Culture Slot: Der japanische Kotatsu – im Winter spendet er Wärme und ist ein Ort für die ganze Familie

  • Titelbild: Eine Katze unter Kotatsu, „Kotatsu Neko“ – von Justin Doub (hikikomori), CC BY-SA 2.0

    Die Temperaturen sinken, die ersten Weihnachtsmärkte werden in diesen Tagen eröffnet und der Herbst wird bald in den Winter wechseln. Wie froh ist man doch, wenn man am Abend aus der Kälte nach Hause kommt und die Heizung anschalten kann, die bei Bedarf jeden Raum erwärmt. Heutzutage besitzt hierzulande fast jedes Haus oder jede Wohnung eine Zentralheizung, die Zeiten der lokalen Wärmequellen sind vorbei.

    In Japan sieht es jedoch vollkommen anders aus. In diesem modernen Land sind Zentralheizungen sehr selten. Doch wie erwärmen die Japaner ihre Wohnungen und Häuser in der kalten Zeit? Frieren sie den ganzen Winter? Und was macht man als Tourist, wenn man das Land zur kalten Jahreszeit besucht? Dann sollte man wissen, dass die meisten Wohnräume mit einem Kotatsu ausgestattet sind. Was ein Kotatsu ist und für die Japaner heute noch bedeutet, wollen wir euch in diesem Culture Slot zeigen. Also zieht euch warm an, kuschelt euch unter die Decke und genießt den Culture Slot!

    Kotatsu

    Moderner Kotatsu (Foto: Tim Notari)

    Der Kotatsu ist ein beheizter Tisch

    Der Kotatsu (炬燵 oder 火燵) ist eine Art Tisch, der beheizt wird und in der heutigen Zeit immer noch eine wichtige Wärmequelle in Japan darstellt. Die meisten Häuser und Wohnungen besitzen keine Zentralheizung, die hierzulande in fast jedem Haushalt zu finden ist. Der Kotatsu ist nicht nur eine traditionelle Weise, um den Raum zu erwärmen, sondern ist auch für das familiäre Umfeld der Japaner wichtig, doch dazu später mehr. Zuerst wollen wir euch etwas über den Aufbau eines Kotatsus erklären.

    Ein moderner Kotatsu besteht aus drei Teilen. Ein niedriges Tischgestell, in dessen Rahmen sich eine elektrische Heizung befindet, bildet die Grundbasis. Auf diesem Gestell befindet sich eine Tischplatte, sodass man den Kotatsu auch wie einen Tisch verwenden kann. Damit die Wärme an der Quelle verbleibt, wird eine Decke zwischen Gestell und Platte eingeklemmt, die bis zum Fußboden reicht. Oft steht ein solcher beheizter Tisch auf Tatami-Matten, die wärmer als ein Parkettboden aus Holz sind. Um sich zu wärmen, muss man mit dem Körper unter die Decke schlüpfen.

    Der traditionelle Kotatsu

    Der traditionelle Kotatsu klingt weniger gemütlich. Um die Wärme zu erzeugen, wurde die Feuerstelle, eine Grube im Boden, mit Holzkohle gefüllt. Später wurde über diese Grube ein Tisch gestellt und somit entwickelte sich der Kotatsu. Es gibt heute immer noch die Sonderform, den Horigotatsu ((掘りごたつ, Gruben-Kotatsu), die aus einem Tisch mit einer darunterliegenden Vertiefung besteht, doch diese ist sehr selten geworden. Übrigens soll der beheizte Tisch aus China stammen, doch auch in Japan hat diese Wärmequelle eine lange Tradition.

    Ein Ort der Familie

    Traditioneller Kotatsu (Foto: DryPot)

    Wie schon erwähnt, besitzt der Kotatsu nicht nur eine reine Wärmefunktion. In Japan ist es üblich, dass sich die ganze Familie an diesem Tisch versammelt und gemeinsam den Abend oder den Tag verbringt. Die Kinder können dort ihre Hausaufgaben erledigen, die Erwachsenen lesen ein Buch und gemeinsam trinkt man warme Getränke oder isst Satsumas.

