Zerstört der technische Fortschritt das Gaming?

  • Vielleicht bin ich mit meiner Meinung alleine, die ich gleich in möglichst wenigen Zeilen versuche unterzubringen.


    Für mich sind Themen wie Digitalisierung und technische Fortschritt, interessante Themen wo ich mich stundenlang hineindenken könnte. Wie verändert die Technik unser Leben, beruflich wie sozial. Wie beeinflusst dies unsere Marktwirtschaft. Warum versteht jeder das Daten Wertvoll sind und sie werden trotzdem ohne Bedenken an Unternehmen weitergeben?


    Darum soll es aber nicht wirklich gehen, aber irgendwo hat es alles damit zu tun. Vernetzung und Globalisierung verändert, eröffnet und verändert Märkte und Produkte.


    Sorgt die Globalisierung nicht dafür, das Spiele sich immer mehr gleichen, sich immer mehr anpassen, immer weniger innovativ werden? Was funktioniert für den Weltmarkt? Was nur für Deutsche und Amerikaner?


    Es geht nur noch um Konsum und weniger um Kreativität. Es ist bezeichnend, weil es in allen Sparten des Lebens vorkommt, sei es in der Musik, in der Kunst, bei Smartphone Herstellern etc. Als Niemand, als jemand der nicht Erfolgreich ist, der experimentiert, ist Querdenker, lässt sich inspirieren und macht was neues und entweder man ist erfolgreich damit oder nicht, wenn man nichts hat kann man nichts verlieren. Bist du Erfolgreich, hältst du daran fest was dir Erfolg bringt und verkaufst Innovation, du entwickelst dich kleinschrittig, aber verkaufst es als Innovation. Man hat ja viel zu verlieren, wenn man ebenso wieder Risiken eingeht und eigene Wege geht.


    Wo kommt die Technik da ins Spiel? Technik ist gut, sie macht Dinge möglich, die vorher nicht möglich waren, schafft also neue Wege kreativ zu sein. In vielerlei Hinsicht wird sie aber dafür genutzt den Gewinn zu maximieren. DLC ist so ein Beispiel. Wozu braucht ein Spiel eine Erweiterung wenn es Rund ist? Warum nicht diese Energie in ein neues Projekt setzen. Geld.


    Ein Markt wird ja bekanntlich immer durch Angebot und Nachfrage gesteuert. Letztlich geht es aber viel mehr darum Nachfrage zu erschaffen, bevor es ein entsprechendes Angebot gibt. Der Konsument hält den Markt am Leben und die Big Player da draußen steuern es. AIDA - Prinzip halt, Attention, Interest, Desire, Action.


    Und durch die Digitalisierung ist das soviel einfacher geworden, gesteuert zu werden, gerade wenn man unsere Daten kennt, was wir lieben, was wir gerne tun etc. Spiele sind nur noch ein Konstrukt einer breiten Masse. Kreativität wird verwaschen durch Marktanpassung.


    Ich finde es zb. Interessant das einige Spiele, wovon ein Unternehmen in Vorfeld denken das es nicht erfolgreich wird, erfolgreich. Der Grund wird wahrscheinlich sein, das man sich da nicht da raum kümmert was die Masse bewegt, sondern einfach mal macht.


    Entwicklungszeit. Entwicklungszeit wird länger, Konsolenzyklen darauf hin kürzer. Warum? Grafik und Plattformoptimierung. Jetzt mal doof gefragt, wozu braucht ein Spiel eine realistische Grafik ? Immersion?
    Grafik sorgt dafür, das in der Entwicklung vermehrt darauf geachtet werden muss dass der Scheiß lauffähig wird, d.h. Konzepte fallen zum Opfer oder ziehen die Entwicklung in die Ewigkeit.


    Ich sage ist das Konzept gut, ist das Spiel vermeintlich gut. Grafik ist Optik und für mich ist viel wichtiger wenn ich mich in einer Spielwelt verlieren kann und sowas wie meine eigene Fantasie angeregt wird, dafür brauche ich keine Grafik. Eher noch, verliert sich für mich das mystische wenn Grafik sich einem bestimmten Realismus annähert. Versteht mich nicht falsch, ich finde auch gute Grafik toll aber ich möchte nicht Jahrelang warten darauf, das es nur ein Blender ist und dazu führt das man Patches laden muss, oder die Entwicklung dann in DLC irgendwie weitergeführt wird.


    Denn das eine führt doch zum anderen. Vielen ist die Grafik aber so dermaßen wichtig, das ich manchmal denke habt ihr noch Spaß oder seit ihr Pixelzähler.


    Also was bringt uns der Fortschritt? Grafik, verlängerte Entwicklungszeit bei gleichen Konsolenzyklen, aufgrund dessen Patches und DLC. Innovation wird vermeintlich geopfert, weil das Spiel laufen muss.


    Der Markt demontiert sich selbst, Monopole entstehen.


    Kauf doch dein Spiel online dann musst du nicht mehr in den Laden gehen und nein, wir Unternehmer wollen keine Produktionskosten sparen, wir wollen euch Spieler den Zugang zu unseren Spielen so einfach wie möglich machen. Deswegen musst du zukünftig unsere Spiele nicht mehr kaufen, abboniere uns mit einem kleinen Betrag monatlich und erhalte 1000 Spiele kostenlos.


    Ich sehe diese Entwicklung kritisch und frage mich was ihr davon haltet.

  • Ich finde es zb. Interessant das einige Spiele, wovon ein Unternehmen in Vorfeld denken das es nicht erfolgreich wird, erfolgreich. Der Grund wird wahrscheinlich sein, das man sich da nicht da raum kümmert was die Masse bewegt, sondern einfach mal macht.


    Das kommt durchaus regelmäßig vor und ist ein gutes Indiz dafür, dass niemand weiß wie Erfolg funktioniert. Wenn es auch nur ein Mensch wüsste, hätte die Wirtschaft keine Probleme mehr - für diese "Weltanschauung" lasse ich mich seit Jahren auslachen, vor allem von sogenannten Wirtschaftsexperten.


    Ob der technische Fortschritt das Gaming zerstört, lässt sich schwer sagen, was aber auf jeden Fall kontraproduktiv ist, sind Forderungen seitens der Spieler nach immer mehr und immer schnellerem Fortschritt bzw. nach immer mehr Grafik. HD im Allgemeinen ist beispielsweise seit gerade mal 10-12 Jahren salonfähig (vorher hat es hierzulande keinen gestört, dass es über Jahrzehnte nur PAL-Fernseher gab) und schon schreien viele nach 4k und die gleichen Leute fordern dann vermutlich in 5 Jahren lautstark 8k. Dass das für die Entwickler sehr aufwendig und vor allem sauteuer ist, bedenken sie beim Fordern nicht. Gerade Unternehmen mit begrenztem Budget müssen sich dann ab einem gewissen Punkt entscheiden - Grafik oder Inhalt. Und als Konsument kann man durchaus zum Finden der richtigen Antwort beitragen, in dem man sich im Zweifel für das Produkt mit mehr Inhalt entscheidet und nicht für das mit mehr Grafik - und vor allem nicht gleich einen Shitstorm lostritt, nur weil die Texturen einen Hauch zu matschig sind oder die Framerate gelegentlich einbricht.

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    Funeral Life is my endless Agony"
    (F. Blanc)

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  • Im Grunde gefällt mir die Entwicklung der Branche in vielen Bereichen auch nicht. Mit physischen Kopien fühl ich mich nach wie vor wohler als mit Downloads, die meisten DLC betrachte ich immer noch als überteuert und zweckentfremdet. Finanzierungskonzepten wie Early Access und Crowdfunding stehe ich genauso skeptisch gegenüber, wenn sie nicht mit kleineren Indie-Entwicklern im Zusammenhang stehen. Dass viele Spieler andererseits z.B. selbst bei Spielen, bei denens kaum einen Unterschied macht, akribisch auf FPS achten, 4k und teils nur aus Bequemlichkeit einen Release auf allen möglichen Plattformen einfordern, kann ich genauso wenig nachvollziehen.
    Trotzdem hab ich heute nicht weniger Spaß an dem Hobby als vor 10 Jahren und Backlog sowie Wishlist sind größer denn je. "Konservativere" Kunden werden imho genauso gut bedient (hab zumindest nicht das Gefühl im vgl zu früher tatsächlich benachteiligt zu sein) wie all diejenigen, die mit den oben aufgeführten Punkten kein Problem haben. Letztendlich wird die Auswahl an Spielen und Quellen, aus denen man sie beziehen kann immer größer, genauso wie die Möglichkeiten für Entwickler und Publisher. Finde auch nicht, dass man so pauschal sagen kann, dass Gameplay und Innovation grds. der Grafik gegenüber den Kürzeren ziehen. Sind vllt. oft kürzer und nicht so umfangreich, aber nicht weniger abwechslungsreich. Empfind Letzteres eher als ein Qualitätsmerkmal als die reine Spielzeit.


