Im Test! Fimbul

  • Titel Fimbul
    Japan 28. Februar 2019
    Wild River Games
    Nordamerika 28. Februar 2019
    Wild River Games
    Europa 28. Februar 2019
    Wild River Games
    System PlayStation 4, PC, Nintendo Switch, Xbox One
    Getestet für PlayStation 4
    Entwickler Zaxis Games
    Genre Action-Adventure
    Texte
    Deutschland Nordamerika

    Bildmaterial: Fimbul, Wild River Games / Zaxis Games

    Immer mal wieder wird in den Medien über den Nutzen von Videospielen debattiert. Dann wird hinterfragt, ob Spiele einen pädagogischen oder künstlerischen Wert haben. Dass Spiele durchaus lehrreich sind und wahre Kunstwerke sein können, haben schon zahlreiche Spiele bewiesen. Fimbul ist ebenfalls ein Spiel, das zeigen möchte, wie man Kultur und Videospiele miteinander vereint.

    Das dänische Entwicklerstudio Zaxis Games kombiniert die Kunst des Comics mit nordischer Mythologie. Die Entstehung des Spiels wurde sogar vom Creative Programme der Europäischen Union und dem dänischen Filminstitut unterstützt. Wartet hier also ein weiteres Juwel auf euch oder solltet ihr Fimbul die kalte Schulter zeigen? Im Test findet ihr es heraus!

    Der Winter naht

    Fimbul ist nicht nur der Name des Spiels, sondern auch der eines langen Winters der nordischen Mythologie. Dieser drei Jahre andauernde Winter ist eines der vier Zeichen des bevorstehenden Weltuntergangs, von den Wikingern Ragnarök genannt. Dies sind harte Zeiten, in denen sich selbst Brüder bekämpfen und jeder einen ehrenhaften Tod sterben will, um sich einen Platz in Walhalla, der Halle der gefallenen Krieger, zu sichern. Dort darf man dann auf ewig an Odins Seite feiern und speisen. Doch die Zeit des Untergangs wurde zu früh eingeläutet.

    Die Eisriesen, Jotun genannt, haben den Winter heraufbeschworen, um die Menschheit auszulöschen. Die Nornen, Wächterinnen des Schicksals, beschließen in den Lauf der Dinge einzugreifen und erwecken einen alten Berserker, um den Untaten der Riesen ein Ende zu setzen. Dieser Krieger ist unter dem Namen Kveldulver bekannt und hat schon viele Schlachten geschlagen. Er begibt sich auf die Reise nach Jotunheim, dem Land der Riesen, und deckt nach und nach Geheimnisse über seine eigene Vergangenheit auf, die er schon längst vergessen hatte.

    Kämpfen wie ein echter Berserker

    »Jeder Waffentyp hat seine Vor- und Nachteile. Das Schwert führt schnelle Hiebe aus, die Axt ist stark gegen Schilde und der Speer kann auf entfernte Ziele geworfen werden.«

    Kveldulver ist sehr geübt mit Waffen, allerdings ist er über die Jahre ein wenig eingerostet. Daher werden in einer kurzen Einleitung zunächst seine Fähigkeiten mit Schwert und Schild erläutert. In guter Hack-and-Slay-Manier stehen schwere und leichte Schläge zur Verfügung. Mit einer Ausweichrolle entgeht man geschickt feindlichen Angriffen oder blockt diese mit dem Schild ab.

    Schilde können nach einer bestimmten Anzahl an Schlägen auch brechen. Hier ist also stets abzuwägen, ob man lieber blocken oder ausweichen möchte. Neben Standardangriffen werden im Verlauf des Spiels auch Spezialattacken verfügbar. Um eine solche Attacke einzusetzen, muss zunächst durch das Bekämpfen von Gegnern eine Spezialleiste gefüllt werden.

    Tolle Animationen und gut inszenierte Kämpfe sorgen für Stimmung.

    Besiegte Feinde lassen oft Rüstungen und Waffen fallen, die man aufheben und selbst ausrüsten kann. So erweitert sich das Waffenarsenal um eine Axt und einen Speer. Jeder Waffentyp hat seine Vor- und Nachteile. Das Schwert führt schnelle Hiebe aus, die Axt ist stark gegen Schilde und der Speer kann auf entfernte Ziele geworfen werden.

    Durch das analoge Steuerkreuz kann man schnell zwischen den Waffen wechseln. Die verfügbaren Kampfbefehle sind stets unten am Bildschirmrand zu sehen. Nicht ausgerüstete Waffen sind ausgegraut und heben sich dadurch auf den hellen Untergründen des Spiels teilweise nur schlecht ab. Da die Steuerung aber sehr intuitiv ist, blendet man nach einer Weile die Anzeige sowieso geistig aus.

    Technisch ausblenden lässt sie sich leider nicht, dafür können in den Optionen aber Audio, Sprache, Blut- und Ruckeleffekte eingestellt werden. Letztere machen sich nur beim Kämpfen bemerkbar und verleihen Attacken ein zusätzliches Gefühl von Kraft, indem die Kamera nach einem Schlag kurz ruckt. Da manche Kämpfe länger andauern können, wirkt der Effekt auf Dauer aber eher störend. Auch mit deaktiviertem Ruckeleffekt fühlen sich die Kämpfe noch sehr dynamisch an. Die Animationen gehen flüssig ineinander über. Jeder Schlag fühlt sich gewichtig an und die realitätsnahen Bewegungen der Figuren sind schön anzusehen.

    Ein Winterwunderland

    Die Geschichte wird komplett über Comic-Sequenzen erzählt.