    In besonders kalten Nächten schläft man auch schon mal direkt unter oder neben dem Kotatsu. So heizen die Japaner unter einem völlig anderen Gesichtspunkt. Während wir uns von der Wärme durch die Räume begleiten lassen, suchen die Japaner einen Ort auf, der Wärme spendet. Denn oft befindet sich nur ein Kotatsu im Haushalt.

    Neben dem Kotatsu gibt es natürlich noch andere Mittel, um die Wohnungen im Winter zu heizen. Entweder verwendet man einen kleinen Ölofen, eine Klimaanlage, einen Heizstrahler oder Teppiche, die elektrisch beheizt werden. In Japan werden auch Fußbodenheizungen immer beliebter. Somit gibt es noch einige Alternativen zum Kotatsu, um die auch oft schlecht isolierten Wohnungen zu heizen. Zwar wird es in Japan nicht so kalt wie in Europa, Minusgrade werden nicht immer erreicht, aber auch bei geringen Plusgraden möchte man doch ein warmes Plätzchen haben.

    Was denkt ihr über den Kotatsu? Würdet ihr es vorziehen, gemeinsam mit eurer Familie an einem Tisch zu sitzen oder könnt ihr euch ein Leben ohne Zentralheizung nicht vorstellen?

    Dieser Artikel wurde ursprünglich im November 2012 veröffentlicht. Autor: Moomba-Miez. Im Rahmen einer Neustrukturierung und Überarbeitung der Website veröffentlichen wir einige alte Artikel erneut.

    Bildnachweise:

    Quellen: Wikipedia

    • Offizieller Beitrag

    Tolle Sache, aber ich bin ganz ehrlich, ich ziehe wohl den Komfort einer Zentralheizung vor. Ist natürlich schön, wenn die Familie zusammenkommt und so, aber erstens muss man sich dann auch entsprechend verstehen und zweitens ginge das auch bei einer Zentralheizung :D Trotzdem tolle Einblicke, schöner Artikel Sabrina :)

  • Ist mittlerweile aber hauptsaechlich in aelteren Gebaeuden noch auffindbar. Im Haus der Schwiegereltern gibts einen im Wohnzimmer, aber auch nur in Kombination mit Kerosinheizer.
    Modernere Wohnungen bleiben doch meist bei der Klimaanlage, bzw diversen Oefen um die Bude warm zu halten..schon alleine aus Platzgruenden.

  • Das Problem mit der mangelnden Heizung kenne ich leider nur zu gut, ist hier in Barcelona genauso. Der Winter ist am Mittelmeer relativ kurz und mild, der Sommer dagegen lang und heiss (August nicht selten höllisch), deshalb ist hier die Klimaanlage Standard und Zentralheizung ein Fremdwort. Zecks sehr hohen Kosten und vor allem in der historischen Altstadt katastrophal isolierten Gebäuden oft auch keine wirkliche Option, viele Leute legen sich dann einen mobilen Heizkörper zu und ziehen den dann brav hinter sich her.
    Zum Glück kommt mein Mitbewohner/Vermieter aus Russland und weiss deshalb um die Vorzüge einer anständigen Heizung, aber auch wenn er da sehr kulant ist können wir das Ding nicht rund um die Uhr laufen lassen. Ist halt grade nach dem Aufstehen ätzend, wenn sich alles abgekühlt hat.
    Immer noch erinnere ich mich mit Schrecken an die Woche im Februar/März, als bei uns der Warmwasserboiler seinen Dienst einstellte und grade dann eine letzte Kältewelle über die Stadt hereinbrach. Hab mich wie ein Nachkriegskind gefühlt, als ich Wasser auf dem Herd warm machen musste um mich einigermassen waschen zu können.

    • Offizieller Beitrag

    Vielen Dank @Prevailer. :)


    Ich weiß noch, dass ich meinen Kollegen von diesem Artikel erzählt habe, direkt nach der Erstveröffentlichung. Zwei Tage später kam ein Kunde in die Apotheke und sagte, wie schön es doch wäre, einen Kotatsu in der Wohnung zu haben. Mein Kollege glänzte dann mit seinem Wissen darüber. Als der Kunde wieder ging, sagte mein Kollege dann: "Ich hätte nie gedacht, dass ich das Wort "Kotatsu" noch einmal hören würde.