    Objektiv betrachtet finde ich diese Entwicklung auch völlig normal. Auch in der Spieleindustrie will man hauptsächlich Geld verdienen und das möglichst effektiv. Würden Kunden z.B. die komplette Digitalisierung des Endprodukts nicht unterstützen, hätte man einen anderen Weg gewählt. Das systematische Erschaffen von Nachfrage und die entsprechende Vermarktung will ich jetzt nicht komplett ignorieren, aber es ist auch nicht so, dass der Kunde keinen eigenen Verstand hat und ihm komplett das Steuer aus der Hand genommen wird - siehe Kelesis' Beitrag. Wohin diese Entwicklung führt, bleibt abzuwarten, aber die Behauptung, dass sich der Markt hier selbst abschafft, seh ich als etwas zu schwarzmalerisch. Ist zwar nur eine Vermutung, aber ich denke, dass man tendenziell all das als weniger kritisch empfinden würde, wenn man erst später ins Gaming eingestiegen wäre oder mit Season Pass und Co. praktisch aufwächst.

  • Ich kann nicht ganz folgen, warum gerade der technische Fortschritt für Videospiele schlecht sein soll? Ohne den technischen Fortschritt hätten wir mal gar keine Videospiele, so fängt es an. Dass sich die Weiterentwicklung des Mediums dann auch nach der allgemeinen Digitalisierung in unserer Gesellschaft richtet, ist eine notwendiges Kriterium um überhaupt Markttauglichkeit zu behalten. Dass solche neuen Errungenschaften auch zu Missbrauch dessen führen ist natürlich ärgerlich, aber unvermeidlich. Menschen werden immer Wege zur Profitmaximierung finden, auch wenn es heißt, dabei uns Spielern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Umso wichtiger ist es, dass wir als Zielgruppe den Verantwortlichen eindeutige Zeichen setzen, wo die Grenzen liegen bzw. liegen sollen. Das wiederum geht nur mit dem Boykott von (digitalen) Produkten, die den Weg für weiteren Missbrauch ebnen. Als rezente Beispiele seien hier mal Shadow of War und Bethesda's Creation Club genannt.

  • Das ist der Lauf der Dinge das die Grafik immer besser wird und das ist auch gut so. Früher musste man sich vorstellen wie es wäre wenn Spiel XY realistisch aussehen würde, heute sind wir oft an dem Punkt wo es so ist.


    Es ist doch bei allem so. Früher fuhr man mit Kutschen, heute gehen wir, wenn auch sehr langsam, in Richtung selbstfahrende Autos. Früher gabs nur Kerzen, heute haben wir Strom. Alles entwickelt sich weiter und die Spiele Entwicklung sollte das auch.


    Die Spiele werden dadurch nicht schlechter, die Entwickler selbst haben eher oft zu utopische Vorstellungen wie auch der Konsument selbst. Vielleicht sind viele, die Spiel am PC erstellen, auch nicht richtig oder gut genug ausgebildet. Ich kenne ein Beispiel wo auf ein anderes Programm umgestellt werden soll, doch die Schulungen sind ein schlechter Witz wie ich so höre. Sollte das bei Spiele Entwicklern ähnlich laufen, dann wundert mich nichts mehr. An sich ist es ja auch gut wenn Spiele viele Mitarbeiter benötigen, schafft ja auch Arbeitsplätze. Eventuell muss auch irgendwer eine Möglichkeit erfinden, damit das alles viel schneller funktioniert beim erstellen. Halt das ultimative Entwickler Tool das die Spiele Entwicklung revolutioniert ^^.


    Das einzige was mir immer mehr auffällt ist, das Open World Spiele immer mehr kleinere Storys haben die nur noch in der Fauna und Flora spielen. Weil die Welt ja soooooo groß sein muss. Das ganze Open World + Story Konzept funktioniert meiner Meinung nach in den seltensten Fällen. Da sollte man lieber nen Schritt zurück gehen oder mehr lineare Gebiete (z.b. wie in Tales of) und paar kleinere Open World Bereiche kombinieren. Dann klappt das vielleicht auch wieder mit großen, langen und guten Storys mit TOP Grafik.


    Und sonst, was will man groß an Inovation? Was bedeutet Inovation im Berreich Spiele? Das was Nintendo immer veranstaltet mir seinen fuchttel Steuerungen und seinen Konsolen Konzepten? Oder best mögliche Grafik mit Kinoreifer Story und Inszenierung? VR was noch ziemlich schlecht aussieht und eigentlich noch einige Jahre zu früh kommt? Die Meinungen werden da stark auseinander gehen und sind auch noch von Land zu Land Verschieden. Während Japaner mehr unterwegs zocken, zockt man im Westen mehr daheim. Manchmal wäre es vielleicht doch besser es gäbe nur eine Konsole auf dem Markt wofür alle entwickeln. Dazu dann noch nur einen Handheld. Doch durch Handys ist letzteres leider auch undenkbar. So war es ja auch mal. Früher wusste man Spiel XY kommt nur für das SNES. SPIEL XY kommt nur auf dem Mega Drive. Heute sind PC, PS4, X1 und teilweise auch Switch mit von der Partie.


    Das alles immer teurer wird und länger benötigt finde ich gar nicht mal so das Problem. Gerade im Westen gibt es viele die gute Spiele die in 2-3 Jahren fertig sind. Ob einem die Spiele gefallen, dass ist ja nen anderes Thema. Spielt man nur eine gewisse Sorte an Spielen spielt, die dann auch nur aus einem Land kommen, ja dann sieht man das natürlich nicht. Überall gibt ed Studios die auch mal 5 Jahre brauchen. Vielleicht haben die auch einfach zu wenig Mitarbeiter oder es wird auf halbem Weg noch zu viel geändert, weil dem Erfinder was nicht gefällt. Heute bin ich schon oft froh wenn die Story gut geworden ist und hat es dann ne Top Grafik, dann um so besser. Hat es keine gute Grafik, dann sag ich am Ende auch "wenigsten war die Story gut". Nur flüssig laufen sollte jedes Spiel, egal ob 30 oder 60 FPS. Funktioniert das nicht, dann lief da ja schon vorher was falsch. Die leute selbst sind aber auch mit Schuld. Niemand ist bereit viel zu zahlen. Wenn Spiele immer teurer in der Produktion werden, mehr Mitarbeiter benötigt werden die auch bezahlt werden sollen, dann müssten die großen AAA Spiele eigentlich auch teurer werden, von nix kommt nix. Nur dann werden diese Spiele zum Luxus für manche, das ist dann auch wieder so ein Problem für beide Seiten. Allerdings müssten auch allg. Gehälter von allen Menschen mal steigen. Alles wird immer teurer, nicht nur im Berreich Spiele. Heut kann man ja schon froh sein wenn man seine Fix Kosten gedeckt bekommt. Nur das ist wieder ein anderes Thema.


    Man hatte schon auf dem PC sehr früh gesehen das Add-Ons laufen (z.b. bei C&C) und dann kamen die ersten kleineren DLCs (soweit ich mich erinnere) wie Karten für CoD. Irgendwann so Mitte 2000 wurde das Internet für jeden erschwinglich und die Leute wollten mehr zusammen online Spielen. Das ganze online Gaming beißt sich ja auch mit "normalen" Spielen. Leider verkaufen sich online Spiele am besten inzwischen. Nur dafür können wir, die schon was älter sind weniger. Ich höre immer öfter das jüngere keine Lust auf lange Story Spiele haben. Nein, man wiederholt lieber alle 10 Minuten irgend welche stumpfsinnigen online Matches und das über Wochen und Monate. Damit es nicht langweilig wird auf dauer werden dann kleine und große DLCs gekaugt. Das Spiele eine gute Singleplayer Kampange haben wird immer weniger Wert. Das ist etwas was die Publisher auch erkenne und daher auch immer mehr MP Spiele machen und auf Games as a Service setzen. Das kommt nicht von ungefähr. Auch wenn das einige nicht sehen wollen. Fragt doch mal was eure Neffen spielen , oder vielleicht die eigenen Kinder? Habe neulich bei meiner besten Freundin gesehen welche Spiele ein junger verwanter ihr ausgeliehen hat, weil sie da erst meine alte PS4 gekauft hat. Da war kaum was dabei, was nicht eher online Einheitsbrei Spiele gewesen sind. Habe neulich jemanden getroffen wo nach na Woche noch das GC bändchen an hatte und habe gefragt, welche Spiele interessant waren für die Person. Da wurden die selben typischen Spiele genannt. Das ganze Gaming hat sich leider gewandelt. Allg. Hat man auf der GC das selbe wieder gesehen. Wo waren denn die längsten Schlangen? Bei einem CoD und Konsorten. An Ständen wo es z.b. Lost Sphear ganz, da hat man höchstens auf einen mal gewartet bis er die Demo fertig hätte. Was zeigt das Grafik und plumpe MP Spiele mehr ziehen. Ich sehe mich irgendwo dazwischen. Ich Spiele slle möglichen Genres und Spiele, dennoch tendiere ich mehr zu denen mit TOP Grafik.


