High on Life
Der Kritiker-Flop (wobei, so schlimm sind die professionellen Reviews nicht einmal) der zum Publikumsliebling wurde. Rekord-Downloads im Game Pass und wirklich beachtliche User-Reviews auf Steam (glaube mittlerweile über 4000). Wem kann man denn nun glauben? Ich denke, es kommt ganz drauf an ob man auf Oldschool-Shooter steht und den Humor von Justin Roiland mag. Wer Rick and Morty mag, der wird bei dem Spiel wohl dauerhaft über alles mögliche lachen und seine Freude haben. Wer darauf nicht steht, also auf Toiletten-Humor, der wird vermutlich nicht über das Tutorial hinauskommen.
High on Life revolutioniert nichts und das ist gut so. Der Humor von Justin Roiland war schon immer mein Ding und es war schön, einmal keine politischen Botschaften um die Ohren geworfen zu bekommen. High on Life ist ein absolutes Feel-Good Spiel und ich hatte rund 10 Stunden hier ne menge Spaß. Darüber hinaus verbirgt sich hier auch noch ein absolut solider First Person Shooter. Ungefähr wie Doom nur auf LSD und nicht so schnell. Aber ja, die Mechaniken funktionieren größtenteils wie aus einem Guss. Das Gameplay wird, trotz der Gimmick-Waffen, nie zu einem Gimmick-Overkill. Nach anfänglichen Problemen hielt sich auch die Motion Sickness stark in Grenzen.
Es gibt aber durchaus auch ne menge Kritikpunkte. Das Spiel ist trotz mehrfacher Patches immer noch übersät mit kleineren Bugs. Sämtliche Gamebreaking-Glitches wurden eliminiert, gegen Ende, kurz vor der zweiten Phase des letzten Boss, ist aber dennoch ein fieser Bug drin, wo man anschließend den letzten Checkpoint nochmal neu starten muss, der allerdings genau da stattfindet, wo man vor dem erneuten Laden aufgehört hatte.
Auf Series S soll es glaube ich mit 60 FPS laufen, aber wirklich erreicht wird die Framerate eher selten. Es ruckelt und zuckelt gerne mal was auf ein bescheidenes Frame Pacing schließen lässt. Man könnte sagen, es ist die typische Unreal-Performance auf Konsole, die man aus den Generationen zuvor kennt. Aber auch da war jetzt nichts bei, was den Spielspaß einschränken könnte. Aber es könnte natürlich von nem Performance-Boost profitieren.
Etwas, was mich sehr genervt hat und was auch ein Trend bei vielen anderen modernen Singleplayer-Titeln ist (darunter auch Sony-Titel wie God of War oder The Last of Us: Part II ) die zum erkunden der Umgebung einladen: Nach 5 Sekunden wirst du, in diesem Fall hier von den Gatlians, den sprechenden Waffen, aufgefordert endlich weiter zu gehen um deinen Main Objectives zu folgen. Ich wünschte, mir würde kein Gefährte mehr so etwas sagen. Obwohl man nichts zu befürchten hat, lässt man sich natürlich schon irgendwie davon beeinflussen. High on Life geht sogar mit der Bevormundung etwas weiter und die Gatlians fragen dich konstant, warum du ihre einzigartigen Fähigkeiten nicht benutzt. Auch hier möchte ich als Spieler gerne einfach so spielen, wie ich möchte. Man mag es kaum glauben aber man lässt sich wirklich durch so etwas beeinflussen, ohne es zu merken und benutzt auf einmal diese Specialfeatures der Waffen.
Ansonsten gibt es gar nicht mehr viel zu schreiben. High on Life hat seine Problemchen, aber anders als zum Beispiel bei Scorn oder A Plague Tale waren das keine zu großen Einschnitte im Spielspaß. Es ist ein abgedrehtes, schmutziges Spiel voller Fäkalhumor den man mögen muss. Da mehr oder weniger schon ein Sequel geteasert wurde, lege ich meine Hoffnungen in Squanch Games, dem Studio von Justin Roiland, dass man sich nun kontinuierlich steigern wird. Und ein wenig erinnerte mich die ganze Aufmachung an ein altes Spiel von Rare. Es ist bunt, der Humor speziell und der Fokus liegt klar auf Spielspaß ohne irgendwelche Verkomplizierungen. Das ist ne Formel, mit der man einiges anstellen kann. Insofern, ein echt schöner Titel zum Jahresende: 7,5/10 Punkte.