Von der Xbox-Pressekonferenz habe ich mich im Nachgang ziemlich beeindruckt gezeigt. Die Sony-Pressekonferenz war immerhin gut genug, um mich wachzuhalten. Begeistern konnte mich Sony in diesem Jahr nicht, da bin ich ganz ehrlich. Man sagt ja, ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss. Das tat Sony in diesem Jahr, aber die E3-Show 2018 geht nicht als die beste der letzten Jahre in die Geschichte ein und das ist irgendwie auch eine Auszeichnung für Sony. Was zu sehen war, hatte nämlich Qualität. Aber man ist mehr gewohnt.
Das wusste auch Sony und drückte schon vor der E3 die Erwartungen der Fans. Shawn Laydon wollte schon vor der E3 „den Leuten helfen zu verstehen, wo man mit der diesjährigen E3 hin will“. Man habe „großartige Inhalte“, aber eine „andere Sicht“ in diesem Jahr. Nach diesen Beschwichtigungen, man möchte fast sagen Rechtfertigungen, habe ich meine Erwartungshaltung bereits korrigiert. Zumal Sony sogar einen Ablaufplan für die Pressekonferenz ankündigte, das dürfte auch mehr als unüblich sein. Auf die „fab four“ wolle man sich nämlich konzentrieren. So kam es dann auch. The Last of Us: Part II, Ghost of Tsushima, Death Stranding und Spider-Man waren die Stars der Nacht. Wer auch nur einem dieser Spiele frenetisch entgegenfiebert, dürfte zufrieden gewesen sein.
Never change a winning Präsentationsform
Selbst ausgebremst. Solche Bilder kennt man von Nachbesprechungen, aber das hier ist Teil von Sonys E3-Show.
Zufrieden gewesen sein dürfte hingegen kaum jemand mit der Art und Weise der Präsentation. Sony hatte sich in den letzten Jahren in dieser Hinsicht beeindruckend gut aufgestellt und deshalb kann ich es nicht nachvollziehen, wieso man da überhaupt etwas geändert hat. Wegen The Last of Us: Part II hat man einen riesigen Pavillon errichtet, welcher der Kirche nachempfunden ist, von der aus die Gameplay-Präsentation zum Naughty-Dog-Game ihren Anfang nimmt.
Ein schönes Ding für die anwesenden Journalisten, die danach allerdings umziehen mussten zum eigentlichen Ort der Pressekonferenz. Auf Kosten der Zuschauer zuhause, die diesen Fußmarsch der Presse mit belanglosen Inhalten überbrücken mussten. Bei mir war die Stimmung jedenfalls dahin, und das schon zum Start der Show. Bis zum Ende hin gab es in dieser Hinsicht seltsame Entscheidungen. Bei Twitter habe ich Leute gesehen, die nach 40 Minuten immer noch die Post-Show verfolgt haben und gefragt haben, ob es denn nun vorbei sei oder nicht.
Wenige Third-Party-Spiele
Mit Control von Remedy folgte eine der wenigen Neuankündigungen. Das neue Spiel der Quantum-Break-Macher erscheint auch für Xbox One und PCs. Ich empfand es in den letzten Jahren als Sonys Stärke, neben dem grandiosen First-Party-Line-up auch die Spiele von Drittherstellern so zu präsentieren, als wären sie auf PlayStation zuhause. Davon gab es in diesem Jahr für mich zu wenig. Neben Control zeigte man einen grandiosen Trailer zu Kingdom Hearts 3, der die arme Square-Enix-Show deutlich aufgewertet hätte. Das Resident Evil 2 Remake wurde erwartet und hielt, was es versprach. Die einzige Überraschung war für mich Nioh 2 von Koei Tecmo und Team Ninja. Déraciné, immerhin von Hidetaka Miyazaki, fand nur in der Post-Show einen Platz.
»Die Erwartungen sind andere und es ist nicht nur Sonys Schuld, sondern auch Verdienst, dass das so ist.«
Das waren nicht die Highlights, das war alles. Ja, das war viel Qualität. Aber wenn wir in uns gehen, werden wir hoffentlich alle akzeptieren können, dass es deutlich weniger war als in den Jahren zuvor. Sony PlayStation nahm sich eine kleine Auszeit, konzentrierte sich auf das hochkarätige Ende der PS4-Ära und ja, ich möchte fast sagen, man ruhte sich ein wenig auf dem aus, was man erreicht hat. Das ist legitim und man möchte es Sony auch zugestehen. Aber die Erwartungen sind andere und es ist nicht nur Sonys Schuld, sondern auch Verdienst, dass das so ist. Aber auch bei Sony wird man die Xbox-Show gesehen haben. Es wird eine spannende E3 2019.