    Lange Rede kurzer Sinn, es muss sich was ändern in der Spiele Entwicklung und an den Vorlieben der Konsumenten. Sonst haben wir in paar Jahren wirklich nur noch die selben Spiele. Momentan ist alles noch halb so wild. Das ganze schlägt aber ne bedenkliche Richtung ein.



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    Einmal editiert, zuletzt von CloudAC ()

  • Welche Zeiten vergleichen wir denn? Heute und vor 10 Jahren?


    Denn die Methoden von heute und von den Anfängen des Gamings sind die gleichen. Heute macht man Geld mit DLCs, damals hat man das Geld an Arcadeautomaten aus den Taschen gezogen. Früher gab es sinnlose Erweiterungen zu Spielen, Sequels die eher eine Erweiterung sind etc. Der Unterschied im Laufe der Zeit ist eher, dass Konsolen das nicht so gemacht haben. Hier ging es sehr oft um Innovationen. Dadurch, dass Konsolen immer mehr zu PCs werden, gleicht sich das aber eben an.


    Davon ab ist die moderne Zeit die beste Zeit für innovative Ideen und kleine Entwickler. Undertale hätte vor 15 Jahren doch keiner gekannt und interessiert.


    Edit: und Konsolenzyklen und Spielentwocklungszeiten sind sicher seit Ewigkeiten konstant.

  • Ich finde du hast einige interessante Punkte hervorgebracht, wo ich jedoch sagen muss, das ich bei den Meisten widersprechen muss.


    #Technischer Fortschritt:
    Ich finde vorallem bei deinem Wunsch nach Innovation ist der technische Fortschritt essenziell, weshalb sich dein Argument in diesen Aspekt sogar widerspricht. Du wünscht dir das die Entwickler wieder zurückrudern und auf diesen Aspekt verzichten, dann würde es aber darauf hinauslaufen, das Spiele wieder Traditionell und eben nicht Innovativ ist, weil Innovativ nur noch im technischen Fortschritt zu finden ist. Wenn der Fortschritt stehen bleibt, endet das ganze irgendwann mal einem Punkt, wo man alles gesehen hat und dann kann man nicht mehr von Innovation sprechen. Spielerisch gesehen ist es heutzutage ohnehin noch schwer innovativ zu sein. Allerdings muss man sagen, auch wenn wir in den letzten 30 Jahren weit gekommen sind, wir kratzen nur an der Oberfläche. Haben wir denn in RPGs schon realistische, natürliche und umfangreiche NPC A.I.? Nope wir haben nur kleinere Ansätze, wirklich groß hat sich da noch nicht viel getan.


    #Innovation:
    Allerdings möchte ich hier ohnehin Anmerken, das der Wunsch nach Innovation und der indirekte Innovationszwang für mich ohnehin ein Krebsgeschwür ist, das fast dem der Politischen Korrektheit in Videospielen gleichkommt. Ein Spiel sollte einer Vision entspringen und qualitativ wertig umgesetzt sein, als Gesamtwerk funktionieren, und da ist es vollkommen irrelevant ob es Innovativ oder Traditionell ist. Ich nehme Innovation gerne, wenn ich sie kriege, sie ist aber für mich der Tradition nicht überlegen.


    Und wenn du mir in diesen Punkt widersprichst, denke mal an Spielereihen wie Final Fantasy oder Resident Evil und dann erkläre mir, wie gut es für die Fanbase funktioniert hat, das da mit der Innovationsspritze experimentiert wurde? Im Normalfall will halt jemand, der sich ein Spiel einer Reihe kauft, eben genau was da drauf steht. Und ja das ist auch bei den großen Spielen wie CoD und Assassins Creed nicht anders. Was letzteren zwei Beispielen eher schadet, ist, das sie in so einen kurzen Zyklus erscheinen. Da ist man als Spieler einfach schnell übersättigt...


    #DLC
    Und da kommen wir nun zum Punkt, der mir etwas Sauer aufstößt deinerseits. Erweiterungen. Egal wie Rund und fertig ein Spiel ist, ausnahmslos jedes Spiel lässt sich erweitern. Ob es nun im Stille von zusätzlichen Content ist oder gar einer Fortsetzung, jedes Spiel/Universum kann mit mehr befüttert werden. Und ich bin einer der Menschen, die das auch wollen. Wenn mir ein Spiel gut gefällt, dann freue ich mich über Erweiterungen die das großartige Spiel noch besser machen. Und im Großteil der Spiele die ich mit neuen Content gespielt habe, kann ich behaupten das es eben wirkliche Erweiterungen sind, die ein rundes, fertiges Spiel erweitert haben, als Content der wirklich erst das Spiel vervollständigen(bspw Destiny, wo man 140 Tacken ausgeben musste, damit mit Taken King mal eine vernünftige Story drin ist).


    Ich mein früher haben Fortsetzungen auch noch anders ausgesehen, da waren es eben auch mehr von selben mit mehr Content und neuer Story. Heutzutage geht ja dann sowas (leider) als 1.5 durch...


    #Grafik:
    Ein leidiges Thema, weil beide Seiten mit vollkommenen unverständniss daherkommen. Das ist wie bei dem Thema soll ein Spiel schwer/herausfordernd sein oder auf Spielspass fokussieren? Dabei ist der Kern hinter dieser Frage schon ignorant genug, weil für die jeweiligen Leuten eben genau die Herausforderung den Spielspass ausmacht. Spielspass ist schwer definierbar, da es für jeden Menschen unterschiedlich ist.


    Und genau da halte ich deine Aussage für problematisch. Für manche Leute braucht es eben eine gute, realistische Grafik um sich in der Spielwelt verlieren zu können, a.k.a. Immersion und ohne Immersion kann bei Spielen auch schwer Spielspass für diese Leute aufkommen. Deshalb, auch wenn ich früher genauso gedacht habe wie du, halte ich solche Bezeichnungen wie Grafikblendern immer für etwas daneben. Ein Crysis mag zwar nicht meinen spielerischen Ansprüchen gerecht werden, heißt aber nicht das es ein Grafikblender ist - weil die Leute die diese Reihe liebt - sicher nicht nur rein grafischer Natur lieben, sondern eben weil sie auch am spiel selber spass haben, die Grafik trägt nur dazu bei, sie in diese Welt verlieren zu lassen.


    Ich finde ohnehin das man sich selber etwas vormacht, wenn man behaupted Grafik sei nicht wichtig - ich finde jedem ist Grafik wichtig, die Optik ist halt auch mit. Der Clue ist einfach, das man nicht pauschal behaupten kann, was eine ordentliche Optik ausmacht, sondern auch wieder für jeden selbst definierbar ist. Ich spiele sich nicht Klassiker und Pixel-Spiele weil ich jetzt ein Nostalgiker bin, der über solche Grafiken hinwegsehen kann, sondern weil sie für mich eine Stilrichtung ist mit ganz eigenem Charme. Mir gefällt diese Optik, wie einem Kunstliebhaber ein Picasso gefällt, auch wenn dieser jetzt keine realistische sondern abstrakte Zeichenkunst nutzt...



    #Persönlicher Beitrag:
    Für mich ist unsere Zeitepoche auch kritisch, aber nicht so Kritisch wie du sie darstellst. Vorallem wenn wir auf die Spiele schauen, haben wir absolut keinen Grund uns zu beschwerden und ich gehe sogar soweit und behaupte - das ist die beste Zeit die ein Gamer haben kann. Dank Plattformen wie Steam, GoG etc hat man nicht nur den Vorteil viele grandiose Klassiker spielen zu dürfen, falls man diese noch nicht erlebt/gespielt hat, sie sind auch eine starke Betriebsplattform für kleine Entwickler, welche vor 20 Jahren einfach absolut keine Chance gehabt hätten. Frei von Fesseln der Publisher. Andererseits haben wir weiterhin Qualitätsprodukte der großen Entwickler, die den technischen Fortschritt fördern und eben die Masse bedienen - oder Leute die eben gewohntes haben möchten. Ich möchte halt auch nicht auf gewisse Reihen verzichten wollen, und ich will vorallem das diese Reihen nicht mit einer Innovationsspritze vergewaltigt werden, sondern eben die Kost die man von diesen Spielen erwartet.


    Denoch kann man auch sagen, das wir Dinge haben, die man als Kritisch bezeichnen darf. Microtransaction bspw wird immer mehr Standart, und auch wenn es Beispiele gibt, wo ich sie beführworte, bspw das bei einem fairen MT Modell neue Multiplayerinhalte in Multiplayer-Spielen finanziert werden, sodass ala Battlefield und CoD die Community nicht durch irgendwelche Mappacks gespalten werden, so gibt es auch Beispiele wo entweder die Umsetzung vollkommen daneben ist - oder es auch in gewissen Spielen einfach nichts zu suchen hat, vorallem Singleplayer-Titeln(*shielt auf Schatten des Krieges*). Dazu noch Online-Zwang bei Titeln die man auch gut SIngleplayer/Offline spielen könnte, neue Konzept wie Streamingdienste ala PSNow, und und und.

