The Rewinder [SD] (5h)
Letztes Wochenende habe ich mich wieder einem kleinen Experiment auf meinem Steamdeck gewidmet: Auf The Rewinder bin ich völlig zufällig gestoßen, als ich alle Spiele, die dem Puzzle-Genre zugeordnet werden, nicht nach „Relevanz“ etc. sortiert habe, sondern einfach nach „bestbewertet“. Hier liegt The Rewinder mit 97% positiven Bewertungen ganz weit oben. Stilistisch hat mich The Rewinder mit seiner Pixel-Optik direkt angesprochen und als ich dann auch noch las, dass es ein chinesisches Folklore-Setting hat, war es schnell um mich geschehen. 1-2 Wochen später folgte auch schon der erste Sale und so wanderte das Spiel dann in meine Sammlung und praktisch direkt aufs Steamdeck
The Rewinder ist ein Puzzle-Adventure von dem chinesischen Indie-Entwickler Misty Mountain Studio, welches im Herbst 2021 zunächst exklusiv für PC erschien; ein Switch-Port ist aber in Arbeit und soll in diesem Jahr erscheinen (vermutlich sogar recht bald, angekündigt war wohl „early 2023“). Wir schlüpfen in die Rolle des sogenannten ‚Rewinders‘ Yun – dem letzten seiner Art –, der über die Fähigkeit verfügt, in die Erinnerungswelt von Geistern und verirrten Seelen einzutauchen und über das Zurückdrehen der Zeit die Vergangenheit und somit auch die Gegenwart zu ändern. Seine nächste Mission erwartet ihn in dem inzwischen völlig verfallenen Dorf Reed River Village, in dem sich vor sieben Jahren eine Katastrophe abspielte. Yuns Aufgabe ist es nun, diese Geschehnisse nachzuvollziehen und die verstörten Geister der Toten zu erlösen.
Eigentlich bin ich auf das Spiel natürlich vor allem wegen des Puzzle-Aspekts aufmerksam geworden, doch auch die Story kann sich durchaus sehen lassen und hat mich mit einigen interessanten Twists überrascht. Je nachdem wie genau man spezifische Ereignisse beeinflusst, hat man auch einen gewissen Einfluss auf Verlauf und Ende des Geschehens. Hier habe ich also deutlich mehr bekommen, als ich mir eigentlich von dem Spiel erwartet hätte. Auch das chinesische Setting war wirklich interessant und wartet mit einigen skurrilen Designs auf, die mir sehr gut gefallen haben und direkt Lust auf mehr gemacht haben. Tatsächlich driftet The Rewinder in dieser Hinsicht immer ein bisschen ins Gruselige und Düstere ab, auch das gefiel mir sehr.
Auch als Puzzle-Fan kommt man nicht zu kurz: The Rewinder bietet ganz verschiedene Puzzles, viele davon sind auch einzigartig (kommen in dieser Weise also nur einmal vor). Ein sich wiederholendes Puzzle ist wiederum das Erkunden und Verändern der Erinnerungen der verirrten Seelen, denen Yun im Rahmen seiner Mission begegnet. Ansonsten geht es auch viel um Erkundung: Wer sich nicht genau umsieht, übersieht wichtige Hinweise oder Gegenstände und kommt beim nächsten Rätsel gegebenenfalls nicht weiter. Es lohnt sich also, alles immer ganz genau zu untersuchen und jeden Schnipsel Papier zu lesen. The Rewinder bietet außerdem ein sehr umfangreiches ‚Log-Buch‘, in dem alle möglichen Informationen – auch Trivia – festgehalten werden. Zum Nachlesen gefiel mir das sehr gut. The Rewinder bietet im Übrigen auch optionale Collectables – ein Set an Blumen –, von denen ich aber trotz aller Mühe ziemlich viele verpasst habe (fast die Hälfte ^^‘). Wenn es einem gelingt, alle Blumen einzusammeln, schaltet sich offenbar noch eine Art „Extra-Kapitel“ frei – das ist mir nur aufgefallen, da ich nach den Credits mal in die Steam-Errungenschaften geschaut habe. Ich habe lange mit mir gehadert, ob ich die restlichen Blumen jetzt noch suche, aber das Problem ist hier einfach: Ich spiele sehr ungerne nach Guide und ich schätze, es würde mich nochmal 30-60 Minuten kosten, alle Blumen einzusammeln. Ich weiß nicht, ob ich das für zusätzliche 60 Minuten Spielzeit in Kauf nehmen möchte (zumindest gehe ich nicht davon aus, dass das Zusatzkapitel wesentlich länger ist). Das werde ich mir nochmal überlegen, aber die aktuelle Tendenz ist eher ‚nein‘, auch wenn ich es sonst gerne gespielt hätte.