    Schön ist auch die Landschaft, durch die man sich bewegt. Überall liegt strahlend weißer Schnee, der auch sachte vom Himmel fällt. Braune Hütten und Berge schmiegen sich an steile Hänge und die grünen Bäume bilden abwechslungsreiche Farbtupfen in der Landschaft. Besonders die Bäume sind ein optisches Highlight, da sie sich nicht nur im Wind hin und her wiegen, sondern auch eine ansprechende Textur haben, bei der die Blätter sehr schön in Szene gesetzt sind. Die Kombination all dieser ungesättigten, aber kontraststarken Farben harmoniert gut miteinander und verdeutlicht die Nähe zu den alten Comics, die als Inspiration für das Spiel dienten.

    »Wie in vielen Spielen ist auch in Fimbul die Musik ein entscheidender Faktor für die Erzeugung von Atmosphäre. Die sorgfältig gewählten Klänge untermalen die Winterlandschaft nahezu perfekt.«

    Nur Kveldulver sticht als roter Farbklecks hervor und ist dadurch stets gut zu erkennen. Durch den Cel-Shading-Stil des Spiels wird eine zusätzliche Nähe zum Comic aufgebaut, was die im Spiel integrierten Comic-Sequenzen gut ergänzt. Hier liegt eine weitere Besonderheit von Fimbul. Die Geschichte des Spiels wird komplett über diese Sequenzen erzählt. Darin tauchen auch Dialogoptionen auf, zwischen denen man wählen kann. Diese Entscheidungen haben langfristige Auswirkungen auf das Spielgeschehen.

    Möchte man sich im Nachhinein aber doch einmal anders entscheiden, ist dies jederzeit möglich. Über das Menü lässt sich der sogenannte Lebensfaden aufrufen, in dem alle bisherigen Fortschritte dokumentiert sind. Diese sind wie die Kapitel eines Comics aufgebaut. Man kann jederzeit an eine beliebige Stelle der bereits erspielten Geschichte springen.

    Die Stimme in den Bergen

    Die eindrucksvollen Bosse werden musikalisch von Kriegstrommeln begleitet.

    Wie in vielen Spielen ist auch in Fimbul die Musik ein entscheidender Faktor für die Erzeugung von Atmosphäre. Die sorgfältig gewählten Klänge untermalen die Winterlandschaft nahezu perfekt. Das Rauschen vom Wind und langsame, vereinzelte Töne erwecken ein Gefühl von Kälte und das Zwitschern von Vögeln lässt die Welt lebendig wirken.

    In Kampfsituationen wird diese friedliche Stille durch dumpfe Hörner, schnelle Geigen und wilde Trommeln durchbrochen. Hier kommt eine gute Kampfstimmung auf. Im späteren Spielverlauf gibt es allerdings Kämpfe, die sich länger hinziehen können. Dann bemerkt man nach einer Weile umso deutlicher, wann die Musik sich wiederholt. In diesen Momenten fallen die repetitiven Töne unangenehm auf.

    Prognose: Sonnig bis heiter mit gelegentlichen Schauern

    »Abschließend lässt sich sagen, dass Fimbul einen positiven Eindruck hinterlassen hat. Auch wenn viele der Kämpfe nicht sehr abwechslungsreich sind, machen sie doch dank der einfachen Steuerung und den schön anzusehenden Bewegungen der Charaktere durchweg Spaß. Auch optisch kann das Spiel durchaus überzeugen und vermittelt spielerisch einen Einblick in die spannende, nordische Mythologie. Kleine Mankos gibt es allerdings doch hier und da. Während eines Kampfes kann man sich nur innerhalb eines festgelegten Radius bewegen, was manche der Gegner aber wohl nicht mitbekommen haben. So kann es passieren, dass man untätig herumstehen und warten muss, bis diese Gegner sich dazu bequemen, in den Radius zu kommen und anzugreifen.

    Die Bosskämpfe in Fimbul sind gut umgesetzt, da man hier auch taktisch vorgehen kann, statt nur sinnlos drauflos zu schlagen. Schade ist hier nur, dass jeder Bosskampf in etwa gleich aufgebaut ist. Mit dem Speer hat man klar die Oberhand und so reicht es, aus sicherer Entfernung eine Zeit lang Speere zu werfen und die Lebensleiste des Bosses Stück für Stück schrumpfen zu sehen. Hier gäbe es noch viel Potenzial nach oben. Die größte Schwäche des Spiels ist allerdings die kurze Spielzeit. Ein Durchgang dauert nicht mehr als zwei bis drei Stunden. Auch wenn man im Lebensfaden zurück geht, um über die anderen Dialogoptionen neue Ausgänge der Geschichte zu entdecken, bleibt Fimbul ein kurzes, dafür aber kurzweiliges Vergnügen. Besonders Trophäenjäger dürften sich freuen, da die Anzahl der Trophäen recht überschaubar ist und diese leicht freizuschalten sind.«

    Der Berserker Kveldulver zieht los, um den Weltuntergang zu verhindern. Inspiriert von der nordischen Mythologie und erzählt in Comicbuch-Sequenzen, die die ein oder andere Überraschung bereit halten.
    Einfaches Kampfsystem nach dem Hack-and-Slay-Prinzip, mit schön anzusehenden und realitätsnahen Animationen.
    Desaturierte Farben und kräftige Kontraste gemischt mit Cel-Shading-Optik sorgen für tolle Bilder und spiegeln die Comicbuch-Ästhetik der Story-Sequenzen wider.
    Sparsam eingesetzte Musik erzeugt eine Atmosphäre der Verlassenheit und fängt das Gefühl der Kälte des Winters ein. Kampfmusik wirkt hingegen auf Dauer repetitiv.
    Dialogoptionen in der Geschichte führen zu unterschiedlichen Enden. Keine optionalen Aufgaben oder versteckte Schätze, die die kurze Spielzeit strecken könnten.