    Aktuelle Hauptspiele:

    PC: Last Epoch

    Xbox Series X|S: Valheim

    Playstation 5: - - -

    Nintendo Switch: Pokemon Violet

    Dauerbrenner: Diablo 4, Granblue Fantasy Relink

    Derzeitige Most Wanted: Last Epoch, Dragons Dogma 2,

    Highlights des Jahres: Granblue Fantasy Relink, Palworld

    Pausiert: Judgment, BG3, Zelda TotK, Resi 4 Remake, MH Rise

    Zuletzt Durchgespielt: Granblue Fantasy Relink (Kampagne)

    Einmal editiert, zuletzt von TheLightningYu ()

  • Ich behaupte dass wir mehr Vielfalt haben als noch vor ein paar Jahren. Die Zeiten wo es gefühlt nur RTS oder Shooter gab fand ich persönlich furchtbar.
    Dank vieler kleinerer Produktionen gibt es jede Menge Innovationen.


    Bei den größeren Sachen bekommt man natürlich meist die gewohnte Kost, aber wenn ich mir ein NieR Automata anschaue gibt es auch da geile Sachen.

  • Ich behaupte dass wir mehr Vielfalt haben als noch vor ein paar Jahren. Die Zeiten wo es gefühlt nur RTS oder Shooter gab fand ich persönlich furchtbar.
    Dank vieler kleinerer Produktionen gibt es jede Menge Innovationen.


    Liege ich richtig in der Annhame, dass du damit im Kern die PS3/Xbox360-Ära meinst? Da kann ich wirklich beipflichten, dass wir heute mehr Vielfalt haben, vor allem in der Konsolenwelt - nicht zuletzt, weil eben jetzt auch viele Indie-Titel den Weg auf diese Plattformen finden und damit den Einheitsbrei der AAA-Titel, die sich vehement weigern, sich zu irgendeinem Genre zu bekennen, durchbrochen haben.
    Der von dir angesprochene furchtbare Trend begann mit dem ersten "Bioshock" (2007). Bei dem Spiel hatte es noch einen Reiz, sich zwischen alle Stühle zu setzen, aber als das dann (vor allem im Westen) nahezu alle Firmen gemacht haben und damit eine Schwemme von Action-Shooter-Adventures über uns hereinbrach, machte das Ganze sehr schnell keinen Spass mehr. Bin sehr froh, dass es da derzeit wieder etwas besser aussieht und hoffe, es bleibt auch zukünftig so.

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    2 Mal editiert, zuletzt von Kelesis ()

  • Eher PC und etwas früher, die Konsolen waren zu der Zeit für mich außen vor. Gut möglich dass es da etwas anders war.
    Und "gefühlt" ist natürlich auch immer relativ. Ich habe seit Ultima Online auch einige Jahre in einer MMO Blase verbraucht. Auch das war ja mal ein Hype der heute dann als Games as a Service zurück kehrt.



    Aber gerade heutzutage habe ich wirklich das Gefühl die Auswahl ist gigantisch und es werden auch wieder Nischen wie bedient wie z.B. die Weltraumspiele mit Elite und Star Citizen. Oder man nehme mal ein Divinity Original Sin. Die hätte ein normaler Publisher nicht mit der Beisszange angefasst.
    Crowdfunding mag viele ankotzen, aber für mich ist auch das ein Teil davon.

  • Die Titelfrage lässt sich mit einem ganz einfachen Nein beantworten. Der technische Fortschritt hält das Gaming, und generell die Unterhaltungsindustrie, noch gerade so am Leben. Das was es zerstört ist unser Wirtschaftssysten, weil es eben nicht dazu dient, Bedürfnisse oder Wünsche von Gruppen oder Individueen zu befriedigen sondern um jeden erdenklichen Preis Wirtschaftswachstum zu generieren. Ob dieser Wachstum aber sinnvoll ist, die Frage wird garnicht mehr gestellt. Und auch nicht ob es ein quantitativer oder qualitativer Wachstum sein soll. Unsere Welt würde wesentlich besser aussehen, wenn es wirklich um die Menschen (oder in dem Fall um die Spieler und die Unternehmer) gehen würde.


    Um es aufs Gaming zu beziehen: Wenn es am Ende des Tages wirklich um zufriedene Spieler und ein vollendetes Werk gehen würde, dann würde die Qualität der Spiele nicht so sehr unter Zeit- und/oder Geldmangel leiden. Ganz zu schweigen mal von der heutigen Kinolandschaft..

  • Generell kann man wohl nicht behaupten dass der technische Fortschritt das Gaming zerstört. Es gibt immer noch Spiele, wie The Witcher 3, die zeigen dass man mit gut geplanter Entwicklung Meisterwerke in aktueller Technik erschaffen kann.
    Kritisch wird es nur wenn die Technik an erster Stelle steht und man deshalb alles nach und nach beschneiden muss um fertig zu werden. Viele Entwickler übernehmen sich einfach gnadenlos mit der Technik und dass zum Leidwesen aller anderen Elemente in einem Spiel.
    Ich finde aber dass mitlerweile das Problem eher darin liegt dass man einfach nur noch uninspiriert von anderen Games abschaut oder einen Nachfolger nach dem nächsten raushaut. Auch im Indie-Bereich existiert mitlerweile mehr Schrott als gute Projekte und ich finde es seit dem steam-boom sowieso extrem schwierig aus dieser Masse noch gute Spiele rauszufiltern. Es ist wohl eher die Faulheit und der Kostendruck sowie der Zeitdruck der die Games immer stumpfer werden lässt.


    Wenn man ehrlich ist stagniert die Technik ja sowieso schon seit Jahren denn das einzige was sich in den letzten Jahren geändert hat ist überwiegend die Auflösung. Von 720p zu 1080p und jetzt zu 4K. An den Texturen oder der Ki z.B. hat sich so gut wie nichts getan und das müssen Modder übernehmen.


    Ich bin aber immer noch der Meinung dass ein grafisch schönes Spiel nicht zwangsläufig etwas mit vielen Polygonen zu tun hat. Spiele wie z.B. Okami zeigen mehr als deutlich dass der Grafikstil mehr ausmacht als jede noch so leistungshungrige Echtzeitgrafik.
    Sicherlich mag jeder gute Grafik aber ich finde der fragliche Punkt dahinter ist wie weit das alles gehen muss. Ich z.B. sehe mitlerweile zwischen 1080p und 4K so wenig Unterschiede dass ich die ganze Debatte für sehr unsinnig halte. Selbst das 720p Bild auf der Switch empfinde ich als nur unwesentlich schlechter als 4K auf dem PC (auf dem kleinen Screen wohl gemerkt).

    2 Mal editiert, zuletzt von Izanagi ()

  • Aus meiner Sicht ist es schwierig, „den technischen Fortschritt“ als den Alleinschuldigen für die – objektive wie subjektive – Verschlechterung der Situation der Videospielindustrie festzunageln, dazu spielen viel zu viele Faktoren mit hinein, die nicht unbedingt technischer Natur sind.


    Gleichzeitig muss man jedoch anerkennen, dass technologische Änderungen – ich will sie nicht wirklich „Fortschritt“ nennen, da viele „Fortschritte“ nicht nur positiv gewertet werden müssen; die gestiegene Motorisierung und Elektrifizierung innerhalb des zwanzigsten Jahrhunderts hatten nicht nur positive Nebeneffekte, wie wohl heutzutage jeder weiß – auch immer einen Einfluss auf jene Komponenten der Gesellschaft, welche sie begleiten – ganz gleich, ob dies nun Kunst, Wirtschaft oder Kommunikation ist – ausüben. Die Erfindung der Farbtube im 19. Jahrhundert hat die Malerei revolutioniert; das Automobil hat neue Wirtschaftsformen und -zweige ermöglicht; das Internet die Welt zusammengebracht (und gleichzeitig neu unterteilt).


    Auch die Videospielindustrie hat viel vom „technischen Fortschritt“ profitiert – Texture Mapping {Link 1} hat erst erlaubt, dreidimensionale Räume wirklich darstellen zu können und ohne Sprites würden wir wohl Spielfiguren immer noch als ASCII-Charaktere darstellen.


    Dennoch möchte ich eine Linie bezüglich der Technik ziehen und die ist dort erreicht, wo sie nicht mehr dem Medium dient, sondern nur mehr sich selbst. 4K und VR sind zwei Beispiele – warum sollte ich mich einer dieser Technologien widmen, wo doch noch so viel Potential in der alten Technik steckt. Wenn ein Filmemacher immer noch auf Spezialeffekte statt visueller Effekte setzt, zeigt das doch letztlich davon, dass diese Methoden immer noch funktionieren (Zitat Colin Trevorrow, Regisseur von Jurassic World und Star Wars: Episode IX: "We had a team of puppeteers using every tiny motor in this robot's face. They drew a beautiful performance out of the actors -- we couldn't have done it with a computer."{Link 2}) – genauso gut, wenn nicht gar besser als die neuen Methoden. Ich sehe in 4K und VR trotz der Beteuerungen der Industrie keine „Verbesserung“, sondern schlicht den Unwillen, sich mit alter Technik auseinanderzusetzen, weil sie keine Peripherie mehr verkauft. Und ja, man mag nun argumentieren, was dies nun vom Kauf einer neuen Konsole unterscheide und ja, ich erkenne das Argument an, dass ich dann doch auch keine Konsole kaufen soll. Das ist auch korrekt – ich habe mir seit nunmehr vier Jahren kein neues Gerät gekauft, allein aus dem Grunde, dass mich die Geräte kaum angesprochen haben. Erst dieses Jahr erschien mit der Switch eine Konsole, die meine technische Nische exakt anspricht und ich bin Nintendo nun doch verbunden, dass sie dahinein liefern können anstatt dem linearen Leistungsrennen hinterher zu hetzen.