Trotz dieses kleinen Ärgernisses zum Schluss hat mich The Rewinder sehr gut unterhalten und ich habe es auch sehr schnell – innerhalb von einem Wochenende bzw. 3 ‚Sessions‘ – verschlungen. Setting, Story und Puzzle-Design sind alle einen Blick wert, insofern hoffe ich, dass das Spiel durch den Switch-Port noch ein paar Interessenten gewinnen kann, vielleicht auch hier im Forum
Letters – a written adventure [SD] (2,5h)
Und ein weiterer Spontankauf im Steam-Sale, den ich am selben Abend gekauft und beendet habe: Letters – a written adventure hatte ich schon eine ganze Weile auf dem Schirm, da mich die Art des Storytellings direkt im ersten Trailer angesprochen hatte. Ich glaube, ich war darauf mal ganz zufällig im Nintendo eShop gestoßen und hatte es dann nach dem Kauf des Steamdecks auch hier auf die Wunschliste gepackt. Und da der Preis auf Steam (mal wieder) ansprechender war, fiel dann die Wahl darauf.
Letters – a written adventure ist ein kleines Puzzle-Adventure, das von dem schweizerischen Indie-Entwickler 5am Games entwickelt wurde und vor ca. einem Jahr, im Februar 2022, für PC und Nintendo Switch erschienen ist. Wir begleiten das junge Mädchen Sarah von der Grundschule bis zum Erwachsenenalter, mitsamt allen Herausforderungen, die das Leben mit sich bringt. Die Besonderheit ist hier die Art der Erzählung: Wir vollziehen ihr Leben anhand geschriebener Dokumente (z.B. den Briefen an ihre Brieffreundin) oder Chat-Verläufe nach und lernen so auch die Menschen kennen, die Sarah auf ihrem Weg begleiten: ihre Eltern, ihre Schwester, ihre Brieffreundin, ihre Schulfreunde usw. Dabei lesen wir die Texte aber nicht nur, sondern interagieren auch aktiv mit ihnen und treffen Entscheidungen: Als winzige Figur rennen wir über die Zeilen, springen zwischen ihnen hin und her, müssen zum Teil einen Weg an Sarahs (sehr lebendigen) Zeichnungen vorbei finden und suchen zu diesem Zweck nach passenden Wörtern, die wir zum Beispiel mit einer Illustration interagieren lassen können (z.B. einen Luftballon zum Platzen bringen). Insofern ist Letters auch ein kleines Puzzle-Game, das vor allem mit Wortspielen operiert, dabei aber nie frustrierend ist und einem auf Wunsch schnell Hilfestellung leistet. Englisch sollte man allerdings sicher beherrschen, sonst machen die Wortspiele sicherlich Probleme.
Letters ist ein sehr kurzweiliges und entspannendes Erlebnis für einen Abend oder Nachmittag, das zwar keine weltbewegende Geschichte erzählt und auch kein weltbewegendes Gameplay bietet, für sich genommen aber einfach Spaß macht. Für das, was es ist, hat es auch eine sehr angenehme Länge und die Entwickler hatten ein paar nette Ideen, die in der Praxis sehr launig und gut umgesetzt sind.