US- Wahlen und Aussenpolitik (Thema: Orange is the New Black)

  • Das war nicht mein Punkt, sondern es ging mir darum das wenn selbst jemand so großes(und ich spreche nicht von immunität) einfach mal so ein Bann kassiert, hätte Twitter halt theoretisch die macht politische Propaganda zu betreiben wie es ihnen passt.


    Es geht also nicht darum, dass man seine Position berücksichtigen soll, sondern darum, dass man seine Position berücksichtigen soll? :huh: Das er "einfach mal so" gesperrt wurde geht ja nun sehr an der Realität vorbei. Die monatelange Vorgeschichte wurde bereits erwähnt.


    Was soll überhaupt die Angst, Twitter könnte politische Propaganga betreiben? Was ist denn dann das, was Trump gemacht hat? Möchtest du jetzt behaupten, Trump hätte stets politisch neutrale Tweets geschrieben, die niemals ein verfremdetes Weltbild darstellten oder auch nur ein bisschen Empörung anstichelten? Ich sehe hier kein Argument Twitter etwas unterstellen zu können, denn dazu hätte Trump schon unschuldig sein müssen.

  • Die Unfähigkeit diese Regeln, dieses System, das jeder Chat und jedes Forum hat konsequent umzusetzen, hätte beinahe das Ende der U.S. Demokratie bedeutet und die Gefahr eines Bürgerkriegs mit sich gebracht. Die Idee, dass man Demagogie, Hass, Hetze, Lügen nicht verfolgen und ahnden sollte, rettet Demokratie nicht. Sie erhält Demokratie nicht. Es ist das Toleranz-Paradoxon. Universelle Toleranz führt unweigerlich in den Untergang, zu Tyrannei, Unfreheit und Leid.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Toleranz-Paradoxon

    Wer spricht denn von Toleranz? Es ist eine Sache jemand abzuwürgen, oder ihm entschieden und kritisch entgegen zu treten. Das ist auch kein Allheilmittel, aber besser als sich der gleichen Methoden zu bedienen, die man anderen als moralisch verwerflich auslegt. Woher kommen diese tiefen Gräben in den USA wohl? Dort haben wir seit Ewigkeiten ein gegenseitiges Abwürgen, sich nicht mehr zuhören und vollendete Tatsachen schaffen. Die Leute einfach abzuwürgen bringt doch gar nichts. Diese Leute verschwinden nicht und werden sich neue Kanäle suchen, auf die eine Gesellschaft und insbesondere soziale Medien gar keinen Einfluss mehr haben werden. Das wird zwangsläufig so kommen. Am Ende wird auch Herr Trump nicht nur seinen eigenen TV Sender sondern noch seinen eigenen Kurzmitteilungsdienst aufziehen, mit seinen ganz eigenen Spielregeln.


    Die Leute die ihm folgen sind dann weg. Die erreicht keiner mehr. Ich weiß das es auch mit dem Prinzip von Free Speech schwer ist diesem "Lager" beizukommen, aber einfach nur wegsperren, Mauern bauen, usw. hat noch nie in der Geschichte geholfen irgendwelche Konflikte zu lösen.


    Ich bleibe dabei. Es wäre klüger wenn ein Präsident Biden hier einschreiten und eine Hand ausstrecken würde, um wenigstens die Bereitschaft zu zeigen das eigene Land zu einen. Jeder Graben der zusätzlich aufgerissen wird, ist ein Graben den niemand mehr ohne ein Entgegenkommen so schnell zuschüttet. Das wird man auch mit ein bisschen Reden nicht schaffen, aber letztlich liegt ein feiner Unterschied darin ob man um jeden Funken Hoffnung kämpft, oder ob man das Kind komplett in den Brunnen fallen lässt.

  • Wenn Taten keine Konsequenzen haben, ist das Resultat Leid. Wie diese Konsequenzen aussehen, muss man immer sehen, das ist eine andere Frage aber einfach zu sagen, man soll aufeinander zugehen, man soll nicht reagieren, sondern offen sein und wie die Republikaner meinten Einigkeit beweisen, das funktioniert nicht. Das fängt in der Kindheit an und zieht sich bis in die Politik. Appeasement-Politik nennt sich das, was man hier bei Trump und Konsorten verlangt. Diese Appeasement-Politik kann unter Umständen funktionieren, um ein Klima zu verbessern bspw. wenn man an Themen wie Iran, Kuba oder Nordkorea denkt, setzt aber auch ein Handeln voraus, eine sichtliche Verbesserung des Verhaltens. Die Einsicht, dass etwas falsch gelaufen ist und der Wille Fehler nicht erneut zu begehen. WieAppeasement scheitert, hat der Zweite Weltkrieg deutlich gezeigt und aktue sah man es auch in Nordkorea.