    Und gerade letzteres bringt mich doch dann zu dem ersten Punkt, der aus meiner Perspektive wirklich den Spielemarkt ‚kaputt macht‘, nämlich ein grundlegender Mangel an Diversität von Produkten – sowohl auf einer technischen als auch auf einer inhaltlichen Ebene. Es wurde ja bereits angesprochen, dass in der letzten Konsolengeneration Ego-Shooter mit Multiplayer-Modus überhandnahmen, ein Umstand, der dem radikalen Nachjagen des Erfolges der Call-of-Duty-Reihe geschuldet war; ein Trend, der zwischenzeitlich durch Co-Op und heute (scheinbar dank des Erfolges von Minecraft) durch Survival- und Crafting-Elemente ersetzt wurde. Ist das nun neu? Nein, gewiss nicht! Man erinnere sich doch mal an die absurde Flut an Maskottchen-Platformern, die nach den Erfolgen von Mario und Sonic in den 90ern den Konsolenmarkt dominierte {Link 3} – wie sagte einst Oscar Wilde so schön? „Nachahmung ist die höchste Form der Anerkennung,“ oder warum sonst möchte im Filmgeschäft nach dem Bombenerfolg Marvels jedes Studio sein intellektuelles Eigentum als „shared universe“ vermarkten? Um mal meine eigenen pet peeves zu nennen, ich höre nun schon seit Jahren kein Radio mehr, da man tagein, tagaus mit demselben EDM-Kram mit minimalistischen Beats zugedröhnt wird – nichts gegen EDM, aber ich ertrage Robin Schulz maximal für 30 Sekunden.


    Um den Rückbezug zu Videospielen zu schaffen, ich sehe vor diesem Hintergrund auch die Genesis neuer Konzepte, Stimmen und Ideen weniger kritisch als vielleicht manch anderer. Ich bin froh um Spiele, die mit der Idee des Spiels spielen – Journey war aus meiner Sicht die am stärksten anregende Erfahrung der letzten Generation und auch bezüglich des Konzeptes des ‚Walking Simulators‘ habe ich nach Firewatch Blut geleckt. Ich schätze Spiele mit einem intensiven zwischenmenschlichen Drama (wie die meisten Visual Novels) ebenso sehr wie Spiele, bei denen ich durch das Gameplay und das Zusammenpuzzeln einer Hintergrundgeschichte genauso gefordert bin – Metroid Prime, einer meiner absoluten Lieblingstitel, hat keine ‚Story‘ (womit eigentlich ‚Drama‘ gemeint ist), sondern besteht zu 90% aus einer Backstory und ‚Lore‘, aber das geniale daran ist doch letztlich, dass ich Samus‘ Geschichte durch meine Interaktion mit der Welt mitschreibe. Ja, das Konzept der ‚Ludonarration‘* kommt an vielerlei Stellen sehr esoterisch rüber, aber das Faszinierende an Spielen ist doch auch immer die Interaktion.


    Vor diesem Hintergrund muss ich dann schließlich sagen, dass ich für meinen Teil froh bin, dass es keine „Normspiele“ gibt, oder nicht in dem Maße, wie es gerne behauptet wird. Laufen wir aber in Gefahr, dass diese Situation dennoch entsteht?


    Um die unermüdliche und aus meiner Sicht auch sehr wertvolle Arbeit von Jim Sterling etwas mehr in diese Diskussion einzubinden, ich schließe mich seiner These an, dass wir nicht ein gutes Spiel, sondern gute Spiele benötigen – doch auch seine Aussagen, dass die Industrie zu oft größere Pläne macht, als realistisch verwirklichbar wären; und dass Spiele oft mehr kosten, als wirklich nötig wäre, halte ich vor dem Hintergrund der Frage, wohin es mit der Industrie gehen soll, und auch vor dem Hintergrund des technischen Fortschritts für beachtungswürdig.


    In der am 30.10.2017 veröffentlichten Folge seiner Jimquisition {Link 4} erstellt Sterling in Anbetracht der Schließung des Studios Visceral Games ein ‚Post Mortem‘ ihrer Reihe Dead Space und spricht vor diesem Hintergrund von den überhöhten Ambitionen (eine neue IP im Horror-Genre als Mixed-Media-Projekt) und Marketingfehlern (Dead Space 2 und die „Your Mom is going to hate it“-Kampagne), welche Publisher Electronic Arts mit der Reihe beging und wie diese letztlich auch mit deren Niedergang und dem Ende Viscerals einherging.


    Was man aus dieser Geschichte – oder vermutlich auch dem ähnlich überambitionierten Mighty No. 9 – lernen sollte, ist, seinen Markt zu kennen und nicht versuchen, dem Ikarus gleich, zu nah an der Sonne zu fliegen. Es ist, so finde ich, keine Schande darin zu sehen, mal ein bisschen kürzer zu treten und für eine gewisse ‚Nische‘ Qualitätsarbeit abzuliefern, als ein – man muss fast behaupten, teilweise imaginäres – Massenpublikum beglücken zu versuchen.


    Wird dadurch die technische Vision ein wenig kürzertreten müssen? Ja, definitiv – aber um der klischeebehafteten Phrase, Grafik sei nicht wichtig, neuen Wind unter den Flügeln zu verschaffen, so stelle ich die These auf, dass Ästhetik wichtiger ist als Grafik – womit ich zu sagen meine, dass ein optisch rundes und interessantes Spiel nicht auf die höchsten Höhen der Technologie angewiesen ist. Und warum ist dies so? Grafik altert, darum. Es mag nun wirklich ein massives Erlebnis sein, technische Top-Grafik zum ersten Mal zu sehen, aber ein ästhetisches Spiel… ‚bleibt‘. Und diese Ästhetik ist in allen Formen realisierbar – mir gefällt ein Kamiko optisch ebenso gut wie ein NieR: Automata.


    Tatsache ist auch, dass es immer einen ‚Mainstream‘ und eine ‚Nische‘ geben wird. Im Gegensatz zu so manchem Aberglauben gibt es nur sehr wenig ‚für alle‘, schon allein deshalb, weil die Umstände – von soziokulturellen Gegebenheiten bis hin zu rein persönlichen Präferenzen – dagegen sprechen. ‚Story‘-orientierte Einzelspielererfahrungen haben gegenüber Multiplayer meiner Erfahrung nach schon immer das Nachsehen gehabt, in meiner Schulzeit gab es jedenfalls gefühlt mehr Interesse an Sportspielen und gelegentlich Shootern als an komplexen Rollenspielen, wofür ich aber auch Verständnis habe – selbst ich greife lieber, wenn ich abends noch eine Runde zocken will, eher zu einem Spiel, das ich ‚mal so‘ spielen kann, wobei es schwierig ist, noch Einzelspieler-Titel zu finden, auf welche diese Beschreibung passt. Vermutlich wird es anderen ebenfalls so gehen – darum finden ja MOBAs wie Smite, Overwatch und DOTA so ein massives Publikum (wenn man mal davon absieht, dass die gestiegene mediale Aufmerksamkeit auf E-Sports genau solchen Genres einen starken Nährboden bietet).


    Was digitalen Vertrieb und Zusatzinhalte angeht, so bin ich der Ansicht, dass wir es hier mit zweischneidigen Schwertern zu tun haben. Die oben angesprochenen Nischen sind nun einmal teilweise über den rein digitalen Vertrieb teilweise besser zu erreichen als über die herkömmlichen Vertriebswege, und das bezieht sich auch auf die oben angesprochenen Publisher, deren Vorstellungen die Entwickler auf diesem Wege oft entkommen können – Hellblade z.B. ist ein aktuelles Beispiel für einen Titel, den die Entwickler nach ihren Vorstellungen gestalten wollten und ohne den digitalen Vertriebsweg hätte dies vermutlich nie funktioniert – zumindest, wenn man den Leuten bei Ninja Theory Glauben schenken darf, immerhin wechselten sie drei Mal den Publisher, von Sony über Bandai Namco hin zu Capcom (wobei DmC: Devil may Cry eine Auftragsarbeit war). Auf der anderen Seite hat die digitale Distribution die Schleusen für eine Menge Dreck geöffnet, aber ich sehe das weniger als das Problem der digitalen Distribution als der, wenn man so frank sein darf, bei internetbasierten Unternehmen prävalenten Attitüde, dass man sich erst um die Dinge kümmern muss, wenn man kurz davor steht, in der eigens produzierten Gülle zu ersaufen.