  • Ist mittlerweile aber hauptsaechlich in aelteren Gebaeuden noch auffindbar. Im Haus der Schwiegereltern gibts einen im Wohnzimmer, aber auch nur in Kombination mit Kerosinheizer.
    Modernere Wohnungen bleiben doch meist bei der Klimaanlage, bzw diversen Oefen um die Bude warm zu halten..schon alleine aus Platzgruenden.

    Ist das in Japan noch so?


    In Korea haben alle neueren Wohnungen, so aus den letzten 30 Jahren, Fußbodenheizung. Das ist wirklich genial und gibt es ja hier auch inzwischen teilweise zumindest bei neuen "Luxusvillen".

  • Ich ziehe definitiv die Zentralheizung vor.
    Vor 13 Jahren oder so hatte ein paar mal bei wem zu Winterzeit übernachtet, der noch einen Kachelofen hatte - geht gar nicht, viel zu unkomfortabel. Außerdem wurde ich danach immer krank. -.-
    Aber einfach zur Gelegenheit und/oder das Feeling hätte ich schon gern einen Kotatsu im Wohnzimmer stehen. Sieht schon toll aus, das Ding.


    Der Mensch, der verurteilt ist, frei zu sein, trägt das ganze Gewicht der Welt auf seinen Schultern; er ist, was seine Seinsweise betrifft, verantwortlich für die Welt und für sich selbst.
    Jean-Paul Sartre

  • In meiner eigenen Wohnung hatte ich auch kein Kotatsu, sondern lediglich ne Klima. Letztendlich besser so.
    Meine Gastfamilie hatte so ein Ding. Mega bequem, aber ich muss meine Beine ausstrecken, im Schneidersitz oder „Seiza“ schlafen die Beine im nu ein. Und wenn man beim ausstrecken dann die Beine des anderen berührt....brrrrr...absoluter cringe.

  • Ist das in Japan noch so?
    In Korea haben alle neueren Wohnungen, so aus den letzten 30 Jahren, Fußbodenheizung. Das ist wirklich genial und gibt es ja hier auch inzwischen teilweise zumindest bei neuen "Luxusvillen".


    Meine aber auch gelesen zu haben, dass die in Korea auch eher auf dem Boden schlafen, auch hartem Boden, so dass sich das dort zumindest eher erklärt.


    Ansonsten find ich die Dinger ja schon sehr cool aber wenn mit der ganzen familie zusammenhocken der einzige Weg ist ich warm zu halten ist das.. auch nicht unbedingt ideal.^^


  • Meine aber auch gelesen zu haben, dass die in Korea auch eher auf dem Boden schlafen, auch hartem Boden, so dass sich das dort zumindest eher erklärt.

    Jain, normale Leute haben schon ein Bett. Einige Ältere Leute, gerade auf dem Land, schlafen noch wohl aus alter Gewohnheit auf dem Boden.
    Tatsächlich gab es bei meinem ersten Besuch in Korea 1999 gerade im Süden viele Hotels, wo man auf dem Boden schlafen musste. Oh, wie ich das gehasst habe... zum Glück ist das inzwischen aber eher die Ausnahme. In TV Serien sieht man das aber immer noch gelegentlich.

  • Ist das in Japan noch so?
    In Korea haben alle neueren Wohnungen, so aus den letzten 30 Jahren, Fußbodenheizung. Das ist wirklich genial und gibt es ja hier auch inzwischen teilweise zumindest bei neuen "Luxusvillen".


    Kommt darauf an wie neu und in welchen Preisklassen. In Japan zählt 30 Jahre noch als "alt" bei Wohnungsgebäuden.
    Modernere und eben etwas teurere Wohnungen kommen auch mit Fussbodenheizung.

  • Kommt darauf an wie neu und in welchen Preisklassen. In Japan zählt 30 Jahre noch als "alt" bei Wohnungsgebäuden.
    Modernere und eben etwas teurere Wohnungen kommen auch mit Fussbodenheizung.

    Ich denke in Korea ist es halt insofern anders, da dort erst in den 80ern überhaupt der große Umbruch stattfand. Entsprechend haben sie späte 80er, frühe 90er begonnen moderne Wohnblöcke ohne Ende hochzuziehen, was bis heute anhält. Man kann das teils richtig schön sehen, wo da überall die kleinen Wohnsiedlungen mit riesigen Blöcken rund um Seoul aus dem Boden gestampft werden, die wirken oft wie kleine Inseln mitten im Ödland drumherum. Es wirkt total komisch, verlässt man sie steht man mit einem Schritt weiter plötzlich mitten in der Walachei. Verbunden oft nur durch eine Hauptstraße und eine Bahnlinie mit der eigentlichen Stadt.