    Die Gräben werden nicht geöffnet, sie sind schon da. Und sie sind da, weil man nicht gehandelt hat und sie werden größer, wenn man weiterhin nichts tut. Das einige was man von einer ausgestreckten Hand hier erhält ist ein Messer in den Leib. Diese Hand kann es nicht geben, solange die Gegner der verfassungsrechtlichen Ordnung nicht tatsächlich besiegt sind. Abraham Lincoln selbst hat es angestoßen, die Versöhnung mit dem Süden. Und was hat diese ausgestreckte Hand letztendlich gebracht? Ein weiteres Jahrhundert der Unterdrückung der Schwarzen und eine kontinuierliche Bedrohung durch den politische Extremisten.


    Hier in Deutschland ist es nicht viel anders nach dem Ende der DDR. Man hat zu wenig aufgeräumt, den alten Filz weitestgehend in Ruhe gelassen und die Aufarbeitung nicht mit konsequenter Verurteilung verknüpft. Das ist ein Grund (nicht der einzige) für die Situation in Ostdeutschland.


    Gräben verschwinden eben nicht, wenn man eine Brücke zu denen baut, die nur darauf warten einem den Knüppel über den Kopf zu ziehen.

  • Wieso müssen es immer diese Extreme sein? Bestes Beispiel ist doch der eiserne Vorhang. Wie viele Jahrzehnte an Diplomatie sind da rein geflossen, ehe die Bemühungen Wirkung gezeigt haben? Gräben sind natürlich da, aber wenn man komplett zumacht, oder die Gräben vergrößert, wird das am Ende noch weniger bewirken, während der Versuch alleine es eben durchaus Wert ist. Keiner erwartet deswegen das Morgen alle Händchen halten. Keiner ist auch so naiv sich um den Friendswillen den anderen den Kopf unter den Knüppel zu halten. Auch wenn es temporär nicht möglich ist den Graben zu schließen, sollte man doch niemals den Dialog oder wenigstens den Versuch einstellen, wenigstens eine Brücke offen zu halten. Die kann schließlich irgendwann den Unterschied machen, wie wir bei der Wiedervereinigung, dem Kuba Konflikt oder eben Russland gesehen haben. Irgendwelche Gegner einer Verfassung wird es immer geben. Die kannst Du niemals komplett ausradieren, egal wie hart Du vorgehst. Wenn das im übrigen das erklärte Ziel sein sollte, wird es ohne Gewalteinsatz nicht funktionieren. Wohin uns dieses Denken, eine Gesellschaft vom Kranken und Schändlichen komplett zu säubern schon oft in der Geschichte gebracht hat, sollte wohl jedem bekannt sein. Zumal es höchst subjektiv ist, überhaupt Menschen in unterschiedliche Gruppen zu spalten. Denn die Coleur ist weitaus breiter und bunter, als nur Demokratien gegen Trumpisten.


    Gerade dies wurde einem Joe Biden auch stets als große Stärke angerechnet: Seine Fähigkeit auch Mehrheiten abseits von Parteigrenzen zu schaffen und untereinander auszusöhnen. Ich hoffe das ihm dies in seiner Amtszeit gelingen wird, und auch wenn nicht jeder Graben geschlossen wird, hoffe ich das er Amerika wieder ein Stück mehr einen wird als sein Vorgänger das getan hat.


    Aber ich denke wir drehen uns hier im Kreis. Von meiner Seite ist jedenfalls alles dazu gesagt.

  • Es geht hier nicht darum den Dialog einzustellen. Das tut man derzeit in Washington auch nicht. Es geht um Verantwortung und um Konsequenzen. Es geht nicht um die Verfolgung von Konservativen, sondern um einzelne Konservative inklusive dem Präsidenten und tendenzielle oder ganz reale terroristische Organisationen. Wer gestern die Reden gehört hat, hat dort viele verschiedene Stimmen wahrgenommen under den Republikaner. Man mag mit ihnen nicht übereinstimmen aber die meisten sind keine bösen Menschen. Dann gibt es allerdings Abgeordnete, deren Äußerungen einen ein Schaudern durch Mark und Bein gehen lässt. Zu nennen sind da vor allem Matt Gaetz, Lauren Boebert und Marjorie Taylor Greene, nicht nur falsche Behauptungen und Lügen, sondern angsteinflößendes Gebrüll. Das sind die Probleme der amerikanischen Politik und das sind die Menschen mit denen man nicht reden kann. Wir haben erlebt, dass man den Versuch gewagt hat, eine Wahl faktisch für ungültig zu erklären und die Demokratie damit abzuschaffen. Es gibt Bedrohungen von gewählten Repräsentanten, den Versuch sie zu ermorden, die Planung sie zu entführen und die Rhetorik, die dem Ganzen zu Grunde liegt, die Untätigkeit etwas dagegen zu unternehmen. Stattdessen sind da Menschen wie Lauren Boebert, die selbst mit einer Waffe ins Kapitol gehen wollen und die Sicherheitsmaßnahmen wie derzeit unterlaufen und ablehnen, Politiker mit Verbindungen in das Extreme Milieu, Politiker die dieses Milieu heranzüchten, nähren und letztendlich auch benutzen. Wir sprechen nicht von einer Uneinigkeit darin, ob die Rente um 0.5 oder 1 Prozent steigen soll, wieviele Tage Urlaub besser sind, ob eine Autobahn gebaut werden soll oder nicht.