    Ähnlich sehe ich es bei Zusatzinhalten – grundsätzlich habe ich nichts dagegen, nur empfinde ich es als extrem bizarr, wenn schon zeitgleich zum Release gleich noch vorgeschlagen wird, dass schon ein Season-Pass erworben werden sollte und man doch gleichzeitig auch das Spiel bei einem bestimmten Händler kaufen soll, damit man Bonusinhalte bekommen kann. Ja, Zusatz- und exklusive Inhalte hat es schon nahezu immer gegeben, das lässt sich objektiv nicht bestreiten, aber die Art, wie es heute betrieben wird, ist schon sehr extrem geworden – früher gab es in den meisten Fällen eine, höchstens zwei Erweiterungen, auf die Spitze getrieben hat das dann die Sims-Reihe, deren dritter Teil elf Erweiterungspakete aufwies, das blieb aber auch lange die Ausnahme und es handelte sich dabei auch wirklich um Erweiterungen für Leute, die später mehr aus ihrem Spiel holen wollten. Heute dagegen scheint es en vogue zu sein, gar wichtige Inhalte separat anzubieten – zwei Fälle aus der letzten Generation waren Asura’s Wrath und Castlevania: Lords of Shadow, deren „wahre Enden“ separat angeboten wurden – und es ist ja auch schon geschehen, dass mit DLC bestückte Sonderausgaben und Season-Pässe bereits enthüllt worden sind, bevor auch nur ein erstes offizielles Video zum Hauptspiel gezeigt wurde.


    Lust auf etwas richtig Ekelhaftes? Vor zwei Wochen, am 23.10. 2017, veröffentlichte der bereits erwähnte Jim Sterling ein Video über das Prinzip „Turning Players into Payers“ {Link 5}, in welchem er eine entwickelte Methode zur Gewinnoptimierung bei Free-2-Play-Spielen, welche vor allem im Smartphone-Sektor Anwendung, bespricht. Man muss nun, vermute ich, nicht besonders moralingesäuert sein, um zu erkennen, wie Mitglieder dieser Industrie über ihre „Kunden“ (sofern wir noch Kunden und nicht das eigentliche Produkt sind) denken – sie sind die Gans, die bis an ihr Lebensende goldene Eier zu legen hat. Aber auch hier muss man fragen, ob dies der ‚natürliche‘ Weg dieses Industriezweiges sei, oder nicht nur Futter für jene, die das Potential, welches Mobile Gaming ja durchaus einmal besaß (und vermutlich immer noch besitzt), kaputt machen und dessen Ruf in den Augen der ‚Cores‘ weiter (wenn auch unbewusst) zerstören wollen.


    Wie sieht nun aber die Rolle der Spieler in alldem aus? Ich könnte nun hohle Phrasen dreschen wie „don’t preorder“, aber machen wir uns nichts vor, das werden die wenigsten von uns tun wollen, vor allem, wenn es um Spiele geht, die wir unbedingt am ersten Tag spielen möchten. Ich könnte sagen, dass wir unseren Unmut der Spieleindustrie gegenüber laut kundtun und kleine Entwickler unterstützten sollen. Und ja, das ist ein guter Ansatz. Was wir aber auch ein wenig tun sollen, ist Offenheit zu zeigen gegenüber Neuerungen. Denn die Sache mit der Innovation und den neuen Ideen und den Nischen ist ein typisches Henne-Ei-Problem – man weiß nicht, ob’s was wird, bevor man es in kleinem Rahmen probiert. Und, kann dieser nicht ein ebenso edles, schönes, gutes und wahres Bild enthalten wie der Sechsmeterrahmen für eine pompöse Historie?


    {Link 1: Wikipedia.org: Texture Mapping}
    {Link 2: WIRED: How Colin Trevorrow embraced old-school effects for 'Jurassic World'}
    {Link 3: TV Tropes: Mascot with Attitude}
    {Link 4: The Jimquisition: A Grisly Post-Mortem Of Dead Space}
    {Link 5: The Jimquisition: Turning Players into Payers}
    *Anmerkung: Ja, mir ist klar, dass ich hier den Begriff, zumindest wie er im Diskurs üblich verwendet wird, nicht korrekt verwendet habe - mir ist jedoch bislang kein besserer Begriff untergekommen, der die Idee der "Erzählung durch Interaktion" besser kurz fassen kann.

  • AnGer: Dein Beitrag ist ein klarer Kandidat für den "Post des Jahres" bei den nächsten Ivalice-Awards.
    Kann vieles unterschreiben, was du da ausgeführt hast, außer vielleicht die These, dass es immer einen "Mainstream" und eine "Nische" geben wird, denn gesamtkulturell gibt es bestimmt schon seit locker 20 Jahren keinen echten Mainstream mehr, sondern eine Vielzahl von nebeneinander existierenden Strömungen, von denen mal die eine und mal die andere ein paar Anhänger mehr hat - das gilt für Musik, Film, Literatur, Kleidungsstil, Weltanschauung und natürlich auch für Videospiele.
    Es kann zwar vorkommen, dass eine Strömung die Medien hinter sich hat und eine andere nicht, aber das sagt nicht zwingend etwas über die Größe von deren jeweiliger Anhängerschaft aus.

    "Death and Loss - those calling to me
    Funeral Life is my endless Agony"
    (F. Blanc)

    4 Mal editiert, zuletzt von Kelesis ()

  • Interessantes Thema, ich misch mich ein.


    Ich stimme Anger zu. Es gibt immer einen Mainstream und Nischenbereiche. Das sind Instrumente, die aus dem Marketing kommen und die in jeden Bereich eingesetzt werden kann, wo Geld /Wirtschaft eine Rolle spielt. Das war schon immer so, wobei die Rollen auch getauscht werden können. Der Vergleich mit Mascot-Games und Shooter sind ein gutes Beispiel wie sich die Mainstreamgattung gewandelt haben.


    Zum Thema des Threads:


    Ich betrachte das Thema sehr volkswirtschaftlich. Im Prinzip ist der Fortschritt nicht das Problem, aber der Unterschied des Mediums Videogame und anderen Bereichen wie Autos, ist, dass Videogames eine kürzere Lebensspanne hat als andere Bereiche. Die ersten Autos gab es schon rund um 1900, sogar noch früher, wenn wir Postkutschen dazu zählen. Es hatte genug Zeit sich zu wandeln und seinen Wert zu zeigen, aber bei Videospielen sieht das komplett anders aus. Der Boom der Videospiele für den Massenmarkt explodierte erst in den 80'ger Jahren. Anschließend kamen in kürzeren Zeiten immer mehr und mehr Komponenten, die die Industrie komplett verändert haben. Früher als die Arcaden beliebt waren, hätte man nie gedacht, dass Videokonsolen die Arcaden ersetzen würden. Multiplayer-Games haben auch eine einzigartige Wirkung angenommen.


    Da sich Videospiele in kurzer Zeit sich technologisch entwickelt haben, ist auch die Preisstimmung kompliziert anzusehen. Dadurch steigt die Entwicklung der Videogames schneller an und die Fixkosten summieren sich in Unsummen, wodurch man Alternativen finden muss, damit man mit der Konkurrenz mithalten kann. Im Vergleich zu früheren Jahren gab es deutlich mehr Entwickler, aber die meisten Entwickler gehen pleite, wenn eine neue Konsolengeneration ansteht. Da Videogames nicht die lange Zeit hatte wie die Autoindustrie, oder die Kunst-Industrie, konnte man nie Zweige zu Videogames entwickeln und da Videogames deutlich unterschiedlich sein können - im Sinne von Aufnahme des Mediums, ist es auch schwer den Leuten es vorzustellen. Nehmen wir einen Film als Beispiel. Ein Film kann verschiedene Genren haben wie z.B. Romance, Horror. Dasselbe Prinzip gibt es auch bei Videogames, aber der große Unterschied ist, dass Filme immer gleich abgespielt werden. Es gibt ein Medium, wodurch man ein Film startet und es gibt viele verschiedene Unternehmen mit verschiedenen Playern, die einen Film abspielen können. Ein Markt diesbezüglich kann immer kreiert werden. Das sieht allerdings bei Videogames komplett anders aus.


    Man muss bedenken, dass der Hardware-Markt ein Oligopol ist. Das war in den frühen Jahren nicht so. Da sah man stets verschiedene Entwickler und Publisher Logos. Das ist aber nicht der Fall in der heutigen Zeit. Das heißt, dass der Markt weiter geschrumpft ist, wodurch die wenigen "Überlebenden" den Markt bestimmen, da die Konkurrenz sich nie großartig ändert. Dadurch werden die großen Unternehmen zu Global Players und diese diktieren den Markt, der mittlerweile unmöglich ist zu penetrieren, da man schwer Fuß fassen kann, aufgrund der ganzen Kosten. Es gibt Sony, Nintendo und Microsoft. Nintendo begann sehr früh in den Markt reinzugreifen, wo Videospiele "noch als Amateur-Entertainment" Fuß fasste. Das sieht aber bei Sony und Microsoft komplett anders aus. Diese vernetzten sich in anderen Bereichen wie Smartphones und Computer und Fernseher. Es gab zahlreiche andere Konsolenhersteller wie Parasonic, allerdings überlebten die nicht lange, da es ein großes Risikogeschäft ist und die Überbleibsel der exisitierenden Hardware-Hersteller den Markt dominieren. Diese regeln die Regeln, bestimmen den Preis und auch was der Endkonsument ertragen muss. Pures Ceteris Paribus.


