Bildmaterial: Sony, Promo zur E3 2018
Kommentar
Das kam ziemlich unerwartet. Sony hat schon jetzt durchblicken lassen, im kommenden Jahr der E3 2019 fernzubleiben. Kein Auftritt auf dem Showfloor, keine Pressekonferenz. So überraschend diese Entscheidung scheint, sie hat sich angebahnt. Sie ist mutig, aber auch erfrischend und in meinen Augen richtig. Die E3 ist schon lange zu einem Korsett verkommen, aus dem sich die meisten Publisher nicht lösen können, obwohl sie es spürbar wollen. Schuld daran sind sie freilich selbst, denn über zwei Jahrzehnte haben sie dieses Korsett selbst geschnürt.
Die Geister, die man rief
Dass immer mehr Publisher ihre Events nicht nur räumlich sondern auch zeitlich von der E3 trennen, aber dann schlussendlich trotzdem fünf Tage vor der Messe und wenige Meter entfernt vom Los Angeles Convention Center austragen, ist Ausdruck dieses Zwangs, den man sich selbst auferlegt hat.
Die EA Play 2018 hat einen eigenen Namen und einen eigenen Austragungsort und fand drei Tage vor der E3 statt. Das Bethesda Showcase fand am Sonntag vor der Messewoche statt. Nintendo betreibt schon seit mehreren Jahren nur noch ein Digitalevent, das man eigentlich ausstrahlen könnte, wann man will. Man tut es nach wie vor zur E3, denn da muss man schließlich liefern. So erwarten es alle. Damit man am Ende sagen kann, wer „gewonnen“ hat. Auf Phil Spencers vermeintlichen Seitenhieb kann ich nur mit einem Augenrollen reagieren, dabei fand ich Microsofts Arbeit in letzter Zeit wirklich respektabel. Manchmal kann man auch die Klappe halten.
Immer mehr von allem, aber immer weniger Spaß
Auch nach drei Jahren gibt es kaum eine Spur von Final Fantasy VII Remake. (Bildmaterial: Square Enix).
Die E3 wird immer größer, immer mehr, immer bunter, aber immer weniger Spaß. Sie ist völlig überladen, in jeder Hinsicht. Ein tagelanger Kampf um Aufmerksamkeit, der am Ende keinem hilft. Das führt dann zu Stilblüten wie der Logo-Ankündigung von Metroid Prime 4 bei der E3 2017. Oder der BOOM-BOOM-Konferenz von Sony zur E3 2015, die man mit einem völlig überhypten Final Fantasy VII Remake und einer Kickstarter-Kampagne zu Shenmue 3 „gewonnen“ hat. Beide Spiele sind heute, mehr als drei Jahre später, noch nicht mal erschienen. Ich habe nichts dagegen, wenn das aufhört.
Sony hat schon in diesem Jahr eine etwas seltsame und mich nicht unbedingt begeisternde Präsentation hingelegt. Wenn man sich nun von den Fesseln der E3 lösen will, kann ich das nur begrüßen. Warum auch nicht. Ich hoffe nur, es ist eine Entscheidung, die nicht allein auf PlayStation 5 beruht. Und 2020 ist man dann zurück im Zirkus.
Es steckt hoffentlich nicht nur der Fahrplan von PlayStation 5 dahinter
Dass man die Konsole außerhalb der E3 erstmals ankündigen wird, damit ist zu rechnen. Klingt komisch? Nein: PlayStation 4 wurde bei einem Sony-Event im Februar angekündigt und Nintendo Switch mit einem Trailer im Oktober. Es ist denkbar, dass Sonys Entscheidung gegen die E3 2019 einfach damit begründet ist, dass die E3 nicht in den Fahrplan der neuen Konsole passt. Und für PS4 hat man wohl nicht mehr so viel (neue Spiele) zu zeigen. Ich hoffe, hinter Sonys PR-Sprech zu dieser Entscheidung steckt auch etwas. Nämlich genau das, was man verspricht: neue, innovative Möglichkeiten, die Community zu begeistern.
Ob das der Anfang vom Ende der E3 ist? Ist doch egal. „Life will still go on without Sony and so will E3“, schreibt Logan Moore bei Dualshockers. Ja, aber Sony wird ganz sicher auch ohne die E3 weiterleben.