endgegner oder doch lieber zum Händler?

    Der Schwierigkeitsgrad

    Die Bosskämpfe fordern euch.

    Der letzte Punkt des Gameplays beinhaltet einen kurzen Text über die Schwierigkeitsgrade im Spiel. Für Einsteiger könnte das Spiel eine wahre Herausforderung sein. Wer noch nicht viele Rollenspiele gespielt hat und nun damit anfangen möchte, dem könnte Odin Sphere einige harte Stunden bescheren. Selbst für Profis könnte dieses Spiel ziemlich knifflig werden auf der Stufe „Schwer“.

    Unter Optionen kann man während des Spiels den Schwierigkeitsgrad beliebig verändern, doch selbst auf dem normalen Modus ist das Spiel anspruchsvoll. Die Endgegner sind wirklich harte Nüsse, man muss sich einige Zeit mit ihnen beschäftigen um sie schlussendlich zu knacken.

    Die Grafik von Odin Sphere

    Die Grafik des Spiels ist ein wahrer Augenschmaus. Die liebevolle und detaillierte Welt von Erion in 2D ist ein Fest für das Spielerherz. Die Animationen der Charaktere sind unglaublich detailreich und der Zeichenstil ist ein Stil für sich. Wer Final Fantasy und Valkyrie Profile kennt, und dort schon den Zeichenstil und die Animationen gut fand, der wird auch Odin Sphere in Erinnerung behalten.

    Nicht nur, dass die Atmosphäre gelungen herüberkommt, dank der wunderschönen Gestaltung der Hintergründe. Auch die bildschirmfüllenden Bossgegner tauchen das Szenario in ein besonderes Licht. Und dank Parallax-Scrolling gewinnen die verschiedenen Gebiete mitsamt ihren Ebenen an Tiefe. Sei es in verschneiten oder glühendheißen Gebieten, das RPG-Repertoire ist komplett vorhanden und bietet einige schöne Momente.

    Soundtrack von Hitoshi Sakimoto

    Der bekannte Final-Fantasy-XII-Komponist Hitoshi Sakimoto ist für die wunderbare Musik in diesem Spiel verantwortlich. Von traurigen und epischen Stücken bis zu brachialen Meisterwerken wird Odin Sphere in den verschiedenen Ereignissen perfekt untermalt, und schafft somit eine unglaubliche Atmosphäre. Die Klangeffekte sowie auch die Synchronisation – sei es im englischen oder japanischen – kommen sehr überzeugend und professionell zur Geltung. Wer dies testen will, kann im Spiel übrigens unter „Optionen“ die Synchro frei wählbar verändern und somit die geschätze Arbeit der Synchronsprecher begutachten.

    Die PlayStation 2 blüht wieder auf

    »Odin Sphere ist ein wundervoller Titel, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Die Zeit der PS2 läuft zwar langsam aber sicher ab, jedoch bedeutet dies nicht, das es keine guten Spiele mehr für die PS2 gibt. Wer mit Final Fantasy und Valkyrie Profile nicht danebenlag, der wird Odin Sphere bestimmt nicht in die Ecke schieben.

    Ein wunderbar ausgearbeiteter Titel, der sich perfekt in Szene zu setzten weiß und trotz seiner 2D-Grafik gekonnt den Spielemarkt erobern könnte. Der einmalige, märchenhafte und farbenfrohe Titel lässt alte Zeiten wieder aufleben und bietet dem Spieler eine Reihe unglaublicher Momente, die man so noch nicht gesehen hat.

    Zudem ist die Grafik sowie der Sound einfach wunderbar und wie für das Spiel gemacht worden. Viele Fertigkeiten sowie andere Kampfarten und unzählige Varianten der Alchemie laden Spieler ein das Spiel zu erkunden und sich mit den fünf spielbaren Charakteren durch die Geschichte durchzuarbeiten. Wer sich nun angesprochen fühlt, und zudem noch dieses Review und somit auch den Titel interessant findet, sollte sich dieses Meisterwerk zulegen.«

    Im Original von curimuch