    Da der Markt kostspieliger wird und der Sinn eines Unternehmens ist, den größtmöglichsten Gewinn zu erwirtschaften mit den minimalsten Möglichkeiten, damit man schneller zum Break-Even-Point ergreifen kann, setzt man verschiedene Zahlungmodalitäten ein, damit das ermöglicht wird. Dadurch kommt es zu Lootboxen, DLC und weiteren Kram. Die Kosten sind schon so hoch, dass man seit der vorherigen Gen die internationale Audienz inkludieren muss. Das sieht man auch daran, da mehr unabhängige Publisher pleite gehen, die nichts mit eigenen Game-Entwicklung zu tun haben und nur noch mehr Software-Publisher existieren sowie Hardware-Publisher. Arc Sys hat zuletzt ein Publishing-Team in NA eröffnet. Die Frage stellt sich, warum hindert niemand das?


    Die Frage kann sehr leicht geklärt werden. Hardware Entwickler sind abhängig wie Drogensüchtige zu den Software-Entwicklern. Das sieht man sehr gut bei der Endzeit der SNES-Ära, wo Nintendo zahlreiche Richtlinien kreierte. Dadurch hat man zahlreiche Software Hersteller verärgert und gaben Sony die Chance sich im Markt zu etablieren. Die ganze Sache mit Philips muss man nicht erklären. Es spricht für sich selbst, aber zurück zum eigentlichen Thema.


    Wenn jetzt angenommen Sony DLC's, Season Pass verbieten würde, dann würden die Software-Entwickler zu den anderen Hardware-Hersteller gehen und man würde dort die Games veröffentlichen, da man mit DLC, Season Pass & Co. einfach mehr Geld verdienen kann. Dadurch würde Sony potenzielle Entwickler für deren Konsole verlieren, da Games nicht nur kostspielig sind, sondern auch lange in der Entwicklungs ich befinden 2-4 Jahre, sogar mehr. Weniger Leute hätten Interesse an das Hardware Produkt und gehen zu der Konkurrenz. Die Konkurrenz belebt immer den Markt, aber in der Videogame-Industrie ist dieser zu klein, damit irgendwas Kreatives, oder Dynamisches passiert. Man könnte theoretisch selbst zum Software-Entwickler werden, da man das Know-How der eigenen Hardware kennt, aber das Problem ist, dass wie bereits angeschnitten, Videogames eine lange Entwicklungszeit haben. Die ist so lang, dass man den eigentlichen Gewinn nicht schnell sehen kann und die Jahresbilanz deutliche Probleme anzeigen wird. Es ist ein gigantisches Risikogeschäft. Einer der Gründe warum man auch Grafik setzt, da man visuell die meisten Leute erreichen kann. Das sieht man immer in den Faux-Trailern von Videogames, wo man nie Ingame Grafik sieht.


    Zum Thema Zielgruppe: Wie kann ein Game alle Menschen erreichen, ohne das man potenzielle Kundern verliert? Indem man Produkte kreiert, die den Massenmarkt ansprechen bzw. wofür sich die meisten Leute interessieren. Das kann man immer mithilfe von Verkäufen ermitteln. Dadurch orientiert man sich und man versucht mit seinem begrenzten Mitteln ein Produkt zu kreieren, was die meisten Leute anspicht. Das ist überall so, nicht nur bei Videogames. Man möchte eventuell ein Game machen, was sehr Vaporwave ist und wo man einen Zirkus-Clown spielt der Dinosaurier vom Weltall tötet, aber dieses Konzept ist so eine Nische, wodurch man unmöglich einen großen Gewinn erzielen kann, da es eine sehr kleine Nische anspricht, die von diesen Konzept keine Gedanken fassen können. In erster Linie denkt der Mensch an das Überleben und aufgrund der Wirtschaftsform ist eine freie Kunstäußerung in Videogames nicht möglich. Einen Film kann man billig produzieren und trotzdem gut aussehen lassen. ich habe mal ein Studentenfilm mit einen Budget von 5.000 € gesehen und war optisch hervorragend. Das ist bei Videogames nicht möglich, da man mehrfaches Know-How in verschiedenen Bereichen benötigt, weil es vorausgesetzt wird. Das muss bei einem Film nicht sein. Ein Stummfilm hat seinen Charme. Ein Videogame ohne Voice-Providers wird viele Hasser finden.


    Kommen wir zu den Markt selbst. Ich greife wieder auf das Auto zurück. Da genügend Generationen Zeit hatten sich damit auseinanderzusetzen. Den Vorteil haben Videospiele nicht. Viele Menschen sehen Videospiele immer noch als Kinderspielzeug an und die Werbung von Videogames zeigt Dinge, die nicht mit der heutigen Zeit übereinstimmen. Dadurch hat das ganze Genre einen Goodwill-Verlust, den man sehr skeptisch anschaut. Dadurch verliert man enorm an Zielgruppen und Kunden. Man könnte weiters gehen und sagen, dass man dadurch potenzielle Investoren verliert, da man noch altmodische Denkmentalitäten besitzt. Vergleicht man einen Sportler und eine E-Sport Gamer, dann sieht man in kultureller Hinsicht starke Unterschiede wie das der Durschnittsmensch aufnehmen soll.


    Ein weiteres Thema ist die Aufnahme der Videogames in der Hinsicht auf Chronismus. Ein Film hat die übliche Spiellänge von 90 Minuten. Manche Kunstfilme haben eine Gesamtdauer von 187,3 Minuten. Wie sieht das bei Videogames aus? Nunja, diese haben meist die 5fache Länge. Weswegen das Interesse an einer Marke stark wandeln kann, da man lange an einem Game sitzt und weil die Entwicklung eines Videogames lange dauert, wodurch man schlichtweg kein Interesse an ein Sequel hat, aber das Prinzip des Sequels besteht darin, zu wissen, dass potenzielle Käufergruppen herrschen. Damit man dieses Chronismus-Problem nicht hat, gibt es das Prinzip von Erweiterungspacks wie die DLC Enden von FF 13-2. Den an ein Wochenende kann man sich über 10 Filme anschauen. Bei Videogames zockt man 1 und das hat man nicht mal durch, deswegen ist die Konkurrenz im starken Wettbewerb.


    Als diese Dinge haben einen negativen Effekt auf Konsumenten wie uns, die Gamer. Die einfach nur sehen möchte, was man aus Videogames für verschiedene Sachen rausholen kann wie z.B. LSD Dream-Emulator, oder einen Gore-starkes Game im Found Footage Stil namens Michigan: Report from hell von Spike, doch diese sind nicht wirtschaftlich verkraftbar. Das sieht man auch daran, da die Unternehmen hinter diesen Games nicht existieren. Man hatte eine Idee und ein kleines Budget, wodurch man nicht den durchschnittlichen Gamer erreichen kann, da man nicht die Marketinginstrumente besitzt.


    Jetzt hätte ich Lust auf KPOP von Dalshabet, aber ich muss noch arbeiten.......

  • AnGer:
    Wirklich toller Beitrag, Hut ab!


    @JackFrost:
    Ein paar Punkte fielen mir auf.


    1. Vergleiche mit anderen Industrien außerhalb von Medien sind schwer bis unmöglich, da doch zu unterschiedlich. Ein Tisch bleibt ein Tisch, man kann ihn etwas anders designen aber technisch ist er seit Jahrtausenden ziemlich auf dem gleichen Stand wie heute.


    2. Die Spieleindustrie wird mitnichten immer kleiner, sie ist seit einigen Jahren die umsatzstärkste Medienindustrie, die Filme und Musik auf die Plätze verwiesen hat. Und genau das ist nämlich das Problem. Wo früher einige Nerds für andere Nerds entwickelt haben will heute jeder, der ein wenig mit Photoshop und einer Game-Engine umgehen kann mit diesen Kenntnissen Geld verdienen. Es erscheinen jedes Jahr mehr und mehr Spiele und der Großteil davon ist einfach nur Vollschrott. In diesem Jahr erscheinen im Monat(!) ca. 400 Spiele und da sind Mobilspiele für Smartphone noch nicht mal mit drin.


    Und auch in den 80ern gab es schon nur eine Handvoll großer Publisher und halt viele Mittlere. Da hat sich bis heute nicht viel getan.


    Tatsache ist, das es, wie bei deinem Filmbeispielt oben, heute erheblich einfacher ist Spiele zu entwickeln. Es gibt für alles und jedes Engines wo teilweise kaum noch Programmierkenntnisse benötigt werden. Und wie die Filmbranche vom technischen Fortschritt profitiert, so profitiert auch die Spieleindustrie davon.