    Es gibt natürlich auch viele alte Stadtteile mit alten, heruntergekommenen Häusern, wo die Mieten dann entsprechend günstig sind. Die haben sicherlich auch keine Fußbodenheizung sondern nur normale Öfen.


    Ich weiß übrigens nicht wie es in Japan ist, in Korea ist das Mietsystem eine Katastrophe. Die schlechten alten Wohnungen kann man wöchentlich oder monatlich zahlen so wie hier. Bei modernen Wohnungen muss man jedoch erst mal 100.000 Euro oder mehr an Kaution hinlegen und der Vermieter nimmt sich davon dann monatlich selbst was weg (offiziell, inoffiziell hat er das ganze Geld ja eh schon).

  • In Japan gab's eben erst "in letzter Zeit" den Umbruch zu sicheren Systemen an Fußbodenheizungen, die eben auch starke Erdbeben unbeschadet mitmachen.
    Ist auch ein Grund der gegen eine Zentralheizung in Japan spricht, zumindest nicht ohne eine entsprechend umfangreiche Anpassung an die Erdbebensicherheit.
    Vielen Häusern würde ja schon ne anständige Isolierung einiges an Abhilfe schaffen.
    Meine Wohnung ist zum Glück eher gut isoliert; sowohl was Temperatur betrifft als auch Geräusche.
    Dennoch sind einfache Glasscheiben und eben der Spielraum zwischen Fenster und Rahmen ein Garant für kalte Räume. Im Wohnzimmer dann eben entsprechend mit Klima und im Schlafzimmer dicke Decken.


    Miete ist hier Normal. Zumindest kenne ich keine Fälle wie bei dir beschrieben.
    Habe bisher immer normal monatlich meine Miete überwiesen, aber je nach Alter der Wohnung kann man auch schon bis U zwei Monatsmieten Kaution hinlegen. Aber da spielen noch einige andere Faktoren in den Preis rein.

  • Ich finde den Beitrag nach wie vor toll! Habe damals schon das Original gelesen.

    Ich ziehe definitiv die Zentralheizung vor.
    Vor 13 Jahren oder so hatte ein paar mal bei wem zu Winterzeit übernachtet, der noch einen Kachelofen hatte - geht gar nicht, viel zu unkomfortabel. Außerdem wurde ich danach immer krank. -.-
    Aber einfach zur Gelegenheit und/oder das Feeling hätte ich schon gern einen Kotatsu im Wohnzimmer stehen. Sieht schon toll aus, das Ding.


    Dem kann ich nur zustimmen! Den Komfort einer Zentralheizung möchte ich nie wieder missen! Hatte es aber zuletzt als Kind, dass wir nur kleine Kachelöfchen hatten bzw. im Wohnzimmer einen Goßen!
    Aber so vom Feeling her als Ergänzung fände ich das schon toll! Auch wenn ich wohl auch meine Beine drunter ausstrecken müsste, Seiza bzw. Schneisersitz sitzen kann ich auf Dauer auch nicht ^^"


    Jain, normale Leute haben schon ein Bett. Einige Ältere Leute, gerade auf dem Land, schlafen noch wohl aus alter Gewohnheit auf dem Boden.Tatsächlich gab es bei meinem ersten Besuch in Korea 1999 gerade im Süden viele Hotels, wo man auf dem Boden schlafen musste. Oh, wie ich das gehasst habe... zum Glück ist das inzwischen aber eher die Ausnahme. In TV Serien sieht man das aber immer noch gelegentlich.


    Oh, das wusste ich gar nicht! War vor..hm 5 Jahren in Südkorea 2 Wochen, aber das waren dann offensichtlich alles moderne Hotels, auch im Süden, wir haben in keinem auf dem Boden geschlafen, scheint also wirklich mittlerweile Ausnahme zu sein.

    Yuriko-toki.png

    ~Make of thyselves that which ye desire. Be it a Lord. Be it a God. But should ye fail to become aught at all, ye will be forsaken. Amounting only to sacrifices.~

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