    Edit:
    Da ich Greene erwähnte, hier mal ein.. interessant möchte ich es nicht nennen, viel mehr ein erschreckender Artikel über das, womit man es in den USA zutun hat https://www.washingtonpost.com…eene-georgia/?arc404=true

  • Ich finde das vorgehen von Social Media höchst kritikwürdig. Ich kann da den Film The Social Dilemma auf Netflix nur wärmstens empfehlen. Egal ob Twitter, Instagram, Youtube, Facebook oder sonst etwas. Diese Plattformen leben davon, dass wir mehr Zeit damit verbringen. Ein Mechanismus die Interaktionsdauer zu stärken ist der politische Extremismus.
    Wenn eine Mutter in einer Facebook-Gruppe für organische Babynahrung ist, werden ihr als nächstes Anti-Impfungsgruppen vorgeschlagen, weil das laut Algorhytmin die Gruppen sind, die für eine stärkere Verweildauer auf Facebook sorgen. Danach kommt dann Chemtrails... und so sorgen die Algorhytmen dafür, dass die Leute noch mehr in diese Rabbitholes reinfallen. Von daher sorgen sie allesamt für mehr Fake-News und Radikalisierung. Das wird seit Jahren bewusst in Kauf genommen, wei man weiß, dass es die Nutzungsdauer radikal erhöht. Die jetzigen Gegenmaßnahmen auf Social Media sind der Versuch eben dieser Netzwerke richtiger und notwendiger Regulierung der Politik vorzugreifen, aus Angst, dass es ihnen sonst mehr an die Gurgel geht. Sonst ist man eigentlich ganz froh über all den Dreck auf der eigenen Plattform. Nicht weil man es inhatlich unterstützt, sondern weil es profitabel ist. Trump zu sperren ist der gleiche Opportunismus den auch die Republikaner, die sich jetzt gegen Trump stellen an den Tag legen. Mehr nicht.


    Ich finde es gibt gute Gründe dafür im Sinne der Wehrhaftigkeit der Demokratrie einzuschreiten und es gibt auch welche es nicht zu tun, weil Twitter kein Plattform wie ein Forum ist, die sozialen Medien sind so stark, dass sie schon systemrelevant sind und Einschränkungen sind da auch schon sehr folgenreiche Einschritte in die öffentliche Meinungsbildung. Von daher finde ich es dann schwer zu verteidigen Trump zu sperren, wenn man sonst so gut und vor allem gerne davon profitiert.

    WieAppeasement scheitert, hat der Zweite Weltkrieg deutlich gezeigt und aktue sah man es auch in Nordkorea.

    Nordkorea ist finde ich ein Beispiel dafür wie Appeasement-Politik dringend notwendig ist. Dazu kann ich auch die zweiteilige Arte-Doku "Korea - Für immer geteilt" anschauen. Südkorea hat über Jahre hinweg mühsam mit der Sonnenschein-Politik darum gekämpft, dass die Länder sich weiter annähern. Die Politik zwischen den beiden Korea-Staaten wurde gerade in den 2000ern durch Außeneinflüsse sehr stark gestört. Als Bush Nordkorea zur Achse des Bösen hinzuzählte sind auch viele diplomatische Fäden gerissen. Was aber Jahre hinweg wieder eingebaut wurde.


    Das die Führungsebene Nordkoreas alle wegen erheblichen und massenhaften Verbrechen gegen die Menschenrechte vor ein Gericht gehören ist klar. Nur das weiß die Führungsebene auch selbst. Ein Kim Jong Un will weder wie die ehemalige DDR-Spitze nach einem schlaghaften Zerfall des Staats von Innen ins Exil flüchten oder gar vor solch einem Gericht landen. Weiterhin sieht er auch den Zerfall der Sowjetunion und ihre Politik von Glasnost und Perestroika, die ebenfalls nicht funktioniert hat. Von daher gibt es kein Modell was der Führung Nordkoreas verspricht, dass eine Öffnung möglich ist ohne dass es ihnen an den Kragen geht. Mit Gewalt von außen bekommt man sie so einfach nicht weg, vor allem bei einer Atommacht. Von daher ist Appeasement Politik in dem Fall eine schlechte Lösung aber eigentlich die einzige bzw. dennoch am wenigsten schlechteste.