    Mal zum Vergleich, als ich Anfang 2000er für ca. zwei Jahre fürs Fernsehen gearbeitet habe, da hatte ich im Kofferraum eine Kameraausrüstung (nicht meine) für 50.000 Euro. Heute, also mal gerade 15 Jahre später, kann ich bessere Qualität und Leistung für 2000 bis 5000 Euro kriegen.
    Äquivalent gilt das eben auch für Spiele. Wer allerdings eben nicht Fernsehqualität sondern aktuelle High-End Kinoqualität, also das Maximum was technisch aktuell machbar ist, liefern will, der muss eben immer noch tief in die Tasche greifen, denn neue Technologien kosten am Anfang immer mehr.

  • Mikrotransaktionen, DLC's und der ganze Unsinn zerstören die Spiele, nicht unbedingt die fortschreitende Technik an sich. Es gibt einfach zuviele Leute, die einen zu lockeren Geldbeutel haben und selbst den letzten Müll sich noch kaufen würden. Einige Entwickler nutzen dass dann soweit aus, dass sie einfach mal paar Skins umfärben oder eine Texture draufklatschen und für Bares anbieten. Ein gutes Beispiel ist dafür zum Beispiel Diablo 3, da kam letztens ein Totenbeschwörer für 20 Euro. Zugegeben, etwas mehr als nur ein umgefärbter Skin, aber dennoch nicht viel Unterschied zu einer bereits vorhandenen Klasse. Frech ist es dann, wenn die Entwickler bei Blizzard dieses DLC noch großkotzig als "Geschenk" ankündigen um die Masse zu hypen. Keine Ahnung wo sie leben, aber für Geschenke zahlt man nicht.


    In den nächsten Jahren werden wir uns mit Mikrotransaktionen auseinandersetzen müssen, da das bereits einige Publisher groß angekündigt haben. Vor ein paar Jahren hat man bereits versucht, Mods kostenpflichtig zu machen (Bethesda z.B.). Schmeißt das alles in einen Topf dann wisst ihr was auf uns zukommt. Die wollen einen deutlich größeren Happen aus ihren Käufern pressen und tatsächlich finden sich auch immer genug Leute die mitziehen, die Gier kleinreden und alles ohne vorher zu überlegen bezahlen. Von genau solchen Dummen will der etwas Schlauere profitieren. Man sollte aufpassen was man so fördert, da irgendwann das Zocken ein sehr teures Hobby werden könnte. Es kommen jetzt bereits unfertig Spiele raus (Day1 Patches keine Seltenheit mehr) und in der Entwicklungszeit werden DLCs mit eingeplant. Sprich, du kriegst das was du damals direkt bekommen hast, mittlerweile in DLC's gesplittet. Macht bestimmt Spass sich die Spiele fertig zu kaufen.

  • Das Diablo-Beispiel humpelt nun doch recht stark. Man kann sich sicherlich darüber streiten, ob man nur für eine neue / zusätzliche Klasse, die sich IMO allerdings sehr schön spielt und interessante & gute Fertigkeiten bieten, wirklich 20€ auf zahlen sollte, aber ist das wohl kaum ein Beispiel für das heutige Problem mit Microtransactions. Immerhin weiß man sehr genau, was man bekommt (keine Lootbox ;) ) und all das, was Blizzard in den Jahren zuvor kostenlos in Diablo integriert hat, wird dann auch erstaunlich locker ignoriert / weggelassen, wenn der Preis kritisiert wird (Bei einem Free 2 Play Smartphone Game sind das ggf. nur 30 Extraleben und dann ist der gleiche Betrag weg.). Von der Spielzeit, die manche Leute in das Spiel investiert haben (Und die man auch mit dem neuen Charakter haben wird), noch gar nicht gesprochen. Da mag man verstimmt sein, weil man noch einmal zur Kasse gebeten wird, die Gaming-Welt wäre ganz sicher sehr viel besser aufgestellt, wenn DAS das größte Problem darstellt.


    Ich will dir gar nicht widersprechen, dass es inzwischen einige sehr unschöne Trends gibt und insbesondere ein EA ganz stark auslotet, was das Maximum ist, was man raus pressen kann. Allerdings gab es für Spieler auch noch viel so viel Auswahl, wie heutzutage und auch die Preise gehen nicht unbedingt in die Richtung, dass man mehr zahlen muss. Man schaue sich da doch beispielsweise nur mal die Xbox Live und PSN Sales an. Da sind Spiele, wie Wolfenstein, The Evil Within und Assassin's Creed, die vor 2-4 Wochen erschienen sind 40-50% günstiger zu haben. Gerade in Anbetracht von Preisverfall, Season Pass und GOTY Edition war es noch nie so einfach so viel fürs Geld zu bekommen, wenn man nicht einfach nur blind Day 1 zuschlägt. Zumal das ewige Abkassieren (egal ob es jetzt DLCs oder Lootboxen sind) nicht ewig weitergehen kann. Egal was sich die Publisher alles an fiesen Tricks überlegen die Leute haben deswegen nicht mehr Geld. Da kann sich die Marketingabteilung noch so tolle Szenarien überlegen, dass die Kunden statt 60€ nun 60€ fürs Spiels + 120€ für DLCs ausgeben. Aber das bedeutet für 2 andere Spiele / Entwickler / Publisher ist kein Geld mehr da (und auch keine Zeit, wenn alles auf Langzeit bzw. GaaS ausgelegt wird.). Es gibt kein endloses Wachstum und spätestens wenn eine Sättigung erreicht ist (etwa im Bereich der MOBA-Shooter), dann reicht es nicht die Leute nur mit Lootboxen zu ködern.

  • Trotzdem hättest du vor 17 Jahren für eine ähnliche Geldsumme ein ganzes Addon bekommen, mit drei Klassen, neuen Gebieten, usw *siehe Lord of Destruction. Das ist aus heutiger Sicht nicht mehr realistisch und das finde ich einfach nur schade. Ich erinnere mich noch an eine Zeit, wo es so einen Service sogar kostenlos gab. Zusätzliche Maps und Skins auf den Homepages angeboten wurden, einfach nur als eine Art Fanservice und um die Lebensdauer dieser Spiele zu strecken. Warum es sowas nicht gibt, es ist ja nicht nur die Gier der Publisher Schuld sondern ganz klar eine Angebot-Nachfrage Thematik. Würde kein Schwein bei solchen dreisten Angeboten zuschlagen, gäbe es diese Inhalte sehr wahrscheinlich immer noch kostenlos oder man würde diese gesplitteten DLC Ideen als ein ganzes Addon nochmal anbieten. Du sagst zum Beispiel, dass der Diablo 3 Totenbeschwörer noch okey ist und meinst Blizzard bietet ja auch noch viel kostenlos an. Ich meine Diablo 3 versucht lediglich die übriggebliebenen Fans wie eine Zitrone auszuquetschen, es gibt nämlich einen guten Grund warum D3 kaum noch gespielt wird - das Spiel ist totgepatched, macht keinen Sinn mehr. Kein PvP, kein Handeln, nur diese Portale ansonsten hast du nix zu tun und versucht man für so ein Portal eine Gruppe zu finden - toter Chat, keine Antwort, in den Games joinen und quitten die Leute nur, es entsteht keine Gruppe. Es ist aber okey wenn Jemand noch Spass am Spielen finden kann (vll im Storymodus oder so) und den Preis für angemessen hält. Es ist aber tatsächlich so dass es Blizzard natürlich bei genügend Käufern als Motivation sieht, weiter solche Angebote rauszuhauen. Jeder hat seine eigene Grenze was kostenpflichtige zusätzliche Inhalte angeht, meine fängt schon sehr früh an, nämlich bei den DLCs. Microtransactions sind jetzt sowas wie eine weitere Steigerung davon. Einige Leute kriegen den Hals halt niemals voll.

  • Den Diablo 3 Battlechest bekommt man aktuell übrigens zwischen 12 und 15 Euro. Weiß nicht ob die neue Klasse dabei ist aber das Addon auf jeden Fall.
    Auch Starcraft 1 ist kostenlos, Starcraft 2 immerhin Episode 1 und die 2. und 3. kann man für je 15 Euro (regulärer Preis) dazukaufen. So günstig war Blizzard also noch nie, neben Nintendo und Activision bei Call of Duty waren das ja die einzigen, wo die Spiele ewig sehr teuer bleiben.


    Grundsätzlich können die Lootboxen und DLCs anbieten, wie sie wollen. Große Titel kaufe ich seit Jahren nur als GotY Edition oder ignoriere die DLCs. Wenn die Lootboxen jetzt spielerische Auswirkungen haben wie bei dem Herr der Ringe Mordor Schatten des Krieges Teil wird das Spiel eben komplett ignoriert, ist ja nicht so, dass es nicht für jedes Spiel mind. fünf gleich gute oder bessere Alternativen gibt. Ich bin zum Glück auch wenig markentreu.